RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2001 von notbremse , 20.10.2017 14:22

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Der Fluch der Akribik, Teil 202

EPOCHENGERECHTES HERUMHOCKEN




Wer sommerlich gekleidete sitzende Figuren für Personenwaggons der 50er Jahre sucht, der muss einen großen Teil der Figuren aktueller Großpackungen als unbrauchbar beiseitelegen.




Nur die beiden Häufchen links und in der Mitte oben auf dem Foto oben eignen sich uneingeschränkt. Die beiden Häufchen links unten sind Figuren, die überarbeitet werden müssen (Köpfe austauschen, Arme korrigieren etc.). Der größte Figurenhaufen - rechts unten - ist für mich gänzlich unbrauchbar.

Als untypisch ausgeschieden habe ich z.B. eine Hochzeitsgesellschaft mit Herren in Frack und Zylinder, …




…Figuren, die schicke Klamotten aus späteren Jahrzehnten tragen, wie Windjacken und sich nach unten hin erweiternde Hosenrohre, …




… eindeutig winterlich gekleidete Personen (auf meiner Anlage ist es August und es hat zu Mittag 28°C), …




… und Männer mit Hüten. Hüte waren in geschlossenen Räumen abzunehmen, alles andere galt als rüpelhaft. Ein No-go, würde man heute sagen.




Auch Kinder mit Sandspielgerät...




… und Wirtshauspersonal …




… wollen nicht so recht in einen Personenwagen von 1955 passen.

Des Weiteren müssen noch ein paar Damen mit Frisuren, die eindeutig anderen Zeitabschnitten zuzuordnen sind, Damen mit "unschicklich" kurzen Kleidern und vereinzelt Figuren mit nicht der Zeit entsprechenden Utensilien entfernt werden.

Schließlich entferne ich noch alle jene offenkundig geistig beeinträchtigten Personen, die ohne Unterlass und Pause in einen Spiegel schauen oder ein Fernrohr vorm Gesicht brauchen, um nach dem Schaffner zu spähen.

So schmilzt der Inhalt mehrerer Figuren-Packungen rasch auf ein kleines Häufchen brauchbarer zeittypischer Gestalten in typischen Kleidern und in entspannter Körperhaltung.

Ergänzt werden sie durch etliche dauerhaft in unnatürlicher Haltung erstarrte Figuren, die man aber leicht korrigieren kann. Bei einem großen Teil dieser Herrschaften liegt der Verdacht nahe, dass sie einen strafrechtlich relevanten Tatbestand setzen, weil sie die Hand erhoben haben, als wollten sie den Führer zu grüßen, den sie mit einem U-Boot nach Argentinien geflüchtet wähnen:




Ein Gerücht übrigens, das sich in den Wirtshäusern auf dem Lande noch lange nach dem Krieg hartnäckig hielt. Wie auch immer, unnatürlich in erhobener Position erstarrte Arme kann man immerhin abschneiden und sie in eine weniger anstrengende Position bringen. Mit einigem Bastelaufwand werden sie die Auswahl jener Figuren ergänzen, die ich als uneingeschränkt brauchbar angesehen habe.

Bei der Sichtung der brauchbaren Figuren fällt auf, dass sitzende Jugendliche und Kinder-Figuren mit Schultaschen fehlen. Die zahlreichen Fahrschüler früherer Jahrzehnte, als Eltern noch kein Auto hatten, um ihre Kinder zur Schule zu bringen, und als es noch keine Schulbusse gab, kann man mit den aktuellen Packungen sitzender Figuren nur ungenügend nachbilden. Für mein Projekt spielt das allerdings keine Rolle, denn die Sommerferien enden in Kärnten seit jeher erst im September. Da es auf meiner Anlage August ist, muss ich eher aufpassen, dass ich nicht versehentlich Kinder mit Schultaschen an eine Bahnsteigkante stelle. Auch auf die Anzahl der besetzten Plätze darf sich das auswirken - in den Ferien werden in manchen sonst überfüllten Zügen sicherlich Plätze freigeblieben sein.

Was mir ebenfalls im Figuren-Angebot fehlt, ist eine Auswahl von sitzenden Personen in Tracht, die weder eine eindeutig grölende Körperhaltung einnehmen noch einander mit überdimensionierten Maßkrügen zuprosten. Trachten waren seinerzeit das Festtagsgewand der Landbevölkerung, und manche zogen sie auch an, wenn sie verreisten. Es gibt jedoch kaum sitzende Figuren in Tracht, welche die neutrale Körperhaltung eines entspannten Reisenden einnehmen.

"Ma, san des ane Kasnega!" hat die Mitzi gesagt [Meine Güte, sind die käsebleich!]. Nun, das wird sich mit dem Bemalen natürlich noch ändern.

Und wo diese sorgfältig aussortierten sitzenden Figuren hin sollen? Das sehen wir uns nächste Woche genauer an.

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@ Ralf: vielen Dank für deinen netten Besuch!

