@ Kevin: Danke für deinen Besuch. Ich habe mir bei dieser Gelegenheit erlaubt, in deinem Thread zu sagen, was dort Sache ist...
@ Alexander: Ich bin schon länger heimlicher Bewunderer deiner fantastischen Winterlandschaft. Als es bei uns heuer Ende August Rekordtemperaturen von über 40° Celsius hatte, habe ich mir einmal einen Eiskaffee geholt und mir mit besonderem Genuss deine - im Wortsinne - mega-coolen Fotos angesehen...
Deine Frage wollte ich zu einem späteren Zeitpunkt sowieso behandeln, aber ich denke, das kann man vorziehen. Wir machen einfach hier eine neue Überschrift:
WARUM DIE GÖRTSCHITZTALBAHN NICHT PROTOH087PUR FÄHRT
Die österreichische Lokomotivindustrie hatte in den letzten beiden Dekaden der Donaumonarchie Weltgeltung, obwohl sie nicht die stärksten Lokomotiven der Welt hervorbrachte. Der Ruhm der altösterreichischen Lokomotivfabriken gründete unter anderem auf zwei Fakten:
- Sie stellten den ersten brauchbaren Fünfkuppler der Welt auf die Schienen
- Die österreichischen Maschinen wurden aus Kostengründen den vorhandenen kleinen Drehscheiben angepasst und nicht umgekehrt. Auch der Oberbau wurde nicht zügig verstärkt, sondern man baute Maschinen mit vergleichsweise geringem Achsdruck. Möglicherweise haben die Militärs ein wesentliches Wort mitgeredet, denn es liegt auf der Hand, dass diese Maschinen sehr universell einsetzbar waren. Wie auch immer, die Maschinen der untergehenden Donaumonarchie waren kleiner, leichter und schwächer als die preußischen, hatten aber ein kaum übertroffenes Leistungsgewicht und waren in dieser Hinsicht Weltklasse.
O.k., wirst du sagen, der Karl doziert schon wieder und schreibt austropatriotische Geschichten, alles schön und gut, aber das hat ja doch absolut nichts mit maßstäblichen Rädern zu tun?
Leider doch. Diese kompakten österreichischen Maschinen hatten fast durchwegs auch deutlich kleinere Räder als die vergleichbaren deutschen Typen. Und andere Speichenzahlen. Und teilweise Scheibenräder statt Speichenräder.
Ich kenne in Österreich seit dem Tod von "Gerard" keinen Anbieter, der sich mit dem Thema "maßstäbliche Räder" beschäftigt. Ich habe mich deshalb an Holger Gräler gewandt und mit ihm ein langes Gespräch geführt. Gräler überzeugte mich schließlich, dass ich wohl besser auf RP25/88-Räder setzen sollte.
(Für alle, denen dieses Thema in den unendlichen Weiten des Stummiversums noch nicht untergekommen ist: Es gibt zwei Sorten Räder mit niedrigen RP25-Spurkränzen: die bekannten "normal" breiten RP25/100-Räder und besonders schmale RP25/88-Räder mit nur 2,2 Millimeter Breite. Letztere werden seit einigen Jahren z.B. bei Weinert und bei Luck angeboten, sind aber leider fast nur für Wagen erhältlich. Obwohl z.B. die RP25/88-Räder der neuen Weinert BR50 natürlich auch für sämtliche Roco-Modelle der Baureihen 50 und 52 passen würden, bietet man sie leider bislang noch nicht separat an. >>> Grummelgrummel <<<. )
Die Görtschitztalbahn fährt derzeit unter anderem aus folgenden Gründen RP25/100 und wird sukzessive auf RP25/88 umgestellt:
- Mit meinem Motto beruhige ich mich immer wieder selbst, in Wirklichkeit bin ich nämlich sehr ungeduldig und will endlich Züge fahren sehen.
- Es geht um 20 Lokomotiven, über 300 Wagen und über 30 Weichen. Das ist finanziell in RP25 leichter zu bewältigen.
- Nicht ausgeschlossen, dass es eine Publikumsanlage wird. RP25 erlaubt größere Toleranzen hinsichtlich Temperaturschwankungen und Erschütterungen.
- Plastikräder älterer Fahrzeuge kann man meistens kostengünstig auf RP25 abdrehen, aber kaum auf H0pur trimmen.
- Es gibt derzeit keinen mir bekannten Anbieter, der passende H0pur-Rohlinge für altösterreichische Maschinen hat.
Das Thema "maßstäbliche Räder" ist aber noch nicht ganz vom Tisch. Immerhin habe ich im Vorjahr "in der Bucht" eine Emco Unimat Drehmaschine erstanden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich mir später einmal, wenn ich in Pension bin und mehr Zeit habe, meine Räder selbst herstelle und die Weichen nachträglich umbaue...
Liebe Grüße
Karl