Hallo,
angesichts dieses Berichts und der Kommentare kommen mir verschiedene Gedanken:
Endlich niedrige Preise - Märklin sind die Schlechten, Piko die Guten?
Klar ist, wer bei diesen niedrigen Preisen noch Profit machen will, der muß
wirklich alles an Kosten vermeiden, was er sich nur vom Hals schaffen kann, also
natürlich auch die Entwicklung und Konstruktion. Die Zeichnungen von der Bahn
zu bekommen ist auf dem Weg zum Modell noch nicht einmal die halbe Miete,
die eigentliche Arbeit beginnt ja erst bei der Umsetzung in einen fahrtauglichen
Maßstab. Diese Umsetzung durch externe Konstrukteure läßt sich ganz sicher
dadurch beschleunigen und um einige erste "Versuchsstadien" verkürzen, in dem
man ein fertiges, recht ähnliches Produkt auf den umgefallenen Reissack stellt
und halblaut etwas wie "...ungefähr so..." murmelt.
Der Rest geht dann sicher ganz schnell, unter anderem deshalb, weil es keine
chinesische Übersetzung der einschlägigen deutschen Patentschriften gibt.
Herr W. ist auch sicher kein gutherziger Wohltäter, sondern genauso gewitzt wie
seine Berufskollegen bei anderen Firmen. Das zeigt schon seine Stellungnahme
zur Kupplungsthematik: Infrage stand hier die Technik der Wagenverbindungen
untereinander, also innerhalb des Zuges, die sich nur an der Fahrfähigkeit
des Modells und nicht an irgendwelchen allgemeinen Normen orientiert (und
damit durchaus patentfähig sein kann). Die Antwort dagegen bemüht die hersteller-
übergreifende Koppelungsmöglichkeit der Modelle wie wir sie aus der NEM kennen.
Irgendwie erinnert mich das an unsere Politiker, die auch gern auf Fragen
antworten, die so nicht gestellt wurden.
Und auch wenn es tatsächlich das erklärte Ziel Pikos sein sollte, Zwischenwagen
zu bauen, die innerhalb eines Märklin-ICEs fahren können, so leitete sich selbst
daraus keine Legitimation ab, die vorgefundene und eventuell geschützte
Verbindungstechnik passgenau abzukupfern. Eventuell gar unter dem Deckmäntelchen
der Ehre, sich ja nur für die internationale Gemeinschaft der Modellbahner
eingesetzt zu haben und deshalb in uneigennütziger Weise dem Marktführer die
Nutzlosigkeit seiner Patente vor Augen zu führen.
Natürlich kann man sich die Frage stellen, warum eine zuginterne Kupplung in
ihrer speziellen Ausführung überhaupt unter Patentschutz gestellt werden
sollte - die schlüssige Antwort gibt die aktuelle Sachlage.
Gruß,
Rudi