Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Mercedes Heckflosse von Herpa

#1 von kurtbroer , 01.07.2021 00:36

Vorstellung Mercedes-Benz 200 W110 1965 Heckflosse, Maßstab H0 1:87

Die "kleine-große Heckflosse" von Herpa

Miniaturen der Mercedes Heckflossen-Typen W 110/111/112 sind im Modellautomaßstab H0 1:87 zahlreich von fast allen namhaften Modellherstellern umgesetzt worden. Seit Kurzem hat auch Herpa hier eine eigene Modellinterpretation zu bieten, die zur Spielwarenmesse 2020 bereits von Herpa als Neuheit in Aussicht gestellt und mit den Neuheiten für November/Dezember 2020 offiziell angekündigt worden war. Jetzt, im Juni 2021, kam das Modell in den Handel.

Die Vorbilder: Mercedes-Benz Baureihen W111/112 und W110

Beim großen Vorbild der sogenannten Mercedes-Heckflossen gibt es einige entscheidende Differenzierungen. Zunächst wurde im Jahre 1959 die Baureihe W111 präsentiert. Die Limousinen der Typen 220/S/SE waren mit einem Sechszylinder-Reihenmotor ausgestattet und lösten die seit 1954 gebauten „großen“ Sechszylinder-Pontonmodelle (W180/W128) ab. Folglich werden die Sechszylinder-Typen der Baureihe W111 und ab 1961auch W112 (300SE/SEL) auch „große Heckflosse“ genannt; diese Baureihen gelten als Vorläufer-Typen der späteren S-Klasse. Stilistisch waren die Heckflossen-Typen, die unter der Ägide von Fritz Nallinger (Chefentwickler), Karl Wilfert (Design) und Béla Barényi (Technik) entstanden, ganz dem Zeitgeschmack angepasst. Wiesen die Ponton-Modelle noch rundliche Formen auf, so waren die Heckflossen-Typen durch betonte Kanten, Trapezform und die typischen Heckflossen geprägt. Bei Mercedes hielt die Automode der Heckflossen allerdings relativ spät Einzug, zudem waren die Flossen dem europäischen Geschmack angepasst und ihren Dimensionen eher zurückhaltend ausgebildet, zumindest verglichen mit jenen Exemplaren amerikanischer Fahrzeuge jener Jahre. Nachfolger der Baureihen W111/112 waren die im Jahre 1965 vorgestellten Modelle der Baureihen W108/109, die maßgeblich durch Paul Bracq gezeichnet wurden. Technisch basierten W108/109 jedoch weitestgehend auf ihrern Vorgänger-Modellen, was beispielsweise am identischen Radstand (2750 mm bzw. 2850 mm in der Langversion SEL) nachvollziehbar ist.

Die Grundkonstruktion der Baureihe W111 diente auch als Vorlage für die zweite Entwicklungsstufe der Mercedes-Heckflossen-Modelle, nämlich für die Vierzylinder-Typen. So folgte 1961 die Einführung der Baureihe W110, der sogenannten „kleinen Heckflosse“. Die Typen 190 und 190 D (Diesel) lösten damit die kleinen Typen der Ponton-Baureihe W120 ab (180/180D) und gelten als Vorläufer der heutigen E-Klasse. Von der Fahrzeugarchitektur her teilten sich die kleinen Heckflossen-Typen der Baureihe W110 prinzipiell den Karosserierohbau der größeren Brüder W111/112, verfügten jedoch um einen 145 mm kürzeren Vorderwagen und um einen 50 mm kürzeren Radstand (Länge Limousinen W111/112: 4875 mm, Radstand: 2750 mm [S und SE; SEL waren 100 mm länger]; Länge W110: 4730 mm, Radstand: 2700 mm). Die Fahrzeugbreite war hingegen bei den Limousinentypen der Baureihen W111/112 und W110 mit 1795 mm identisch. Tatsächlich bot Mercedes in den frühen 1960er Jahren prinzipiell ein Einheitsauto an, das nach dem Prinzip des Baukastensystems in verschiedenen Fahrzeuggrößen und -klassen gebaut werden konnte. Augenscheinlichstes Erkennungsmerkmal der W110-Typen waren (neben anderen kleineren Details, auf die hier nicht weiter eingegangen wird) die runden Scheinwerfer, W111/112 hingegen verfügten über große, vertikal stehende Scheinwerfer. Der W110 wurde zudem zeitweise als Kombi angeboten, auch Binz und Miesen bauten Kombi- und Ambulanzfahrzeuge sowie Bestattungswagen auf der Basis des W110. 1965 wurden die Modelle der kleinen Heckflosse überarbeitet und erhielten fortan die Typenbezeichnungen 200/200 D. Auffälligste Merkmale der Überarbeitung sind unter anderem die geänderte Position der Frontblinker (vormals seitlich oben an den Frontkotflügeln im Bereich zur A-Säule, nun vorne unter den Scheinwerfern montiert) sowie leicht in der Form geänderte Heckleuchten. Nachfolgebaureihe des W110 war ab 1968 der legendäre durch Paul Bracq gezeichnete Mercedes „Strichacht“ (W114/115).

