RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#76 von Djian , 11.10.2020 18:50

Moin,

sehr interssanter Faden, ich habe ihn mir eben in Gänze durchgelesen.

Hier meine Meinug dazu: es wurde von Suchtverhalten gechrieben ... mit einem Augenzwinkern. "Solange man sich das leisten kann ist doch alles in Ordnung". Nun, es gibt auch Leute, die schütten sich täglich 'ne Flasche Whiskey für 150,-€ rein. Die können sich das auch leisten, ohne auf irgend etwas anderes verzichten zu müssen. Sind im klinischen Sinne trotzdem Alkoholiker. Ergo Suchtverhalten.

Und wenn man feststellt, "schon wieder zu viel gekauft", hört sich das für mich ähnlich an wie "schon wieder zu viel getrunken". Könnte man durchaus als Suchtverhalten durchgehen lassen, oder? Suchtverhalten ist sicher die Kombination aus "schon wieder" und "zu viel". Der Suchtgegenstand ist austauschbar. Wenn man das selbst feststellt, kann man schon mal von einem Problembewusstsein sprechen, denn mit "schon wieder" und "zu viel" tut man kund, dass einem die Sachen, nun, zumindest hin und wieder ein wenig aus dem Ruder gelaufen ist. Es muss nicht zwingend ein gesundheitlicher oder wirtschaftlicher Schaden entstanden sein oder drohen, sondern es handelt sich lediglich eine Form von Kontrollverlust. Durch das "schon wieder" und "zu viel" trifft man ja quasi schon die Feststellung, dass es trotz Allem für einen selbst nicht so völlig in Ordnung ist. Völlig in Ordnung ist es dann (zumindest für einen selbst, andere können dennoch ein Suchtverhalten identifizieren), wenn es kein "schon wieder" und "zu viel" gibt.

Damit will ich allerdings niemadem vom Kauf abhalten. Wir sind Protagonisten eines "grauen Hobbies", also alt genug und stellen mit unserem Suchtverhalten keine Gefahr für Dritte dar. Wenn ihr an eurem Verhalten in Bezug auf das Hobby keinen Spaß mehr empfindet, dann könnt ihr euer Verhalten dergestalt ändern, dass ihr wieder Spaß und vor allem langanhaltende Erfüllung und Freude daran findet; ihr habt die Wahl. Das geht im Gegensatz zu anderen Süchten bei der MoBa leichter, weil sie nicht körperlich abhängig macht. Oder fängt jemand der nichts mehr kaufen möchte in Sichtweite eines MoBa-Geschäfts das Zittern an? Dann müsste man sich ernsthaft Sorgen machen

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#77 von Hasso , 11.10.2020 21:33

Sehr interessanter Thread... alles genau durchgelesen.
Habe früher (vor 30 Jahren) auch oft "viel zu viel" gekauft... aber seit einigen Jahren übe ich mich nur noch in "cleverer Selbstbeschränkung" und erfreue mich vor allem an dem was ich schon habe.
Der Alptraum für die einmaligen "800-Euro-Sonderserien" der Hersteller. Obwohl meine schöne Rente noch viel Moba-Gerödel kaufen könnte ops:

Wenn sich meine Ansicht (mental oder schlicht biologisch) durchsetzt, können manche Hersteller schnell zusperren.
Deshalb interessieren mich die Geschäftszahlen der Moba-Firmen.

Mein ganzer Moba-Kram hat neu rund 16000 Euro (aber in 50 Jahren) gekostet und macht mir bis heute sehr viel Spaß
Viele "Sammlerstücke" sind dabei... und mein priv. Digital-Umbauer hat auch viel finanziellen Spaß gehabt

Aber ist es nicht etwas "peinlich", wenn die Erben für Opas tolle Anlage nur rund 15%, also mit Glück ca. 2400 Euro bekommen werden?
("Gut dass der Alte noch andere Sachen hinterlassen hat... die olle Moba war leider nur eine Bahnsteigkarte" ops:)
Meine Erben habe ich schon zart drauf vorbereitet... damit die nicht zu lange Nasen bekommen....
Die guten Moba-Zeiten sind leider Vergangenheit.., egal wie viele Sonderserien für kaufwütige Oldie es noch gibt.
Hasso


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#78 von Carl999 , 12.10.2020 00:24

Zitat von im Beitrag Schon wieder viel zu viel gekauft...

Aber ist es nicht etwas "peinlich", wenn die Erben für Opas tolle Anlage nur rund 15%, also mit Glück ca. 2400 Euro bekommen werden?

Hasso




Ähnliches ist mir mit meiner (wie ich seinerzeit irrtümlich glaubte) relativ teuren Briefmarkensammlung ergangen, welche laut "Michel" (dem "Koll" der Briefmarken ) damals in den Siebzigern einen Wert von über 10.000 DM hatte, na ja, laut "Michel" haben sollte!
Nachdem mich ein bekannter Sammler und Händler darüber aufgeklärt hatte, das sich zwar die Händlerpreise am "Michel" orientieren, "Michel-Listungen" aber für Sammler bzw. Wiederverkäufer genau so wertlos sind wie die gelisteten Marken!

