RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#1 von Goshiny , 30.12.2012 00:21

Hallo an die Optimierungsspezialisten,
habe bei ebay eine 6-achsige Lok ersteigert und bin, nachdem sie bei mir ankam, über das Reibungsbild der Laufräder etwas erstaunt (s. Bild):

http://i1327.photobucket.com/albums/u661...zps8e70205a.jpg

Die äußeren Räder sind schwarz und hatten wohl nie Kontakt mit den Gleisen. Die mittleren zeigen eine eher schwache glänzende Fläche, der Druck aufgrund des Gewichts der Lok hat wohl nicht ausgereicht. Nur die inneren Räder zeigen das normale Bild von Abnutzung.

Die Lok ist eine AC 6000 CW, hergestellt von Broadcast Limited (BLI). Sie hat ein hohes Eigengewicht von 766 g und sollte eigentlich auch eine hohe Zugkraft nach Umbau auf Haftreifen haben.

Mein Glaube an eine Zugkraft von mehr als 300 g wurde durch das Bild der vorderen Achsen nicht getrübt, der Umbau hat aber meine Befürchtung bestätigt: die Zugkraft ist nicht besser als bei einer wesentlich leichteren Lok von Intermountain, die nur 490 g auf die Waage bringt. Beide ziehen nur 200 g.

Die Ursache für den schlechten Kontakt zum Gleis liegt nach meiner Ansicht an der "falschen" Anordnung des Drehzapfens bei der BLI Lok. Der Drehzapfen befindet kurz nach der inneren Achse und das Gewicht der Lok wird dort schon zum großen Teil aufgefangen. Die beiden äußeren Achsen bekommen dann nur noch wenig vom Gewicht der Lok mit. Also eine 6-achsige Lok, die eigentlich nur 2 nutzt.

http://i1327.photobucket.com/albums/u661...zpse1061147.jpg

Im Vergleich dazu eine Lok von Kato, deren Zapfen direkt über der mittleren Achse liegt. Hier wird das Gewicht der Lok auf alle Achsen fast gleichmäßig verteilt.

Wie kann ich nun die BLI Lok so verändern, dass die vordere Achse mehr Gewicht trägt oder an die Gleise gepresst wird?

Viele Grüße
Wolfgang


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#2 von michl080 , 30.12.2012 11:38

Hi,

willkommen in der komplizierten Welt der technischen Mechanik Das gleiche Problem hatte auch die DB Einheitslok E50. Die Drehgestelle neigen immer dazu, sich "aufzustellen", wenn der Lagerpunkt des Drehzapfens höher liegt als die Achsen der Drehgestelle. Das kann man für das hintere Drehgestell überlisten, wenn die Kupplung nicht am Wagenkasten, sondern am Drehgestell liegt, das vordere Drehgestell wird sich jedoch trotzdem aufstellen. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat das Nachfolgemodell der E50, die 151, eine Vorrichtung, die die beiden Drehgestelle auf Höhe der Achsen kuppelt und so das Aufstellmoment kompensiert.

Michael


meine Anlage findest Du unter viewtopic.php?f=64&t=65847


 
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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#3 von Goshiny , 30.12.2012 16:57

Hallo Michael,
die Drehgestelle an das Gehäuse (locker) zu kuppeln, damit die Ausweichmöglichkeit des vorderen Teils nach oben eingeschränkt wird, ist vielleicht eine Möglichkeit. Auf der anderen Seite soll ja ein kleines Spiel des Drehgestells nach unten und oben die Unebenheiten des Schienenweges, gerade zu Beginn einer Steigung, mitnehmen.
Erreichbar wäre dies durch eine Verlängerung des Zapfenloches. Allerdings sind dann vermutlich die Zahnräder im Drehgestell beeinträchtigt.

Alternativ fällt mir ein Federblech ein, dass das Drehgestell auf die Schienen presst und am Gehäuseboden befestigt ist und nur über einen Punktkontakt Verbindung zum äußeren Teil des Drehgestells hat.

Ein Gewicht im Drehgestell scheidet wegen des fehlenden Platzes aus.

Viele Grüße
Wolfgang

PS. tolle Anlage hast Du


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#4 von michl080 , 30.12.2012 20:16

Zitat von Goshiny
Alternativ fällt mir ein Federblech ein, dass das Drehgestell auf die Schienen presst und am Gehäuseboden befestigt ist und nur über einen Punktkontakt Verbindung zum äußeren Teil des Drehgestells hat.