Außerdem sollen hier im Kontext des Heckflossen-Themas die wunderschönen Cabrios und Coupés der Baureihen W111/112 Erwähnung finden. Vorgestellt wurden diese Karosserieversionen 1961/62. Auffällig ist, dass bei den Cabrio- und Coupe-Versionen die Heckflossen, das stilistische Merkmal der Limousinen-Typen, nahezu verschwunden waren. Letztlich wurden die Cabrios und Coupes der Baureihe W111 bis 1971 produziert. Soweit zu den Vorbildern.

Das Herpa-Modell

Herpa bildet mit seinem Beitrag im Maßstab H0 1:87 einen Mercedes 200 der Baureihe W110, also eine „kleine Heckflosse“ ab Baujahr 1965 ab, erkennbar an den Blinkern unterhalb der Frontscheinwerfer. Erhältlich sind die Modelle derzeit in schwarzer Lackierung (420457) sowie in Bicolor-Optik dunkelot mit cremefarbenen Dach (430739). Weiterhin ist eine typische Taxi-Version in schwarz angekündigt (095686).

In Anbetracht der Menge an Interpretationen von Mercedes-Heckflossen macht das durchaus Sinn, da meistens die „große Heckflosse“ (W111/112) Gegenstand der Darstellung war. Lediglich Brekina widmete sich 1982 erstmals mit einem Modell des W110 als Limousine und Kombi ab Baujahr 1961 dem Thema, später wurde auch die überarbeitete Version ab Baujahr 1965 umgesetzt. Im Jahre 2010 erschien eine sehr schöne Neuentwicklung wiederum des 1961er Vorbildes aus dem Hause Starmada.

Mir liegt das schwarze Herpa-Modell vor. Erfreulich ist, dass das Modell sehr schöne Rolleigenschaften hat und nicht auf dem Schreibtisch herumeiert oder sich sogar selbst ausbremst wie manch anderes Fahrzeug in diesem Maßstab. Zudem war ich positiv überrascht, dass Herpas Heckflosse einen filigranen kleinen Mercedes-Stern als Fotoätzteil auf dem Kühler tragen darf. Die Prospektabbildungen zeigten nämlich Handmuster, die auf eine stilisierte Darstellung des Sterns schließen ließen. Die zweite Überraschung ist, dass die Chromteile am Modell üppiger bedruckt sind, als es die Ankündigung zeigte. Sämtliche Chromteile des Vorbildes werden durch Silberdruck hervorgehoben – Türgriffe, Zierleisten, Scheibenwischer, selbst die Zierleisten um die Fensterrahmen herum. Besonders am schwarzen Modell kommt dies sehr schön zur Geltung. Der fein aufgedruckten Typenbezeichnung auf dem Kofferraumdeckel zufolge handelt es sich zudem einen Mercedes 200 D. Selbstverständlich sind Stoßstangen und Kühlergrill in Chromoptik ausgeführt. Die Scheinwerfer sind einzeln eingesetzt und mit feinen Chromringen versehen. Erfreulich ist zudem, dass die Rückleuchten rottransparent eingesetzt sind und nicht bloß durch Aufdruck dargestellt werden. Zudem sind die Blinklichter vorne und hinten orangefarben abgesetzt. Fahrerseitig ist zudem ein verchromter Außenspiegel einzeln eingesetzt. Im Innenraum finden sich strukturierte Sitze und ein einzeln eingesetztes filigranes Lenkrad mit zeittypischem Hupring wieder. Die Bodenplatte ist strukturiert und zeigt wesentliche Details (wobei aber offenbar die Untersicht des Motors vergessen wurde). Die verchromten Felgen sind mittig im Bereich der Radkappe durch farbliche Bedruckung vorbildkonform auf die jeweilige Karosseriefarbe abgestimmt. Die auf die Felgen aufgezogenen Reifen bestehen aus Weichkunststoff und weisen die beschriebenen erfreulich guten Rolleigenschaften auf.