Der Vollständigkeit halber: Genau 300 DM hatte ich damals für meine Sammlung bekommen, welche ich auch als Wertranlage gesehen, und deshalb ruhigen Gewissens mit vielen DM-Scheinchen regelmäßig vergrößert hatte.

Man sagt ja die einzig sichere Wert-Anlage sei Gold, was aber wiederum als Hobby untauglich und sehr langweilig ist, außerdem ist bekanntlich nicht alles Gold was glänzt und darum kaufe ich mir lieber ein paar Wägelchen oder auch eine Lok mehr (als ich vielleicht tatsächlich brauche), als Tausende für wertlose Papierschnippsel auszugeben:


Gruß Carl


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#79 von Francesco , 12.10.2020 09:14

Hallo,

frage nie, was Deine Modellbahn wert ist. Frage nur, was sie Dir wert ist.

Gruß

Francesco


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#80 von schweijkjosef ( gelöscht ) , 12.10.2020 10:10

Besser für die Modellbahn verbraten, als das Geld für Urlaub , Reisen , "Fressengehen" oder teure Autos verpulvert: Das alles löst sich nämlich materiell nach Nutzung in Nichts auf, für die Moba gibt's immer noch was und man muß ja als Erbe etwas Geduld haben und nicht so dumm sein, die Sachen an einen der zahlreichen Börsenhaie zu verschleudern, die den Kleinanzeigenteil unter "Suche/ Ankauf" in der verbliebenen "Fach"presse beherrschen... !


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#81 von supermoee , 12.10.2020 10:48

Zitat von Gast im Beitrag Schon wieder viel zu viel gekauft...

Besser für die Modellbahn verbraten, als das Geld für Urlaub , Reisen , "Fressengehen" oder teure Autos verpulvert: Das alles löst sich nämlich materiell nach Nutzung in Nichts auf,



Hallo,

das ist deine ganz persönliche Ansicht und muss nicht für andere gelten. Immaterielle "Aktivitäten" können auch sehr viel wert sein, z.B. für die Psyche und das Gemüt. Und von wegen teure Autos. Es gibt Autos, die ihren Wert sehr stark steigern können. Von wegen sich in Nichts auflösen.

Gruss

Stephan


Der Trend geht deutlich zur Zweitanlage hin.


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#82 von hu.ms , 12.10.2020 11:10

Zitat von im Beitrag Schon wieder viel zu viel gekauft...

Es gibt Autos, die ihren Wert sehr stark steigern können. Von wegen sich in Nichts auflösen.
Gruss
Stephan

Jo, habe mit meinem bruder eine "pagode" = 280SL, Bj.70. Wert hat sich die letzten 20 jahre verdoppelt.

Wertverlauf von Moba hatten wir bestimmt schon 100 mal. Meist sind die einschätzungen weit über den erzielbaren erlös.
Da müsste man schon jedes einzelne fahrzeug im dezember in die bucht stellen. Den aufwand treibt kaum ein "erbe".

Ich komme beim thema klar zu dem ergebnis: Wenn man freude daran hat passt es doch.

Hubert


Mein anlagenneubau: https://stummiforum.de/viewtopic.php?f=15&t=140152
Meine fahrzeugverbesserungen: https://stummiforum.de/viewtopic.php?f=27&t=132888

Fahre moba und ID.3 mit selbst produzierten PV-strom.


 
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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#83 von UnterdenEichen101 , 12.10.2020 14:13

Zitat von Gast im Beitrag Schon wieder viel zu viel gekauft...

... für die Moba gibt's immer noch was und man muß ja als Erbe etwas Geduld haben und nicht so dumm sein, die Sachen an einen der zahlreichen Börsenhaie zu verschleudern, die den Kleinanzeigenteil unter "Suche/ Ankauf" in der verbliebenen "Fach"presse beherrschen... !



Schon mal darüber nachgedacht, dass es nichts mit Dummheit zu tun hat, wenn man keine Lust oder keine Zeit hat, sich mit dem Auflösen einer Sammlung zu befassen? Das ist nämlich eine Menge Arbeit und erfordert Fachkenntnis, wenn man es richtig machen will, aber das wird gern ausgeblendet.

Kopfschüttelnde Grüße
Jens


Beste Grüße
Jens


Das Ei des Peltzer:

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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#84 von Analogbahner , 12.10.2020 16:46

Das gilt auch für andere Sammlungen und sogenannte "Wertanlagen": meine analoge Kamera, die mal ca. 2000 DM gekostet hatte, sah ich kürzlich für 200 Euro im Provisionsverkauf. Man kann die Zukunft und was wertvoll wird, selten vorhersehen und aufs falsche Pferd setzen. Da es aber ein Gebrauchsgegenstand war, habe ich den Preis nicht bereut. Nur gutes Werkzeug ist gutes Werkzeug...

Andererseits habe ich komplette "Fix- und Foxi"-Jahrgänge, "Mickey-Mouse", "Wastl", "Blueberry", "Lucky Luke", "Nick, der Weltraumfahrer" und Superhelden-Comics in der Mülltonne entsorgt, als ich glaubte, meine Kindheit sei vorbei. Heute hätten diese einen Wert von einigen tausend Euro...


