Hallo!
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie manchmal auf "Teufel komm raus" nach einer billigen Lösung gesucht wird. Auch hier gilt: "Wer billig kauft, kauft zweimal."
Die (für mich) wesentliche Eigenschaft von ABC-Bremsen ist der konstante Bremsweg, unabhängig von der bis dahin gefahrenen Geschwindigkeit. Meines Wissens gibt es das bei Brake-on-DC nicht.
Wenn ich ABC-Bremsen einsetze, dann geht es mir um diesen konstanten Bremsweg. Im sichtbaren Bereich, egal ob Blockstrecke oder Bahnhof, kann ich damit die Zugspitze zuverlässig bis kurz vors Signal fahren und dort halten lassen.
Damit das funktioniert, muss das Triebfahrzeug den ABC-Befehl "Halt!" durchgehend ab dem Moment empfangen, wenn bis zum gewünschten Anhalte-Punkt noch genau dieser Weg zurückzulegen ist.
In der Praxis ist aber das Triebfahrzeug nicht unbedingt das führende Fahrzeug: Grob eingeteilt gibt es gezogene Züge und geschobene Züge (Wendezüge mit Steuerwagen), angetrieben von Loks oder Triebwagen.
Und im Triebfahrzeug kann die Stromabnahme an verschiedenen Stellen sein: Bei Märklin-Tfz kann der Schleifer vorn oder hinten sein, bei DC-Tfz gibt es Stromabnahme diagonal (vorn rechts und hinten links, habe ich bei Lima ETA 150) oder von allen Rädern (habe ich bei Roco V 90 und V 160 sowie bei Piko E 42 alt).
Bestimmt gibt es noch weitere Fälle. Damit dürfte klar sein, dass die Stromabnahme an völlig verschiedenen Punkten im Gleis erfolgen kann, wenn die Zugspitze den Punkt erreicht, an dem das Bremsen beginnen soll.
Wenn man flexibel sein will, muss man es möglich machen, dass die Stromabnahme irgendwo im Zug erfolgt - von ganz vorn bis ganz hinten.
Mit der Billig-Lösung "das ABC-Signal wird in den Bremsabschnitt eingespeist, und die Lok beginnt mit dem Bremsen, wenn sie dort reinfährt" legt man sich also auf genau eine Stromabnahme-Position im Zug fest.
Nur zur Erinnerung: in H0 ist eine dreiteilige Kombination VT+VB+VS 98 stolze 495 mm lang, ein Zweiteiler ETA+ESA 150 hat 560 mm, und ein Dreiteiler ET+EB+ES 85 belegt 645 mm. Jetzt schätzt (oder messt), was der Unterschied zwischen Stromabnehme vorn und hinten ist.
Wer ICEs und /oder Wendezüge einsetzt, grübelt bitte selbst.
Darum finde ich es zwingend nötig, bereits bei Bremsbeginn den ganzen Zug im ABC-gespeisten Abschnitt zu haben. Daraus ergibt sich die Forderung "Zuglänge plus Anhalteweg".
Und damit das Bremsen im richtigen Moment beginnt, brauche ich genau da einen Melder, der für das Umschalten von "normales DCC-Signal" auf "ABC: Halt!) sorgt.
Mit Lenz-Moduln macht das der BM2, der per Stromfühler einen Verbraucher im Bremsabschnitt erkennt - das kann die Lok sein, der beleuchtete Steuerwagen oder irgendein Widerstand im führenden Wagen.
Ohne Lenz-Moduln muss man sich selbst etwas einfallen lassen: bei DC-Fahrzeugen den führenden Verbraucher, bei AC-Fahrzeugen ein Kontaktgleis, ganz universell eine Lichtschranke, einen Magneten im Fahrzeug und ein Reed-Relais im Gleis, oder oder oder ...
Mein Fazit: Am langen ABC-gespeisten Abschnitt kommt man nicht vorbei, wenn man bezüglich der eingesetzten Züge flexibel sein will.
Gutes Bremsen!
Jörg