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2002 von 1zu87 , 20.10.2017 15:00

Hallo Karl,

mit deinen amüsanten Texten kann der Start ins Wochenende nur gelingen

Beste Grüße
Karl Heinz


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2003 von Ralf Franke , 22.10.2017 10:06

Hallo Karl,
mit deinen Güterwagen hast du ja schon einen enormen Aufwand betrieben, um dies tatsächlich zeitgenössisch anzupassen.
Und nun fängst Du genau so akribisch damit an, sogar die Figuren anzupassen.
Was für ein Zeitaufwand muss allein die Arbeit der Nachforschung der damaligen Gegebenheiten in Anspruch nehmen.
Irgendwann wird deine Anlage bestimmt einmal in einem Museum für Zeitgeschichte stehen, den ich glaube kaum dass irgendjemand derartig exakt eine Anlage aufbaut wie Du.

MfG
Ralf


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2004 von jzipp , 22.10.2017 17:19

Hallo Karl,

als fleißiger Leser deines Threads habe ich mich schon länger nicht mehr zu Wort gemeldet, möchte dies aber heute wieder einmal tun.

Vorab, vielen Dank für deine Güterwagenserie, die für mich vor allem wegen der vielen detailreichen Vorbildinfos und der Bastelanregungen zum Beladen von Güterwagen interessant waren. Angesichts des Detaillierungsgrades, den du bei deinen Superungen an praktisch allen deinen Güterwagen aufgezeigst hast, kann ich nur den Hut ziehen. Allerhand, das so durchzuziehen. Ich persönlich strebe eine derartige Detaillierung höchstens punktuell an (und jetzt brauchen wir gar nicht darüber zu diskutieren, ob man manche Details an Fahrzeugen auf der Anlage sieht oder nicht - bei mir ist das in erster Linie ein Zeitthema).

Heute möchte ich aber gerne deinen letzten Beitrag aufgreifen und auch meinem Kummer Ausdruck verleihen, was das Angebot an wirklich gut passenden Figuren betrifft.

Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau, denn die H0-Figuren, die es insbesondere von Preiser heute käuflich zu erwerben gibt, sind höchst detailliert und hervorragend bemalt. Da gibt es mix zu meckern. Und auch die Auswahl ist riesig, wenn man sich einmal durch den Katalog ackert.

Aber, leider fehlt doch einiges, und da sehe ich vor allem drei Schwerpunkte:
1. es gibt zuviele Menschen in irgendeiner "Action" und zuwenige in neutraler ruhender Position. Mir ist schon klar, dass viele Modelleisenbahner und sicher auch die großen Clubs und Profi-Ausstellungen vor allem einen Bedarf an solchen Figuren haben, weil sich eben damit "lebhafte" Szenen darstellen lassen und das Publikum begeistert werden kann. Als Besitzer einer eigenen Modellbahnanlage, die man quasi jeden Tag sieht, ist aber ein auf der Bank sitzender und wartender Mensch glaubhafter als zB ein ständig winkender (und dennoch statischer) Modellbahnmensch.
2. es gibt zu wenig Modellmenschen in richtig sommerlicher Kleidung, vor allem in Epoche III.
3. es fehlen einige der m.E. für österr. Eisenbahner typische Posen:

Hier meine dringendste Wunschliste:
- Eisenbahner wartend, mit/ ohne Kappe
- Lokführer/ Heizer ohne Kopfbedeckung/ mit einfacher Stoffmütze
- stehende/ wartende Bauarbeiter, evtl. mit kurzer Hose/ nacktem Oberkörper
- Güterzugschaffner stehend und an Querstange lehnend
- Güterzugschaffner sitzend
- generell mehr Menschen in sommerlicher Kleidung und eher wartend, als in irgendeiner "Action"
- ...

Sicher kann man zum Teil auch Figuren "Umoperieren", aber das ist gar nicht so einfach und das anschließende Bemalen ist mir mittlerweile eher zu filigran und fizzelig. Insofern bin ich sehr gespannt auf deine dazu kommenden Beiträge, wobei ich eher darauf hoffe, dass Preiser vielleicht in Richtung der o.g. Wünsche mal ein paar neue Figürchen bringt... (und deine Künste weiterhin staunend beobachten werde)

Schöne Grüße über die Pack und noch einen ruhigen Abend wünscht
Jürgen


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2005 von notbremse , 22.10.2017 19:53

@ Karl Heinz: es freut mich ganz besonders, wenn ich dir den Start ins Wochenende ein wenig vergnüglich gestalten konnte!

@ Ralf:

Zitat
Irgendwann wird deine Anlage bestimmt einmal in einem Museum für Zeitgeschichte stehen


Das wäre tatsächlich ein wünschenswertes Ende für diese Anlage, sofern ich meinen Zeitplan weiterhin einhalten und einen einigermaßen "fertigen" Zustand erreichen kann.

@ Jürgen: Wir sind uns einig. Zu den wartenden Posen ist vieleicht noch anzumerken, dass ganz besonders Figuren gefragt sind, die entspannt miteinander sprechen - ohne z.B. den Kopf extrem nach der Seite zu verrenken.

