Hallo Rosenstein, hallo Kai,
hinsichtlich des Segmentkastenbaus gibt es sicherlich 1000 Wege, die bekanntlich alle nach Rom führen.
Die Herangehensweise hängt von etlichen Faktoren ab. Fragen, die ich mir gestellt habe, sind beispielsweise:
- Welches Material/Holz soll verwendet werden?
- Baue ich alles selbst oder lasse ich den Zuschnitt von einem Schreiner (oder bei einfachen Geometrien von einem Baumarkt) anfertigen?
- Welches Werkzeug wird benötigt bzw. ist vorhanden?
- Welche Anforderungen an die Genauigkeit und die Komplexität der Geometrie gibt es?
- ...
Ich bin auf dem Gebiet der Holzbearbeitung auch nur Laie und nicht vom Fach - arbeite aber gerne mit Holz und habe zumindest etwas Erfahrung. Ich beschreibe daher nur meinen individuellen Ansatz. Vielleicht kann ich euch damit etwas weiterhelfen?
Beim Holz habe ich mich für Multiplexplatten entschieden, da ich hiermit gute Erfahrungen gemacht habe. Das in Schichten aufgebaute Holz ist weitestgehend verzugsfest und lässt sich gut verarbeiten. Für dauerhafte Formstabilität empfiehlt sich im Zweifel die Wahl einer nicht zu dünnen Stärke - ich habe 12mm gewählt.
Durch etliche Holzarbeiten hat sich bei mir über die Jahre einiges an wirklich hilfreichem Werkzeug angesammelt. Dies erhöht Bauspaß und Qualität des Ergebnisses ungemein und sollte nicht unterschätzt werden. Ich investiere hier im Allgemeinen gerne ein paar Euro mehr und hoffe auf nachhaltig positive Auswirkungen, auch bei möglichen Folgeprojekten. Trotzdem muss natürlich jeder für sich entscheiden, was er wirklich braucht. Ich muss absolut kein Maßstab sein und nicht alles muss gleich für die ersten Versuche gekauft werden. Stichsäge und Akkuschrauber mit entsprechenden Bohrern und Senkern würde ich als Basisausstattung ansehen. Möchte man nicht-rechtwinklige Segmentkästen bauen, erfordert dies beim Zuschnitt eine Reihe individueller Winkel und passender Gehrungsschnitte. Hierfür habe ich mir vor einiger Zeit eine gute Tauchsäge (eine Handkreissäge ist im Prinzip auch ausreichend) mit zugehöriger Führungsschiene zugelegt. Für parallele Schnitte lässt sie sich zudem unter einen Tisch klemmen und fungiert als einfache Tischkreissäge. Weitere spezielle Werkzeuge sind nicht unbedingt erforderlich.
Nun zur konkreten Vorgehensweise (in knapper Form):
- Wie bereits weiter oben im Block gezeigt, drucke ich meine Pläne inkl. der Segmentrahmen gerne in 1:1 aus. Dies hat sich beim Bau von Weilmünster bewährt. Der Plot bildet sozusagen die "Ground Truth" und kann jederzeit zur Überprüfung der Maßhaltigkeit herangezogen werden.
- Zunächst schneide ich mir die Aufsicht des Segmentkastens als vollständige (Basis-) Platte mit allen erforderlichen Winkeln zurecht. Die Maßhaltigkeit prüfe ich anhand des 1:1-Plans. Diese Platte ist besonders wichtig, da sie später vollständig verbaut wird und im Wesentlichen für die Geometrie des Segmentkastens sorgt.
- Im Anschluss schneide ich Seitenteile und Spanten zurecht. Im Falle nicht-rechtwinkliger Segmente ergeben sich hier Gehrungen. Sind diese nur auf einer Seite eines Brettes erforderlich, lasse ich das Brett zunächst etwas länger mache den Gehrungsschnitt zuerst. Die finale Länge lege ich (im Zweifelsfall iterativ) durch den senkrechten Schnitt fest, der üblicherweise geringere Toleranzen aufweist. Ich versuche, die Seitenteile (im Gegensatz zu den Stirnteilen) über die vollst. Länge laufen zu lassen, um von außen ein möglichst geschlossenes Bild zu erzielen.
- Sofern unterschiedliche Höhenniveaus erforderlich sind, zerschneide ich die Basisplatte jetzt mit der Stichsäge. Die Genauigkeit ist hier weniger entscheidend, da die Geometrie des Segmentkastens im Wesentlichen von den Außenseiten der Basisplatte abhängt, die ich nicht mehr verändere.
- Jetzt werden alle Teile Probeweise zusammen gelegt.
- In den Spanten und Modulendplatten sehe ich Löcher und Ausschnitte zum Tragen und für die spätere Verkabelung vor.
- Abschließend erfolgt das Verschrauben der Einzelteile. Ich beginne in der Regel mit den rechtwinkligen Verbindungen. Die Löcher für die Schraubverbindungen bohre ich vor, um ein Spleißen des Holzes zu vermeiden. Sofern erforderlich (je nach Holzart, Bohrloch- und Schraubendurchmesser), senke ich die Bohrlöcher vor dem Verschrauben. Erforderlich ist dies insbesondere bei nicht-rechtwinkligen Stößen, damit die Schraubköpfe vollst. unter der Holzoberfläche zu liegen kommen. In die Innenseite des (teilmontierten) Segmentkastens lege ich die Einzelteile der Basisplatte ein und verschraube diese nach sorgfältigem Ausrichten. Dies sorgt letztlich für die Maßhaltigkeit der gesamten Konstruktion.
- Die Überprüfung rechter Winkel (besonders zwischen Basisplatte bzw. Werktisch und Seitenteilen bzw. Spanten) erfolgt kontinuierlich und wiederholt während des Bauens.
Für einen ordentlichen Segmentkastenbau ergibt sich also durchaus ein gewisser Aufwand. Diesen nehme ich allerdings gerne in Kauf. Wie oben erwähnt, lohnt sich für den Bau weniger Einzelstücke aber auch durchaus der Gang zum Schreiner - dies bleibt letztlich jedem selbst überlassen.
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick gewähren?! (und stelle erschüttert fest, dass die Ausführungen zu den Holzarbeiten jetzt doch etwas länglicher ausgefallen sind...
)
Bis demnächst, viele Grüße
Max