Das Problem mit der Länge...

Stutzig wurde ich allerdings, als ich das Herpa-Modell des W110 neben eine „kleine Heckflosse“ W110 aus dem Hause Brekina-Starmada stellte. Erkenntnis: Das Herpa-Modell des W110 ist viel zu lang. Der zusätzliche Vergleich mit einem W111/112 von Wiking zeigte, dass dieser in der Länge mit dem Herpa-Neuling identisch ist. Ich habe nicht haarscharf nachgemessen, sondern einfach die Modelle miteinander verglichen: Tatsächlich liegt die Überlänge des Herpa-Modells im Bereich des Vorderwagens. Meine Vermutung: die Modellkonstrukteure des Herpa-Modells haben die Länge der W111/112-Versionen (Länge Vorbild: 4875 mm) für den W110 (der im Vorbild mit 4730 mm 145 mm kürzer ist) angenommen. Korrekt scheinen die Radstände dargestellt zu sein: Starmada W110 und Herpa W110 sind haben hier identische Abstände zwischen den Achsen, während der W111/112 von Wiking hier korrekter Weise etwas mehr bietet (Radstand Vorbild W110: 2700 mm zu W111/112: 2750 mm). Durch die Überlänge des Vorderwagens am Herpa W110 wirken die Proportionen des Modells im Hinblick auf das große Vorbild verfälscht. Dies fällt vor allem im direkten Vergleich mit dem stimmig konstruierten Starmada-Modell des W110 auf. Bei Herpa ist der vordere Karosserieüberhang einfach zu üppig. Dieser Fehler ist für ein neu konstruiertes Modell wirklich schade. Somit lässt sich feststellen, dass Herpa eine „kleine-große Heckflosse“ miniaturisiert hat.


W110-Modelle von Brekina und Starmada

Im Vergleich zu dem 2010 eingeführten Starmada-Modell des W110 fällt Herpa deutlich ab, was Proportionen und Ausführung angehen. Meiner Ansicht übertrifft sogar die alte Brekina-Interpretation des W110 aus dem Jahre 1982 das neue Herpa-Modell in der Wiedergabe der Proportionen deutlich.


Die "große Heckflosse" W111/112 im Modell

Zudem zieht die Fotostrecke auch zahlreiche Interpretationen der großen Heckflosse W111/112 heran. Die meines Erachtens beste Darstellung liefert das 1995 vorgestellte Wiking Modell des größeren W111/112 ab. Auch dieses Modell trifft die Form der Heckflossen-Karosserie deutlich besser als die neue Herpa-Entwicklung und ist ganz dicht am Starmada-Modell dran. Selbst das alte Wiking-Modell des W111, der Mercedes 220 S, der 1961 im Wiking-Programm im Kontext der ersten verglasten PKW-Modelle erschien, schlägt sich, was die Proportionen der Karosserie angeht, erstaunlich überzeugend im Vergleich zu Herpa aus dem Jahre 2021! Da Wiking in den 1960er Jahren noch in den Maßstab 1:90 verkleinerte, fällt das Modell im Vergleich zu den 1:87er Miniaturen naturgemäß auch kleiner aus. Der besondere Charme des Modells lässt darüber hinwegsehen.


Im Vergleich zum Herpa-Modell fallen dagegen die Modelle des W111/112 vom PreP/Praline/Busch ab. PreP kam 1982 mit einer Heckflosse auf den Markt. Angeblich wurde das Modell ursprünglich für Brekina konstruiert, und ebenso angeblich war man in Umkirch mit dem Ergebnis nicht zufrieden und ließ darauf hin das besagte Modell des W110 neu entwickeln... Die Fotos zeigen unterschiedliche Versionen von PreP, Revell-Praline und Busch.