Manches hat sich aber schon wesentlich verbessert. Während manche Sets der Preiser-Exklusivserie die Bezeichnung "exklusiv" nicht wirklich verdienen, weil man mehrere Jahrzehnte alte, in wilden Gesten erstarrte Figuren mit sorgfältiger Bemalung wieder "aufgewärmt" hat (z.B. 10103), fallen die Sets 10298 und 10299 sehr positiv auf - epochentypische Kleidung, plausible Körperhaltung, dezente Farbgebung. Braucht man, wenn man keinen Bock auf Bemalen hat, nur aus der Packung nehmen und einkleben. Auch ich werde diese Figuren verwenden.

Schönen Abend aus Klagenfurt

euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2006 von hubedi , 23.10.2017 01:00

Hallo zusammen,

nun, was soll ich als N-Bahner zu Eurem "Luxusproblem" sagen ... Ich wäre froh, auch nur ansatzweise so viele verschiedene Figuren in den Katalogen zu finden, wie sie die Industrie in 1zu87 anbietet.

Bizarre Gesten, übertriebene Posen, wildes Herumrudern mit Armen und Beinen ... tja, entschuldigend ist festzuhalten, die polystyrole Bevölkerung besteht nun mal aus so geborenen Darstellern, die noch aus der Hubschrauberperspektive des Anlagenbetrachters ihre Aktivitäten präsentieren sollen. Und überhaupt, wem von uns würde es gelingen, über Jahre hinweg z.B. die Arme in die Höhe zu recken, nur um als Darsteller zu gefallen. So etwas schaffen vlt. nur indische Gurus mit entsprechendem Gelübte, denen dann irgendwann die Gelenke verkalken. Diese Leistung sollten wir bei aller Kritik doch mal anerkennen.

Ohne zu klagen nehmen meine Figuren die absonderlichsten Amputationen hin, nur um z.B. als Lokführer oder Heizer für Jahre bewegungslos und angeklebt Dienst zu tun. Sie ertragen Umschulungen, lassen sich Arme, Beine oder gar Köpfe anderer Personen ankleben, die Gelenke bis kurz vor den Schmelzpunkt aufheizen ... alles, um uns zu gefallen. Trotz aller Tortouren verziehen sie keine Miene und nehmen Kritik und/oder Missachtung mit stoischer Ruhe zur Kenntnis ... bewundernswert. Ich finde, das sollten wir nicht vergessen und dankbar sein, dass sich unter diesen Umständen überhaupt noch eine Bevölkerung einfindet ...

LG
Hubert

PS: Für so manche N-Figur wäre es eine echte Herausforderung die Miene zu verziehen ... einige Hersteller verzichten in 1zu160 auf die Gravur eines Gesichtes. Wie sollen die armen Betroffenen ihren Gefühlen somit überhaupt Ausdruck verleihen. Sie fürchten nichts so sehr wie Makroaufnahmen, die ihren beklagenswerten Zustand auch noch zur Schau stellen.


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2007 von notbremse , 23.10.2017 09:46

Lieber Hubert,

Zitat
Ich finde, das sollten wir nicht vergessen und dankbar sein, dass sich unter diesen Umständen überhaupt noch eine Bevölkerung einfindet ...


Und das stellst du online - einfach so????!!!!!



Etwas mehr Diskretion bitte. Nicht auszudenken, was passiert, wenn meine Preisers dahinterkommen,dass ich ihre Beine amputieren will. Die massakrieren mir glatt meinen einzigen Gendarmen!



Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2008 von SpaceRambler , 23.10.2017 12:47

Hallo Karl und Hubert,

Ihr wärt glatt eine Nummer für's Varieté, gegen Euch sieht der Illusionist mit der "halbierten Jungfrau" ziemlich blass aus.

Scherz beiseite: bei "Mühlfeld" geht es ja noch mit Sortieren, aber wenn ich für "Mitwitz" mal Preiserlein brauche, die nicht "Ersatz-Formsignal" an der Bahnsteigkante spielen weiß ich, bei wem ich nachschauen muss, wie man das macht

Grüße, Randolf



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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2009 von notbremse , 23.10.2017 12:56

Zitat
Ihr wärt glatt eine Nummer für's Varieté, gegen Euch sieht der Illusionist mit der "halbierten Jungfrau" ziemlich blass aus.


Ist Hubert denn noch Jungfrau?

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2010 von SpaceRambler , 23.10.2017 12:58



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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2011 von Mausebär , 23.10.2017 13:06

Ihr kennt doch bestimmt noch die nette Geschichte der älteren Dame, die vor Gericht durchsetzen wollte, daß Fräulein als offizielle Anrede erhalten bleiben solle, sie hätte schließlich ihr ganzes Leben dafür kämpfen müssen ein solches zu bleiben .....


Hallo Karl,

ich bin ganz Deiner Meinung. Zwar hat sich da einiges getan, u.a. auch die speziellen Epoche III-Sets. Dennoch ist die Auswahl auch in 1:87 eher überschaubar. Zumal bei näherer Betrachtung Preiser das Maß der Dinge bleibt.

