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Der Fluch der Akribik, Teil 205
BÜHNEN-EQUIPMENT
Dass die Geländer nicht ganz den originalen Proportionen entsprechen, stört mich nicht, weil man das von der Seite her kaum sehen kann. Wichtig ist mir hingegen, dass diese Wagen ein wenig nackt wirken im Vergleich zum Vorbild, weil ihnen unten rum einiges filigranes Zeug fehlt, welches das Aussehen dieser Wagen prägte. So sehen die Wagenenden unbehandelt aus:
Und so, wenn ich sie zugerüstet habe:
Die neuen Streben sind aus 0,3mm NS-Bändern entstanden, in welche ich 0,3mm-Drähte eingelötet habe. Reine Geduldfrage, siehe mein Motto… Ich hatte den Dreh immerhin schon nach einigen wenigen langen Abenden heraus...
Seitlich erkennt man die in der letzten Folge erwähnten zum zweiten Trittbrett nach unten gezogenen Griffstangen.
Die Plattformen lassen sich schwer ankleben. Die Klebeflächen sind klein und extrem glatt. Sie fallen bereits bei geringem Druck wieder ab. Raut man jedoch die zu verklebenden Teile auf, kann man die Achshalter mit Stabilit Express unter die Plattformen kleben und damit eine belastbare Verbindung herstellen. Die solcherart großflächig fixierten Plattformen samt Geländer und Pufferbrust lassen sich nun recht gut bearbeiten und gehen beim Bohren nicht gleich wieder ab. Den übergequollenen Kleber entferne ich vorsichtshalber nicht, zumal man ihn von außen sowieso nicht sehen wird.
Die Wagen erhielten Elektrokupplungen (Weinert 82954). Kein Muss bei Spantenwagen, aber die Wagen des „Görtschitztal-Express“ waren damit ausgerüstet. Wie z.B. auch dieser 7-fenstrige Museumswagen der NBiK:
Die seitlich angebrachten Teile der E-Leitungen hatten ursprünglich Befestigungsstifte mit rund 0,9mm Durchmesser (rechts im folgenden Foto). Viel zu dick für die nur rund 0,8mm starken Bühnengeländer.
Ich habe die originalen Stifte abgeschnitten, an ihrer Stelle ein 0,4mm-Loch gebohrt und Stifte mit einem Durchmesser von nur 0,3mm eingesetzt (im Foto links).
Da die Wagengarnitur im Betrieb sowieso nicht getrennt werden soll, versuchte ich es mit den Weinert-Bremsschläuchen Artikel Nr. 8286. Diese Teile erlauben es, die Wagen mit richtigen kleinen flexiblen Schläuchen zu verbinden:
Unter den Kupplungen befanden sich Bleche, welche die Bremsanlage schützten. Auf Zeichnungen habe ich diese Bleche noch nicht gefunden. Ich habe sie „nach Gefühl“ aus 1,5-mm NS-Blech zugeschnitten, oben abgekantet und angeklebt.
Die übrigen Teile sind wieder Standard wie schon bei den Güterwagen: Federpuffer, funktionsfähige „echte“ Kupplungen, Rangiergriffe, RP25/88-Räder.
Die Übergänge meiner Spantenwagen sollen später einmal geätzte Scherengitter erhalten, wenn ich mich mit der Kunst des Ätzens vertraut gemacht habe. Denn derzeit scheint es keinen Anbieter für solche Scherengitter zu geben. (Die Donnerbüchsen-Scherengitter von Weinert haben andere Maße und sehen anders aus.) Vorerst einmal wollte ich die Übergänge wenigstens geöffnet darstellen – besser als gar nix:
Der extrem elastische Kunststoff ließ es nicht zu, die Bügel aufzuschneiden und danach einfach nach außen zu biegen. Sie kehrten annähernd in ihre Ausgangsstellung zurück. Ritzte ich sie innen vorsichtig an und beträufelte sie mit einem Punkt Essigesther, funktionierte es. Glaubte ich. Kurz mit dem Finger gestreift – und schon war das Teilchen abgebrochen. Auch mit Loctite 401 klappte es nicht.
Bis ich auf die Idee kam, die geöffneten Bügel mit der Lötkolbenspitze zu verschweißen. Plattform fixieren, Lötkolben auf ca. 400° C, bleistiftspitze Lötspitze verwenden, Übergänge nach außen biegen, dabei beide Handballen auf eine feste Unterlage auflegen, ausatmen, mit der Lötspitze eine halbe Sekunde lang auf die Nachbildung des Scharniers tippen, fertig. Hält erstaunlich gut. Habe ich mich aber, ehrlich gesagt, nur getraut, weil ich Ersatzeile in der Bastelkiste vorrätig hatte...
Bei weiteren Klebe-Versuchen hat es sich gezeigt, dass das Loctite Powerflex Gel, wie schon früher in diesem Thread vermutet, andere Eigenschaften haben dürfte, als seine dünnflüssigen Geschwister: wenn ein abgebrochenes Teil keiner nennenswerten Belastung ausgesetzt ist, lässt es sich mit dem Gel anheften. Auch die Messing-Kleinteile habe ich schließlich alle mit dem Gel angeklebt.
Damit beendige ich meinen heutigen Bühnen-Auftritt. Nächste Woche geht's hinab in die Niederungen des Fahrgestells.
Liebe Grüße
Euer Karl