RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#1 von EpocheIII-Fan ( gelöscht ) , 21.06.2009 18:58

Hallo,

bei alten Gepäckwaggons findet man häufig eine sogenannte Dachkanzel, die an einem Wagenende angebracht ist. Weiß jemand, welche Funktion diese hatte? Wurde der Waggon eher am Anfang oder am Ende des Zugs geführt, oder war dies egal?

Gernot


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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#2 von Muenchner Kindl , 21.06.2009 19:00

Hallo,

Zitat
Weiß jemand, welche Funktion diese hatte?



Frueher fuhr ein Zugfuehrer (nicht der Lokfuehrer) auch auf Gueterzuegen mit. Aus der Dachkanzel hatte er den Zug im Blick.


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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#3 von Treibstange , 21.06.2009 20:03

Zitat von EpocheIII-Fan
Hallo,

bei alten Gepäckwaggons findet man häufig eine sogenannte Dachkanzel, die an einem Wagenende angebracht ist. Weiß jemand, welche Funktion diese hatte? Wurde der Waggon eher am Anfang oder am Ende des Zugs geführt, oder war dies egal?

Gernot




Hallo Gernot,

die Dachkanzel diente dem Zugführer ( zu erkennen an dem roten Riemen oder Gurt ) zum Beobachten der Strecke. Die Streckenbeobachtung gehörte zum Aufgabenbereich des Zugführers. Die Dachkanzel war mit einem Sitzplatz, Schreibpullt und einem Notbremsventil ausgerüstet. Der Gepäckwagen lief in Personenzügen entweder als erster oder letzter Wagen im Zug. Der Gepäckwagen in P - Züge wurde an den Endpunkten nicht umgestellt. In Güterzügen lief dieser Wagen stets an erster Stelle im Zug. Die Vorschrift, dass der Zugführer die Strecke zu beobachten hatte, wurde im Lauf des Jahres 1964 aufgehoben.

Die Dachkanzeln wurde nach dem Jahre 1964 bei Wagen, die noch längere Zeit im Betrieb blieben, anlässlich von AW Aufenthalten entfernt.


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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#4 von EpocheIII-Fan ( gelöscht ) , 21.06.2009 20:52

Danke für die umfassende Antwort! Hatte im Internet keine Infos gefunden.

Gernot


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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#5 von katzenjogi , 21.06.2009 23:54

Zitat von Treibstange


(...)In Güterzügen lief dieser Wagen stets an erster Stelle im Zug.



Hallo,

mich treibt schon die ganze Zeit eine Frage um, ob der Güterzugbegleitwagen tatsächlich immer an erster Stelle im Zug lief, oder ob er nicht auch am Ende eingesetzt wurde.

Mir schwebt da nämlich folgende Situation vor - im Güterzugbegleitwagen waren ja nicht nur die Frachtpapiere untergebracht, auch der Zugführer/Rangierer hatte dort sein Plätzchen. Also im Prinzip speziell auf Nebenstrecken hatte jeder Güterzug seinen eigenen Rangierer dabei. Wenn aber nun auf den kleinen Bahnhöfen mit Güterverkehr keine Rangierlok vorhanden war, so wurde doch sicherlich mit der Zuglok dann dementsprechend die Wagen von restlichen Zug getrennt und rangiert.

Wäre es denn in solchen Fällen nicht zweckmässig, die Güterwagen hinter der Lok so einzureihen, daß der letzte abzuhängende Waggon auch am weitesten hinten mitgeführt wird?

In der Hoffung, mich verständlich ausgedrückt zu haben.... ops:

MfG Jürgen (alias katzenjogi)


 
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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#6 von Treibstange , 22.06.2009 00:30

Hallo,

Zitat
Wäre es denn in solchen Fällen nicht zweckmässig, die Güterwagen hinter der Lok so einzureihen, daß der letzte abzuhängende Waggon auch am weitesten hinten mitgeführt wird?



Genau so wurde es ja - bis auf wenige Aussnahmen, die durch die örtlichen Gebenheiten bedingt waren - gemacht.

Der Begleitwagen störte doch nicht. Es sei denn, die Nutzlängen der Gleise hätten das nicht zugelassen.

Die Wagen, die an den einzelnen Stationen aufgenommen wurden, reihte man dann auch vorne ein. Auf Nebenbahnen hatte man eh nie viele Nebengleise zur Verfügung.