Nicht unerwähnt bleiben sollen hier auch die einfachen Interpretationen des W111/112 von Herstellern wie Eko, Anguplas und Norev, letztere werden hier auch mit Foto gezeigt. Auch Lego bot seinerzeit die große Heckflosse im Modell an (Maßstab ca. 1:80). Zudem fertigte Lima die W111/112-Limousinen als Ladegut für Eisenbahnwaggons in unterschiedlichen Versionen (mit Rollachsen und Verglasung sowie in einfacherer Ausführung mit feststehenden Rädern und ohne Verglasungseinsatz).


Cabrios, Coupés und die Nachfahren der Heckflosse

Darüber hinaus stelle ich im Kontext dieses Beitrages auch das Nachfolgemodell des W111/112, die Baureihe W108/109, die ja technisch weitestgehend noch auf der Basis des W111/112 aufbauten, mit einem Foto vor. Modelle in 1:87 gibt es von Wiking seit 1968 und von Starmada seit 2009. Starmada verkleinerte sogar die europäische und US-amerikanische Version (u.a. geänderte Scheinwerfer, US-Modell zudem mit typischen Alufelgen).


Auch die eleganten Cabrios und Coupés der Baureihen W111/112 von Wiking (1963/1966) und Brekina (1990) möchte ich an dieser Stelle im Foto vorstellen. Brekina spendierte seinen Modellen eine schwekbare Motorhaube, unter der sich auch die Nachbildung des Motors befindet.


Abschließend noch einmal die "kleine Heckflosse" W110 mit ihrem Vorgänger W120 und Nachfolger W114/115:


Fazit:

Herpa bietet mit dem Mercedes-Benz 200 W110 Heckflosse des Baujahres 1965 einen populären Mittelklasse-Mercedes an. Modellautosammler wissen, dass Herpa mit der Umsetzung der Youngtimer-PKW nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen hat. Das neueste Herpa-Youngtimermodell macht hier leider keine Ausnahme: Der Mercedes 200 kommt einerseits mit erfreulichen Ansätzen und schönen Details, leistet sich aber im Gegenzug den groben Patzer der Überlänge. Diejenigen, die sich daran nicht stören und ein Automodell zur Ausstaffierung der Epoche III/IV-Anlage suchen, werden sicherlich Freude an der "kleinen großen Heckflosse" haben.


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RE: Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Mercedes Heckflosse von Herpa

#2 von olli hb , 01.07.2021 14:56

Moin Kurt,

sehr schöne Besprechung mit (Bild-) Vergleich. Das war ja eine regelrechte Fleißarbeit, Hut ab!
Als mit den einzelnen Mercedes-Baureihen nicht so Vertrauter habe ich etwas dazugelernt, vor allem war mir nicht klar, dass es da Unterschiede in der Länge gab.
Ich kenne die Vorbilder aus meiner Kindheit, hatte die "Heckflosse" als Kind in den frühen 70ern von Siku als Polizeiauto. Da war auch schon der "Strich 8" auf den Straßen.

Das Herpa-Modell sieht auf Deinem ersten Bild (noch in der Schachtel) gar nicht schlecht aus, die Ernüchterung kommt dann nach dem Auspacken.
In der Seitenansicht (drittes Bild) kommt mir der bereich der Seitenfenster merkwürdig vor, die Säulen und Holme kippen irgendwie, das wirkt alles total schief.
Nach dem feinen Kühlergrill von Starmada mag der des neuen Herpa-Modells auch nicht recht gefallen.
Die Längendifferenz beim Vorbild (5 cm!) dürfte in der Verkleinerung nicht zu solch einem markanten Unterschied führen.

Es spricht für Dich, dass Du trotz der entdeckten Mängel den Vergleich sehr sachlich und wertschätzend verfasst hast.

Viele Grüße
Olli


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RE: Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Mercedes Heckflosse von Herpa

#3 von piefke53 , 01.07.2021 15:19

Moin Kurt,

was mich beeindruckt hat, ist der Umstand, dass Du absolut sachlich und frei von Polemik die nicht geringen Mängel beschrieben hast, aber gleichzeitig auch die — leider zu wenigen — positiven Highlites des Modells erwähnt hast.

Ganz ehrlich: Der Längenunterschied ist oder wäre mir nicht aufgefallen. Nachschlagen musste ich bei einem anderen Detail, das Du — zu Recht — nicht erwähnt hattest: Ich war mit dem 200er nicht so vertraut, nur mit dem 190er und den Sechsendern. Und da fiel mir der verchromte Rahmen an der C-Säule auf, den es vorher nur beim 220er und mit einer zusätzlichen Spange beim 300er gab. Aber alles gut, beim 200er gab es ihn.