Bei den beschriebenen Problemen in anderen Spurweiten haben wir H0-er es denke ich insgesamt aber dennoch gut. Und Deine anstehenden Maßnahmen lassen auf viele weitere Möglichkeiten hoffen

Viele Grüße

Holger


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2012 von hubedi , 23.10.2017 15:58

Hallo Karl,

hm ... bevor ich die Frage über meinen Status als Jungfrau eindeutig und justiziabel beantworten kann, brauche ich eine belastbate Definition im thematischen Kontext.

Weiterhin möchte ich anmerken ... ich lehne das Zersägen meiner Anatomie aus naheliegenden Gründen grundsätzlich ab. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Polystyrolgehalt meines Körpers verhältnismässig gering ist. Die traditionellen Modellbaumethoden zur Neusortierung und Zusammensetzung meiner abgetrennten Gliedmaßen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit versagen. Ich wäre somit als umgestalteter Posendarsteller völlig ungeeignet.

Übrigens ... bei meinen noch unbemalten Figuren ist der Anteil von jungen Damen in Hotpants erstaunlich hoch. Ihre langen, dünnen Beine könnten vermutlich aus physikalischen Gründen eine reale Person unter den Schwerkraftbedingungen der Erde niemals tragen. Ob die vlt. Marsianerinnen darstellen? Hat jemand eine Idee, wie ich die Epoche 3 tauglich mache ...

LG
Hubert

PS: Ich habe gerade eine Idee ... eine fliegende Untertasse vom Mars, die gerade eine Invasionsarmee aus langbeinigen jungen Damen entlässt ... hm ...


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2013 von St. Goar , 25.10.2017 15:22

Hallo Karl,

die Auswahl der passenden Figuren habe ich ähnlich durchgeführt wie Du. Leider sind die Auserwählten noch nicht zur Farbe gekommen.

In meinem Thread findest Du jetzt den angesprochenen Mercedes-Benz 170V, der Mitte der 50er Jahre gut ins Görtschitztal passen würde.


Gruß aus Bielefeld

Gerhard




 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2014 von notbremse , 25.10.2017 23:51

@ Randolf: vielen Dank für deinen Besuch und deine beiden kichernden Mitbringsel!

@ Holger: in der Tat, H0 lässt immerhin relativ unkomplizierte polystyrolchirurgische Eingriffe zu. Du wirst dich allerdings noch etwas gedulden müssen, denn bevor ich die Figuren unters Skalpell nehme, müssen die Wagen und die Sitzgelegenheiten darin vorbereitet sein.

@ Hubert: dein Hinweis auf extrem langbeinige Marsianerinnen ist endlich eine vernünftige Erklärung, warum sich körperlich und angeblich auch geistig geistig völlig gesunde junge Herren in Astronautenanzüge zwängen und für immer auf den Mars übersiedeln wollen...



Ohne Spaß jetzt: Ich habe deinen Hinweis zum Anlass genommen, wieder einmal ein wenig zu recherchieren und habe festgestellt, dass eine möglichst vollständige Beschreibung des Lebens in den 50er Jahren unbedingt auch das damals medial allgegenwärtige Thema "UFO-Sichtungen" berücksichtigen sollte...

@ Gerhard: auch meine Preisers müssen noch eine Zeit lang käsebleich herumliegen, weil zuerst die Sitze fertig sein müssen, auf denen sie Platz nehmen werden. Du hast also eine realistische Chance, deine Figuren früher fertigzustellen als ich. - Der 170V gehört natürlich unbedingt in "meine" Zeit, wenngleich Mercedes-Limousinen um 1955 in einem Tal, dessen Population sich überwiegend aus Kleinbauern und Fabriksarbeitern zusammensetzte, noch recht rar waren.

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2015 von notbremse , 27.10.2017 14:26

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Der Fluch der Akribik, Teil 203

ZWEIACHSIGE SPANTENWAGEN


Die Preisers, die ich letzten Freitag aussortiert habe, kommen in den Personenzug nach Hüttenberg. Dieser „Görtschitztal-Express“ fuhr 1955 bereits, von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen, mit damals hochmodernen zweiachsigen Spantenwagen. „Wovon redet der Karl da?“, werden die „Spätgeborenen“ unter euch mit Recht fragen. „ Was zum Kuckuck, sind ‚Spantenwagen‘? Spanten kennt man aus dem Flugzeugbau. Sind das vielleicht irgendwelche Flugzeugtransportwagen?“

Nun, der Österreichische Personenwagenpark war nach dem Krieg bunt durchgemischt. Der Bestand an österreichischen Fahrzeugen der Vorkriegszeit war durch Kriegseinwirkungen stark dezimiert. Andererseits kamen Fahrzeuge aus vielen anderen Ländern in Österreich zum Stillstand, ein großer Teil in sehr schlechtem bis völlig unbrauchbarem Zustand. Die BBÖ standen vor dem Problem, für viele dieser Fahrzeuge keine Ersatzteile zu bekommen, denn der Handel zwischen den europäischen Staaten funktionierte damals bei weitem nicht so, wie wir EU-Europäer das heute für ganz selbstverständlich halten. Mit manchen Ländern konnten Wagen immerhin ausgetauscht werden. Andere Staaten wiederum lehnten Tauschaktionen rundweg ab. Viele altösterreichische und deutsche Typen waren nur mehr als Einzelstücke vorhanden, sodass man auch nicht immer aus zwei Fahrzeugen eines machen konnte. Während sich die Wagenkästen oft in hoffnungslosem Zustand befanden, waren viele Fahrgestelle noch recht brauchbar.

