Zitat von Dikran1960 im Beitrag #13176
Zitat von Hampi61 im Beitrag #13173
Da koennte ich mir auch sehr gut eine E 04 in Castano/Isabella Farben vorstellen...
Vielleicht koennte da Felix etwas am PC fuer uns zaubern.
Moin Dikran!
Die Vorstellung in der Lackierung auch deutsche Lokomotiven zu sehen, wäre ebneso wunderbar wie als Französin der Zeit. Oder Schwarze Österreicherin mit roten schmalen Streifen. Aber wie soll man das denn erklären für unser Paralleluniversum?
Auf der anderen Seite gab es nur ein modernes Foto mit entsprechenden Nutzungsrechten. Ich möchte nicht erneut ein kompletts Bild neu erstellen wie bei der MAK, um endlich loslegen zu können. Somit hast Du mit Deinem Wunsch vielleicht eine sehr wunderbare Story in mir hervorgerufen. Sie verbindet die damaligen Kaufleute mit dem Unwillen der Modellbahnherstellern, der Frankfurter Die Bahn Zentrale und einem begnadeten Graffiti Künstler und führt uns letzten Endes zu einer kurzweiligen weil vergänglichen "Performence".
Oh man. Wenn es um schlüssige Erklärungsmodelle für unsere Parallelwelt geht, komme ich immer wieder auf den schnöden Mammon.
Wer will nicht auch damals auf internationalem Parket brillieren und den Umsatz damit in die Höhe treiben? Wie umgarnte man werbetechnisch noch bis in die 70er? Mit Anzeigen mit Sachargumenten.
Mit Nähe zum Bekannten.
Dem Gewohnten.
AEG schaute sich etwas von den bayrischen Dampflokomotivherstellern ab. 20/30 Jahre zuvor lackierten sie ihre Loks einfach für Verkehrsausstlelungen um. Wir kennen sie alle aus den Modellbahnkatalogen.
Mal schwarz, mal grau,
mal ocker, mal blau.
Aus dem laufenden Betrieb teils stammend einfach chic herausgeputzt. Dann wieder in eventuell beereits neuere Varianten der grünen Staatsbahnlackierungen.
AEG mietete sich 1931 auf einer italienischen großen Verkehrsausstellung in Rom ür 1933 ein (gab es die tatsächlich? Wer da eine Idee hat zum Aufwerten der Geschichte, möge sich melden). Ein Pantograf wurde mit einer entsprechenden Wechselvorrichtung für das italienische Stromnetz ausgestattet, so daß man durchfahren konnte mit entsprechender vorübergehenden Sonderzulassung. Ein südtirolischer deutschsprachiger Lokführer wurde dem Gespann beiseite gestellt. Man nahm einen Speisewagen in Schlepptau. Was nun die AEG von den Bayern sich abschaute? Sie lackierte Ihre E04 in castano/ isabella Farben der FS. Ebenso den Speisewagen. Da Liebe durch den Magen geht, wollte man die italienischen Entscheidungsträger neben der Veranschaulichung, wie schön sich die deutsche E 04 auf italienischen Schienen machen würde, mit deutscher Kost verführen. Bestimmt nicht mit Sauerkraut und Eisbein. Das wußten sie auch, daß das bei den italienischen Köstlichkeiten locker in die Hase gegangen wäre.
Die E04 war für 110km/h zugelassen. Bereits für mehr ausgelegt. Bei Testfahrten erreichten sie 151km/h, so daß die zweite Charge für 130 zugelassen wurde. Also was machten die Deutschen? Sie boten Testfahrten mit 4 angemieteten 1. Klasse Waggons der Italiener an. Sie sollen doch sehen, wie gut das zusammenpaßt. Italo- und germanisches Design. Zur Hebung des eleganten Eindruckes ließ man auch Zierlinien der deutschen Lackierung stehen und lackierte nicht alle Konturen in einem Einheitsbrei unter. Tatsächlich bekam AEG die Zulassung, ihre Vorführungsfahrten mit 140km/h durchzuführen. Die Italiener waren begeistert! Zum Verkauf kam es trotzdem nicht. Man mußte die eigene Industrie stützen und fördern!
Somit gingen Lok und Speisewagen zurück nach Deutschland und erhielten umgehend ihre normale Lackierung. Man fand sie nicht in irgendeinem Gemisch auf deutschen Strecken. Sie entgingen der deutschen Presse. Es geriet in Vergessenheit, bis ein italienisch mächtiger Deutscher wiederum in den 80ern auf italienische Zeitungsberichte stieß, die von der allemanischen flinken Schönheit in italienischen Farben berichtete. Er ging damit natürlich an die hiesigen einschlägigen Modellbahnfachzeitschriften. Die Story machte die Runde. Forderungen von Modellbahnern wurden laut gegenüber den Herstellern, dieses schöne Gespann zu produzieren. Hatten doch die Zeitschriften mit Colorationen den Mund vieler potenzieller Käufer wässrig gemacht. Aber Anfang der 80er traute man sich keiner. Das Projekt war "nicht kalkulierbar". Auf Modellbahnbörsen sah man selten selbst lackierte Modelle. Das war es. (Gab es damals von irgendwem bereits eine E 04 in H0 oder N?)