Direkt hinter dem Begleitwagen an der Spitze liefen auch der oder die Wagen für den Stückgutverkehr. Für viele Stationen lohnte sich ja ein sogannter Ortswagen vom Frachtaufkommen her nicht. Die Stückgutentladung gehörte dann auch meist zu den Aufgaben des Zugpersonals bzw. zur Aufgabe des mitfahrenden Ladepersonals.


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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#7 von Iceman , 22.06.2009 01:54

Hallo,

es gibt auch noch eine Ausnahme. Wenn bei einem sehr schweren (meist Gag) ein Güterzugbegleitwagen mitgeführt wurde, wurde dieser häufig hinten angehängt. Angeblich weil man befürchtete der Wagen könnte durch das Gewicht des Zuges zerrissen, bzw. zerdrückt werden.


Grüße

Matthias

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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#8 von U 43 , 27.06.2009 11:43

Hallo,
eine Frage hätte ich auch noch zu diesem Thema: Ist es eigentlich egal, wie herum der Gepäckwagen läuft?
Ich habe hier z. B. einen Donnerbüchsen-Gepäckwagen (Märklin 4003). Der hat auf beiden Seiten der Kanzel die selben Fensteröffnungen. Bei dem Fahrzeug könnte ich mir denken, das die Fahrtrichtung egal ist.
Dann habe ich hier noch einen kleinen Güterzuggepäckwagen (Märklin 4600), der hat die Kanzel genau an einem Ende. Zum "langen Teil" des Daches hin hat er eine längliche und eine kreisrunde Öffnung, auf der anderen Seite nur ein kleines "Bullauge". War das überhaupt zum Durchgucken? Muß der immer irgendwie richtig herum angehängt werden? Besonders an kleinen Endbahnhöfen werden die Waggons wohl kaum gedreht für die Rückfahrt...


Gruß, Gernot.
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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#9 von Treibstange , 27.06.2009 11:49

Hallo,

die Dachkanzeln der Gepäckwagen boten dem Zugführer in beiden Fahrtrichtungen Sichtmöglichkeiten. Es war daher gleichgültig wie "herum" der Wagen im Zugverband eingereiht war.


Mfg. Christian
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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#10 von Arno , 27.06.2009 12:53

Hallo Forum,

wenn der Güterzug-Pw am Zugschluß eingestellt ist - woher kommt der Strom für seine Beleuchtung?

Ich habe bisher bei keinem mir bekannten Modell die Nachbildung einer Lichtmaschine gesehen. Wurde die von den Modellherstellern unterschlagen?

Oder - wie funktionierte die Innenbeleuchtung beim Vorbild sonst ? Gas oder Petroleum scheiden in Epoche 3 und 4 wohl aus?

Neugierige Grüße

Wilhelm


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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#11 von Arno , 05.07.2009 15:43

Hallo Forum,

weiß keiner eine Antwort?

Interessiert mich wirklich.

Viele Grüße

Wilhelm


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RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#12 von Multi ( gelöscht ) , 05.07.2009 16:29

Hallo Wilhelm,

Gas- bzw. Petroleum wurde irgendwann in der Ep. III ausgebaut und durch E ersetzt. Diese Wagen müssen den Strom von der Lok beziehen und haben dafür eine Steckdose. Die im Thread erwähnten Ausnahmen bei schweren Kohlenganzzügen (aufgrund fürchterlicher Unfälle), wo der Pwg NICHT hinter der Lok lief, waren früher zu Petroleumzeiten.
Da im Pwg der Zugführer mitfährt und dieser z.B. bei unvorhergesehenem Halt des Zuges zum nächsten Fernsprecher stiefeln muss und sich dann mit dem Lokpersonal verständigen, wäre es blöd, wenn der Pwg am Ende liefe und für jede Verständigung der Mann x-hundert Meter zurücklegen muss.
Deshalb gehören Pwgs der Epochen IIIb und IV mit Zugschlußbeleuchtung zwar nicht in die Mülltonne, aber weg damit via ebay.

Gruß Dietmar


Multi

RE: Dachkanzel bei alten Gepäckwaggons

#13 von Arno , 05.07.2009 16:33

Hallo Dietmar,

Danke für Deine Erklärung.

Genauso hatt ich es mir eigentlich gedacht. Du hast meine Vermutungen bestätigt.

Viele Grüße

Wilhelm


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