Gruß Analogbahner


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#85 von schweijkjosef ( gelöscht ) , 12.10.2020 19:08

Hallo,
leider hört man immer wieder in Modellbahnerkreisen, dass eben Erben und Witwen von derartigen Börsenhaien "über den Tisch gezogen wurden"- sie haben ein ähnliches Image wie Versicherungsvertreter ..... Am besten, man hat irgendeinen Bekannten, der auch Mobahner ist , der das Zeug sachkundig nacheinander verkauft und am Veräußerungsgewinn beteiligt wird.....

Ich ging vom Wertverlust von Alltagsautos aus, "Ford POpel" und so. Klar, ein Daimler SL ist schon was, aber da muß man auch Fachkenntnisse haben. Da gibt es ja für viele Edelmarken Fanclubs, wie z.B. Porsche und Daimler etc. Mein Onkel fuhr 1965 einen roten 250 SL Pagode mit... einem damals neuen "Auto-Kassettenrekorder". Und meine Mutter später einen 350 SL und einen 380 SL 107. Kenne mich auch damit ein bißchen aus. Und: Klar ! - der mentale und ideelle Wert von Hobbys ist entscheidend wichtig und muß auch bezahlt werden - aber er ist eben keine Geldanlage , sondern Balsam für die Seele.......


schweijkjosef

RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#86 von Djian , 12.10.2020 20:47

Moin schwejkjosef,

da sagst du etwas wahres: man muss Sachkenntniss haben. Die hat aber nicht unbedingt jeder in dem gerade benötigten Gebiet. Und es ist auch nicht immer einer greifbar, der die hat. Also werden die Sachen mitunter billiger weggegeben, als es sein könnte. Aber das weißt du als Laie nicht unbedingt. Und ganz ehrlich, dass ist dir dann auch relativ egal. Bei Modellbahnen und Autos kenne ich die Preise, bei Kaffeevollautomaten, Schmuck, Ü-Eier-Figuren und was man sonst noch alles so sammeln kann nicht.
Und es kommt sicher nicht selten vor, dass das Haus in dem die MoBa steht verkauft werden soll oder ist und bereits geräumt werden soll. Dann geht die Mobasammlung eben für 2.000 statt 10.000 weg wenn ich für das Haus gerade 400.000 bekomme.
Ich denke, ich kann von meinen Nachkommen nicht verlangen, dass sie, wo sie doch meine Sucht jahrelang ertragen haben, ihre Freizeit opfern nur um einen möglichst hohen Erlös zu erzielen. Wenn mich etwas nicht interessiert, dann ist es mir egal ob ich 8.000€ liegen lassen. Mir ist es wichtiger meine Freizeit so zu gestalten wie ich es möchte und nicht Abende vor Ebay und Nachmittage am Postschalter zu verbringen. Das iwäre mir der Wert der Modellbahn (wenn ich mich nicht dafür interessierte) nicht wert, um es mal so auszudrücken. Und wenn, um mal wieder beim Ausgangsthema zu bleiben "schon wieder", also zum zigfach wiederholten Male, wieder "viel zu viel" gekauft wurde, kommen da echt Massen zusammen. Dass sich dann manch einer einfach nur einen breiten Besen wünscht, wundert mich da nicht.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#87 von Analogbahner , 12.10.2020 21:26

„Richtig wertvoll“ sind aber auch nur Sammlerstücke, das heißt, unbespielte, gepflegte Raritäten. Wenn der Besitzer seine Anlage 40 Jahre lang auch genutzt hat, ist so ein Konvolut eben nicht mehr „originalverpackt“. Das meiste davon ist alt, analog oder schon etwas angedetscht, gealtert oder aus der Mode. Wenn aber jemand seine Modelle nur zum Sammeln sammelt und in klimatisierten Staubfreiräumen stapelt, so könnte er ja zu Lebzeiten dafür sorgen, dass seine Schätze in gute Hände kommen - denn er selbst kann nichts mitnehmen; deshalb ist der Begriff „Wertanlage“ etwas skurril. Ich kenne nämlich keinen einzigen Modellbahner, der seine - gewiss wertvolle - Sammlung mal verkauft hat, um sich die Rente aufzubessern oder um eine Weltreise zu machen. Nur in Ausnahme- und Notfällen trennt sich ein Sammler von seiner Sammlung - und dadurch gerät er fast immer in Zugzwang und muss den Preis nehmen, den er kriegt. Unterm Strich bleibt alles immer beim Erben hängen.
Außerdem ist eine „Sammlung“ u.a. definiert als eine Sammlung ( ) von Modellen, die gewiss in ihrer Lückenlosigkeit einen Wert besitzt, etwa wenn jemand alle Modelltypen von Lok xy oder alle Premium-Modelle der Marke z sammelt. Dadurch besteht der Wert aber in ihrer Gesamtheit - und lässt sich später nur komplett verkaufen, was aber viele Interessenten abschreckt. Ergo wird die Sammlung zerrissen und verstreut, was ihren ursprünglichen Zweck und Wert zunichte macht.


