Lieber Peter,
da ich beruflich immer wieder mit Senior/innen und ähnlichen Fragen zu tun habe, möchte ich, obwohl ich persönlich in ganz anderer Lebenssituation stehe, ein paar Worte beitragen:
"Pflegeleichter" ist nicht immer und für jeden ein guter Ratgeber für einen Wohnungswechsel zumal vom Eigenheim in eine Wohnung. Nicht selten überwiegt nach solchen Wechseln die Depression "verlorener Heimat", aufgegeben "Lebenssinns", "verratener" gemeinsamer Lebensleistung oder Anpassungsschwierigkeiten bei weitem die real erlebte "Erleichterung". Ich musste leider schon etliche solcher Menschen (oder einen der Partner) sehr schnell nach solchen Wechseln beerdigen, während ich Landwirte u.a. erlebe, die sich noch bis Mitte, Ende der 80er Lebensjahre in den Stall oder auf den Schlepper quälen, aber damit zufrieden sind und "irgendwie erfüllt" altern, auch wenn nicht mehr alles so "picko" ist wie 20 Jahre vorher.
Man sollte sich genau überlegen, wie sehr man am Eigenheim "hängt", wieviel Herzblut beide Partner da rein gesteckt haben, wie lange man schon dort ist usw. Es gibt durchaus eine Menge Hilfsangebote für Senior/innen, dass man lange im Einfamilienhaus bleiben kann, v.a. wenn man es rechtzeitig möglichst barriere-arm ausgestattet hat (da ist es mit Anfang 70 auch noch nicht zu spät dafür). Im Übrigen scheint eine reale "Aufgabe", eine "Verpflichtung" (z.B. Gartenpflege) einen Lebenssinn zu verleihen, der länger agil und fit hält als "rumsitzen" ...
Auch solltest Du vorsichtig damit sein, einen Radikalschnitt beim Hobby zu machen, an dem extrem viel Herzblut zu hängen scheint. Denn nach einem Radikalschnitt bei dem man nur einen Bruchteil des Geldes erwirtschaftet, das man reingesteckt hat, ist ein "zurück" meist nicht mehr möglich und auch Situationen des "Bereuens" und "Nachweinens verpasster Möglichkeiten" sind, wie ich aus beruflichen Zusammenhängen nur zu gut weiß, oft der psychischen aber auch physischen Gesundheit sehr abträglich. Solche Lösungen sind nur sinnvoll, wenn es sprichwörtlich "Klick" macht und man mit der möglichen Entscheidung innerlich im Reinen ist. Wenn´s Klick gemacht hat, dann raus damit, aber vorher doch eher kontrollierter (selbstbestimmter) Rückbau/Umbau usw., aber davon wurde hier ja schon öfter geschrieben.
Und wenn schon die eigenen Kinder oder Enkel kein Interesse haben oder weit weg wohnen, warum nicht in der näheren Umgebung nach solchen Leuten suchen (Inserat in einem kirchlichen Gemeindebrief, einem Ortsmitteilungsblatt usw. eben einem seriösen möglichst eng regionalem Blatt). Es ist ganz interessant, welche, wirklich seriösen und tiefen Beziehungen sich durch so was schon ergeben haben. Wenn da zu einer Familie oder einem Jugendlichen eine enge Beziehung wächst, hättest Du vielleicht in einigen Jahren oder Jahrzehnten (man kann nie wissen ...) einen Nachfolger, an den Du fröhlichen Herzens weitergeben würdest? Leider warten viele Senior/innen mit solchen Dingen oft zu lange oder sind zu misstrauisch, so dass sie sich mögliche Chancen selbst vergeben (natürlich ist so was, und das weiß ich auch, bei uns auf dem Land und der engen Sozialkontrolle, einfacher).