Schon 1936/37 hatten die BBÖ begonnen, alte Wagen zu zerlegen und mit einem neuen Wagenkasten aus Blech neu aufzubauen. Dieses Programm wurde durch den Krieg unterbrochen. 1948 setzte man fort. Die alten hölzernen Aufbauten wurden durch Spanten aus handelsüblichen Walzprofilen ersetzt, auf welche man Bleche aufschweißte. Alle Wagen erhielten ein Tonnendach ähnlich den deutschen „Donnerbüchsen“:




Was man sich unter Spanten vorzustellen hat, verdeutlicht dieses Foto:


Foto: Zeitschrift „Eisenbahn“, Mai 1949, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Bohmann Druck & Verlag GmbH

Anfangs waren diese Wagen noch mit „BB Österreich“ beschriftet. Die Klasse war noch angeschrieben:


Foto: Zeitschrift „Eisenbahn“, Mai 1949, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Bohmann Druck & Verlag GmbH

Später fielen die Klassenbezeichnungen weg, die zweiachsigen Wagen wurden einheitlich als Zweite-Klasse-Wagen geführt.

Neben den zweiachsigen Wagen wurden, wie schon erwähnt, auch vierachsige aufgebaut. Nur dreiachsige gab es – anders als bei den deutschen Umbau-Wagen - im österreichischen Spantenwagen-Programm nicht. Die mit finanziell vertretbarem technischem Aufwand vermeidbare dritte Achse vieler Wagen aus der Vorkriegszeit wurde als willkommenes Ersatzteil ausgebaut.

Es gab 5-, 6-, 7- und 8-fenstrige zweiachsige Spantenwagen, Wagen mit geschlossenen Wagenenden und Wagen mit Plattformen an den Enden. Auch in der Breite der Fahrgestelle gab es Unterschiede. Die Wagen wurden zudem während ihrer Bauzeit ständig weiterentwickelt. Anfangs waren sie mit Fallfenstern ausgestattet, welche zunächst Holzrahmen erhielten. Statt der Holzrahmen verbaute man bald Alurahmen. Die Fallfenster wiederum wurden von gummigefassten Übersetzfenstern abgelöst. Die altbrauchbaren Fahrgestelle waren anfangs noch mit ihren ursprünglichen Sprengwerken und Stangenpuffern ausgestattet. Später erhielten sie Hülsenpuffer, und die Sprengwerke wurden entfernt.

Die Einrichtung wurde mit der Zeit komfortabler. Die Sitze der dritten Klasse waren anfangs noch aus Holz. (Am 3.11.2017 editiert Hier ein Wagen, der bei den Steiermärkischen Landesbahnen „überlebt“ hat und heute bei den „Nostalgiebahnen in Kärnten“ in den „Rosentaler Dampfzügen“ mitfährt. Es handelt sich zwar um keinen Spantenwagen, weil er nicht bei den ÖBB nach deren Normen umgebaut wurde, sondern bei den StLB, aber die Holzsitze dürften anfangs auch bei den ÖBB recht ähnlich gewesen sein:




Die Bänke der zweiten Klasse hatten anfänglich noch Stoffbezüge:


Foto: Zeitschrift „Eisenbahn“, Mai 1949, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Bohmann Druck & Verlag GmbH

Später wurden die Holzbänke gegen gepolsterte Bänke ausgetauscht, die Sitze wurden einheitlich mit grünem Kunstleder (Skai) bezogen und mit Armlehnen versehen:




Der Umbau zu Spantenwagen erfolgte fast lückenlos. Altösterreichische Wagen sind daher in Österreich nur sehr vereinzelt erhalten geblieben.

Solche damals hochmoderne Fahrzeuge, und zwar die zweiachsige, fünffenstrige Version mit Sprengwerken und offenen Plattformen, „rasten“ also damals mit maximal etwa 45 km/h durchs Görtschitztal, gezogen von einer altösterreichischen 35er oder 57er oder einer ehemals deutschen 86er, zum Ende der Dampftraktion manchmal auch von 52ern.

Mag. Klein hat diese Wagen seinerzeit mit recht stimmigen Abmessungen herausgebracht. Die Formen sind später in den Besitz von Roco gekommen, und Roco legt diese Wagen gerade neu auf:




„Ma klass!“, hat die Mitzi gesagt. „Donn kennt i jo endlich amol noch Sonkt Veit eine foan und die Gretl besuachn!“ [Wie wundervoll, dann könnte ich endlich einmal in die Bezirkshauptstadt St. Veit an der Glan reisen und auf ein Schwätzchen bei Margarethe verweilen!]

