Ein freudiges "Konnichiwa!" in die große Runde!
Nachdem ich hier schon seit einigen Jahren stumm mitlese und gespannt die Kunst - es sind wahre Künstler! - von vielen verfolge, möchte ich mich selber erstmals zu Wort melden.
Kurz zu mir:
Eigentlich bin ich eher in der Spur H0 unterwegs und fahre seit meiner Kindheit mit Piko und Roco irgendwo in deutschen Gefilden herum. Hier ist auch eine richtige Anlage im frühen Anfangsstudium, die ich bei anderer Gelegenheit vorstellen möchte. Mein Erstlingswerk geht - wie der Titel schon verrät - in eine gänzlich andere Richtung und ist sowohl vom Platz als auch vom bastlerischen Aufwand her noch sehr bescheiden. Aber: irgendwo muss man ja anfangen und erste Erfahrungen sammeln.
Zur Entstehungsgeschichte:
Meine reizende Gattin (gewiss, wir sind noch nicht verheiratet, aber ich benutze den Ausdruck in alter Loriot-Manier sehr gerne) ist sehr begeistert von der japanischen Kultur und hatte auch schon die Ehre, dieses hochspannende Land in natura zu erleben. Leider gestattet die Buchhaltungsabteilung eines jungen Studentenpaares momentan keinerlei Exkursionen dieser Art. Doch mit jedem Tag wächst natürlich das Fernweh.
Um ihr etwas Ablenkung und Mut vor den bevorstehenden Prüfungen zu spendieren, entschied ich mich dazu, ein kleines japanisches Diorama zu basteln. Der Tatendrang wurde natürlich durch die ein oder andere Inspiration hier im Forum befeuert. Meine Erfahrungen mit der asiatischen Kultur beschränken sich zu meinem Bedauern auf "Einmal M16 und ein großes Tsingtao, bitte.", aber auch ich bin vor allem von der Architektur dieses Kulturraums fasziniert. Ebenso war ich schnell von der Vielfalt und den Preisen der Bausätze begeistert. Dass ich dafür H0 verlassen und in in Japan übliche Maßstäbe wechseln musste, war mir ganz recht, weil das kleine Diorama auch nicht zu viel Platz im neuen Heim einnehmen durfte (jawohl, wir leben momentan noch separat).
Während ich anfangs noch überlegte, auch ein kleines Gleis zu integrieren, eventuell mit einer Straßenbahn, ist dieses Gleis im Laufe des Prozesses leider weggefallen. Zum einen musste ich die Kosten etwas deckeln und zum anderen konnte ich auf die Schnelle kein japanisches Modell finden, das mich komplett überzeugen konnte (oder eben in meiner Preisklasse war).
Als Bastelgrundlage diente ein simpler Geschenkekarton. Dieser lässt einerseits das schnelle Verstauen des kleinen Japans zu und hat andererseits symbolischen Charakter: Einige Monate zuvor erhielt ich in eben diesem Karton einige Aufmerksamkeiten von meiner besseren Hälfe. Nun sollte der gleiche Karton mit neuem Inhalt als Dankeschön zurückgehen.
Aber nun möchte ich Bilder sprechen lassen:
Dies ist der kleine Karton, in etwa so groß wie ein DINA4-Blatt vielleicht:
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Es erfolgte eine erste Probeaufstellung der günstig erworbenen Bausätze, wobei "Bausätze" hier vielleicht das falsche Wort ist, viel zu bauen ist an diesen Häuschen ja nicht mehr, aber ich bin zugegebenermaßen wirklich begeistert von dem Detailierungsgrad, erst recht in Spur N!
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Und so sieht das ganze im fertigen Karton aus. Der Deckel ist so konzipiert, dass er beim Aufklappen in den Boden gestellt wird und als Hintergrundkulisse dient:
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Und da kommen wir auch schon zu den Mängeln dieses Dioramas, die mich persönlich sehr stören. Das eingeklebte Bild im Deckel ist zwar für sich sehr schön und der Fuji ist natürlich legendär, aber es mag nicht ganz zum Rest passen. Insbesondere die Farbe der Blättertracht...
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Viel selbstgebaut ist an diesem Diorama leider noch nicht. Die Häuser samt Ausschmückung, die Figuren mit dem kleinen Verkaufswagen, die Mauer, den Bus und die beiden Bäume habe ich im Internet bestellt. Einzig der Weg in den Park wurde mit Diebesgut aus dem nachbarlichen Sandkasten angelegt und das Torii ("Dat rote Törchen für den Japankitsch!") habe ich aus Zahnstochern und Streichhölzern gebastelt:
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Außerdem habe ich mich erstmals im Begrünen versucht:
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Ein Blick hinter die Häuserzeile - Hier sieht man, dass ich mit mehreren Pappeschichten das ganze noch etwas aufgestockt habe, damit es einen "nahtlosen" Übergang gibt, wenn der Deckel als Hintergrundkulissen eingesetzt wird:
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Kleine Details, die alle zu meiner Freude den Bausätzen bereits beilagen:
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Und zuletzt noch eine Übersicht über die ganze Szenerie:
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Wie man sieht: es gibt noch einiges, was ich gerne ändern würde. Dazu gehören:
- Ein anderes Bild für den Hintergrund finden und auch die Seitenwände damit bekleben
- Mehr Leben in das Diorama bringen, durch Figuren, eventuell Autos und Beleuchtung
- Verbreiterung des Bürgersteigs und eventuell Aufbringen von Straßenmarkierungen
- Verlängerung der Mauer in den Hintergrund hinein
- Ausgestaltung des Hinterhofes (vielleicht doch noch ein Gleis samt Bahnübergang?)
- Gestaltung des Deckels, damit das ganze im geschlossenen Zustand nicht so trostlos aussieht
Leider war der ganze Bastelprozess von Zeitdruck geprägt, kam mir die Idee doch recht spät und bis zu einem gewissen Termin sollte alles halbwegs fertig sein. Eine kleine Veränderung habe ich in letzter Minute vor dem Verschenken noch eingefügt: eine der Ladenflächen wurde zu einem "7-Eleven" umgelabelt. Eine - wie ich mir habe sagen lassen - sehr prägend in Erinnerung gebliebene Institution in Japan.
Das Diorama steht nun im Heim meiner Gattin, ich bekomme es daher leider im Moment kaum zu sehen und kann auch nichts daran verändern. Aber sobald ich wieder Gelegenheit dazu habe, werde ich sicher noch ein paar Änderungen vornehmen und hier vorstellen.
Fazit: Was soll ich sagen? Das Diorama erfüllte nicht ganz seinen Zweck. Nach Aussage der beschenkten junge Dame, sei das Fernweh jetzt noch viel schlimmer. Aber die Freude war trotzdem groß. Das kleine Nippon im Karton muss sich lediglich vor der heimischen Katze fürchten. Aber das geht dank des Deckels ja recht einfach. Und wer weiß: Vielleicht zieht es eines Tages in einen größeren Karton um und erhält eine richtige Nachbarschaft, dann auch mit Schienenstrang.
Ich bin schon sehr gespannt auf Eure Meinungen und Anregungen zu weiteren Verbesserungen! Und nochmals: ich bewundere die enormen Talente, die sich hier im Forum finden lassen!
Beste Grüße aus Nippon im Karton,
Laurenz