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Der Fluch der Akribik, Teil 324
SCHIENEN IN DER SANDWÜSTE
So, wenn Ralf, Loki01 und Hubert und auch sonst alle wieder da sind und die Stille-Mitleser-Bänke und die Kommentatorenkabinen besetzt sind (mit den derzeit vorgeschriebenen Abständen, wie ich hoffe), fahren wir fort. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, beim Brünieren und Einfärben meiner Schattenbahnhofgleise. Und zwar bei der ersten Farbschicht.
Beim Einfärben meiner Schienen und Schwellen handelt es sich um eine vereinfachte Variante der beim seinerzeitigen Einfärben der Schwellen für die Hauptstrecke geschilderten Vorgangsweise. Deshalb hier nur stichwortartig und ohne Fotos:
Erste Farbschicht: Mischung aus Revell Aqua Braun (36185) und Lederbraun (36185), etwa zu gleichen Teilen, die Mischung etwa 1:1 mit Wasser verdünnt, trage ich, wie bereits gezeigt, mit dem Pinsel auf Schienen auf Schienen UND Schwellen auf. – Trocknen lassen. - Die Schienenprofile lasse ich nun so, wie sie sind. Ich betrachte sie als fertig. Für den Schattenbahnhof muss das genügen. Ich beschäftige mich ab hier nur noch mit den Schwellen.
Zweite Schicht: helles Graubraun, und zwar Erdfarbe (36187) mit Weiß (36105) etwa im Verhältnis 1:1 verrührt und 1:1 mit Wasser verdünnt. Diese Farbe trage ich nun NICHT direkt auf die Schwellen auf, sondern ich feuchte die Schwellen zuvor großzügig mit Wasser an. Ich streiche nun mit dem Pinsel mit flotten Strichen in Längsrichtung mittig über die Schwellen. Die Farbe verteilt sich auf den Schwellen und verläuft zum Teil auch auf den Schienenfüßen. Sie darf das. – Trocknen lassen. Die Schwellen erinnern nun ein bisschen an verwittertes Holz.
Dritte Schicht: auf den Hauptgleisen wäre verwittertes Holz unpassend. Also streiche ich dort etwas Lederbraun Nass in Nass über die Schwellen, um den Effekt zum Teil wieder aufzuheben. Wieder streiche ich die Schwellen mit Wasser ein, wieder trage ich die mit Wasser verdünnte Farbe zügig auf und lasse sie auf den Schwellen verfließen. Wie gesagt, nur auf den Hauptgleisen. – Trocknen lassen.
Vierte Schicht: Sowohl Haupt- als auch Nebengleise bekamen nun ein Finish mit mattem Teerschwarz (36108). „Normales“ Schwarz geht auch. Die Farbe wurde wieder im Verhältnis 1:1 mit Wasser verdünnt. Wieder wurden die Schwellen kräftig eingenässt. Das Schwarz trug ich aber nicht mittig auf den Schwellen auf, sondern in Längsrichtung am Rand im Bereich der Kleineisen, um die Ölrückstände der Dampfer unmittelbar neben den Schienenprofilen anzudeuten. Das Schwarz floss unregelmäßig in Richtung Schienenmitte. Wieder war die Farbe gut trocknen zu lassen.
Soweit das Einfärben der Schwellen, nun kommen wir zum eigentlichen Thema:
Die Sandwüste
Dieser Titel erinnert nicht zufällig ein wenig an den phantastischen Thread von Wolfgang. Wenn du diesen Thread noch nicht kennst, dann mach hier mal Pause und schau ihn dir an, es lohnt sich.
Zurück zur Görtschitztalbahn. Bevor die Schwellen geschottert werden, möchte ich die Randwege und einige andere Flächen mit einer Sandoberfläche versehen. Meine ersten Versuche führe ich mit hellem, selbst gesiebten Sand aus einem klaren Bach in den südlichen Kalkalpen durch. Der Sand wurde mit ausdrücklicher Billigung der besten aller meiner Ehefrauen im Backrohr bei 200° Celsius getrocknet. Meine Frau mag wahrscheinlich, wie ich, keine Bakterien. Gesiebt wurde der Sand mit einem 0,18 Millimeter-Sieb aus einem vierteiligen Set aus dem Hause Minitec. Die Maschenweite der Siebe habe ich mit Hilfe von bunten Aufklebern gekennzeichnet:
Zunächst war zu klären, wie man einen möglichst gleichmäßigen Auftrag einer Sandschichte bewerkstelligt. Nach einigen unbefriedigenden Versuchen mit einem Pinsel, mit einer Spachtel und mit einer Walze strich ich den Kleber schließlich so gleichmäßig wie möglich mit einem Flachpinsel auf die Holzplatte auf und siebte den Sand – wieder mit dem 0,18 Millimeter-Sieb - gleichmäßig in den Kleber. Bingo, das war’s:
Der bereits gesiebte Sand fällt nämlich nicht schlagartig durchs Sieb, wie ich erwartet hatte, sondern er rieselt langsam und gleichmäßig. Viele Sandkörner sind ein wenig größer als die Öffnungen des Siebes und fallen nur mit der Schmalseite durch. Auf diese Weise bremsen sie den Fluss des Sandes. Sie können die Öffnungen nur passieren, wenn man das Sieb etwas schüttelt. Ich musste das Sieb zwischendurch auch immer wieder ausklopfen, weil es nach einiger Zeit verstopft war.
Mit dieser Sieb-Methode ließ sich auch die Helligkeit des Sandes steuern. Wenn man den Sand so aufträgt, dass die oberste Sandschicht auf ihrer Oberseite vom Kleber nicht benetzt wird, sondern nur unterhalb, so wird der Sand nach dem Trocknen des Klebers ganz hell:
Im oberen Teil des Fotos: die oberste Sandschicht wurde nur an der Unterseite vom Kleber benetzt. Im unteren Bereich: stark mit Kleber getränkte Sandschicht. Beide Sandschichten halten bombenfest.
Schotterstraßen sehen auf Modellbahnen häufig recht feucht aus. So, als hätte es kürzlich geregnet. Nicht immer ist dies erwünscht und nicht immer wird man dem schon beim Auftragen des Sandes ausreichend gegensteuern können. Eine andere Methode, Sand und feinen Schotter aufzuhellen ist, ihn abzuschleifen:
Links: stark mit Kleber getränkter, unbehandelter Sand. Rechts: mit 120er-Schleifpapier zu Demozwecken schnell mal rüde abgeschliffene Sandfläche. Wenn man sich mehr Zeit lässt als ich, lassen sich die Spuren des Schleifpapiers weitgehend vermeiden. - Eine Methode, die speziell bei festgefahrenen Schotterstraßen eingesetzt werden kann.
Damit schließe ich das Kapitel "Sand" ab. Der Untergrund fürs Schotterbett ist geschaffen, nun kann's ans Schottern gehen. Bis zum nächsten Freitag überlege ich mir, welchen Schotter ich am besten für meine Epoche III-Anlage nehme.
Liebe Grüße vom spätsommerlichen Wörthersee
Euer Karl
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