Nächste Woche schauen wir uns die erwähnten Modelle genauer an…

Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2016 von Ermel , 29.10.2017 10:20

Boah. Da hat der Mann nun in der kurzen Zeit 50 Güterwagen fertig, und hinter jedem einzelnen davon kann sich mein gesamter, stückzahlmäßig vergleichbarer Fremo-Wagenpark qualitativ aber sowas von verstecken. Ich verneige mich vor soviel Ausdauer und Können -- und ich fühle mich ob der über mir ausgeschütteten Lorbeeren zwar sehr gebauchpinselt, muß aber die Verantwortung ablehnen. Du bist quasi aus dem Stand an mir vorbeigezogen! Und ja: selbstverständlich würde ich Deine Broschüre auch kaufen und bestimmt auch was draus lernen!

Und nun geht's also mit Fensterwagen weiter. Naja, auch das geht ja vorbei Nee, ist schon okay, wird bestimmt auch spannend. Ich will zwar genausowenig Spantenwagen herrichten wie Brücken zusammenlöten, aber mich wirst Du als treuen Stammleser nicht mehr los!

Liebe Grüße, Ermel.


Öfter mal was Neues:
http://blog.modellbahnfrokler.de/


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2017 von hubedi , 29.10.2017 11:17

Hallo Karl,

nach diesem perfekt recherchierten Hintergrund freue ich mich auf die Fortsetzung nächste Woche. In Zukunft möchte ich meinen Wagenpark auch überarbeiten und hier kann ich nur staunen und lernen. Ich habe mir schon vieles bei Dir abschauen können.

Apropos Zukunft ... einen kleinen Blick in das Stummiforum des Jahres 3017. Inzwischen werden natürlich im Wesentlichen Warpzüge nachgebaut, die auf speziell ausgewiesenen Modellstrecken Erde-Mond gefahren werden können. Aber es gehört zum guten Ton für alle Forumsmitglieder, Deinen alten Thread jeden Freitag zu besuchen und sich mindestens einmal zu verneigen.

LG
Hubert


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2018 von derOlli , 29.10.2017 11:22

Hallo Karl,

die Vorbildfotos sind sehr interessant. Ich kann es kaum erwarten den kompletten Zug auf deiner Anlage zu sehen.


Gruß von Olli


Über einen Besuch in meinem Kellerland würde ich mich freuen:
viewtopic.php?f=64&t=110273


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2019 von notbremse , 29.10.2017 20:29

@ Ermel

Zitat
muss aber die Verantwortung ablehnen


mangelnde Schuldeinsicht ist meines Wissens kein Milderungsgrund.Ich wiederhole nochmals: ein jeder, der sich erstmals an das Thema Güterwagen-Alterung herantastet, sollte zuerst einmal dein hervorragendes Grundlagenwerk lesen.

Mit bloßem Stamm-Lesen kommst du mir allerdings nicht davon. Erstens ist das hier kein Stamm-Lokal, zweitens stehen meine Spantenwagen möglicherweise stellvertretend für die Herangehensweise an verschiedene andere ältere Presonenwagen, eventuell auch deutsche...



@ Hubert

Zitat
es gehört zum guten Ton für alle Forumsmitglieder, Deinen alten Thread jeden Freitag zu besuchen und sich mindestens einmal zu verneigen


Ich verstehe. 3017 richten die terrestrischen Mobaner ihre Gebetsteppiche nach Süden aus, um den Propheten Kara Ben Tampon zu preisen. Und ich bin dann so perfekt einbalsamiert, dass ich den Mund nicht mehr aufkriege um euch zuzurufen: wenn ihr euch körperlich ertüchtigen wollt, so gehet ins Fitness-Center, und ansonsten lasset den Schwachsinn, gehet zurück in eure Moba-Keller, und bauet an euren Anlagen weiter, denn zum Gegenwert eures Götzenanbet-Gebetsteppichs bekommt ihr mindestens eine Hyperraum-Lokomotive in 1:87,3421691845539888274! (Ich gehe dabei davon aus, dass 3017 die Maßstäbe von der Modellbahnindustrie schon deutlich präziser eingehalten werden als heute...)



@ Olli

Zitat
Ich kann es kaum erwarten den kompletten Zug auf deiner Anlage zu sehen.


Da sind wir schon zwei. Ich fürchte allerdings, wir beide müssen noch etliche Wochen Geduld haben...

Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2020 von Schienenchaos , 29.10.2017 20:38

Servus Karl!
Ein gelungender Einstieg in das Thema Spantenwagen, das mir in dieser Form neu war. Die Entstehungsgeschichte hab ich selbst, als Kind einer ganz anderen Zeit, nicht miterlebt und das Talent zur Improvisation kenne ich überaupt nicht mehr. Emso eher begeistert es! Danke für die Zusammenstellung!

Welche Vielfalt es bei den Spantenwagen gab und mittlerweile durch Einzelinitiativen gibt, zeigt dieser Thread im Nachbarforum recht gut:
http://www.bahnforum.info/smf/index.php?...3002#msg1473002

LG aus Wien
Benedikt




1/2022: Gipspflaster aus dem Laser


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2021 von notbremse , 29.10.2017 20:52

Servus, Benedikt!

die Arbeiten von Stefan verfolge ich schon seit geraumer Zeit als stiller Mitleser. Da tun sich immer wieder ganz hervorragende Dinge. Schade nur, dass ich noch keinen fotografischen Nachweis für Spantenwagen mit geschlossenen Plattformen um 1955 im St. Veiter Raum gefunden habe, sonst läge auch bei mir schon das Schnitzmesser bereit...

