Hallo Joachim,
(sorry, längere Mail, hoffe nicht zu lang...)
vielen Dank für die vielen Infos und Erklärungen. Ich habe überall mal hineingeschaut und kann mir jetzt ziemlich gut vorstellen, was das Ziel ist.
Ich für meinen Teil fahre auf meiner Gartenbahn (in Spur 1, nicht LGB) aber z.B. ein so klares einfaches Nebenbahnprogramm, dass kaum Automatisierung dieses Niveaus erforderlich sein wird, und dasselbe gilt für meine im Entstehen begriffene Kellerbahn.
Eigentlich könnte man mein Fahren als Zugleitbetrieb bezeichnen, da mangels Aufkommen und auch Signalinfrastruktur ohnehin nur ein Zug zur Zeit auf der Strecke fährt. Es gibt Trapeztafeln vor den Bahnhöfen, ein Einfahrtsignal vor dem wichtigsten Bahnhof - das war's.
Insofern bin ich schon vor den Investitionen und dem Aufwand zurückgeschreckt, bestehende Rückmeldeverfahren zu adaptieren. Wozu sollte ich das tun? Was wäre das für ein Aufwand? Wie sieht es aus mit den Gebrauchtloks - bis auf eine oder zwei sind alle meine Tfz gebraucht und ziemlich alt - und den darin untergebrachten alten Decodern, manche Motorola alt, manche Motorola neu, irgendwelche alten ESUs und die von mir selbst eingebauten neuen LokSound XLs? Müsste jemand wie ich die dann ersetzen?
Ich z.B. fahre immer noch mit einer alten Intellibox IR, OK nur 12 Funktionen, aber das reicht noch. Ich habe einen KM1-VT 95 vorbestellt, der kommt 2023 (hoffen alle). Wenn der da ist, schaffe ich mir wohl eine neue ESU-Zentrale an und das wird dann das höchste der Gefühle für mich sein. Das, nur als Beispiel, ist mein Fall, mit jetzt ca. zwei dutzend Loks und etwa 30m Fahrstrecke.
Begründung meiner Erläuterungen und Beispiele: Ich erinnere mich nur an Bernd Lenz, als er seine Silver- und Gold-Decoder mit dem ABC-System auf den Markt brachte. Da hatte ich schon ca. ein Dutzend Loks in N aufwändig digitalisiert. Ich traf ihn auf einer Messe und fragte ihn, wie das denn mit der Abwärtskompatibilität des neuen Systems aussähe, und er zuckte nur mit den Schultern und meinte, man würde sich doch auch regelmäßig neue PCs kaufen, da müsste man eben auch bei Innovationen neue Decoder für seine Loks anschaffen. "Abwärtskompatibel gibt's kan", würde Kottan sagen.
Naja mal nebenbei gesagt hatte das zur Folge dass ich nie wieder ein Lenz-Produkt gekauft habe, da ich diese Reaktion eher arrogant fand, und außerdem revertierte ich in N zu analog (400 Loks unter diesen Umständen zu digitalisieren war nicht so mein Pläsier).
Nun, lange Rede, kurzer Sinn:
Es gibt sicherlich viele engagierte Modellbahner wie mich, für die ein solches System vielleicht interessant klingt, aber die es kaum jemals anschaffen werden, weil der Aufwand den Nutzen kaum lohnt.
Neben allen anderen technischen Fragen denke ich, wäre daher interessant, wie die Nachfrage für so ein System überhaupt aussieht. Sind das Ausstellungsanlagen, LGB-Parkbahnen, Clubs?
Und für ein Marktziel ist vielleicht auch wichtig, was denn so ein Produkt mit kompletter Infrastruktur kosten wird, pro "Zugmeldestelle" und pro Lok/Wagen.
Zuletzt: Wirst Du dieses System allein vertreiben oder es einem größeren Player am Markt anbieten? Denn (und versteh das bitte nicht falsch, ich achte alle Einzelhersteller mit ihrem Engagement sehr hoch) falls Du einmal aus irgendwelchen Gründen aus der Produktion aussteigst, wie sieht es dann mit der Zukunft des Systems aus, Ersatzteile, Service etc.?
Naja das sind teils betriebswirtschaftliche Überlegungen, teils geht es ums Marketing und die Kundenbindung, aber gerade diese Aspekte scheinen mir wichtig.
Ich hab gerade alles nochmal gelesen und es klingt vielleicht eher negativ, aber so ist es nicht gemeint. Ich finde es nur schade, wenn so viel Herzblut in einer Sache steckt und sie dann vielleicht nicht die ihr gebührende Wirkung findet. Da ich diesen Aspekt der Digitalisierung eher meide, verstehe nich zugegebenermaßen zu wenig davon, um überhaupt eine profunde Meinung zu haben und ich hoffe, ich habe nicht irgendwo übersehen, dass Du sowieso schon etwas in der Richtung geschrieben hast. Falls doch, bitte ich um Entschuldigung, dass ich es nicht gelesen habe.
Nachdenkliche Grüße sendet
Guido