Hallo Ronny,
und noch ein herzliches im Forum, ich denke dafür ist es noch nicht zu spät.
In diesem Unterforum schreibe ich nicht oft. Nach Lesung der bisherigen Beiträge hier - auch wenn ernsthafte Hilfsangebote ja schon dabei waren - fand ich es dann doch sinnvoll, Dir zu ein paar Punkten einen Denkanstoß zu geben.
So viel vorab: An einer detaillierten Ausgestaltung des Gleisplans werde ich mich nicht beteiligen (nicht meine Kompetenz).
Ich kenne Deine Vorgeschichte in Bezug auf MoBa nicht. Falls ich nun gleich Dinge anspreche, die für Dich total trivial sind, einfach ignorieren.
Da ich jetzt unerwartet viel geschrieben habe, nur eine kurze Übersicht, wo was steht:
Erster Block geht darauf ein, wie Du die hilfsbereiten Planer hier ggf. noch besser versorgen könntest, um auf Deine Vorstellungen eingehen zu können. Da spielt auch nochmal das Ding mit der Modellbahn eine Rolle.
Im zweiten Block spreche ich Punkte aus Deinem Anlagensteckbrief an, z.T. einfache Hinweise vorab.
Im dritten Block nochmal ein paar Allgemeinposten sowie meine (Minderheits)meinung zu einigen bereits von Vorrednern vorgeschlagenen Tipps (... unabhängig davon, dass die angesprochenen Tipps definitiv ihre Berechtigung haben).
1. Grundsätzliche Fragen, die hilfreich sein können
Das Thema "Modell- vs. Spielbahn" hat natürlich Potenzial in eine Diskussion abzudriften, die Dich selbst gerade nicht konkret weiterbringt. Da die Kategorie Modellbahn ja durchaus vielschichtig ist, finde ich persönlich sie für den Steckbrief gleichermaßen schlecht (ein Einsteiger kann das imo gar nicht klar einordnen) und wichtig zugleich, weil dadurch der Anspruch in Bezug auf Betrieb, Ausgestaltung etc. gut eingeordnet werden kann.
Zum Glück hast Du ja auch gar nicht gesagt Modellbahn, sondern eher Modellbahn!
Das lässt genug Spielraum. Allerdings müsstest Du dafür denke ich nochmal sehr viel genauer schreiben, was genau Dir in puncto Modellbahn durch den Kopf schießt. Oder anders gesagt: In welchen Aspekten soll Deine Anlage in Richtung Vorbild gehen?
Stichwörter wurden schon von anderen genannt: Landschaft, Häuser, Betrieb/Fahrplan, rund ums Gleis, Sinnhaftigkeit der Gleise, Signale, Abstände (< kaum zu realisieren) etc.; das ist keine abgeschlossene Liste.
Eine Auswahl davon ist vollkommen in Ordnung; alles ist zumindest bei dem verfügbaren Platz, Zeit, Budget etc. i.d.R. unrealistisch. Je mehr Input Du liefern und es auch priorisieren kannst, desto besser wird die Hilfestellung sein.
Ich finde dabei auch nicht unwesentlich ruhig mal zu sagen, wenn man etwas aus den Vorschlägen nicht möchte oder es einem total unwichtig ist.
Auch andere Randbedingungen können hilfreich für die Leute hier, aber letztendlich auch Dich sein. Z.B. wie viel Fantasie hast Du (Stichwort: Stadt liegt jenseits der Anlage). Oder sitzt Du lieber vor der Anlage und schaust zu oder bist Du im Gegensatz dazu stark aktiv.
Oder ein paar andere Extrembeispiele: Willst Du nur bauen und hast bereits jetzt Angst vor der Leere, wenn das ganze fertig ist (... klingt komisch, kenne aber ein paar)? Wirst Du kaum Interesse an der Ausgestaltung haben, sobald die Gleise liegen? Ist Dir der Betrieb gar nicht so wichtig, sondern womöglich reicht es auch aus, die Züge hinzustellen und nur Fotos davon zu machen (... ich habe dahin sone leichte Tendenz)?
Kurzum: Wie stellst Du Dir das Hobby vor; insbesondere auch jenseits der ersten 1-2 euphorischen Jahre?
2. Konkrete Gedanken zu Deinem Steckbrief
Ein paar der folgenden Punkte werden nochmal im weitesten Sinne zum Thema Vorstellung des Begriffs Modellbahn zurückgehen.
Du baust in Spur N, imo eine gute Wahl . Umso größer ist nun auch Deine Chance, den verfügbaren Platz sinnvoll zu nutzen. Begrenzt ist er dennoch, was sich gerade zeigen wird, wenn es doch mehr in Richtung Vorbild gehen soll und die Anforderungsliste sich nicht verkürzt.