Dein vielversprechendes Straßenbahn-Projekt habe ich natürlich SOFORT abonniert und ich freue mich schon auf weitere Berichte!

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2022 von Der Dampfer , 30.10.2017 20:27

Hallo Karl
Ich habe gerade den Bericht über die Spantenwagen aufgesogen.Von diesen Wagen habe ich zwar schon gehört,aber so richtig anfangen konnte ich mit dem Begriff auch wieder nix.
Nach Deinem Bericht,der sehr informativ ist,ist diese Wissenslücke nun geschlossen.
Die Spantenwagen sind also das Umbauwagen Programm Österreichs.Dabei hat also die BBÖ den Holzaufbauten bei Reisezugwagen schon früher den Rücken gekehrt als die DB.Bei der DB wurde so weit ich weiß erst um 1965 die letzten Holzaufbauten der z. B. preußischen Abteilwagen außer Dienst genommen.
Ich bin sehr sicher das Du auch aus diesen Spantenwagen wieder spantene .....äh ich meine spannende und faszinierende Modelle zaubern wirst
Freue mich auf einen weiteren Akribie Bericht vom Feinsten.
Grüße und bis später sagt Willi


Durch dieses Wurmloch gelangen Sie nach Neustadt am Wald in den 1950ern

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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2023 von notbremse , 03.11.2017 13:52

.

Der Fluch der Akribik, Teil 204

ZWEIEIIGE ZWILLINGE


So sah der „Görtschitztal-Express“ im Jahr 1959 aus:




Ein Gepäckwagen und vier fünffenstrige Spantenwagen bildeten jene Garnitur, mit welcher die Personenzugpaare 6815/ 6816 und 6818/6819 zu Mittag und am Abend im Görtschitztal unterwegs waren. Das Foto wurde 1959 im Bahnhof Hüttenberg aufgenommen. 1955 sahen die Wagen nicht anders aus. Lediglich die Lokomotiven waren 1955 noch ältere, nämlich solche der (österreichischen) Reihen 35 oder 57. 1959 waren diese alten Reihen bereits von den wesentlich jüngeren 86ern und 52ern, die durch die rasch fortschreitende Elektrifizierung in anderen Teilen Österreichs entbehrlich wurden, abgelöst worden.

Diese 5-fenstrigen Spantenwagen gibt es, wie erwähnt, im Modell. Die Modelle stammen ursprünglich aus dem Hause Mag. Klein und werden aktuell von Roco neu aufgelegt:




Die hier gezeigte Nichtraucher-Version ist für mich allerdings unbrauchbar, denn ich müsste sie neu lackieren, und gegen diese Idee hat das Faultier in mir einen bereits rechtskräftigen ablehnenden Bescheid ausgesprochen. Meine Nichtraucher-Wagen degradierte ich daher zu Ersatzteilspendern.
Die großen dreieckigen Nichtraucherschilder gab es nämlich erst ab ca. 1957. Davor waren die Nichtraucher-Schilder bei den zweiachsigen Personenwagen der ÖBB rechteckig und hatten die gleichen Abmessungen wie die Zuglaufschilder. Diese Schilder waren noch bis Ende der 50er Jahre anzutreffen. Das Vorbildfoto oben zeigt noch 1959 solche rechteckige Schilder.

Für den Görtschitztal-Express zerlegte ich vier Raucher-Wagen in sämtliche Einzelteile:




Das Dach lässt sich mit sanftem Druck auf die Seitenwände abnehmen. Es steckt lediglich mittels vier Rastnasen auf den Fensterbändern. Die Sitze ziehe ich senkrecht nach oben ab. Sie stecken auf kleinen, an den Boden angespritzten Röhrchen. Danach kann ich die kleinen Fenster an den Stirnseiten entfernen und schließlich die seitlichen Fensterbänder herausnehmen, indem ich mit einem kleinen Schraubendreher die Haltekrallen des Fahrgestells vorsichtig weg biege. Sind die Fensterbänder entfernt, geht der Wagenkasten vom Fahrgestell ab und es kann das Ballastgewicht herausgenommen werden. Um die Plattformen abzunehmen, müssen die Pufferteller abgezogen werden. Danach lassen sich die Plattformen von den Pufferhülsen abziehen. Die Kurzkupplungen baue ich ebenfalls aus. Da ich sie sowieso nicht mehr benötige, schneide ich sie mit einem kleinen Seitenschneider heraus. Die Kurzkupplungen hatten allerdings einen wichtigen Nebenjob – sie dienten zur Befestigung der Achshalter. Diesen Job muss später ein Kleber übernehmen.
Die Bremsgehänge sind übrigens nicht symmetrisch, sie sind unterschiedlich lang. Wer keine Zeichnung des Wagens besitzt, sollte sich für den Zusammenbau vormerken, dass die beiden längeren Bremsgehänge Richtung Handbrems-Ende hin zeigen müssen, und zwar auch dann, wenn sie ab Werk

anders eingebaut waren. Die Originalräder sind auf dem Bild bereits entfernt, ich werde sie durch RP25/88-Räder ersetzt.