Gruß Analogbahner


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#88 von Djian , 13.10.2020 06:48

Moin,

vielleicht müssen wir uns auch hin und wieder mal vor Augen führen, dass das, was wir ein Leben lang gehortet haben unsere Nachfahren nicht die Bohne interessiert, und sie es einfach nur schnell vom Hof haben wollen, um den Raum mit Dingen füllen zu können, die ihren eigenen Bedürfnissen entspricht. Was für den Einen einen Wert darstellt, kann für den anderen eine empfindliche Störung bedeuten. Hier wird immer wieder betont, dass nicht der materielle Wert entscheidend ist, sondern der individuelle. Da sollte man im Umkehrschluss auch akzeptieren, dass es für den Uninteressierten überhaupt keinen Wert darstellt. Der wird sich freuen, wenn er von einem "Börsenhai" noch 1800,-€ bekommt. Der holt das Zeug auch noch ab. Allemal besser als selbst zum Wertstoffhof zu fahren und für die Entsorgung noch zu bezahlen. Das mag für einige verstörend wirken, doch ich versuche die Problematik der Sammlungsauflösung einfach nur durch die Brille eines überhaupt nicht modellbahnaffinen Menschen zu sehen, der den Platz, den eine (umfangreiche) Sammlung eben benötigt, gerne andersweitig zu Verfügung hätte. Ist ja nicht mehr so wie früher: ein Karton mit Gleisen, einer mit Rollmaterial und ab auf den Speicher, sondern bei den Mengen, die ja auch dem Modellbahnfreund als "schon wieder zu viel" auffallen, ist der Speicher voll ... der Keller womöglich auch.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#89 von Badaboba , 13.10.2020 09:55

Zitat von im Beitrag Schon wieder viel zu viel gekauft...

Oder fängt jemand der nichts mehr kaufen möchte in Sichtweite eines MoBa-Geschäfts das Zittern an? Dann müsste man sich ernsthaft Sorgen machen



Hört sich spaßig an, ist es für manche Menschen aber nicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaufzwang

Ein Vorschlag kam ja schon weiter oben von mir: Für jede "Neuheit" muss eine "Altheit" gehen. Da lernt man sehr schnell den Wert des Vorhandenen schätzen.
Oder: Schlicht den physischen Raum für die Sammlung beschränken. Ich habe da ein paar alte Kommoden, da muss meine mittlerweile bescheidene Sammlung inkl. OVP reinpassen.
Vorteil: Wenn Betrieb genmacht wird, hat man trotzdem noch den Platz für die OVP und die Sammler unter uns wissen, wie wichtig die OVP ist...

Hintergrund: 2007 zog ich um und brauchte in einem kleineren Haus Platz für meine Sammlung. Das ging nicht ohne Schnitt mit klarer Definition des Sammlungsschwerpunkts. Der Großteil wurde via ebay verkauft - immer noch ein guter, aber arbeitsintensiver Weg, um eine Sammlung oder Teile zu veräußern. Das hat aber definitiv keinen Spaß gemacht! Seither überlege ich schon, was ich "brauche".
Und wenn einem die Lebenszeit wichtiger ist, sind die sog. "Börsenhaie" eine gute Adresse: 25 - 30 Prozent sind bei einem seriösen Börsenhändler drin, in der Bucht liegt man bei ca. 60 Prozent des Neupreises (Neuware). Man hat aber richtig Arbeit.


Liebe Grüße
Volker

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https://www.fremo-net.eu/home/modulsyste...-europa/h0-puko


 
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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#90 von Der Dampfer , 13.10.2020 13:02

Hallo Stummis

Ein sehr interessanter Faden, den ich mir vor meiner Zuschrift fast vollständig durchgelesen habe.
Das angesprochene Problem sich türmenden Rollmaterials habe ich ebenfalls seit einiger Zeit in meinem Kopf.
Bei mir haben sich im Laufe der Jahrzehnte allerdings schon ca .150 Loks und etwa 1000 Wagen angesammelt.