Du baust mit Fleischmann und Minitrix:
- Die Gleise sind Code 80 und damit in der Profilhöhe nicht realistisch. Ist Dir das egal?
Die Antwort darf hier ruhig "Ja" lauten. Ich möchte an dieser Stelle nur, dass die Frage auch vor Start wirklich geklärt ist.
Ich selbst bin mit Arnold (also ebenfalls Code 80) wieder ins Hobby eingestiegen. Abgesehen von einigen anderen für mich relevanten technischen Unzulänglichkeiten des Arnold-Systems ist mein Anspruch mittlerweile gestiegen. Nach einigem hin und her stehe ich nun davor, Teile durch Peco Code 55 zu ersetzen, um bzgl. Profilhöhe näher ans Vorbild zu kommen. Diese Frage entscheidet sich allein an Deinem persönlichen Anspruch!
Mir geht es hier nicht darum, Dein Gleissystem an sich in Frage zu stellen. Es geht mir nur um diesen einzelnen Aspekt der Profilhöhe.
Einige handwerkliche Fähigkeiten können bei dieser Frage ebenfalls eine Rolle spielen. Als Beispiel nachfolgend der Link zu einem Bauthread, in dem der User (Andy) den umgekehrten Weg gehen wollte, d.h. vom Code 55 zum Code 80 wechseln wollte, aber noch rechtzeitig umgestimmt werden konnte:
Wie (m)eine Modellbahn entsteht - Holzachtal in N - Kapitel 1
(Über meine eigene Misere zu dem Thema kannst Du bei mir in Granitz (Signatur) nachlesen, ist aber sporadisch im Thread verteilt und daher an dieser Stelle nicht empfehlenswert.) - Wie werden Deine Weichenantriebe aussehen? Sind es die ziemlich idiotensicheren Magnetantriebe, die seitlich angesteckt werden, oder planst Du eine andere Lösung?
Auch hier möchte ich aus Erfahrung berichten: Die seitlichen Antriebe, also "oberflur", sehen grausam aus. Wenn man ein schönes Gleisumfeld gestalten möchte, stechen sie negativ ins Auge.
Manche Antriebe kann man auf den Rücken drehen, so z.B. meine Arnoldantriebe. Dadurch sind sie zumindest nicht mehr so hoch. Perfekt ist aber auch das nicht. Vergleich für Arnold hier bei mir.
Ggf. guckst Du aber auch mal bei Samuel vorbei, der sich aktuell damit beschäftigt (Minitrix oder Fleischmann; bin mir gerade unsicher):
Voralpenland in Spur N
(... ebenso Andreas in Rambach II mit einigen anderen Problemen.)
Falls die Wahl auf ganz andere Lösungen fällt (unterflur; z.B. Servo) sollte dies bzgl. Wartbarkeit und so sicherlich auch beim Bau und somit der Planung berücksichtigt werden. Hier bin ich aber raus. Schreib aber ruhig mal rein, welche Lösung Du Dir überhaupt vorstellst. Relevante Hinweise für die Planung können dann bestimmt die anderen geben. (Zwischenraum zum Schattenbahnhof kann relevant sein...) - Fleischmann-Gleis: Mit oder ohne Bettung (letzteres auch zuweilen als ex-Roco bezeichnet)? Das ist für die Planung weniger relevant, aber gibt noch mal ne Info, ob Du selbst einschottern wirst und somit kann es auch einen kleinen Blick auf Deinen Anspruch hier zulassen .
Anlagentiefe, Anlagenhöhe, Eingriff in Schattenebene:
- Eine Anlagentiefe von 1,00 m ist schon sehr tief. Du wirst wahrscheinlich nur bis 70...80 cm greifen können. Aber okay, Du deutest an, dass Du hinten einen Wartungsgang hast/schaffen kannst.
- Anlage auf Rollen (auch in Bezug auf Wartungsgang): Kann man ganz bestimmt gut ausführen, ich würde aber persönlich überlegen, ob ich für jeden havarierten Zug die Anlage wegrollen möchte.
Die kleine Spielanlage meines Vaters (Winnihausen; Signatur; 1,80*1,00 m²) ist rollbar, was schon immer etwas wacklig ist (klar, liegt auch an der stümperhaften Ausführung), und die möchte ich schon nicht bewegen, wenn ich dort "spiele". Schon alleine, weil es mich nervt. Wenn Dinge "mal" passieren, ist alles in Ordnung, aber das kann man zu Baustart nicht in jedem Fall absehen... - Zur Anlagenhöhe hast Du nichts gesagt (das war eigentlich mit "Anlagenhöhe der Hauptebene" gemeint ). Ist aber auch nicht so wild. Bau aber bitte nicht zu tief, Deinem Rücken zuliebe und somit auch zur Verlängerung der Freude an der Anlage. Ich persönlich bin bei mir mit 1,10 m zufrieden (und bin dabei 1,75 m lang); im Zweifel würde ich eher höher gehen.
