[quote="Remo Suriani" post_id=2125657 time=1591430319 user_id=18573]... Vielleicht schaust Du Dir mit dem Hintergrund nochmal Deinen Plan an (und vielleicht meinen Vorschlag). Gerade wenn man es vorbildnah will, ist es immer an einfachsten, sich auch am Vorbildbahnhof zu orientieren [/quote]Hallo Dirk,
das kann ich nur unterstützen.
Ich bin kein Experte für den Ruhrpott (bin gebürtiger Stuttgarter und kenne mich dort einigermaßen in Sachen Eisenbahn aus). Daher folge ich Deinen Ausführungen zu Recklinghausen. Lass mich an der Stelle noch eines anfügen, das allgemeine Gültigkeit hat: Eine Strecke wird nur dann zweigleisig gebaut, wenn dies auch notwendig ist (weil die Zugdichte für eine eingleisige Strecke einfach zu groß ist). Permanentes Anfahren und Anhalten bringt nicht nur hohen Verschleiß sondern auch hohen Energieverbrauch.
Welche Gleise findet man dann im einen Personenbahnhof? Bahnhöfe im Personenverkehr dienen zum Ein- und Aussteigen, Umstellen von Kurswagen oder dem Bereitstellen von Zügen (Start-/Zielbahnhof). Züge verdienen nur dann Geld, wenn sie rollen. Schluss mit den Floskeln, sonst muss ich noch ins Phrasenschwein löhnen. Das dürfte alles bekannt sein. Trotzdem wiederhole ich es hier, denn die Betrachtung des Bahnhofes mit
- Gleise 1 und 5 als S-Bahn Gleis
- Gleise 2 und 4 als durchgehende Hauptstrecke
- Gleis 3 als Umfahrgleis
mit den Mittelbahnsteigen zwischen Gleis 1 und 2 sowie 4 und 5 heißt unterschiedliche hohe Bahnsteigkanten. Das kann auch im Modell recht einfach erreicht werden, indem die S-Bahngleise 1 und 5 einfach etwas tiefer gelegt werden (z.B. durch Reduzierung der Höhe der Gleisbettung).
Wofür benötigst Du das Umfahrgleis?
Halten die Personenzüge so lange, dass die Güterzüge dadurch stark behindert werden? Dies ist nach meinem Wissen nur dann der Fall, wenn es um einen Taktverkehr, wobei auch dann die Güterzüge immer den Kürzeren gegenüber den Personenzügen ziehen. Das "Durchfahren" von Güterzügen ist also nur dort erforderlich, wo diese sonst den Personenverkehr massiv behindern würden oder auf einer eigenen Trasse verkehren. Dazu ein Beispiel aus meiner ehemaligen Heimat: Der Abschnitt zwischen Ludwigsburg und Bietigheim war dreigleisig ausgebaut (außenliegende Hauptstreckengleise, ein innenliegendes Gleis für Güter- und Vorort-Verkehr). Heute ist die Strecke viergleisig ausgebaut. Die S-Bahn beansprucht die beiden innen Gleise für sich, was man auch schön an den Inselbahnsteigen sehen kann. Wenn Interesse besteht, schau Dir mal das Video der Führerstandsmitfahrt von Heilbronn nach Kornwestheim ab Minute 30 an. Über das Gegengleis der Hauptstrecke geht es über das Gegengleis der S-Bahn auf das S-Bahn-Gleis in der richtigen Richtung bis Ludwigsburg, wo auf Gleis 5 für die direkte Zufahrt nach Kornwestheim Güterbahnhof gewechselt wird.
Die Zugdichte ist dort durch die getaktete S-Bahn und den Güterverkehr nach Kornwestheim so hoch, dass eben drei Gleise nicht ausreichen.
Zitat
... Die Bahnhöfe sind in der Regel vor 70 bis 100 Jahre gebaut worden, nämlich unter dem Aspekt der Rentabilität, nicht um jeden Zug jederzeit freie Fahrt zu gewähren.
Der Regelfall beim Vorbild ist nun einmal, dass bestimmte Züge aus bestimmten Richtungen auf bestimmte Gleise einlaufen müssen, um dann ihre Fahrt in andere Richtung fortsetzen zu können. Das hat ganz massive Kostengründe. Und um diese zu minimieren und nicht jeden Bahnhof mit einer doppelten Weichenstraße auszustatten, wie es bei dir ist, ist es doch die Arbeit an einem Fahrplan, dieses zu berücksichtigen (eben dass das Gleis dann auch frei ist) und des Fahrdienstleiters, dieses zu überwachen.
Die Fragen bei der Konstruktion deines Bahnhofs sollten also sein:...
- Welche Richtungen und Funktionen müssen bedient werden?
- Wie sieht die einfachste Weichenstraße aus, um dieses zu gewährleisten?
- Gibt es 1 - nur einen - Fahrweg in diese Richtung?
- Gibt es 1 - nur einen - Ausweichfahrweg?
- Gibt es doppelte Weichenstraßen, die bei der Ein- als auch bei der Ausfahrt die gleichen Fahrwege zulassen? Dann ist eine Weichenstraße zu viel.
So schön große Weichenstraßen sind, so teuer sind sie auch. Daher kann ich nur empfehlen, die Fragen von Holger zu beachten.
Ach ja, noch eine Bemerkung zu der dreigleisigen Wendel: Ich hatte mich mal mit dem Gedanken getragen, Ludwigsburg vor dem viergleisigen Ausbau der Strecke nach Bietigheim als Vorbild zu adaptieren. Einer der Gründe war, dass der Verkehr im Untergrund durch nicht ausreichende Kapazität der Zugspeicher ausgebremst wurde. Ein anderer Grund war, dass die Zugänglichkeit des mittleren Gleises in der Wendel erheblich behindert ist (vor allem dann, wenn auch noch ein Zug auf dem davorliegenden Gleis steht).
Und bitte die Fahrleitung in der Wendel und im Untergrund nicht vergessen. Oder sind das alles Dieselstrecken?
Gruß, Heinz