Hallo Werner
Es wird etwas ausführlicher... Vielleicht hilft es und bringt etwas.
Zitat
Hallo,
mal eine Frage. Wie habt ihr euch das Löten beigebracht? Gibt es dafür Lektüre?
Ich habe eine ausrangierte Dampflok, an der wollte ich es mal probieren.
Was für Werkzeug brauch ich dafür?
Im www. gibt es ja viele Anregungen aber ich wollte speziell für den MoBa wissen.
Danke
Werner
Das Löten habe ich mir zuerst selber beigebracht, damals mit einem Weller 220V Lötkolben, Lötfett und Lötzinn - alles als Geschenk erhalten (damals ca. mit 14 Jahren?). Das ging zwar für erste Versuche, doch solche "groben Lötkolben" sind ungeeignet um an Loks zu löten (Stichwort potentialfreie Spitze). Es muss eine Lötstation sein, wo Netzspannung und Lötspitze elektrisch getrennt sind sowie die Temp. eingestellt und die Spitzen gewechselt werden können.
Später - das muss so vor 30 Jahren gewesen sein - habe ich dann wohl übertrieben und mir gleich eine Weller EC2002 antistatic gekauft (mit dem Lehrlingslohn, das schwarze, sehr schöne und gute Stück kostete damals über 400.- CHF ). Ich machte damals die Überlegung, dass eine antistatische Lötstation für die Decoder sicher gut ist (das es gut ist, ist klar, wohl nicht aber notwendig... - dafür andere Dinge). Damit gelang dann das Löten und auch zahlreiche Umbauten (Einbau von Märklin 6080 und später 6090 Decoder - alles ohne Schnittstelle).
Richtig gelernt habe ich Löten während der Zeit in der Ausbildung als Elektromechaniker (in DE Vergleichbar mit dem Industrieelektroniker).
Diese Lötstation tut auch heute noch sehr gut ihre Dienste. Nicht aber, wenn zwei gleichzeitig löten wollen... Und damit zu "was brauche ich" und "wie lerne ich das":
Wir sind in der schönen Situation, zwei extrem wissbegierige Kinder zu haben, die obendrein auch sehr (zu) selbständig alles mögliche basteln und "verbasteln" - aktuell neun und siebeneinhalb Jahre alt sind.
Was lag also näher, auch das Löten zu versuchen? So startete ich mit Ihnen ein "Lötprogramm", Sohnemann (jünger) bekam einen Lötkolben, Lötzinn und Bausätze geschenkt - das war der erste und einzige grosse Fehler, dass wir eben den falschen Lötkolben ausgewählt hatten... Wieder ein Netzbetriebener Lötkolben (https://www.conrad.ch/de/p/toolcraft-kd-...rm-2226765.html) - geht nicht, die Spitze verzundert, der Kolben hat zu wenig Leistung, das Kabel eine "schier nicht zu bändigende Anakonda"
Zu Löten war z.B. folgendes und weitere solche Bausätze: https://www.conrad.ch/de/p/kemo-b081-bau...re-1091969.html
Wenn er dann mit der "alten" Lötstation von Papi arbeitete, ging das wunderbar! Später kam dann auch die Tochter dazu und wir/ich wollte parallel löten können (warum, wieso und wieso das doch nicht gut sein könnte, ist eine Erziehungsfrage und OT ).
Was gibt es dazu? Weller funktioniert - und bietet sogannte Education Kits an: https://www.conrad.ch/de/p/weller-we1010...ze-1720500.html
In diesem Set ist fast alles enthalten, was für den Start und auch die weiteren Lötarbeiten erforderlich ist - und das in guter Qualität und vor allem auch sehr gut funktionierend:
- Lötstation - gut regelbar, leistungsstark, Weller-Lötspitzenwechselsystem (geht auch in heissem Zustand), leichter Lötkolben, flexibles Kabel
- sehr gut funktionierender Lötzinn in mehr als nur einer "Testmenge"
- Elektronikseitenschneider
Dazu empfehle ich noch eine Entlötsaugpumpe: https://www.conrad.ch/de/p/toolcraft-lee...ch-2196503.html - diese "saugt" Zinn ab, wenn mal was wieder gelöst werden soll.
Weitere gute Bausätze:
- LED-Herz: https://www.conrad.ch/de/p/sol-expert-76...tz-1818582.html
- Roboter: https://www.conrad.ch/de/p/sol-expert-ro...00-1530390.html
Wie löte ich nun? Erklärt am Löten einer solchen Bausatzplatine
Zuerst sei angeraten, einfach isolierte Litzen (Modellbahnkabel) an eine Lötleiste zu löten (https://www.conrad.ch/de/p/tru-component...st-1572091.html). Das haben auch die Kinder gemacht.