Warum?
Nun ein Grund der hier noch so gut wie gar nicht genannt wurde ist der technische Fortschritt.
Wenn ich vor Jahren noch mit offenen Güterwagen zufrieden war ,bei denen es innen nicht als glatte Wände gab, wurden nach und nach nun die gleichen, neueren Modelle gekauft bei denen innen die Türe zu sehen war.
Nun gibt es aber auch Wagen bei denen die Türen zu öffnen sind……ergo …klar her damit.
Diese Käufe wahren sämtlich von Mehrwertgedanken des besseren Spielens mit den neuern Modellen geleitet.
Das gleiche gibt es natürlich bei Loks und Reisezugwagen.
Alleine dadurch haben sich bei mir etliche gleiche Modelle angehäuft. Und waren die Roco und Fleischmann Wagen gestern noch gut ,müssen es heute Exact train Wagen sein. Das obwohl ich mit den alten noch nicht einmal richtig gespielt habe.
Der Gedanke das der Kauf von MOBA Material eine Wertanlage ist ,wurde hier schon völlig richtig als bullshit dargelegt.
Das meiste unserer Käufe ist Massenware und nix wert. Einige wirklich rare und alte Modelle oder Sonderlinge einmal ausgeklammert.
Soviel zu den Gründen, zu meinen Gründen für die Anhäufung des Material.
Sammlungsmäßig bin ich längst fertig und es passiert mir recht oft das ich zu einer Börse fahre und so gar nichts finde, weil ich das dort angebotene lange alles besitze.
Wohlgemerkt ich kaufte bisher immer getreu meiner Anlagenepoche und Bedarf meiner Spielidee.
Was also tun……um ehrlich zu sein ich weiß es noch nicht. Der von vielen hier beschriebene Knick zur Einsicht, hat bei mir noch nicht stattgefunden.
Die alten Sachen verkaufen könnte man. Aber ehrlich, das ist eine Heidenarbeit ,jedes Modell einzeln anzubieten ,zu verfolgen, zu verkaufen ,zu verpacken und versenden.
2.Frage ….will überhaupt einer die zu Massen angebotenen Märklin oder Rocomodelle früherer Jahre haben? Wenn ja meist weit unter Anschaffungspreis.
Ich habe mal in einer Art sozialen Gönneraktion 70 Wagen an eine Gymnasiumsklasse und ihren Lehrer verschenkt die im Werkunterricht eine Modellbahn erstellt hatten.
Das hat bisher den meisten Sinn und Spaß gemacht. Doch auch wenn man nur die Modelle zu seiner Anlagenepoche etc. passend kauft sind es meistens zu viele. Man will ja mal einen ganzen Kesselwagenzug darstellen können oder einen ganzen O Wagenzug usw. ..ihr kennt das.
Am Ende bleibt die Erkenntnis das in den meisten Fällen eine Hand voll Wagen und vielleicht 5 Loks völlig ausreichen um den Einmannspieltrieb zu befriedigen.
Was also tun, eben auch vor den Hintergrund das die Sammlung nach dem eigenen Tode eh niemand haben will.
Die meisten hier kaufen wohl aus nicht rein „Kaufsuchtgründen“ und horten trotzdem viel zu viel Zeugs an.
Ich weiß nicht wie ich weiter verfahren werde. Ein wenig würde ich mir wünschen, das sich eine vielleicht sozial positiv Möglichkeit auftäte und ich da was loswerden könnte.
Aber selbst dann würde es mir glaube ich schwer fallen.
Um überhaupt eine einigermaßen sinnvolle Erklärung zu bekommen müssen wir vielleicht ein Stück weiter zurück denken.
In der grauen Vorzeit, meinetwegen der Steinzeit hätte man den Menschen wohl zugestanden das sie alleine das tun um unmittelbar zu überleben; jagen, Kleidung herstellen usw.
Aber nein….wie wir wissen waren diese Menschen auch schon kulturell sehr bewandert. Es wurde gemalt/bemalt/Höhlen etc. Schmuck und Geschmeide aller Art hergestellt.
Kurz um ,der Mensch ist ein kulturelles Wesen und beschäftigt sich eben mit mehr als nur dem bloßen Selbsterhalt.
Damit bekommt der Sammelgedanke eine Legitimation, finde ich.
Was wir letztendlich mit dem angehorteten Warenkorb sollen, weiß man/ich dann aber immer noch nicht .
Ich wäre auf Eure Meinung zu meinen Gedanken gespannt.
Beste Grüße und gerne bis später sagt Willi…Der Dampfer


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#91 von Djian , 13.10.2020 14:13

Moin Willi,

wir hatten uns "Nord-Stummis" vor einigen Jahren mal darüber unterhalten, sind damit allerdings nicht fertig geworden: Sinn machen würden hier Patenschaften unter Modellbahnern. Man selbst sollte sich schon zu Lebzeiten Gedanken machen, wer was bekommen soll, so wie du mit deiner Schulspende. Und dann braucht man natürlich jemanden, der davon weiß und über die entsprechende Sachkenntniss verfügt. Das kann naturgemäß auch nur ein Modellbahner sein. Wäre doch toll, wenn sich unter den mittlerweile zahlreichen Stummifreundschaften sich einer für den anderen im Falle des Ablebens um den Verkauf kümmert. Mit verkaufen meine ich nicht verschleudern, sondern einen angemessenen Preis zu erzielen. Das macht natürlich Mühe und soll derjenige für seine Mühen auch gerne 25% des Erlöses bekommen. Damit führe man in meinen Augen noch um einiges besser, als die Sachen en bloc wegzugeben. Das sollte natürlich auch dergestalt gut vorbereitet sein, dass man eine Liste anlegt mit Hersteller, Artikelnummer, möglichst auch Baureihe der Lokomotiven und Gattungsbezeichnung/ Farbschema der Wagons, und ob die OVP vorhanden ist. Das mit der OVP ist insofern wichtig als dass ja oftmals noch viel in den Schattenbahnhöfen parkt und die OVP liegt woanders.
Diese Idee der Patenschaften finde ich nach wie vor verfolgenswert. Das sollte aber auch schriftlich hinterlegt werden, damit es nachher keinen Ärger gibt.

