Hallo Alexander,
zunächst muss ich wohl für meine etwas heftige Reaktion bzw. den von Dir so bezeichneten "Tadel" um Entschuldigung bitten. Da ist mir ein allzu grobes und spontanes "... das geht gar nicht ..." entlaufen. Du kannst natürlich mit aller Berechtigung auf Deiner Anlage aus welchen Gründen auch immer so bauen, wie es Dir gefällt bzw. wie Du es möchtest. Mein spontanes Gefühl sagte mir nur, jetzt hat er sich so viel Mühe beim Bau des Kurhauses gegeben, da sollte uns doch etwas schöneres einfallen, als die 2D-Felsen ... tut mir leid.
Mein Vorschlag, Dir einmal den Kasseler Weinberg anzuschauen, hatte genau diese beengte Situation im Blick. Der natürliche Hang vor dem Bau der Stützmauer besaß oben wohl kaum einen so ausgeprägten, geraden Rand wie nach dem Bau. So habe ich mir für Deine Geländestufe vorgestellt, wie der Hang vor dem Bau der Bahn ausgesehen haben könnte. Eine so gerade Felswand ist in der Natur eher selten anzutreffen. Zumeist gibt es Abrundungen durch Erosion oder die Wand weist oben einen gezackten Verlauf mit Einbrüchen auf. Mit diesem Ansatz folge ich der Idee, es gab vor dem Bau der Eisenbahn bereits eine Landschaft, die von den Ingenieuren nach den Bedürfnissen der Technik gerade gezogen wurde.
Zurück nach Kassel ... wenn ich seinerzeit unterhalb der beeindruckenden Stützmauer stand, fragte ich oft nach dem Motiv, wozu dieser Aufwand getrieben wurde. Die Antwort, die mir dazu einfiel lautete, weil man es konnte. Das ganze Bauwerk strahlt eine derartige Macht aus, dass ich als Motiv genau diese Machtdemonstration annahm. Nicht nur in der Vergangenheit neigten großmannsüchtige Potentaten dazu, ihre Überlegenheit durch die Beherrschung selbst der Natur unter Beweis zu stellen. Ein Beispiel aus der Antike ist der von den Römern errichtete Limes. In manchen Abschitten verläuft der Grenzwall über Kilometer ohne jegliche Rücksicht auf das natürliche Gelände schnurgerade durch die teilweise gebirgige Landschaft. Neuere Messungen zeigen eine Abweichung von wenigen Zentimetern ... eine erstaunliche Leistung der damaligen Landvermesser. Militärisch alles andere als unüberwindlich sollte das Bauwerk den vermeintlich primitiven Barbaren auf der germanischen Seite wohl nur die Überlegenheit der römischen Zivilisation zeigen. Wie der weitere Verlauf der Geschichte belegt, sind solche Machtbauten küchenpsychologisch betrachtet allerdings auch ein Pfeifen im Wald. Wer wirklich souverän ist, muss es nicht wie der brusttrommelnde Chef einer Gorillaherde ständig belegen ...
Boh ... was für ein Anlauf ... jetzt aber zu Deiner Anlagensituation. Ich habe mir Dein Kurhotel nochmal genau betrachtet und versuchte mir vorzustellen was es repräsentiert ... klassischer Luxus, Wohlstand, ein gewisser Stolz des Besitzers, der sich einen solchen Prachtbau leisten kann. Zusammengefasst erweckt der Zierrat und die Ornamentik den Eindruck, in Deiner Modellgegend neigt man dazu, über den reinen Zweck der Architektur hinaus zu repräsentieren. Diesen Gedanken übertrage ich nun mal auf den Hang.
Ohne Ingenierbauten bzw. Ergänzungen und Abstützungen wäre ein so gerader Verlauf kaum denkbar. Das kommt aber Deinem Problem der Enge geradezu entgegen. Der natürliche Hang war wohl wie in Kassel oben abgerundet. Der aufgesetzte Mauerkopf kragt mit seinen Bögen weit über den natürlichen Felsen hinaus. Ein Teil der am Rand wachsenden Bäume im Park darüber wurzelt sicher nicht im gewachsenen Boden, sondern in der künstlichen Anschüttung. Es wurde oben also eine enorme ebene Fläche gewonnen, die es vor dem Bau nicht gab. Das entspricht doch exakt den Bedürfnissen eines Eisenbahn-Ingenieurs. Der natürliche Fels springt oben zurück und Du könntest darunter eine Art Tunnelröhre verbergen. Die Hangbefestigung stützt sich unten auf den gewachsenen Felsen ab und überwuchert ihn oben. Die Abrundung bzw. der natürliche Verlauf ist nur noch durch ein paar hervorragende Felsnasen zu erahnen. Die Einbuchtungen unter den Bögen zaubern eine Tiefe, die eigentlich gar nicht vorhanden ist. Oben schaffst Du Dir den für die Bahnstrecke benötigen Platz. Das vorhin diagnostizierte Bedürfnis nach Repräsentation wird ähnlich wie in Kassel durch die gewagte Bogenkonstruktion in Rechnung gestellt. Somit würde Deine Idee der Gestaltung einer mondänen Kurgegend weiter getragen und das stimmige Gesamtbild abgerundet.
Es gibt natürlich andere Lösungen. Aber ich werbe im Augenblick (mit vielen Worten ) für ein optisches Gesamtkunstwerk ohne allzu kompromissbehaftete Brüche.
Wirklich kurz zu Deinen Bedenken zur Gestaltung des Felsen mit Spachtelmasse / Gips ... die in meinem Bau eingesetzten Gussformen leisten eine gute Unterstützung. Die Abgüsse haben auf einer Seite bereits eine natürlich aussehende Steinstruktur. Die Formen muss man nicht massiv ausgießen. Ich habe sie z.B. nur dünn mit Modellgips ausgestrichen und erhielt so dünne Schalen. Die kann man leicht auseinander brechen und die Stücke wie ein Mosaik in ein grob aufgetragenes Gipsbett eindrücken. Die dabei an den Seiten herausquellende Spachtelmasse kann man nun nach dem Anziehen mit einem nassen Pinsel verstreichen oder, wenn der Fels knackiger ausfallen soll, lässt man die Überstände aushärten und bricht sie dann ab. Bruchkanten sind m.E. bei der Felsgestaltung sehr hilfreich. Sie sehen ohne Schnitzerei bereits wie Fels aus.
Wenn man keine Gussform besitzt, reich es vielfach bereits, einen ausgehärteten Gipsklotz zu zerschlagen und die Stücke wie oben angedeutet einzusetzen. Bei meiner Felswand bin ich z.T. so vorgegangen ...
Boh ... wer soll dass jetzt alles lesen ...
LG
Hubert