Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#1 von Atlanta , 24.06.2022 09:54

Moin Kollegen,

beim Programmieren von Fahrzeugeigenschaften, kann man in vielen Fällen auf den von den Herstellern von Digitalzentralen hinterlegten Daten von Prototypenfahrzeugen oder Lokkarten zurückgreifen, sofern dieses bei Fahrzeugen überhaupt unterstützt wird.

Bei Fahrzeugen wo dieses nicht der Fall ist, muß man das meistens selber machen, ins Besondere auch dann, wenn man ältere Loks nachträglich mit Dekodern unterschiedlicher Hersteller ausgerüstet hat, für die es (noch) keine Hinterlegung der Fahreigenschaften gibt.

In diesen Fällen ist man selbst dazu gezwungen, die nötigen Anpassungen selber vorzunehmen.

Nehmen wir mal als Beispiel eine bayerische Krauss Lok von 1880, die Werklok ,,Anna" von Fleischmann kommt dieser Lokbauart ziemlich nahe.

Für den Fall, daß wir einen passenden Fahr- oder Sounddekoder gefunden haben, den wir dann verbaut haben, geht es um die Auswahl des Adressbereiches.

Wir entscheiden uns für die kurzen zweistelligen Adressen, so können wir die Fahrzeugparameter in den nachfolgenden CVs entsprechen programmieren.

Unsere bayerische Krauss Lok von 1880 soll eine maximale Geschwindigkeit von 45 Km/h haben.


CV 1 = Dekoderadresse
CV 2 = Minimale Geschwindigkeit
CV 3 = Anfahrverzögerung
CV 4 = Bremsverzögerung
CV 5 = Maximale Geschwindigkeit
CV 6 = Mittlere Geschwindigkeit
CV 7 = Software Version
CV 8 = Hersteller Kennung / Reset auf Werkseinstellungen mit Wert 8
CV 17 = Erweiterte (lange) Adresse
CV 18 = Erweiterte (lange) Adresse
CV 19 = Verbundadresse (Consist Address)
CV 29 = Konfiguration nach DCC Norm

Die maximale Geschwindigkeit wird in CV 5 mit einem Wert zwischen 0 und 255 bestimmt, dieser wird aber nicht die höchste Geschwindigkeitseinstellung haben, da diese dann die Lokgeschwindigkeit weit über 45 Km/h zur Folge hätte.

Wie also kann ich den optimalen Geschwindigkeitswert ermitteln, wie hoch müßte dieser sein?

Der Mittelwert in CV 6 ist der ½ Wert von CV 5.

Die Werte von CV 3 und CV 4 machen mir dann auch entsprechend Sorgen, wie hoch müßte man die ansetzen?

Wie träge darf ein bayerischer Zweikuppler in der Anfahrtverzögerung in CV 3 sein?

Wie schlecht oder wie gut ließ sich diese Lok im Original abbremsen, was wir in CV 4 einstellen müssen?

Als Lokadresse in CV 1 entscheiden wir uns für 02, da es sich um die zweite von ehemals zwei beschafften Loks dieser Bahngesellschaft handelte, Lok Nr.1 verunfallte 1888 durch eine Kesselexplosion.


LG Ingo

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RE: Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#2 von mobaz , 24.06.2022 10:40

Moin, anfahren und bremsen sind vom Zug abhängig, der hinter der Lok hängt. Da sollte ein Wert drin stehen, der deinem Empfinden über das Fahrverhalten der Lok entspricht. Die Höchstgeschwindigkeit musst du ausrechnen und dann mit den CV austesten, wann du die richtige Geschwindigkeit hast. Da jede Lok mit Motor und Getriebe anders ist kann man da keine Standartwerte festlegen.