Im 190Dc habe ich einige Jahre meiner Kindheit verbracht, vor allen DIngen die jährlichen Urlaubsfahrten von Nordhessen in den Tessin mit dem nicht enden wollenden Abschnitt über den Gotthard waren unvergesslich. Der 190er war übrigens zweifarbig: honrizontblau unten und dunkelblaues Dach.


Freundliche Grüße aus Niederösterreich
Fred



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RE: Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Mercedes Heckflosse von Herpa

#4 von kurtbroer , 02.07.2021 14:17

Danke für die Rückmeldungen!
@ olli hb

Zitat von olli hb im Beitrag #2

Die Längendifferenz beim Vorbild (5 cm!) dürfte in der Verkleinerung nicht zu solch einem markanten Unterschied führen.


Beachte: Die Differenz der Fahrzeuggesamtlänge beträgt zwischen W111/112 "großer Heckflosse" und W110 "kleiner Heckflosse" 14,5 cm (Länge W111/112: 4875 mm - Länge W110: 4730 mm = 145 mm). Die Differenz des Radstandes beträgt, wie Du schreibst, 5 cm (Radstand W111/112: 2750 mm - Radstand W110: 2700 mm = 50 mm). Meinstest Du mit 5 cm die Radstanddifferenz?

14,5 cm fallen in 1:87 sehr deutlich auf. Das sind umgerechnet rund 1,7 mm. Vergleiche bitte nochmal die Fotos unten.
In der Mitte immer der schwarze Herpa W110.
Auf dem ersten Bild rechts in schwarz der korrekt konstruierte W111/112 von Wiking, links in hellgrau der maßtreue W110 von Starmada-Brekina.
Auf dem zweiten Bild links wieder der hellgraue W110 von Starmada-Brekina, rechts der dunkelrote W110 von Brekina. Der schwarze Herpa W110 mittig sollte eigentlich ungefähr die Länge der beiden anderen haben. Die Längendifferenz sieht man sehr deutlich:





@piefke53
Zitat von piefke53 im Beitrag #3

Nachschlagen musste ich bei einem anderen Detail, das Du — zu Recht — nicht erwähnt hattest: Ich war mit dem 200er nicht so vertraut, nur mit dem 190er und den Sechsendern. Und da fiel mir der verchromte Rahmen an der C-Säule auf, den es vorher nur beim 220er und mit einer zusätzlichen Spange beim 300er gab. Aber alles gut, beim 200er gab es ihn.



Ja, mit der Überarbeitung des W110 ab 1965 kamen einige Änderungen. Dazu gehörte dann auch u.a. der von Dir erwähnte Chromschmuck an der C-Säule, der bis 1965 ausschließlich der "großen Heckflosse" vorbehalten war. Ich schrieb ja, dass ich nicht alle Änderungen aufzähle zwischen W110 Serie 1 (190er 1961-65) und Serie 2 (200er 1965-68) und habe nur die sehr augenscheinlichen Änderungen Frontblinker und Heckleuchten erwähnt.
Herpa hat den besagten Chromzierrat am Modell des W110 Serie 2 (200er 1965-68) erfreulicher Weise korrekt umgesetzt. Das alte Brekina-Modell des W110 aus 1982, das es zunächst in der Version des 190ers (1961-65) gab, wurde irgendwann Anfang der 1990er Jahre schließlich auch zum 200er (1965-68) "umgebaut" (das rote Modell im Foto oben); auch Brekina hat den u.a. Chromschmuck an der C-Säule zumindest durch Gravur dargestellt (damals wurden Automodelle noch nicht so üppig bedruckt wie heute - man könnte das aber natürlich nachträglich "silbern").
Als Mercedes den W110, die "kleine Heckflosse", im Jahre 1965 überarbeitete, wurde die "große Heckflosse" W111/112 bereits durch den W108/109 abgelöst. Dieser sah mit seiner fast zeitlos-eleganten von Paul Bracq gezeichneten Karosserie sehr viel moderner aus als die Heckflossen-Typen. Der legendäre "Strichacht" (W114/115) als Nachfolger des W110, ebenfalls ein Bracq-Entwurf, war zu dieser Zeit noch nicht fertig entwickelt; als komplette Neuentwicklung (auch die technischen Komponenten waren komplett neu am "Strichacht", W108/109 hingegen nutzen unter ihrem neuen Blechkleid noch die - freilich überarbeiteten - Technikkomponenten von W111/112) kam er erst 1968.
So lange musste die "kleine Heckflosse" durchhalten. Da das etwas barock anmutende Heckflossen-Design 1965 als völlig überholt und rückständig galt, hatte es der W110 am Markt nicht leicht, denn auch bei der Konkurrenz waren "Trapezdesign und Heckflossen" längst ausrangiert. Das mag wohl der Grund gewesen sein, dass Mercedes versuchte, das Modell durch zusätzlichen Chromschmuck optisch aufzuwerten.