Das funktioniert theoretisch schon. Wenn Deine Lok nach links ziehen will, dann werden beide Drehgestelle die Tendenz entwickeln, sich im Uhrzeigersinn zu drehen. Wenn Du also an der richtigen Stelle mit einer Feder dagegenrückst, wirst Du das Drehmoment kompensieren. Das gilt aber nur für eine bestimmte Last und Geschwindigkeit. Im Übrigen musst Du das vordere Drehgestell aussen und das hintere innen abstützen. Dann kannst du aber nur noch in eine Richtung "entlastet" fahren. Wenn Du mich fragst: vergiss es!

Zitat von Goshiny

PS. tolle Anlage hast Du


Danke, ich muss mal wieder ein paar updates einstellen.

Michael


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#5 von Der Ruinenbaumeister , 30.12.2012 22:10

Auf welchen Achsen hast du eigentlich die Haftreifen aufgebracht?


Gruß
Clemens

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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#6 von Goshiny , 31.12.2012 08:10

Guten Morgen Clemens,
die Lok habe ich auf 3-Leiter Betrieb umgebaut. Das vordere Drehgestell trägt den Schleifer und hat damit nur noch eine angetriebene Achse innen vom Drehgestell mit zwei Haftreifen.

http://i1327.photobucket.com/albums/u661...zpsf928c1f2.jpg

Beim hinteren Drehgestell sind alle drei Achsen angetrieben und die Haftreifen sind jeweils nur an einer Achse.

http://i1327.photobucket.com/albums/u661...zpscab79697.jpg

Beim hinteren Drehgestell hätte ich besser auch zwei Haftreifen bei der inneren Achse angebracht.

Viele Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr
Wolfgang


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#7 von Goshiny , 31.12.2012 08:14

Guten Morgen Michael,

Zitat von michl080
Wenn Du mich fragst: vergiss es!


noch nicht

Viele Grüße
Wolfgang


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#8 von Der Ruinenbaumeister , 31.12.2012 10:14

Es wundert mich, dass die Haftreifen so eine geringen Effekt haben, wenn doch immerhin vier von ihnen auf den am höchsten belasteten Achsen aufgezogen sind. Ich fürchte, da kann ich dir nicht weiterhelfen.


Gruß
Clemens

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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#9 von Goshiny , 31.12.2012 11:40

Hallo Clemens,
es liegt nach meiner Ansicht ausschließlich an der Gewichtsverteilung. Mangels vieler Federwaagen habe ich mit zwei Miniwaagen die 1. und 3. Achse des vorderen Gestells gewogen und so die Gewichtsverteilung feststellen können. Das Gesamtgewicht der Lok verteilt sich auf beide Gestelle und das vordere Gestell nimmt 376 g auf. Die 376 g verteilen sich auf 1. und 3. Achse im Verhältnis von 20% zu 80%. Nun wird die mittlere Achse auch noch Gewicht abnehmen, sodass sich 1. und 3. Achse zusätzlich entlasten. Dies bedeutet aber auch, dass Haftreifen auf der 1. Achse fast gar keine Wirkung haben. Es könnte sogar sein, dass die 1. Achse des Drehgestells sich etwas anhebt und über dem Gleis schwebt.

Viele Grüße
Wolfgang


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#10 von Goshiny , 03.02.2013 09:01

Nun konnte ich jede Achse einzeln messen. Das Ergebnis:
- die außen liegenden Achsen haben gar kein Auflagengewicht (0%)
- die mittlere trägt ca. 42%
- die innere Achse trägt ca. 58%.

Habe drei AC6000 von BLI gemessen. Das Ergebnis gilt also auch nur für diese Reihe.

D.h., eigentlich könnten die äußeren Achsen ohne Antrieb sein und wenn Haftreifen montiert werden sollten (so wie bei mir), dann nur auf die mittleren und inneren Achsen.

Im Vergleich dazu eine E 151 104-7 (305 von Märklin, äußere ca. 75%, mittlere ca. 11%, innere ca. 32 Achse (Antriebsgestell). Hier sind die Haftreifen optimal vorgesehen.