Schönen Gruß
Maik


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RE: Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#3 von SAH , 24.06.2022 10:59

Moin Ingo,

Du hast hier zwei Optionen:
a) die CV5 zu reduzieren. Dann kann es Dir passieren, dass Du abwitzig kleine Werte hier eintragen musst und im Betrieb nur ggf. 14 oder weniger Fahrstufen übrig bleiben (wenn der Dekoder CV5 ungünstig interpretiert).
b) die Regelungsreferenz verkleinern. Dazu brauchst Du allerdings einen Kreis oder ein Oval und eine geeignete Geschwindigkeitsbestimmungsmaßnahme.
Angenommen CV5 steht auf 255 (also Maximum, keine Reduzierung der nutzbaren Fahrstufen) und die Regelungsreferenz hat den Wert 120 (z.B. 12,0V). Wenn das Modell mit dieser Einstellung bei höchster Fahrstufe z.B. 120 km/h fährt, dann die Referenz auf z.B. 50 reduzieren. Die erzielbare Höchstgeschwindigkeit wird dann auf 50 - 60 km/h reduziert und wegen CV5 = 255 stehen Dir alle Fahrstufen zur Verfügung.
Beispiel: an einem Märklin Krokodil mit LRA+ habe ich einen Zimo 634 benutzt und die Referenzspannung auf 140 eingestellt. Damit habe ich bei mittlerer Fahrstufe ca. 78 km/h (so wie ich es haben will) und vmax bei ca. 135 km/h; beides in DCC mit 20V Schienenspannung. Wollte ich das Vorbildtempo bei FSmax haben, müsste ich CV57 = 90 setzen, dann hätte ich gleichzeitig noch etwas Puffer.
Da sich die Modelle manchmal nicht so verhalten, wie sie es theoretisch sollten, muss man halt ausprobieren, daher Testkreis und Tempomessung: die CV für die Regelreferenz solange verändern, bis man bei maximaler Fahrstufe (oder eine anderen Fahrtsufe) das gewünschte Ziel erreicht hat.

mit freundlichen Grüßen,
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RE: Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#4 von dimitiger , 24.06.2022 14:11

Moin Ingo,

mit den CV3 und CV4 musst du tatsächlich so machen, wie es oben schon steht - einfach ausprobieren. Natürlich kannst du das auch noch wissenschaftlicher machen, in dem du die Beschleunigungswerte des Originals nimmst auf dein Maßstab runter skalierst und dann entsprechend CV3 und CV4 - Werte einstellst.

Bei CV5, wenn du es genau so wissenschaftlich haben möchtest, würde das ganze ein bisschen einfach gehen. Du nimmst eine Strecke, die Länge kennst du ja, und lässt deine Lok diese bestimmte Strecke fahren bei voller Geschwindigkeit und stoppst die Zeit. Danach mit S = V*t kannst du ja auf Maßstab skaliert die Geschwindigkeit ermitteln, die deine Lok aktuell fährt. Und danach folgt nur noch ein 3-Satz mit CV5 = 255, aktuelle Geschwindigkeit = 200 kmh (als Bespiel), gewünschte Geschwindigkeit = 50kmh - also CV5 = 255 * 50 / 200 = ca. 64. Damit kannst du dann deine Lok wieder fahren lassen und schaust, ob dann die neue Berechnung der Geschwindigkeit mit deiner Wunschgeschwindkeit übereinstimmt.

Oder du hast eine Hardware, die die Geschwindigkeit einer Lok messen kann, z.B. Meßwagen. Dann geht es einfacher.
Bei CV5 beachte aber auch den Beitrag von Stephan-Alexander Heyn, dass einige Decoder dies anders interpretieren können. Da ich selbst meistens mit ESU fahre, habe ich das Gefühl, dass ESU das trotzdem alle Fahrstuffen richtig interpretiert.


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zuletzt bearbeitet 24.06.2022 | Top

RE: Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#5 von alexus , 24.06.2022 15:31

Hallo zusammen

Zur Höchstgeschwindigkeit, ich stell normalerweise immer die Orginale + ca. 20% ein. Damit kommen einem zwar manche Loks wirklich langsam vor (z. B. Wü. K, max. 70km/h) aber so ist es halt.
Im Gegensatz dazu sind alle Loks und Züge die erheblich schneller sein könnten auf 130km/h begrenzt, da es beim M-Gleis nur R2 maximal gibt und das schaut bei hohen Geschwindigkeiten m. M. n. bescheiden aus wenn es die Loks und Wagen in die Kurven schmeist (und passt sehr gut zu 127 Fahrstufen).
Anfahr-Bremsverzögerung sind bei mir recht kurz eingestellt da ich nur von Hand fahre.