Klar muss man auch sagen, die Börsenschnapper, die wir immer wieder machen, sind auch nur möglich, weil jemand anders die Sachen weit unter Wert verkauft hat. Hat alles seine Vor- und Nachteile.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#92 von Carl999 , 14.10.2020 08:14

Moin,

also ganz ehrlich, egal was ich im Leben gekauft habe, haben dabei niemals irgendwelche Erben eine Rolle gespielt.
Ich lebe mein Leben so wie es mir!! gefällt und nicht so, dass ich, nachdem ich in der Kiste liege, irgendwelche Erben beglücke!

Dem gesunden Menschenverstand folgend, hätte ich das Modellbahnhobby längst aufgeben müssen, denn das damit bisher "Verbrannte Geld" hat längst jedes vernünftige Maß überschritten, aber ein Hobby hat eben wenig bis gar nichts mit Vernunft zu tun.
Allerdings müssen Modelle über 400 Teuronen schon einiges aufweisen um mein Kaufinteresse zu wecken und Modelle jenseits der 500er-Grenze werden meinen Hobby-Etat überhaupt nicht belasten.

Aber ich persönlich halte es für ein weit größeres Problem, wenn Leute die Hunderter welche wir in unser Hobby stecken, bei täglichen Kneipentouren und ähnlichem versenken!

Ach so, und Erben habe ich eh` keine, zumindest keine Erben nach denen ich mein Leben ausrichten müsste.


Gruß Carl


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#93 von Jürgen , 14.10.2020 10:22

Hallo in die Runde,

@Willi: Du sprichst de technischen Fortschritt an. das ist richtig, aber der entwertet (sowohl monetär als auch in der Benutzung) jedoch auch das alte Zeug, dass wir nicht mehr nutzen wollen. Was sollen wir damit tun ? Im Karton in die Ecke legen und nicht mehr nutzen. Du schreibst selber, es ist kaum benutzt. Der Fortschritt kann auch bedeuten, dass es nur Kaufanreize wecken soll. Für mich ist das grenzwertig.

Aber interessant fand ich besonders folgenden Satz:

Zitat
Aber nein….wie wir wissen waren diese Menschen auch schon kulturell sehr bewandert. Es wurde gemalt/bemalt/Höhlen etc. Schmuck und Geschmeide aller Art hergestellt.
Kurz um ,der Mensch ist ein kulturelles Wesen und beschäftigt sich eben mit mehr als nur dem bloßen Selbsterhalt.
Damit bekommt der Sammelgedanke eine Legitimation, finde ich.



Das ist für mich eine Scheinlegitimation, denn kulturelles Schaffen bedeutet für mich vor allem Kreativität. Das Kaufen von Dingen ist aber nicht Kreativität. Im Gegenteil, es ist das Gegenteil von Kreativität. Nicht falsch verstehen, Kreativ sein und sammeln sind für mich zwei legitime Dinge, wenn aber kaufen als Ersatz für Kreativität herhalten muss, ist das Ausdruck einer Art "Schaffenskrise". Dazu fand ich in einem Link eines früheren Beitrags von Diebo (#6 folgendes (hier bezogen auf Fotografie):

Zitat
4. Setze Dich mit Deiner Schaffenskrise auseinander

Meistens setzt G.A.S. (Anm.: https://de.wikipedia.org/wiki/Gear_Acquisition_Syndrome) verstärkt ein, wenn sich eine Schaffenskrise anbahnt. Wir versuchen dann, unsere erlahmende Kreativität mit immer neuer Ausrüstung zu beleben. Aber das hilft nicht, denn die Wurzel der Krise geht schließlich nicht auf das mangelhafte Equipment zurück. Wir müssen uns dann eingestehen, dass etwas nicht so funktioniert, wie es sollte.



Mobahner sind m.E. vor allem kreativ arbeitende Menschen. das Kaufen von Sachen ist aber nicht kreativ. Es zerstört Kreativität. Ich bin bekennender Fan der Anlagen von Wolfgang Borgas. Hier war ein Mensch äußerst kreativ tätig. Das ist das, was mich an der Moba fasziniert. Es spielt für mich keine Rolle, ob eine Anschrift unter der Lupe zu erkennen ist oder nicht oder ob sich Zugtüren im Bahnhof öffnen. Ich ziehe meine Freude aus der Umsetzung von Ideen. Ein Beispiel ist für mich, wie kann ich eine frühere Epoche so darstellen, wie sie war. Da ist das Lebensgefühl der Zeit gefragt.

Aber letztlich geht es um die Tätigkeit des Geistes und nicht des Geldbeutels. Alles was den Geist anregt, ist befriedigend. Das was die Hände daraus machen auch. Zuckmayer schrieb in seiner Autobiografie, dass im Gefühl für Produktivität Glück liegt. Ob das kreativ oder als handwerklich Tätiger ist, spielt keine Rolle. Aber genau hier liegt der Unterschied zum Kaufen, egal ob man genug oder zuviel Geld hat. Erich Fromm hat das mit "Haben oder Sein" betitelt.

