Hallo Klaus,
Zitat von maybreeze im Beitrag #5
In den 1960/70ern war Fleischmann (und Trix) die deutsche Antwort auf Märklin, Liliput aus Österreich mit Focus auf den deutschen Markt - alle Drei mit dem eigentlich von KLEINBAHN forcierten DC 2L Schienensystem als Alternative.
Wenn ich in den ganz alten MIBA-Heften blättere (ich habe noch eine Archiv-DVD), dann sieht es etwas anders aus: die Miba hat sehr früh das Zweischienen-Gleichstrom-System propagiert, Trix ging in den Fünfzigern auf Gleichstrom, aber unter Beibehaltung der systemeigenen Mittelschiene, und Fleischmann als damaliger Newcomer fing in H0 - ebenso wie zuvor in 0 - gleich mit dem Zweischienen-Gleichstrom-System an - im Maßstab 1:82, während in der Miba diskutiert wurde, ob 1:87 oder 1:90 der richtige Maßstab für die Halb-Null-Bahn wäre. Rückblickend darf die Frage erlaubt sein, ob WeWaW selbst so sehr von diesem System überzeugt war, oder ob Fleischmann auch ein paar "Argumente" geliefert hat... Eine Antwort darauf wird man aber nicht finden können.
Fleischmann war insofern (wie Citroën im Kfz-Bereich) technisch wegweisend, denn die anderen hatten in jenen Zeiten auch in großen Maßstäben, sofern sie überhaupt noch produziert wurden, den Mittelleiter beibehalten. Damit gingen sie einen konservativen Weg, aber im Sinn der Zuverlässigkeit.
Man muß ja auch sehen, daß die Halbleitertechnik noch in den Kinderschuhen steckte und Siliziumbauteile nicht verfügbar waren, Selengleichrichter aber sehr lastempfindlich ("gleich riecht er"), weshalb im Sinne der Zuverlässigkeit die technisch komplizierteren Lösungen der Wechselstromer durchaus ihren Grund hatten, wie auch manche bis heute durchgetragenen Argumente der Symmetriker (lies: Mittelleiterfreunde).
Fleischmann ist das Wagnis eingegangen. Aus heutiger Sicht zu Recht.
Märklin war damals auch noch nicht das marktbeherrschende Gewicht, sondern wurde erst dazu; den Göppingern stand noch eine ganze Phalanx aus Nürnberg entgegen - neben Alt-Platzhirsch Trix und Newbie Fleischmann im 00/H0-Bereich gab es ja auch noch Bing, Bub und viele andere. Mit geschickter Werbung, zügiger Umsetzung der wichtigsten Vorbildmodelle und - tatsächlich - einem System, das einfach funktionierte, hat Märklin sich aber die Vorherrschaft erkämpft.
Trix Express blieb auf der Strecke, Trix-International war immer schön und teuer, Roco war in den 80ern schwer im Kommen, Fleischmann hat sich im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends mit der Modellwahl ein wenig verzettelt. Pleite haben sie alle mal gemacht, Märklin nicht zuletzt aus familiären Gründen und dann wegen der Heuschrecke aus Königsbruck (sic), aber Fleischmann hätte mit einem fähigen Management durchaus Chancen gehabt, weiter zu bestehen. Ich glaube, da sind wir uns einig.