Die Einstellung der Höchstgeschwindigkeit erfolgt bei allen Zimo-Decodern über die CV57 = Regelungsreferenz (wie schon Stephan-Alexander beschrieben). Bei älteren Tams Decodern (ld-g 32, 33 und 33plus) über die CV5. Dabei merkt man das ganz alte Decoder einfach die Fahrstufen abschneiden.

Testen geht mit einem Märklin Meßwagen so ungefähr .


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RE: Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#6 von Ulf325 , 24.06.2022 18:32

Mit der "Regelfrequenz" darf man es aber auch nicht übertreiben. Meiner Erfahrung nach verschlechtern sich alle Regeleigenschaften wenn der Wert zu klein wird.


Mit freundlichen Grüßen: Ulf

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RE: Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#7 von SAH , 24.06.2022 18:55

Moin Ulf,

Regel-"frequenz" oder -referenz?
Ich beziehe mich auf die "Referenz": die Spannung, die bei höchster Fahrstufe zurückgemeldet werden soll.
Zu hohe Werte: vmax wird vor höchster FS erreicht und ändert sich dann nicht mehr.
Zu niedrige Werte: Modell hat evtl. mit kleinen Fahrstufen Probleme wenn man Richtung Haftreibung bei den angetriebenen Rädern kommt (Haftreibung >> Gleitreibung > Rollreibung).

Mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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RE: Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#8 von Atlanta , 24.06.2022 19:10

Moin Kollegen,

bei mir gestaltet sich eine Problematik, wegen nicht betriebsfähig erhaltener Fahrzeuge des Vorbilds können Geschwindigkeiten nur an Hand der Angaben aus technischen Datenblättern entnommen werden, sofern sie denn vorliegen und bekannt sind.

Ein großes Manko bei Fahrzeugen aus der Epoche I.

Beim ,,Wittfeld" Akkutriebwagen gibt es ja entsprechende Referenzwerte der Bauarten
AT3/07 und AT3/09 wie sie an die KPEV geliefert wurden. Ich stelle die fiktive Baureihe AT3/08 dar, die im Jahr 1908 meine Privatbahn erreichten.
Hier kann ich auf die Referenzwerte der preußisch, hessischen Akkutriebwagen zurückgreifen.

Bei anderen Lokomotiven und Triebwagen kann ich nur auf vergleichbare Bauarten ausweichen, so ungefähre Werte zu ermitteln.

Ich bedanke mich aber schon mal, für die von euch gemachten Vorschläge, das hilft mir schon mal weiter, mich schrittweise der optimalen Programmierung anzunähern.


LG Ingo

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RE: Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#9 von Ulf325 , 24.06.2022 19:43

Zitat von SAH im Beitrag #7
Moin Ulf,

Regel-"frequenz" oder -referenz?
Ich beziehe mich auf die "Referenz": die Spannung, die bei höchster Fahrstufe zurückgemeldet werden soll.
Zu hohe Werte: vmax wird vor höchster FS erreicht und ändert sich dann nicht mehr.
Zu niedrige Werte: Modell hat evtl. mit kleinen Fahrstufen Probleme wenn man Richtung Haftreibung bei den angetriebenen Rädern kommt (Haftreibung >> Gleitreibung > Rollreibung).

Mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn

ja, natürlich: Referenz
(den Wert gibt es bei ESU in ähnlicher Form)
zu niedrige Werte führen dazu daß der Motor sich mit niedriger Spannung und hohen Strömen quält
Werte unter 8 Volt sind in H0 selten zielführend, da leidet die Lastregelung schon massiv. Dann muß man doch mit CV 5 eingreifen.


Mit freundlichen Grüßen: Ulf

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RE: Ermittlung und Programmierungen von Fahrzeuggeschwindigkeiten

#10 von SAH , 24.06.2022 21:52

Moin Ulf,

in den von Dir beschriebenen Fällen muss man wohl auch die anderen Regelungsparameter mit einbeziehen. Ein.ähnliches Problem.hatte ich mal mit dem LRA+ : entweder zu schnelles Anfahren und keine gescheite vmax oder ruckeliges Anfahren und gute vmax. Also habe ich den Mittelweg eingeschlagen, die Regelungsparameter entsprechend eingestellt und anschließend vmin mit CV2 auf ungeahnte Größen (80 bis 140) eingestellt. Damit konnte dann vmin von 12 km/h auf ca. 3 km/h ruckelfrei eingestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


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