Hallo allerseits,
das Erscheinen der Busch-Feldbahn Anfang 2012 hat doch eine ganze Reihe von Leuten dazu angeregt, sich auch modellbauerisch mit dem Thema "Feldbahn" zu beschäftigen. Die kleinen Busch-Loks zuckeln - egal ob mit 3 V (Originalmotor) oder 12 V (sb-Austauschmotor), ob anlog oder digital - recht nett durch die mehr oder weniger fertig gestalteten Modellbahnlandschaften.
Wie immer, wenn wir Modellbahner ein neues Projekt in Angriff nehmen wollen, stellt sich recht bald die Frage: Was genau will ich eigentlich darstellen? Und gerade Feldbahnen sind natürlich prädestiniert für Industrie- oder auch Landwirtschaftsthemen. Nicht zuletzt durch das parallele Erscheinen der kleinen Ziegelei von Busch aber auch durch schon ältere Bausätze wie z.B. von Faller liegt das Nachgestalten einer Ziegelei im Modell doch recht nahe. Die Diskussionen in diversen Forenbeiträgen nehme ich hier zum Anlass, einige Gedanken zum Thema "Feldbahn + Ziegelei" aufzuschreiben.
Technologie der Ziegelherstellung
Zunächst muss man sich m.E. einmal grob mit der Technologie der Ziegelherstellung vertraut machen:
- Abbau des Tons in der Tongrube und Transport zur Ziegelei
- Aufbereitung des Tons im Tonschneider, ggf. unter Zusatz diverser Zuschlagstoffe (u.a. Sand, Ziegelstaub, Kohlengrus)
- Formgebung der Ziegel entweder per Hand (Handstrich) oder mechanisch (Strangpresse)
- Trocknung der Rohziegel entweder durch Luftrocknung in Trockengestellen bzw. -schuppen oder maschinell (z.B. durch heiße Abluft aus dem Brennofen) in der Trockenhalle
- Brennen der Ziegel im Brennofen
- Lagerung und Versand der fertigen Ziegel
Die Tongrube
Der Ton liegt in der Regel nicht direkt an der Oberfläche. Deshalb muss zunächst der Abraum entfernt werden, bevor man an die eigentliche Tonlagerstätte herankommt. Abhängig von der Mächtigkeit des über dem Ton liegenden Abraums und der Tonlagerstätte selbst erfolgt der Abbau in der Regel mit Baggern (Eimerkettenbagger, Schaufelradbagger, Tieflöffelbagger) oder bei weniger mächtigen Flözen auch mit Radladern).
Der Transport des Rohtons von der Grube zur Ziegelei erfolgte früher in der Regel mit Feldbahnen (z.B. Mildenberg/Zehdenick nördlich von Berlin), aus sehr tief gelegenen Gruben aber auch über s.g. Bremsberge (Schöneck/Vogtland). Uns aber interessieren ja vor allem die Feldbahnen.
Transportwege
Es gibt also eine Reihe ganz unterschiedlicher innerbetrieblicher Transportwege:
1. Abraum in Kipploren zur Endlagerung, meisten zum Wiederauffüllen bereits ausgetonter Grubenteile
2. Rohton zur Ziegelei (früher zumeist in Holzkkastenkippern, später auch in metallenen Kipploren) zur Zwischenlagerung auf Halde oder direkt zur Aufbereitung im Tonschneider
3. aufbereiteter Ton vom Tonschneider auf die Streichtische/-wagen (Handstrich) oder vom mechanischen Formgeber auf Transportwagen
4. geformte Ziegel auf Etagen- oder Regalwagen zur Trocknung (Lufttrocknung als älteres und einfacheres Verfahren, maschinelle Trocknung als modernes Verfahren)
5. getrocknete Ziegel zum Brennofen
6. gebrannte Ziegel zum Lager oder zum Abtransport (z.B. in Mildenberg mit Schiffen über die Havel)
7. dazu kamen noch Transporte verschiedener Zuschlagstoffe und des Heizmaterials z.B. für die Dampfmaschinen sowie der Abtransport der Asche
Im Raum Mildenberg/Zehdenick z.B. gab es ein buntes Sammelsurium unterschiedlichster Spurweiten bei den eingesetzten Feldbahnen (900 mm, 750 mm, 630 mm, 600 mm, 500 mm). Bei den dortigen großen Tongruben und Ziegeleien wurde der Ton aus der Grube heraus häufig mit Feldbahnen größerer Spurweite z.T. über lange Strecken zu den Ziegeleien transportiert. Der Transport der Ziegel innerhalb der Ziegelei fand dann in der Regel auf kleineren Spurweiten statt, zumeist 500 mm. Dabei wurden die Transportwagen anfangs nur mit Muskelkraft bewegt. Später kamen aber auch durchaus Lokomotiven zum Einsatz. Mit fortschreitender Mechanisierung gab es für den innerbetrieblichen Transport der Ziegel in größeren Ziegeleien auch Hängebahnen.
