Die Darstellung von Wehrtechnik, Kriegsgerät, auch Kriegs- und Katastrophenszenen sowie anderen Elementen der Lebenswirklichkeit im Modell (Rettungsdienst-, Feuerwehr-, Polizeieinsätze etc.) ist m.M. nicht per se ethisch bedenklich. Wie bei allen diesen Fragen kommt es auf den beabsichtigten Zweck des Erbauers/Ausstellers und die erzielte Wirkung an, auch darauf, wie die Zielgruppe beschaffen ist.
In den meisten hier diskutierten Fällen wird beides harmlos sein. Eine normale Modellbahnszene mit Militärtechnik in 1:87 ist sicher nicht geeignet, ernsthaft kriegstreibend zu wirken.
Da gibt es aber auch weitere Aspekte:
- Es kann zur Auseinandersetzung mit der Thematik führen. Wie z.B. hier. Das ist super!
- Viele interessieren die Hintergründe gar nicht, sie bauen halt nur ein Modell. Auch gut, dürfen sie - auch wenn ich persönlich es schade finde, dass sich nur wenige heutzutage mehr mit der (Kriegs-/Politik-)Geschichte befassen, das ist eigentlich immer aktuell.
- Wenn die Zielgruppe undifferenziert gewählt wird, kann es zu Problemen kommen. Eventueller Gefühlsverletzungen ist sich ein Modellbauer möglicherweise gar nicht bewusst. Aber es gibt sie, denn es ist schon ein Unterschied, wem er sein Modell präsentiert und in welchen Kontext das gestellt wird. Das macht evtl. den Unterschied zwischen "verherrlichen" und "darstellen".
- Ergänzend zum letzten Punkt, ganz ähnlich ist die Möglichkeit, das gleiche Modell zu verschiedenen Zwecken gezielt einzusetzen. Hier geht die Bandbreite von "Propaganda" zu "Öffentlichkeitsarbeit". Es ist beispielsweise schon ein (ethischer) Unterschied, ob man sich an einem Modell des Todes möglichst vieler Leute erfreut oder daran Katastrophenschützer ausgebildet werden...(ihr solltet mal die riesige Segmentanlage in der Feuerwehrschule Geretsried sehen und was da schon alles passiert ist).
Es kommt bei der moralischen Bewertung also eher auf die Absicht und die Wirkung bei der ausgewählten Zielgruppe an als auf das Modell selbst (beides kann sich übrigens im Lauf der Zeit auch noch ändern, was es nicht einfacher macht).
Andererseits jemandem unreflektiert eine bestimmte Absicht bzw. gar die schlimmste Absicht ("Verherrlichung") zu unterstellen, ist aber auch eine fragwürdige, ggf. sogar ebenso unethische Verhaltensweise. Solange geltende Gesetze eingehalten werden (in D z.B. das Verbot der Darstellung nationalsozialistischer Symbole), ist ohne eine nähere Betrachtung der äußeren Umstände ein Modell erstmal nichts anderes als eben ein Modell: ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit. Nicht mehr und nicht weniger.
Moral und Ethik muss immer im Kontext bewertet werden. Insofern gibt es m.M. keine eindeutige bzw. allgemeingültige Ja/Nein-Antwort auf die Ausgangsfrage.