Der Titel «mechanisches» Stellwerk mag auf den ersten Blick etwas off-topic erscheinen, ist meiner Meinung nach aber hier am zutreffendsten.
Meine Anlage wird über eine ECOS und einen Computer mit TrainController gesteuert. Die Rückmeldungen in der Nähe der Ecos laufen über S88, die weiter entfernten über Loconet. Ich überwache alle Gleise und Weichen praktisch lückenlos.
Ich unterscheide bei mir zwischen Zugfahrt und Rangierfahrt, bei der Zugfahrt fährt der Computer, Rangierfahrten werden manuell über Fred Handregler gesteuert.
Ich habe für meine Anlage den Bahnhof Rennsteig im Thüringer Wald adaptiert umgesetzt ist der Gleisplan aus der Zeit, als noch die Kleinbahn nach Frauenwald existierte. Anders als beim Vorbild wurde bei mir der Bahnhof, mit Ausnahme der Kleinbahn, mit Flügelsignalen ausgestattet, die in ein Streckengleis mündenden Nebengleise sind mit Sperrsignalen gesichert.
Zur Steuerung der Formsignale habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, ein mechanisches Stellwerk in der Funktion nachzubilden. Bei einem mechanischen Stellwerk werden über grosse Hebel die Weichen und Signale gestellt, Fahrstrassen über Fahrstrassenhebel eingestellt und der Streckenblock über Blockapparate gesteuert. Mechanische Verschlusslineale, welche beim Bedienen der Hebel hin und hergeschoben werden stellen dabei sicher, dass die Hebel in der richtigen Reihenfolge bedient werden und in Fahrstrassen liegende Weichen nach Einstellen der Fahrstrasse nicht mehr umgestellt werden können.
Da ich weder über die Ausrüstung noch über das genaue Wissen verfüge um Verschlusslineale selbst herzustellen, muss hier der Computer einspringen. Bei einem Eigenbaustellwerk muss sichergestellt werden, dass die «Hebel» in der richtigen Reihenfolge bedient werden. Falsch bediente oder gesperrte «Hebel» sollen dabei einfach ohne Funktion bleiben.
Im Modell übernehmen Kippschalter die Funktion der Weichenhebel nd LED’s die wenigen optischen Rückmeldelampen eines mechanischen Stellwerkes. Rückmelde- und Schaltdecoder werten die Funktionen aus und beleuchten das Stellwerk richtig.
Auf Basis dieses Konzeptes habe ich das Bedienpanel des Stellwerkes mit einem Grafikprogramm gezeichnet und an einen Schilderdruckdienst gesendet, welcher den Gleisplan auf eine Alu-Dibond Tafel gedruckt hat.
Das Resultat sieh so aus:
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Die Taster im Gleisplan bedienen die Entkupplungsgleise, ansonsten erfolgen im Gleisplan selbst keine Bedienungen.
Die LED’s bei den Blockpfeilen zeigen folgendes:
Eine gelbe Lampe, Strecke ist frei, die Fahrrichtung gemäss beleuchtetem Pfeil. Leuchtet zusätzlich unter der Gleisnummer eine rote Lampe ist die Strecke «vorblockiert», d.H. ein Signal in Richtung des beleuchteten Blockpfeils zeigt Fahrt, es können keine weiteren Signale in Richtung der Strecke auf Fahrt gestellt werden. Fährt der Zug am Ausfahrsignal in Richtung Strecke vorbei, erlischt die gelbe Lampe und die rote Lampe zeigt «blockiert» an. Nach Einfahrt in den Bahnhof wird die Strecke wieder frei, die rote Lampe erschlischt und die gelbe Lampe leuchtet in der Fahrrichtung des Blockes auf. Im Moment zeigen Blöcke 505 und 701 frei mit Fahrrichtung nach Rennsteig und Block 801 frei mit Fahrrichtung von Rennsteig. Der Block imitiert die Funktion eines vereinfachten Streckenblockes, wie er auf kleinen Schweizer Nebenbahnen zum Einsatz kam.
In Dunkelblau sind die «Weichenhebel», ist der Schalter oben steht die Weiche gerade, ist der Schalter unten, steht die Weiche in Ablenkung.
In Rot sind die «Signalhebel», Hp0 ist in der Mitte, Hp1 mit Hebel nach oben und Hp2 mit Hebel nach unten.
In Hellblau sind die Sperrsignale, Hebel oben = Sh0, Hebel unten = Sh1
Grün sind schliesslich die Fahrstrassenhebel, nach oben für Einfahrten, nach unten für Ausfahrten. Hier sind Einfahrten nur in die Gleise 2,3 und 7 möglich, zusätzlich sind Ausfahrten auch aus den Gleisen 1 und 7 möglich.
Die untere Hälfte des Panels mit den mittelblauen Hebeln und den Tasten gibt es in dieser Funktion beim Vorbild nicht, dies ist mein Kompromiss an die Conmputersteuerung, dazu später mehr.
Für eine Zugfahrt müssen als erstes die Weichenhebel, danach die Fahrstrassenhebel, die Rangiersignale und das Hauptsignal eingestellt werden. Wird diese Reihenfolge nicht eingehalten, bleiben die Hebel ohne Funktion. Genauso bleiben die Hebel ohne Funktion, wenn die Weichen nicht entsprechend der Fahrstrasse gestellt sind oder gar wenn Weichen bei einer eingestellten Fahrstrasse umgestellt werden.
Soll also zum Beispiel ein Zug aus Gleis 2 nach Gleis 701 ausfahren muss ich folgende Bedienungen vornehmen:
1. Weichenhebel: 1a oben, 1b unten, 2 oben
2. Fahrstrassenhebel 2-A nach unten
3. Sperrsignale Gs2 und Gs2a auf Sh1
4. Signalhebel P2a auf Hp1
Habe ich alles richtig eingestellt, setzt sich der Zug daraufhin in Bewegung.
Nach der Zugfahrt stelle ich die Hebel in umgekehrter Reihenfolge zurück.
Mit dem Schalter Automatik an/aus wechsle ich die Kontrolle der Bedienelemente zwischen Panel und Software.
Die Hebel im mittelblauen Panel dienen dem Rangierbetrieb, auch hier muss ich die Einstellreihenfolge, Weiche – Rangierfahrstrasse – Rangiersignal einhalten, anschliessend fährt der Zug aber nicht von selbst los, sondern ich muss die Lok über den Handregler steuern. Die Taster unten rechts helfen schliesslich die Zugspezifischen Funktionen des Traincontrollers zu steuern ohne, dass ich immer zum Computer laufen muss.
Zu bauen war das Stellwerk relativ einfach, ich musste eigentlich nur an Stelle der Hebel und Lampen Löcher in die Alu-Dibond Platte bohren.
Von hinten sieht das Stellwerk so aus:
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Die Uhlenbrock-Decoder fragen die Taster und Schalter ab, der Q-Decoder steuert die Blocklampen. Das Stellwerk ist senkrecht an die Anlagenvorderseite montiert und kann zu Wartungszwecken abgeklappt werden.
Ich warte jetzt gespannt auf Eure Kommentare.