Zitat
...
Abweichend von entfernt parallelen Hauptstrecken, wollte man für den Kriegsfall noch ein funktionierendes Eisenbahnnetz haben, falls die Hauptstrecken bereits das Ziel gegnerischer Angriffe wurden, so hatten auch unzählige Nebenbahnen eine militärstrategische Bedeutung.
Gemeinfreier Buchauszug "Das Deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart" von 1911
Der Krupp'sche Geschützwagen ist keine Erfindung der Epoche II ihn gabs bereits schon in der Epoche I bevor der große Krieg begann.
Über die Sinnhaftigkeit von Eisenbahngeschützen kann man geteilter Meinung sein, als Ferngeschütz haben sich aber solche Konstruktionen bereits um 1861 bis 1865 im US Amerikanischen Bürgerkrieg bewährt, Angst und Schrecken bei der Zivilbevölkerung zu erzeugen, der militärische Nutzen ist eher als gering zu bewerten, die psychologische Abschreckung aber gewaltig.
...
Hallo Ingo,
ich erlaube mir hier zwei Bemerkungen zur Ergänzung.
In der Zeit (1914 und früher), die Du in Deinen Beiträgen oft betrachtest, dürfte der Schutz der Zufuhrstrecken vor feindlichen Übergriffen eine geringere Rolle gespielt haben. Jede militärische Operaion musste damals durch entsprechende Landbewegungen durchgeführt werden. Eine Luftwaffe, die es erlaubt, in die Aufmarschräume und Bereitstellungsräume hinter den Frontlinien zu wirken, gab es damals ja nicht.
Zu dieser Zeit war ja die Defensive der Offensive wesentlich überlegen, und nur die schnelle Massierung der Truppen (eben durch die entsprechende massenhafte Zufuhr der Kräfte) garantierte eine erfolgreiche offensive Operation, bevor der Gegner sich in befestigte Stellungen eingraben konnte, und es dann sehr blutig und erfolglos wurde.
Entsprechend musssten die Zufuhrstrecken sehr gut ausgebaut sein (um die Leistungsfähigkeit der Strecke und den engen Takt des Militärfahrplan zu ermöglichen), eben entsprechend einer Hauptbahn. So wurde für die Zufuhr über die Rheinbrücke bei Wintersdorf in das Elsass die Rheinstrecke zwischen Karlsruhe und Rastatt 1913 gedoppelt, und war somit 4 gleisig (alte Strecke über Ettlingen, neue Strecke über Durmersheim). Auch die Zufuhr in die bayerische Pfalz geschah über die Hauptbahnen.
Dort wo die Aufmarschwege nicht den normalen Verkehrslinien entsprachen (Eifel) oder wo Hauptbahnen über fremdes Territorium gingen (Hochrheinbahn durch die Schweiz), wurden Strecken gebaut, die in Friedenszeiten (und dann manchmal auch zu Kriegszeiten) recht verschlafen wirkten (und doch hauptbahnmäßig ausgebaut waren um die Leistungsfähigkeit zu garantieren).
Die Abblidung zeigt wohl kein Eisenbahngeschütz, sondern Transportwagen für Geschützrohre. In dieser Prinzipdarstellung ist der Schildzapfen teilweise frei aufgeglegt, es fehlt die Wiege und Verschluss, und eine Überhöhung des Rohres für den Schuss ist so nicht zu erreichen (weil unten kein Platz). Die Geschützrohre der Schnelladekanonen 28 und 30,5 cm wogen um diese Zeit ca. 40 - 50 Tonnen. Wenn das Buch von 1911 ist und eventuelle ältere Darstellungen verwendet hat, könnten es auch noch größere Kaliber sein, die mit den Schnelladekanonen aus der Mode gekommen sind (ich weiß aber nicht, ob Krupp solche produziert hat).
Eisenbahngeschütze konnten in diesen Zeiten sehr wohl einen Nutzen haben, wenn es z.B. um die Belagerung von größeren Festungswerken ging.
Grüße
Manfred