Es begann alles im Frühjahr 2018. Nach sehr langer Modellbahnpause (genau genommen 50 Jahre) bekam ich plötzlich Lust auf eine Anlage. Es musste H0 sein, alles andere ist mir zu klein . Da nicht sehr viel Platz zu erwarten war, mussten auch die Radien passen. Die Schienen sollten schon ein Bett haben UND es sollte digital sei. Seit den 1990 Jahren hatte ich schon diverse Lokomotiven und Wagen in train-safe Behältern gesammelt und die sollten jetzt auch endlich fahren können – nach einer, hoffentlich möglichen, Digitalisierung.
Da in meinem Bekanntenkreis niemand mit entsprechender Vorkenntnis zu finden war, mussten über das Internet alle Informationen eingeholt werden. Damals gab es noch den letzten Spielwarenhändler Kärntens in meiner Stadt, der aber als guter Kaufmann sagte: “Du musst das für dich passende finden und ich besorge es dir dann!“ Daraus ergab sich dann der Kauf eines ROCO digitalen Startersets mit den von mir gewünschten Anforderungen:
- Roco Geoline Schienen mit harter Bettung
- 3 verschiedene Radien, die mit meinem Platzangebot harmonieren
- Weichen mit im Boden eingebauter digitalen Steuerungsmöglichkeit (keine Kabel!!!)
- z21 als digitales Steuerpult, mit Trafo und einer roten Multimaus.
Als rollendes Material war im Set eine ÖBB 2043 mit 3 Rübenwagen, eine Reminiszenz an die (von mir weit entfernten) Zuckerrübentransporter nach Tulln zur größten österr. https://de.wikipedia.org/wiki/Zuckerfabrik_Tulln Zuckerfabrik!
Für eine Probeanlage wurden sofort mehrere rechte und linke Weichen gekauft, inclusive dazu passendes Schienenmaterial.
Damit „durfte“ ich in unser Gästezimmer (für den erwachsenen Sohn gedacht, wenn er auf Heimatbesuch kommt) und es entstand eine einfache „Teppichbahnanlage“.
Unsere Katze war anfangs sehr interessiert. Da es sich aber nicht fressen ließ, war es in kürzester Zeit uninteressant.
An Zugfahrzeugen standen zur Verfügung:
- die 2043 aus dem Set, aber nur mit einfachem Digitaldecoder
- eine 38.4114 (siehe Katzenbild) aus meiner Vitrine, die schon etliche Jahre Standzeit auf den Rädern hatte, ABER seinerzeit von Roco im analogen/digitalen Zwitter angeboten worden war. Im Tender befindet sich unter der Kohle ein kleiner Schalter, mit dem man umschalten kann UND im Digitalbetrieb (eingeschränkt auch analog) macht sie diverse Geräusche einer Dampflokomotive.
Das Fahrverhalten ist aber nicht optimal, der Antrieb im Tender ist etwas schwach.
Die große Herausforderung war jetzt natürlich der Einstieg in die Beeinflussung der Digitaldecoder über die CVs (der sog. ConfigurationsVariablen) Es wird hier ja immer von „Programmierung“ gesprochen, was meines Erachtens so nicht ganz stimmt. Das Programm ist ja schon fertig im Decoder – siehe die diversen Ausführungen von ZIMO, ESU, Märklin, Trix etc. und ich als Anwender kann über die Variablen (d.h. die „Veränderbaren“ den Ablauf des Programmes steuern. Gott sei Dank gab es hier schon sehr früh Vereinheitlichungstendenzen, sprich Normen, so dass kein babylonisches Sprachwirrwarr entstand. Ein bischen ging es trotzdem in Richtung „Dialekte“, einige Decoder sind gleicher als andere
Die Multimaus von Roco hat ein sehr gutes Handbuch und innerhalb kürzester Zeit kann man die CVs einigermaßen konfigurieren.
Es ging als erster darum, dass die Diesellok auch wie eine Diesellok fahren sollte, über einen Händler im Osten von Wien wurde ein Zimo Decoder mit Sound und Lautsprecher bestellt und der Einbau ging eigentlich recht gut vor sich. Technisch bin ich durch viele Jahrzehnte im Flugzeugmodellbau (zuerst Verbrenner und dann Elektro) vorbelastet, ebenso bin ich seit 1985 mit der Informationstechnologie eng verbunden.
Die Weichen im Roco Geoline Programm sind einfach „einfach und gut“. Der Umbau von mechanisch auf digital ist kein Problem, die Zuordnung einer Adresse ebenso und alles geht über die Multimaus. NUR man muss sich irgendwie merken, welche Weiche hat welche Adresse! Dazu habe ich in der Teppichversion kleine Papierstreifen mit dem Drucker gemäß dem Adressenplan gedruckt und jede Weiche bekam einen Streifen untergeschoben.
Die Kunst bestand jetzt darin, auf der Multimaus schnell die Adresse einzutippen und umzuschalten!
Zu den diversen negativen Aussagen zum Roco Geoline Schienenprogramm:
- die Schienen sind eigentlich nicht für Teppichbahner geeignet, da sie nicht trittfest sind und bei öfteren Auf- und Abbau in der Hand zerbrechen (können). Das ist in meinen Augen auch schon das einzig negative.
- die Verlegung ist schnell, die Schienenverbinder tadellos und die vorhandenen Gleisstücke ermöglichen viele Variationen. Eigentlich vermisse ich nur eine normale Kreuzung. Es gibt leider nur eine doppelte Kreuzungsweiche und die ist mit 2 Decodern und 2 elektrischen Antrieben recht teuer.
- die Farbgebung, die oft kritisiert wird, ist ein Problem im Auge des Betrachters. Man kann aber etwas dagegen machen oder man kann es bleiben lassen
Roco wollte ja schon die Produktion der Geoline Schienen einstellen, der Protest der Modellbahner hat aber dann doch zu einem Einlenken geführt – sie werden in geringeren Mengen weiter produziert.
Das wäre einmal Kapitel 1 – zu dem ich fast eine Woche Anlaufzeit benötigte. Es traten immer wieder Zweifel auf, ob sich jemand dafür interessieren würde – und einige „Stummi-Bahner“ haben die Latte doch recht hoch gelegt.
Schlussendlich hab ich mir aber gedacht, wenn ein einziger Neueinsteiger hier mitliest und er profitiert etwas, dann hab ich etwas zu dem schönen Hobby beigetragen. Wenn dann die „alten Hasen“ wenigstens AHA sagen, bin ich auch zufrieden
Nächstens geht es weiter mit den nächsten Lokomotiven zum Digitalisieren und was passiert mit dem Gästezimmer, wenn der Sohn nach Hause kommt?
Fortsetzung folgt