Nun geht es ans „Supern“. Für die Spätgeborenen unter uns: „Super“ ist ein hoffnungslos veralteter Ausdruck für „geil“. „Supern“ müsste heute daher vermutlich „geilen“ heißen. Nun geht es also ans Spantenwagen-Geilen...



Als erstes nehme ich mich der Bühnen an, einem besonders augenfälligen Merkmal dieser Wagen.

Die Bühnengeländer dieser Modelle wurden in diversen Foren heftig diskutiert. Die Bühnen der 7-fenstrigen und der 5-fenstrigen Wagen sollten nach Ansicht mancher Diskutanten nämlich weitgehend identisch sein. Tatsächlich benehmen sich diese Bühnen aber nicht wie eineiige, sondern allenfalls wie zweieiige Zwillinge:



Links: 7-fenstriger, rechts: 5-fenstriger Spantenwagen

Der hier erkennbare deutliche Höhenunterschied fällt besonders krass ins Auge, wenn man 7-fenstrige unmittelbar mit 5-fenstrigen Wagen kuppelt.

Bei meinem „Görtschitztal-Express“ ist das kein Malheur, denn der Zug fuhr „sortenrein“ und die Hauptabmessungen der Bühnengeländer der 5-fenstrigen Wagen kommen jenen des Originals recht nahe. Dennoch wird im Detail noch einiges zu tun sein.

Am 5.11.2017 und am 22.11.2017 editiert:

Auch beim Vorbild war übrigens längst nicht alles so einheitlich, wie manch eifriger Foren-Diskutant zu glauben scheint. Beispielsweise gab es mindestens vier Geländer-Versionen:



- waagrechte Flachprofile mit vier senkrechten Streben (z.B. Biho 38 893, NBiK, links)
- waagrechte Flachprofile mit zwei senkrechten Streben (z.B. Biho 38 362, VEF, Mitte)
- waagrechte L-Profile mit zwei senkrechten Streben (z.B. Bih 39 578, ÖGEG, rechts)

Der NBiK-Wagen ist, wie ich am 5.11.2017 aus verlässlicher Quelle erfuhr, ebenfalls ein Spantenwagen.



- und eckige statt abgerundete Geländer (das Foto zeigt einen gerade in Restaurierung befindlichen Spantenwagen der NBiK, das Geländer ist original erhalten).

Somit gab es bei den Spantenwagen zumindest vier Arten von Bühnengeländern. - EDIT ENDE

Auch unterschiedliche Sprengwerke gab es – solche mit Rundstäben, aber auch Flachprofile und L-Profile wurden fotografiert. Weitere Unterschiede betrafen beispielsweise die Handläufe. So waren bei den Wagen des „Görtschitztal-Express“ (und bei vielen anderen 5-fenstrigen Wagen auch) die an den Bühnengeländern angebrachten Handläufe unten nicht nach innen gebogen und an den Bühnengeländern befestigt, sondern sie liefen gerade nach unten und waren mit dem zweiten Trittbrett von unten verschraubt, wie hier am VEF-Wagen trotz des fehlenden Bretts recht gut erkennbar:




Es ist denkbar, dass die mir bekannten, durchwegs aus den 60er Jahren stammenden Pläne von Spantenwagen keineswegs alle Varianten abbildeten, sondern bloß relativ späte Versionen.

Frühe Varianten hatten möglicherweise von diesen recht späten Zeichnungen abweichende Maße. Die Wagen wurden ja ständig weiter verbessert. Während man beispielsweise bei den frühen Versionen die für den Umbau verwendeten Fahrgestelle wenig veränderte, wurden sie bei den späteren Versionen grundlegend überarbeitet. Sie wurden verlängert, vielleicht auch in der Breite angepasst, erhielten neue Puffer, und die Sprengwerke entfielen.

Nur die Höhe der Bühnengeländer dürfte, anders als bei Klein bzw. Roco, immer einheitlich gewesen sein – vermutlich musste eine behördlich vorgegebene Mindesthöhe eingehalten werden. Die Breite der Blattform hingegen - und damit die Breite der Geländer - könnte bei frühen Varianten eventuell anders gewesen sein, als auf meinen erst in den 60er Jahren gezeichneten Plänen dokumentiert.


@ Willi: sorry, ich scheine ein Missverständnis erzeugt zu haben. Auch bei den ÖBB zog sich dieses Umbauprogramm bis ca. 1965 hin.

Nächste Woche mehr

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2024 von Lohengrin_Wien , 03.11.2017 14:10

Servus Karl!

Wieder einmal danke für den Bericht!!!!! Immer ein Genuß!

Bei den Bildern hat es allerdings im Beitrag von letzter Woche Kollateralschäden gegeben. Schau dir das vielleicht an....

LG

Martin.


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#2025 von notbremse , 03.11.2017 14:54

Hallo Martin,

danke für deinen netten Kommentar und fürs Mitdenken. Die Bilder der Vorwoche sind jetzt wieder sichtbar.

Liebe Grüße

Karl


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