Vorgehen:
- Kabel vorbereiten, ca. 4 mm abisolieren
- Lötleiste in einen kleinen Schraubstock einspannen oder mit Klebeband auf den Tisch kleben (es muss fixiert sein, sonst rutscht das beim Löten weg...)
- Schwamm der Lötstation mit Wasser nass machen
- Lötkolben auf 325°C einstellen (hier gibt es die unterschiedlichsten Philosophien...)
- vor jedem Einsatz des Lötkolbens, diesen am Schwamm abstreifen (reinigen)
- Kabelende verzinnen (mit Lötkolben wärmen, ca. 3...4 Sek.), Kabel in der einen Hand und Lötkolben in der anderen Hand und damit der aufragende Lötzinn berühren
- "Kontakt" dort mit dem Lötkolben berühren, wo gelötet werden soll, wärmen (ca. 3...4 Sek.) und verzinnen (ca. 2 mm Lötzinn "draufstossen")
- Lötstelle wärmen, Zinn schmelzen und verzinntes Ende der Litze auflegen
- Beobachten, wenn Zinn sich schön anschmiegt ("Lötstelle konkav und glänzend ist"), Kolben wegnehmen
All das geht dann mit der Zeit sehr rasch, man bekommt ein Gefühl, wann "genug" ist - "lang und viel" ist beim Löten kontraproduktiv, die Lötstellen werden unschön, die Bauteile gehen kaputt.
Danach zu Leiterplatten, diese löten sich meist sehr gut (obige Bausätze z.B. - besonders gut der Roboter):
- Bauteile der Höhe nach geordnet einlöten (niedrigste zuerst)
- Drähte umbiegen, durchstecken
- Platine drehen
- mit dem Kolben an die Stelle "Draht"/"Lötpunkt" gehen und genau in der Ecke wärmen (wiederum ca. 1...3 Sek.) - Lötzinn dazu, Zinn verlaufen zu lassen (konkave, glänzende Lötstelle), Zinn weg nehmen und dann auch den Lötkolben
- Drähte ca. 0.5...1mm oberhalb der Lötstelle abschneiden (das ist zwar grundsätzlich falsch, doch für den Hausgebrauch deutlich einfacher zu bewerkstelligen)
Danach geht es an Loks! (gehe von der Annahme aus, dass wir über Märklin H0 und Digital sprechen)
Loks - speziell ältere - haben oft Lötstellen, die sich nicht so einfach lösen oder löten lassen (alt, gross, leiten Wärme ab, etc.)
Ich empfehle dir, nach den Bausätzen eine Lok zu digitalisieren - eine, die viel Platz hat, bekannt ist und mit einer Schnittstellenplatine umgebaut werden kann (da kann eigentlich nichts kaputt gehen). Z.b. eine ältere 120, 216, 103, Ae 6/6, eine SNCF BB 7200 etc. - eine aus den 80er...90er.
Lass dich nicht von den vielen möglichen Funktionen leiten, die man einbauen könnte - das kann man immer noch tun...
Hilfe und Beispiele gibt es hier viele!
PS: Bin mir Conrad nicht "verbandelt" und die verlinkten Artikel gibt es bestimmt auch auf Conrad.de... ja, gibt es natürlich: https://www.conrad.de/de/p/weller-we1010...ze-1720500.html
PS I: Spare nicht bei der Ausrüstung - es lohnt sich hier, "gut" einzusteigen (meine EC2002 funktioniert immer noch perfekt, die gleichen Lötspitzen wie die Neue hat sind logischerweise immer noch lieferbar)
PS II: Viel Spass - es ist nicht so schwer - meine Kinder machen das sehr gut, mit funktionierenden Resultate und ohne verbrannte Finger!
PS IV: Arbeitssicherheit:
- Lötkolben nicht eingeschaltet lassen, wenn die Arbeit beendet ist
- Lötkolben in einem Ständer ablegen (vgl. Lötstation)
- Bleifrei löten (das geht ganz gut!)
- Heisse Teile nicht berühren
- Lötrauch möglichst nicht einatmen (die Menge machts - ich sehe die Löttätigkeiten zu Hause im Rahmen von z.B. eine rLok/Monat als unbedenklich an - wenn viel gelötet wird (Stunden/Tag), würde ich unbedingt eine Lötrauchabsaugung dazu nehmen!