Zitat von piefke53 im Beitrag #3
Der 190er war übrigens zweifarbig: honrizontblau unten und dunkelblaues Dach.


...diese "Farbkombo" gab es meines Wissens auch an dem schönen Modell von Starmada-Brekina!


Sgns 691 und piefke53 haben sich bedankt!
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Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Sachsenring P240 von Brekina

#5 von kurtbroer , 07.07.2021 14:05

Beitrag in eigenes Thema verschoben, damit er besser auffindbar ist:
Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Sachsenring P240 von Brekina


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RE: Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Sachsenring P240 von Brekina

#6 von Meteor , 31.08.2021 12:24

Hallo,

vielen Dank für diesen Bericht, den ich leider erst jetzt gesehen habe. Irgendwie war ich bei diesem Modell schon von der ersten Ankündigug skeptisch. Das schien nicht zu passen, ohen daß ich wußte was genau.

Jetzt ist die Sache klar. Leider irgendwie. Andrerseits zeigt das einmal mehr, wie gut das Brekina- und das neuere Starmada-Modell sind. Auch mit der großen Flosse von Wiking kann ich leben, zumal neuere Exemplare auch mehr Bedruckung zeigen. Herpa ist bei modernen Autos deutlich besser. Die brauche ich allerdings nicht.

Jetzt warte ich mit bewissen Befürchtungen auf den Simca 1501, den es ja so noch nie gab. Der wäre schon wichtig für mich, weil er perfekt in die von mir dargestellte Epoche paßt.


Mit freundlichem Gruß

Stefan

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RE: Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Sachsenring P240 von Brekina

#7 von kurtbroer , 01.09.2021 21:40

Hallo Stefan,
danke für deine Rückmeldung zur Modellbesprechung.
Da bin ich bei dir, das alte Brekina-Modell sowie die neuere Starmada-Variante sind recht stimmige Modelle. Überhaupt gehören die Modellautos, die Brekina unter dem Label Starmada brachte, zur Spitzenklasse; gemessen an der Qualität gingen damals auch die Kaufpreise in Ordnung. Mit Starmada bewies Brekina, dass auch richtig gute Modellautos "Made in China" sein können. Schade, dass da nichts mehr kommt. Denn leider hat die Qualität der Brekina-Neuentwicklungen erheblich nachgelassen, was daher in vielen Fällen mit meiner Kaufverweigung einherging. Auch die PCX87-Modelle kommen da bei weitem in Sachen Qualität, Umsetzung und Detaillierung nicht heran; schade, dass Brekina/MCW hier doch so nachgelassen hat.
Und ja, auch die große Heckflosse von Wiking (Vorstellung des Wiking-Modells als Neuheit 1995) ist ein erstklassiges Modell. Ich hatte ja die schwarze Variante der damaligen Erstauslieferung abgelichtet; mittleweile ist mir aber auch ein dunkelblaues Modell des Wikingers unter die Finger gekommen, das sehr schön bedruckt ist (Silberfarbene Applikationen des Chromschmuckes) und sehr edel aussieht.


Auf den Simca 1500 von Herpa bin ich jetzt auch gespannt. Von Norev gibt es den 1500 übrigens seit den 1960er Jahren als 1:87er - eher 1:90er - Modell, der wird von Zeit zu Zeit sogar nachproduziert. Die Qualität des Formenbaus und der Detaillierung ist die übliche aus den 1960er Jahren - ich würde die alten Norev-Modelle irgendwo zwischen Eko und Wiking aus jener Zeit einordnen. Norev lackiert bedruckt die Neuauflagen der alten Modelle allerdings sehr schön. Wer Modelle nach französischen Vorbildern der 1950er bis frühen 70er Jahre mag (ich rede hier tatsächlich von den alten Norev-Modellen aus Kunststoff, meine dagegen nicht die ebenfalls von Norev angebotenen Metallmodelle, die es vor 10, 15 Jahren als Beigaben zu den Modellbauzeitschriften für den französischen Markt gab und die eher vergleichbar mit den neueren Schuco-Metallmodellen sind), wird hier fündig.