Zur Größe von Ziegeleien
Neben sehr großen Ziegeleien mit u.U. mehreren Ringöfen (Region Mildenberg/Zehdenick) gab es aber auch kleine Anlagen, wie z.B. in Altglietzen bei Bad Freienwalde, Schöneck (Vogtland) oder wie die ehem. Fa. Erbs in Pegau bei Leipzig, die auch das Vorbild für die Busch-Bausätze bildet. Aber im Modell können wir uns in der Regel ohnehin meist nur mit Kleinbetrieben beschäftigen, da selbst für mittlere Betriebe der vorhandene Platz meist nicht ausreichen dürfte. Einen schönen Artikel zu einer kleinen Zieglei aus Bayern gab es vor einigen Jahren im Modellbahnkurier 18 (3. Quartal 2005). Dort war die Feldbahnstrecke nur einige hundert Meter lang. Beladen wurden die Züge per Radlader.
Ziegelei im Modell
Wenn man also den Betrieb einer Ziegelei nachbilden will, wäre es also gar nicht so falsch, auch Feldbahnen mit unterschiedlichen Spurweiten einzusetzen, z.B. H0e (Roco, Minitrains) und H0f (Busch, Technomodell/pmt). Meines Erachtens sollte man aber vermeiden, das ein mit Ton voll beladener Zug von der Grube zur Ziegelei und von dort wieder voll beladen zurück zur Grube fährt. Das könnte man umgehen, indem man 2 völlig identische Züge einsetzt: einer beladen und einer leer. Beide könnten dann im Kreisverkehr auf dem selben Gleis in jeweils entgegengesetzter Richtung verkehren. Irgendwo müsste es dazu eine verdeckte Ausweichstelle geben, z.B. innerhalb eines Gebäudes. An einer ebenfalls nicht einsehbaren Stelle müssten dann beide Züge leer in der Grube verschwinden bzw. voll mit Ton beladen daraus auftauchen.
Der innerbetriebliche Transport mit rohen bzw. schon gebrannten Ziegeln könnte dann z.B. mittels der Busch H0f-Bahn gut dargestellt werden.
Spontan fallen mir 2 Modelle von kleineren Ziegeleien ein:
1. Faller 190208 – Ziegelei
2. Busch 1550 – Ringofen, 1551 – Trockenschuppen und 1552 – Presshaus
Die Buschbausätze sind relativ teuer, aber m.E. sehr gut gemacht. Mein Faller-Bausatz war als Eurotrain-Sonderedition deutlich preiswerter, ist aber u.U. vom Mauerwerk her nicht ganz so fein detailliert.
Im Netz hatte ich vor einiger Zeit einen Anbieter aus Griechenland gefunden, der sehr schöne Metallmodelle von kleinen Eimerkettenbaggern für die Ton- oder Kiesgrube anbot: https://www.youtube.com/watch?v=CsvBRYcGYag&hd=1 Komme aber leider nicht auf die korrekte Website.
Eine Alternative wären die Papierbastelbögen von MB-Modellbau aus Soltau: http://www.feldbahn-schmalspur.de/ Zumindest für den Hintergrund sollten diese gut geeignet sein.
Literaturempfehlungen
- „Feld- und Grubenbahnen der DDR – ein Streifzug in Bildern“- Historische Feldbahn Dresden e.V. (Hrsg.), Wolfgang Herdam Fotoverlag
- „Die Feldbahnen der Zehdenicker Ziegelindustrie“, Joachim Berghoff, VBN Verlag B. Neddermeyer
Ich hoffe, dass meine Gedanken etwas anregen. Dabei geben sie das Thema bestimmt nur sehr unvollständig wieder. Deshalb sind Hinweise, Kritiken, Vorschläge, Danksagungen etc. ausdrücklich erwünscht.
Eventuell werde ich später noch mal einige Anregungen geben, wo und in welchen Bereichen überall Feldbahnen so zum Einsatz kamen und manchmal auch noch kommen.
Beste Grüße
Bertram