Hallo allerseits,
gestattet auch mir ein paar Anmerkugen meinerseits.
Was diese Drosseln angeht, so sind diese zur Funkentstörung vorgesehen. Dabei sollen diese Drosseln für die hochfrequenten Störströme, die beim Kommutieren des Motors entstehen, einen deutlichen Wechselstromwiderstand darstellen, der Störströme vom Motor in Richtung des Decoders und weiter zu den Schienen (die ja eine recht ausgedehnte "Sendeantenne" für HF-Störunge darstellen) dämpft. Was vielleicht nicht allen bekannt ist: Während der Widerstand einer Drossel bei Gleichstrom praktisch nur dem Widerstand des Drahtwickels entspricht, stellt eine Drossel mit ihrer Induktivität eine sogenannten induktiven Scheinwiderstand dar, der von der Größe der Induktivität abhängt und mit zunehmender Frequenz größer wird. Idealisiert gilt Xc = 2x Pi x f X L (mit f: Frequenz in Hz, L: Induktivität in Henry und Pi rund 3,14). Bei 30MHz hat demnach eine Drossel von 3,8uH einen Scheinwiderstand von rund 735 Ohm, der für einen Störstrom bei 30MHz wirksam ist. Bei 68uH wären das schon rund 12 Kiloohm.
Die Kondensatoren sollen hingegen hochfrequente Störspanungen "Kurzschließen", den ein Kondensator hat für Wechselspannungen einen Scheinwiderstand, der mit zunehmender Kapazität und Frquenz abnimmt (also ein genau gegenläufuges Verhalten zu einer Drossel).
Bei 30MHz hat z.B. ein Kondensator von 10nF einen kapazitiven Scheinwiderstand von rund 0,5 Ohm.
Nun ist es nicht grenzenlos so, dass "viel" auch viel hilft. Bei realen Induktivitäten und Kapazuitäten gibt es "parasitäre Efekte", die deren Entstörwirkung wieder abnehmen lassen. Daher macht es wenig Sinn, zur Entstörung im Bereich von mehreren 10MHz Kondensatoren von mehreren 100nF einzusetzen, da diese dann meist schon über ihrer Eigenresonanzfrequenz sind, wo deren Scheinwiderstand schon wieder zunimmt.
Bei den Drosseln mit Ferritkern muss man auch bedenken, dass deren Induktivität mit zunehmendem Betriebsstrom abnimmt, da das Kernmateriel magnetisch ausgesteuert wird und irgendwann auch magnetisch gesättigt wird. Die Stromangaben beziehen sich deshalb nicht immer nur auf den zulässigen Betriebsstrom.
Die Entstörmittel müssen, wie schon richtig gesagt wurde, möglichst dicht an der Quelle (d.h. am Motor) angebracht sein. Drosseln in der Größenordnung von einigen uH bis zu einigen 10uH sind in der Regel ausreichend Von daher würde ich eher zu den 3,8uH und 1,1A Betriebsstrom tendieren).
Bei den Kondensatoren sollte man sich mit den Kapazitäten im Bereich von einigen nF bis zu einigen 10nF bewegen, wobei auf möglichst kurze Anschlussdrähte zu achten ist!
Mit diesen Werten sollte auch jeder Decoder klarkommen.
Ich hatte zu diesem Theme schon vor einiger Zeit etwas gepostet: Motor entstören bei RC-Steuerung? (siehe ab Post #12)
Die Störfeldstäkemessungen in meinem Post hatte ich vor Jahren im EMV-Labor meiner alten Firma an einem größeren Modellbaumotor vorgenommen; Modellbahnmotoren verhalten sich recht ähnlich.
Viele Grüße
Klaus-Dieter