- Wenn ich es richtig verstanden habe, dann liegt dein Schattenbahnhof 10 cm unter der Hauptebene. Das ist imo zu wenig.
Ich habe ca. 15 cm Eingriff und das ist schon ziemlich knirsch. Natürlich: Man kann auch bei 10 cm mal mit der Hand durch, aber es ist auf Dauer nicht angenehm, gerade wenn man Rollmaterial bergen oder richten muss. Wenn man dann noch über andere Züge rübergreifen muss, wird es ganz schlimm. Überleg mal, ob Dir die 10 cm reichen. Ggf. mal einen Testaufbau mit Schachteln machen - wenn die kurz vorm Umfallen sind, dann ist's zu wenig . - Um deine maximale Steigung an der Rampe zu wahren (falls die Schattenebene weiter nach unten kommt), kannst Du die Rampe verlängern (z.B. Wendel oder von der anderen Seite in den Sbf führen).
Der Raum hinter dem (Haupt)Bahnhof:
Zitat von Zetti78 im Beitrag #1
Die aktuelle Planung des großen/linken Anlagenschenkels macht mir dahingehend Bauchschmerzen, als dass Du womöglich keine glaubhafte Darstellung des Geländes oder Ortes hinbekommst. Und mir geht es auch nicht so sehr um glaubhaft für mich oder andere, sondern schon für Dich selbst.
Hinter dem Empfangsgebäude sind nur um die 25 cm, bevor die nächste Trasse kommt. Das ist sehr beengt, zumindest wenn es Dir um den gestalterischen Modellbahnaspekt geht. Ich selbst überschätze häufig die Freiräume in einem Gleisplan und habe das Gefühl, dass es auch manch anderem so geht. Auch ist der Haltepunkt, selbst wenn er an der Wand liegt, optisch sehr nahe am Hauptbahnhof. Er liegt sogar direkt in einer Linie. Falls Du schon irgendwelche Gebäude parat hast, stell die mal auf und leg grob ein paar Gleise davor/dazwischen, dann siehst Du, wie das wirkt.
Wenn Du den Haltepunkt tatsächlich für Dich brauchst, würde ich gucken, ob er nicht in die Ecke oder sogar besser noch auf den anderen Schenkel der Anlage kann. Die Situation ändert sich dann aber ggf., wenn der Hbf doch in die Kurve zwischen die beiden Schenkel gelegt wird.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Abstand zwischen beiden Stationen sollte möglichst groß sein.
3. (Minderheits)meinungGestaltung und Anlagenplan:
Wie gesagt, Gleisplan selbst will ich nichts groß vorschlagen. Aktuell finde ich ihn aber tatsächlich auch zu streng. Dennoch...
... zunächst mal zum Thema Parallelität zur Anlagenkante meine persönliche Meinung:
- Die Vorredner haben natürlich recht, dass es für's Auge vieler Leute schöner ist, wenn es nicht parallel zur Anlage liegt. Alles gut.
Bleibt aber trotzdem Geschmackssache. (Und der Aspekt hat auch nichts mit Vorbild zu tun.) - Ich gehöre zur (angenommenen) Minderheit, die mit diesem Zwang zum schräg reinlegen nach wie vor wenig anfangen kann.
Mir hat man das auch nahegelegt. Für mich hat sich aber insgesamt kein Mehrwert ergeben. Meine Augen kommen damit gut klar. - Falls Du viele Gäste erwartest, die die Anlage bestaunen sollen, ist die "schräge Lage" aber natürlich wichtiger, selbst wenn sie für Dich selbst unwichtig ist.
Ähnliches gilt natürlich, wenn Du besonders viel Wert darauf legst, Deine Anlage in SocialMedia zu präsentieren (z.B. auch hier). - Auch hier aber eine Art Gegenbeispiel. Die Anlage Grainitz II von Frank hat einen Kopfbahnhof, der a) nicht parallel zur Anlage liegt und b) sogar eine ganz dezent geschwungene Lage der Bahnsteige aufweist (im Gleisplan kaum zu bemerken):
Grainitz II - Nebenbahn-Endbahnhof DR Epoche IV
Diese Anlage ist für mich eine der wichtigsten Inspirationsquellen und Frank weiß auch, dass ich seine Arbeit schätze. Trotz allem denke ich - aber auch hier bin ich vielleicht der einzigste -, dass man von der "nicht parallelen Lage" in der Anlagenpräsentation im Forum so gut wie gar nichts sieht. Die meisten seiner Einstellungen sind so, dass man nicht sagen kann, ob der Banhof parallel liegt und gerade ist oder eben nicht. (Für mich ist sogar das Gegenteil der Fall: Es wirkt auf mich meistens parallel und gerade; live sicherlich ganz anders.) - Umgekehrt kann man auch bei paralleler Kante so fotografieren und/oder nachbearbeiten, dass es wie schräg aussieht.
