Moin Kollegen,
das Material an ZS Laternen und Tagesscheiben ist von je her knapp aber es kam auch gelegentlich mal vor, daß ZS Laternen im belechteten Zustand sich zwischen zwei Wagen befanden.
ZS Laternen haben Bauartbedingt einen großen Fehler, sie werden bei brennender Petroleumlampe fürchterlich heiß und das Metallgehäuse verzieht sich etwas wegen der Hitzeausdehnung des Metalls, dadurch lassen sie sich nicht mehr öffnen bis der Brennstofftank leer ist und die Flamne erlischt, das kann nach 14 bis 16 Stunden der Fall sein.
Danach müssen die Laternen abkühlen, bevor man sie wieder mit Petroleum betanken kann, dann wird der Docht überprüft und der Glaszylinder gereinigt, ggfs. auch die Lampenreflektoren.
Zum Umstecken der Laterne sollte man unbedingt Lederhandschuhe tragen, Verbrennungen der Handflächen wären die Folge gewesen.
Rangierer hatten zwar die Dienstanweisung Laternen zu entfernen und auf den letzten Wagen umzustecken oder im Falle einer späteren Zugtrennung an dieser Stelle, den dann letzten Wagen so vorzubereiten, daß man eine ZS Laterne nicht erst bereithalten muß.
Fakultativwagen wurden schon in den 1960er Jahren nicht mehr in allen Güterzügen mitgeführt, auf Nebenstrecken haben sie sich aber bis in die 1980er Jahre erhalten.
Im Fakultativwagen wurden ZS Materialien mitgeführt, dort fuhr oft ein Rangierer oder Wagenmeister und ein Stationsagent mit oder diese Jobs wurden dem Zugführer per Spezialausbildung übertragen, denn nicht mehr alle Stationen auf Nebenstrecken waren auch personell in vollem Umfang besetzt.
Es konnte durchaus vorkommen, daß sich auch beleuchtete ZS Laternen zwischen zwei Wagen befanden, allerding sollten dann die Laternen so gedreht werden, daß das rote ZS Nachtzeichen abgedeckt sei und je nach Lampenbauart die unbeleuchtete schwarze Rückseite oder das weiße Milchglas nach hinten zu sehen war oder bei Tage das aufgemalte oder emailierte Tageszeichen, dann wiederum sollten die roten Nachtzeichen nicht nach der Außenseite des Zuges gedreht sein sondern in Richtung Zughaken die rote Lichtscheibe führen.
Der Regulator zum Herunterdrehen des Dochtes befand sim Lampengehäuse, dieses im heißen Zustand zu öffnen, gestaltete sich mit Handschuhen als extrem schwierig.
In der Praxis wurden einmal entzündete Laternen bis zum Erlöschen brennen gelassen.
Bei Wagen der Modellbahnindustrie mit ZS Laternen sind sie am ZS ein schönes Gimmeck wenn sie in die dargstellte Zeit passen, ab 1993 wurden ZS Laternen im großen Stil seitens der DB großflächig ausgemustert und verschrottet, diese im bahninternen Merchendising Shop zu verkaufen, auf die Idee kam man erst ein paar Jahre später, als der Großteil der ZS Laternen schon verschrottet war, also wurden Replika Laternen in China bestellt.
1993 fragte ich im Hamburger Hbf einen Rangierer, an welche Diensstelle der Bahn ich much wenden müßte, um eine ZS Laterne zu erwerben, der Rangierer ging zu seiner Bude, wo davor etliche Laternen standen, besprach etwas mit seinem Vorgesetzten, der kam lächelnd aus der Bude und winkte mir zu, dann tauchte der Rangierer am Bahnsteig auf und stellte mir zwei erloschene Laternen vor die Füße: "die kannst du einfach so haben, die sollen verschrottet werden, wir sind froh, die Dinger loszuwerden!"