Bei vielen der klassischen Modelle bewies Herpa ein nicht so glückliches Händchen, wie ich bereits in der Modellbesprechung schrieb. Mir fallen spontan nur wenige schön gemachte Klassiker von Herpa ein; z.B. der Fiat 1X9 oder der Volvo Schneewittchensarg. Fast alle anderen bieten augenscheinlich breite Ansätze zur Kritik, und über die Herpa-Magic PKW möchte ich gar nicht erst reden. In der Regel kommen diese Modelle von Herpa-Partnern aus PRC.
Bei modernen Modellen, die direkt bei Herpa in Dietenhofen entwickelt werden, macht den Dietenhofenern so schnell keiner etwas vor. Diese Modelle sind in der Regel allererste Sahne und gehören zu dem Besten, was am Markt verfügbar ist.


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RE: Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Sachsenring P240 von Brekina

#8 von Bessunger , 02.09.2021 14:48

Vielen Dank für diese ausführliche und fundierte Besprechung mit bemerkenswerten Hintergrundinformationen!

Was mir zusätzlich im Vergleich zum Starmada-Modell auffällt, sind die extrem klobig wirkenden Heckleuchten. Bei dem neuen Herpa-Produkt sieht es sogar so aus, als wäre die Kofferraumkante dafür links und rechts ausgespart. Die großen Glasbausteine füllen den kompletten Bereich zwischen Stoßstange und Kofferraumkante aus.
Die Rücklichter sind aber bei der Heckflosse 60er-typisch eher zierlich und tragen viel zur Eleganz des Hecks dieses schönen Autos bei.
Gut zu sehen z.B. bei den Bildern eines Scheunenfundes in perfektem Zustand aus Spanien (https://www.classicdriver.com/de/article...ante-aufgesp-rt) (Ich distanziere mich ausdrücklich von dem Link!) Da kann man sehen, dass doch ein deutlicher Abstand zwischen Leuchten und Kofferraumkante ist. Bei Starmada kommt das m.E. absolut korrekt rüber.

Was die Qualität neuer Brekina-Modelle angeht, bin ich auch in letzter Zeit etwas enttäuscht gewesen. Der Borgward-B655-Tanklaster, den ich mir letztens zum Umlackieren gekauft habe, war qualitativ nicht das, was ich von Brekina gewohnt war. Das es sich um ein Baukasten-Fahrzeug mit Einheits-Tankaufbau handelt, ist vollkommen ok. Der Aufbau wirkte aber eher tauchlackiert, die Farbe saß so dick drauf, daß einige Details erst nach dem Entlacken richtig sichtbar wurden. Und mir kommen auch die Räder zu mächtig vor. Das ist für den aufgerufenen Preis schon leicht grenzwertig. Die Starmada-Modelle waren durchgehend von hervorragender Qualität, schade wenn es die jetzt nicht mehr geben soll. Aber vielleicht gibt es ja einen anderen Importeur...


Ganz liebe Grüße,

Harald

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RE: Modellbesprechungen Automodelle 1:87 - Mercedes Heckflosse von Herpa

#9 von kurtbroer , 02.04.2022 22:32

Ergänzend zu den weiter oben vorgestellten W111-Modellen (große Heckflosse) reiche ich heute noch Fotos des Modells von Eko nach. Ich hatte das Modell dort bereits textlich erwähnt. Laut Bodenprägung soll das Eko-Modell einen Mercedes 220 darstellen. Eko-Modelle aus spanischer Produktion stammen aus Gußformen der 1960er Jahre und sind eher etwas für Sammler alter Modelle; für die Modellbahn bleibt meine Empfehlung das bereits mehrfach abgelichtete und exellent nachgebildete Wiking-Modell des 220 S (0824) aus der Neuauflage, die 1995 erschien und hin und wieder auch neu aufgelegt wird.

Gruß


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Carson RC 1:87, Daten Omnibus O302
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