- Oder: Anlage parallel gebaut und nach Jahren nun unzufrieden? Setz einen schmalen, dreieckigen Flansch davor.
Was ich damit sagen möchte ist: Natürlich ist der Tipp mit nicht parallel zur Anlagenkante ein guter Tipp. Es gibt genug Gründe, sich darüber Gedanken zu machen. Aber auch hier darf auch einer von zehn mal zum Schluss kommen, dass es nicht das ist, was man möchte. Zum Schluss muss es für Dich okay sein und zu Deinen Randbedingungen passen.
Was aber natürlich vermieden werden sollte ist, dass man dann wie beim klassischen Startset-Oval an mehreren Anlagenkanten die parallele Gleisführung hat. Hier mal das Beispiel von Randor, dessen finaler Gleisplan nun noch gar nicht steht, wo aber auch viel über dieses Thema geredet wurde und behutsam in die (aus Sicht der Allgemeinheit) richtige Richtung geschubst wurde:
Randors Projekt Spur N Segmentanlage(Bitte nicht böse für die Referenz sein, Randor. 😘)Bahnhof gerade/in der Kurve: Hier gilt imo das gleiche. Der geschwungene ist sicherlich optisch ansprechender und löst etwas mehr Begeisterung beim Gast aus, aber darf ein Bahnhof deshalb nicht gerade sein?
Um meinen Wohnort herum sind die meisten Bahnhöfe schnurgerade. Sogar mein Vorbild besitzt einen geraden Bahnhof.
Das kann man außerdem erweitern um die Frage, wie man die Bahnsteige denn bauen wird. Wenn man nur auf Bahnsteige aus der Packung zurückgreift, wird ein verschwenkter Bahnsteig etwas problematisch. Wenn man den Bahnsteig selbst bauen kann (ist nicht schwer) und will, dann wird der verschwenkte natürlich zu einer attraktiven Alternative.
Man kann viele Aspekte, u.a. wie schon erwähnt den Bahnhof, auch ganz anders angehen: Ein Vorbild im Hinterkopf haben.
Es geht dabei nicht darum, dass man ein Vorbild nachbaut. Wahrscheinlich hast Du auch gerade gar kein konkretes Vorbild im Kopf für Deine Anlage, aber vielleicht kann das in mancherlei Hinsicht hilfreich sein. Man kann sich nämlich viel besser die Aspekte rauspicken, die einem in Bezug auf
Modellbahn wichtig sind - und man kann auch live oder auf Fotos schauen, wie es in der Realität denn wirklich ist.
Obendrein kann man auch Dinge wie Betrieb oder Fuhrparkerweiterung dadurch etwas strukturieren. Ist bestimmt nicht jedermanns Weg, hat mir persönlich aber ungemein geholfen, um mir a) klarer zu machen, was ich haben will und b) mein Projekt besser zu strukturieren.
Letzte Empfehlung:
Je mehr Zeit Du für die Planung - gerade auch im Kopf - lässt, desto besser.
Einfach mal ein paar Threads durchstöbern und schauen, was dort gemacht wurde. (
Das hier kennst Du bestimmt schon, oder?) Man kommt nicht nur auf neue Ideen, sondern verabschiedet sich mit der Zeit womöglich auch von der ein oder anderen Anforderung, die man sich zum Anfang selbst gesetzt hat. Über kurz oder lang landen dann wahrscheinlich auch die meisten beim "weniger ist mehr" und dem "point-to-point", aber so etwas lässt sich nicht von außen aufprägen, sondern muss alleine passieren. Zeit hilft dabei.
Gut, das ist jetzt doch sehr viel länger geworden, als geplant.
Sicherlich waren da jetzt ein paar Punkte dabei, wo mir manch ein Threadgast nun energisch widersprechen muss. Wo ich technisch völlig falsch liege - sehr gern (lasse ich dann i.d.R. aber auch unkommentiert)! An Grundsatzdiskussionen hänge ich mich in diesem Thread aber nicht ran, solange es Dich (Ronny) nicht konkret vorwärts bringt, denn Gegenmeinungen gibt es sowieso immer und Geschmack ist verschieden.
Ich werde hier gern weiterlesen, hoffe, dass Du ein zu Dir persönlich passendes Planungsteam findest
und bin gespannt, wohin die Reise dann geht.
Besten Gruß
Dominik