Ausgerechnet ein Sprayer mit Hang zur Bahn stieß darauf. Ja, genau der, der eine, der eine Epoche 5 so umsprayte, daß man es für eine teure Werbung der HVV hielt. Es sah aus, als platze das Ozeanblau/ Beige unter dem Rot hervor
hier link drücken. Ein Deutscher mit italienischen Wurzeln. Also 3. Generation. Als ein Gedenktag zur deutsch- italienischen Freundschaft und entsprechendem Jubiläum der ersten helfenden Gastarbeiter anstand, kam er auf die Idee, sich die Lokomotive und den Speisewagen vorzunehmen, die vor der Bundesbahnzentrale der DB in Frankfurt stehen. Ein absolut gefährliches Unterfangen. Doch er organisierte Helfer mit entsprechendem Schutzzelt, Warnschildern, Leitern. Das Thema war eine Herzensangelegenheit. Es sollte ein Geschenk an seine Eltern und Großeltern werden. Sei dreist und Du kommst weit. Fragten neugierig schauende Mitarbeiter der Zentrale, sprach er von einem offiziellen Auftrag aus der Chefetage. Zweidreimal hielt er Anzugträgern gehobener Posten einen Wisch kurz hin mit DB Logo. Er umschrieb sein Vorhaben genau so, wie es von ihm erdacht war. Kurz und knapp aber freundlich. Der Clou: Er nutzte nur wasserlößliche umweltfreundliche Farben, die beim ersten Regen und im Anschluß mit einem Dampfstrahler locker runtergespritzt werden konnten. Das erzählte er genauso und zeigte sogleich die Spraydosen mit entsprechendem Hinweiß. Auftrag aus der obersten Etage.
Alle reckten die Daumen und fanden die Idee mehr als "cool". Der Einzige, der nichts davon wußte, war der Boss. Außer ein freundliches Grinsen kam es auch nicht zu einem verräterischen Lob oder einer doofen Frage von irgendwem, wie er darauf gekommen sei. Gentlemans agreement (darf man ein Genetiv s hinter der Einzahl gentleman anbringen, ohne daß es wie ein schlechter Witz gegenüber der unregelmäßigen Mehrzahl von "man" wirkt? Das ist eine erntgemeinte Frage! Bahngarfield, bitte walte Deines Amtes
) Irgendwie schaffte der Graffiti Künstler es mit seiner Art eine vollkommene Art der Zustimmung.
Nach zwei Tagen einem Tag vor den Feierlichkeiten war er fertig und das Zelt über Nacht abgebaut. Da er nur mit Spraydosen arbeitete und mit Pappen Winkel abdeckte, kaum abkleben mußte. Er selbst verschwand im Nichts. Wie er aussah? Weiß keiner. Er trug eine professionelle Lackierermaske und einen Einweganzug mit Kapuze. Braune freundliche Augen. Das war es.
Seine größte Angst: Am Tag der Enthüllung ein Regenguß. Aber wie wir sehen, war bestes sonniges Wetter. Der Pressesprecher, der mit ihm auch gesprochen hatte, hat sogar die Presse eingeladen. Ein Podium organisiert. Eine kurze Ansprache gehalten, an die die Sonderzüge für die Gastarbeiter zu Weihnachten und den Sommerferien erinnert. Als die Artikel u.a. in der FAZ auf dem Tisch des Vorstandes am nächsten Tag voller Lob ob dieser Idee landeten, fragte Der Chef mehr für sich aber für die Sekretärin akustisch deutlich vernehmbar, wer auf die schöne Idee gekommen sei und vor allem, wer es genehmigt habe. Die Sekretärin lächelte ihn an, wissend, was alle in der Zentrale "wußten": Tun sie doch nicht so. Das waren sie. Die anschließenden Blicke zwischen ihm und der Sekretärin mit entsprechend sich stetig verändernder Mimik von Unglauben über Verwunderung zur Erkenntnis bis hin zu Wut und Lachen wären etwas auf ein Video gebannt für nonverbale Kommunikationsforscher gewesen.
Eine schöne Vorstellung im Gesammten. In der Geschichte verschwunden, wieder hervorgeholt, erneut fast vergessen und schließlich auf dem Präsentierteller. So daß letzten Endes vielleicht Roco(???) dann eine Sonderzugpackung aufgelegt haben könnte.
Das Positive für mich an der Story ist: Ich brauche nicht noch italienische Beschilderungen auf der Lok anzubringen, da sie somit komplett der DR noch zuzuordnen war
. Watt bin ich doch für ein Schelm. Die offene Frage für diese Story bleibt: Dementiert nun die DB nach der presseseitigen Veröffentlichung die Beauftragung der Lackierung und gibt damit zu, daß sie gelinkt wurde und vielleicht erneut Bahnfans und -nutzer zumindest für einen temporären Erhalt dieser Lackierung bis zum nächstenRegen plädieren? Oder wurde kurzerhand vom Hausmeister mit dem Dampfstrahler alles am nächsten Tag entfernt? Natürlich wurde trotzdem der Grafiti Sprayer dank der Einstellung entsprechender Fotos zum Schaffensprozeß auf einschlägigen Seiten der cmunity zum Helden.
Per Email kann ich es auch hochauflösend mit 4000Pixel zuschicken, da sich neu wunderbar hochauflösendes auf Wikipedia fand.