Ich will das gar nicht bewerten. Jeder Jeck ist anders. Aber ich denke, es lohnt sich, Anregungen wie sie im Threadtitel stecken, Ernst zu nehmen und für sich zu durchdenken oder einfach nur auf sein Gefühl zu hören.

Viele Grüße
Jürgen


Mein Erstling von 2002/2003: Rosentalviadukt, Friedberg, Hessen um 1960

Meine aktuellen Projekte: Maulbronn, ein schwäbischer Endbahnhof, 21.Juni 1922 und Zeitreise nach und in Maulbronn-West


Der Voreifelbahner hat sich bedankt!
 
Jürgen
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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#94 von SAH , 14.10.2020 10:32

Moin Jürgen,

Zitat von Jürgen im Beitrag Schon wieder viel zu viel gekauft...

Zitat
4. Setze Dich mit Deiner Schaffenskrise auseinander
Meistens setzt G.A.S. (Anm.: https://de.wikipedia.org/wiki/Gear_Acquisition_Syndrome) verstärkt ein, wenn sich eine Schaffenskrise anbahnt. Wir versuchen dann, unsere erlahmende Kreativität mit immer neuer Ausrüstung zu beleben. Aber das hilft nicht, denn die Wurzel der Krise geht schließlich nicht auf das mangelhafte Equipment zurück. Wir müssen uns dann eingestehen, dass etwas nicht so funktioniert, wie es sollte.

Mobahner sind m.E. vor allem kreativ arbeitende Menschen. das Kaufen von Sachen ist aber nicht kreativ. Es zerstört Kreativität.



cum grano salis:
der "im vorraus"-Kaufrausch (oder besser Neuheitenvorstellungsrausch) erzeugt keine handwerkliche Kreativität, sondern eines andere Art: verbale Formulierungen des im Vorraus-Unmuts über mutmaßliche Missstände, die dann doch nicht eintreten.

Wäre mehr handwerkliche Kreativität vorhanden, hätte man hier viel mehr Artikelserien mit "richtigem" Inhalt.

Sorry, das musste ich einfach mal schreiben!

mit freundlichen Grüßen,
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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#95 von Der Dampfer , 14.10.2020 11:47

Hallo Jürgen

Du hast mit vielen Dingen Recht. Klar ist der technische Fortschritt und damit die Anhäufung von mehr und mehr Rollmaterial grenzwertig.
Aber aus der Sicht eines Unternehmers auch wieder legitim. Immerhin ist dieser bemüht um den Fortbestand seiner Unternehmens und schließlich auch der Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter.
Unser gesellschaftliches System funktioniert eben auch nur mit ein bißchen Konsum.

Was die Kreativität angeht hast du ebenfalls teils Recht. Eine unbegrenzte Kreativität braucht keine Käufe denn der Ausübende ist wohl so kreativ sich seine Farben selbst zu suchen und zu mischen, wenn wir einmal bei dem Bild unseres Höhlenmenschen bleiben wollen.
Aber andere weniger kreative Menschen werden in ihrer Kreativität angeregt und gefördert, weil sie die Arbeiten des Vormachenden sehen.
Insofern ist der Kauf eines Neuen Modells sicher „anschiebend“ um weiter zu bauen und zu basteln. Wenn durch den Kauf aber nur der erneute Kaufzwang befeuert wird ist das ,wie du sagst natürlich nicht fördernd.

Legitim ist die Anlage einer Sammlung für mich aber schon im Hinblick auf kulturelle Aspekte wie Spielspaß, Nachahmung berühmter Vorbilder die auch sammelten, Freude an Abbildungen, Bildern Modellen etc. Auseinandersetzung mit dem draussen erlebten,Darstellung von eigenen Erinnerungen etc. (so wie die Höhlenmenschen Jagdszenen in Bildern darstellten.Ich sehe diese Legitimation nicht als Schein an.
Legitim ist dieser kulturelle Grund zur Anlage einer Sammlung natürlich nur wenn dadurch keine wirtschaftliche Not-oder sonst eine Zwangssituation entsteht.
Ein Problem habe ich aber mit Deiner Aussage:
Aber letztlich geht es um die Tätigkeit des Geistes und nicht des Geldbeutels. Alles was den Geist anregt, ist befriedigend. Das was die Hände daraus machen auch.


Jürgen……diese Gedanke ist sehr erotisierend.Wobei ich noch unterscheiden möchte das es auch hier finanzielle Unterschiede gibt .
Wenn ich das tue was meinen Geist anregt ist das im Etablissiment sicher befriedigend aber eben teuerer als was die Hände zu Hause daraus machen würden.
Beste Grüße und danke für Deine Gedanken sagt Willi


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#96 von Djian , 14.10.2020 12:51

Moin Willi,

Jürgen sprach ja auch das Rollmaterial an, dass man so zusammenhortet, welches quasi vor dem Auspacken schon wieder überholt ist, weil man meint (oder es tatsächlich so empfindet), dass schon wieder noch besseres erhältlich ist. Da man das alte aber noch nicht mal ausgepackt hat, hat man genaugenommen nicht mal einen tatsächlichen, in der Praxis erprobten vergleich, ob meine Vermutung der Realität standhält.
Um beim Beispiel deines Etablisments zu bleiben. Die eine Hure hat sich noch nicht mal richtig ausgezogen, dann willst du schon auf die nächste drauf. So kommst du nie zum Schuss, aber da die Damen ja immer Vorkasse verlangen, bist du deine Kröten auch los.
Hierbei handelt es sich womöglich weniger um eine Sucht als die Sorge etwas verpassen zu können, und genau aus dieser Sorge heraus verpasst man tasächlich auch alles. Selbsterfüllende Prohezeihung halt.