Viele Grüße
Wolfgang


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#11 von Schwanck , 03.02.2013 09:54

Moin Wolfgang,

wenn die Praxis wirklich so ist wie deine Messungen, dann müsste die Lok wegen der völlig entlasteten 1. Achse auffällig zu Entgleisungen neigen; dies besonders bei Neigungswechseln, Einlauf in Bögen mit geringem Radius und an Weichenherzstücken im abzweigenden Strang. Was sich der Hersteller dort geleistet hat, widerspricht sämtlichen Erkenntnissen der Spurführung von Eisenbahnfahrzeugen. Ich würde mich von solchem mechanischem Murks schnellstens trennen, weil man da wiklich nichts verbessern bzw. berichtigen kann.


Tschüss

K.F.


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#12 von Goshiny , 03.02.2013 10:54

Moin KFS,
ich sehe zumindest noch eine Möglichkeit, den Druck auf der ersten Achse zu erhöhen: abdrehen der mittleren Achse, damit primär erste und dritte Achse die Last tragen. So machen es z. B. Märklin und ESU.

Viele Grüße
Wolfgang


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#13 von berndm , 03.02.2013 13:42

Bei der 150 032-1 Roco 69714 sind die Haftreifen auf der ersten und der letzten Achse.
Da es eine Dreileiterlok von Roco ist, sind an einem Drehgestell die beiden inneren Achsen antriebslos. Da ist der Schleifer montiert.

Die Zugkraft habe ich nicht genau gemessen. Allerdings kann ich mich über die Zugkraft nicht beschweren. Lange Güterzüge schafft das Modell unkritisch.


 
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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#14 von Goshiny , 03.02.2013 14:38

Hallo Bernd?,
von Roco habe ich die E 50 032 (69711). Die hat jeweils an den äußeren Achsen die Haftreifen auf beiden Seiten. Beim Drehgestell mit Schleifer sind 2. und 3. Achse nicht angetrieben. Die Achslast verteilt sich:
1. Achse: ca. 39% (außen)
2. Achse: ca. 44% (mitte)
3. Achse: ca. 17% (innen)

Besser wäre hier, wenn die Haftreifen an der 1. und 2. Achse angebracht wären.

Die Zugkraft beträgt 230g. Ganz gut aber nicht überragend.

Viele Grüße
Wolfgang


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#15 von Schwanck , 03.02.2013 18:38

Moin Wolfgang,

bei einem 3-achsigen Fahrzeug muss die mittlere Achse immer Spiel haben sowohl seitliches wie vertikales. Bei einem Modell muss nicht unbedingt eine Federung sein, beim Vorbild schon, denn die Mittelachse soll auch ihren Gewichtsantei übernehmen können.


Tschüss

K.F.


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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#16 von steve1964 , 10.02.2013 20:04

-
die Idee mit dem Abdrehen leuchtet mir auch ein ,

kannst du mal einen Ersatzradsatz bestellen und diesen probeweise abdrehen ( lassen )

und danach das Ergebnis messen ?

Würde mich auch interessieren , ich habe ein alte Roco E 50 , die zieht ganz gut ,

rattert aber in der Kurve , weil sie kein Differential hat . . .

Ich vermute , es ist bei dieser E 50 auch zu viel Gewicht auf der inneren Achse .

Steve

-


Ich baue, also bin ich.


 
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RE: Haftreibung 6-achsiger Loks verbessern?

#17 von Goshiny , 20.02.2013 13:12

Nun habe ich die zweite AC6000 von BLI auf 3-Leiter umgebaut und diesmal die Haftreifen paarweise jeweils an die 1. und 3. Achse gesetzt. Durch die Haftreifen bekommt die mittlere Achse etwas Luft zum Gleis und entlastet die 1. Achse weniger. Die Zugkraft hat sich auf 400 g erhöht. Die Auflagelast der drei Achsen eines Drehgestells habe ich noch nicht gemessen, bin allerdings ersteinmal mit dem Ergebnis zufrieden.

http://i1327.photobucket.com/albums/u661...zps8cea4869.jpg

Das vordere Drehgestell hat für den Schleifer einen Messingblock bekommen. Dadurch kommt etwas mehr Druck auf die erste Achse.

http://i1327.photobucket.com/albums/u661...zps58f99f76.jpg

Und so sehen die beiden Drehgestell von unten aus:
vorne http://i1327.photobucket.com/albums/u661...zpsd3d320d7.jpg
hinten http://i1327.photobucket.com/albums/u661...zpsa17749cc.jpg

Insgesamt sind 4 Achsen angetrieben.

Viele Grüße
Wolfgang


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