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#97 von Der Dampfer , 14.10.2020 13:12

Hallo Matthias
Danke für deine Ansicht dazu und .........
............ danke für deine humoristische Erläuterung/Vergleich der Sache mit den Huren.....hat sicher was mit Karma zu tun
Beste Grüße und gerne bis später sagt Willi


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#98 von Jürgen , 14.10.2020 13:59

Hi Willi,

ich hätte es wissen müssen. Dass Du auch gleich wieder ins Etablissement gehen musst...

Aber das gerade Du mit meinem Satz ein Problem hast, glaube ich Dir nicht ...

Im Ernst: legitim ist alles. Deshalb meinte ich auch, dass ich das nicht bewerten will. Mir geht es nur um den Aspekt des Nutzens, der mit dem Kauf vieler Dinge verbunden ist. Denn den halte ich für klein. Wenn ich aber aus Käseschachteln, einem Joghurtdeckel und etwas Farbe einen kleinen, alten, baufälligen Schuppen baue, fühle ich mich viel besser als beim Kauf einer Lok, wenn ich für die ich nur sehr begrenzte Verwendung habe. Das kommt einem Frustkauf nahe. Aber ich war begeistert, als ich die 36413 von Lenz in der Beschriftung und Epoche in der ich meinen Rosentalviadukt gebaut habe, also Zeit und Ort passend sind, gefunden habe. Da war der Kauf und der Betrieb durchaus beglückend. Nein Willi, nicht was Du jetzt wieder denkst ...

Viele Grüße
Jürgen


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Meine aktuellen Projekte: Maulbronn, ein schwäbischer Endbahnhof, 21.Juni 1922 und Zeitreise nach und in Maulbronn-West


 
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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#99 von Analogbahner , 14.10.2020 14:52

Kreativität war in der Modellbahn schon immer vorhanden, wird aber zunehmend ebenfalls vereinnahmt. Wo früher "Islandmoos" ausreichte (was man auch im Beutel gekauft hat), müssen es heute teure Materialien für Gras und Belaubung sein. Zusatzteile für Dampfloks gibt es in teurem Messingguss. Wasser wird aus teurem Kunstharz gegossen. Elektronik kann man fast nie selbermachen, also geht Geld für erweiterte (und teure) Decoder drauf. Im Modellbau sind teure Farbdöschen und vorgemischte Gläser nach RAL oder sonstwas üblich (bei 1500 Farbnuancen wird auch das teuer).

Das richtige "Selbermachen" wird heute kombiniert mit Utensilien aus der Modellbaubranche. Das ist das Baumarkt-Phänomen, wo Werkzeug und Material am Ende natürlich teurer werden als das Fertigprodukt (das liegt aber nur an der großen Marge von Kaufprodukten - Einheitsbrei ist immer billiger). Der Unterschied liegt in der Eigenleistung, selbst wenn diese nur "gefühlt" sein mag.

In diesem Zusammenhang ist die Frage, warum so wenig "eigene" Gebäude gebaut werden, durchaus interessant. Während des laufenden Threads über Großbekohlungen stellte ich fest, dass eigentlich 99% der Modellbahner, die ein BW haben, auf bloß vier oder fünf Modelle zurückgreifen. Das gilt für Bahnhöfe und Kirchen genauso, aber auch für Weichen und Rollmaterial.

Man darf Kreativität nicht vom Kapitalismus trennen. Ich glaube, dass es schon Jahrzehnte her ist, dass jemand seine Berge aus Zeitungspapier (umsonst) und Tapetenkleister (billig) gematscht hat...

Ich setze Hoffnungen auf 3D-Druck, allerdings sind die erforderlichen Vorkenntnisse beachtlich (und CAD ist nicht jedermanns Geschmack...). Dann doch vielleicht lieber Architekturkarton und Filmdöschen, wie einige Anlagen (z.B. Stahlwerke) beweisen?


Gruß Analogbahner


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RE: Schon wieder viel zu viel gekauft...

#100 von hu.ms , 20.12.2020 09:43

Das jahr geht zu ende.
Ich habe 2020 rd. 2.000 € für 7 triebfahrzeuge und 3 sounddecoder ausgegeben.
An jedem teil hatte ich meine freude und ich bin - wie einige hier - zum ergebnis gekommen dass es darauf ankommt.

Hubert


Mein anlagenneubau: https://stummiforum.de/viewtopic.php?f=15&t=140152
Meine fahrzeugverbesserungen: https://stummiforum.de/viewtopic.php?f=27&t=132888

Fahre moba und ID.3 mit selbst produzierten PV-strom.


 
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