RE: Fehlender Nachwuchs

#226 von Analogbahner , 10.04.2021 19:28

Wir reden ja vom Modellbahnnachwuchs. Das Spielen mit Schleich-Elefanten funktioniert immer. Wenn dann aber das Interesse geweckt sein sollte, entscheidet sich nun die weitere Karriere. Sobald der Funke also da war. Und wenn diese Fähigkeiten nicht vorhanden sind - oder die Motivation dazu -, artet es eben schnell in Frust aus.
Und darum ging es ja: der „Aufstieg“ vom Weihnachtsbaumovalschleichelefantenspielzeugbahner zu einem echten Interesse an dem, was die Moba zu bieten hat.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#227 von DR POWER , 10.04.2021 19:57

Hallo Jochen

Eine Teppichbahn hat doch nicht immer was mit einem Weihnachtsbaumkringel zu tun.
Auch Bodenbahning ist eine Form der Modellbahn, auch in späteren Jahren. Das solltest du doch am besten wissen.
Es spricht doch nichts dagegen auf der Bodenbahn den Schleichelefanten durch im Maßstab passende Autos oder anderes zu ersetzen, wenn es denn gewollt ist.
Und dann sind die von dir genannten handwerklichen Fähigkeiten noch immer nicht unbedingt erforderlich und der Nachwuchs kann auch in späteren Jahren trotzdem Spaß und auch Interesse an der Moba haben.



Liebe Grüße, Andre


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RE: Fehlender Nachwuchs

#228 von Stummilein , 10.04.2021 23:29

Hallo,

ich denke, die heutige Jugend ist clever genug, auch die aktuellen Möglichkeiten wie z.B. Internet usw. fürs Hobby zu nutzen.

Es gibt ausreichend YouTube-Videos, wo einem alles sehr gut gezeit wird und wer z.B. löten will, findet auch passende Infos leicht im Netz.

Ich behaupte sogar, dass unsere Jugend bezüglich der Nutzung des Internets uns "Alten" deutlich überlegen ist.

Sie müssen auch nicht alles wissen, sondern sie wissen, wie man die Infos sehr sicher unf schnell findet.

Ich bin z.B. kein Automechaniker, habe aber dank Youtube meine Xenon-Birnen für einen Bruchteil der Kosten einer Fachwerkstatt leicht getauscht bekommen.

Und Fähigkeiten kann man sich leicht aneignen, wenn entsprechendes Interesse vorhanden ist. Es gilt halt, dass Interesse zu wecken und dann ergeben sich meines Erachtens
Bereiche, die einem liegen und die Lösung der Aufgaben dieser Bereiche werden dann sicherlich gemeistert. Und Dinge die einem weniger liegen lässt man durch Modellbahnfreunde
lösen. Es gibt Stammtische und sonstige Gruppierungen, die sich als Team/Gruppe mit unserem Hobby befassen und nicht alleine im Keller hocken.


Beste Grüße Ralf


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#229 von vikr , 11.04.2021 00:36

Hallo Ralf,

Zitat von Stummilein im Beitrag Fehlender Nachwuchs


Es gibt ausreichend YouTube-Videos, wo einem alles sehr gut gezeit wird und wer z.B. löten will, findet auch passende Infos leicht im Netz.

Ich behaupte sogar, dass unsere Jugend bezüglich der Nutzung des Internets uns "Alten" deutlich überlegen ist.

Sie müssen auch nicht alles wissen, sondern sie wissen, wie man die Infos sehr sicher unf schnell findet.



ich habe aber auch den Eindruck, wenn sie mehrere Youtube zu einem Thema gesehen haben, glaubt ein großer Teil der Videokonsumenten, sie haben das wirklich schon mal gemacht und haben tatsächlich selbst persönlich praktische Erfahrungen gesammelt.

MfG

vik


im Übrigen - Märklin am liebsten ohne Pukos, z.B. als Trix


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RE: Fehlender Nachwuchs

#230 von histor , 11.04.2021 01:43

Moin,
lieber lese ich einen Text, als mich mittels eines mehr oder minder "witzig" gemachten Videos zu informieren. Es gibt zwar auch ein paar gut gemachte Videos, die Wissen und Fertigkeiten vermitteln; bei den meisten braucht man aber mehr Zeit, als einfach einen Text zu lesen.


Freundliche Grüße
Horst
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RE: Fehlender Nachwuchs

#231 von Djian , 11.04.2021 09:42

Moin,

zwischendurch wird der Nachwuchs aber mit sehr hohen Erwartungen konfrontiert, nein, abgeschreckt. Löten, Basteln, Sägen, Schleifen, Schweissen und was weiß ich nicht alles. Das machen doch auch nicht alle etablierten hier und erfreuen sich trotzdem am Hobby. Einige haben mehr Lust am Gestalten und wenig Interesse an der Elektronik; sieht oben toll aus, unten Kraut und Rüben und alles analog (zu denen zähle ich mich). Dann gibt es den umgekehrten Fall. Sauber verdrehtet, technisch highend, aber oberhalb des Holzes gehen die Ideen aus. Dann gibt es Leute, die nicht mal eine Anlage haben und auch keine planen: die Sammler.
Diese Universalgenies, die hier oft beschrieben und als Grundvoraussetzung des Hobbies genannt werden sind doch eher die Ausnahme, auch hier. Mir fällt da spontan nur Hubert (hubedi) mit seiner Anlage ein https://www.stummiforum.de/ der all die geforderten Eigenschaften in jeweils höchster Güte in sich vereint.
Lasst die Kirche im Dorf, oder besser ... bringt sie dort wieder hin. Alles andere wirkt auf den Nachwuchs, egal welcher Altersklasse schlichtweg abschreckend. Wenn man natürlich als elitärer Zirkel unter sich bleiben will, nun ... dann einfach weiter so

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Fehlender Nachwuchs

#232 von histor , 11.04.2021 10:19

Moin Matthias,
du hast insofern Recht, dass Modelleisenbahn als Hobby sehr vielfältig ist. Der Modellbahner kann den Schwerpunkt seines Interesses auf verschiedene Themenfelder legen. Wie weit sich jemand in die Nachbildung des Vorbildes hineinkniet, ist ja nicht vorgegeben.

Ungeachtet dessen sind gewisse Fertigkeiten nützlich, wenn man beginnt, an seine Modelldarstellung höhere Ansprüche zu stellen. Es kann also nicht schaden, diese zu erwerben (und das nicht nur für den Modellbau). In vielen Fällen war das früher insofern ein Selbstgänger, als das in Kommunikation mit Vätern, Onkeln oder der gleichaltrigen peer-group erfolgte. Ich vermute, heute ist das nicht mehr ganz so selbstverständlich - aber sicherlich ebenso möglich wie "früher".

Jeder hier im Forum hat natürlich seine Modellbahner-Biographie. Für die Nachwuchs-Werbung brauchte in meiner Kindheit wenig getan werden, weil der Wunsch vom Kind ausging und die Eltern die schlichte Aufgabe hatten, zu bezahlen (direkt oder über Taschengeld). Sogar in einem Provinzkaff wie Bad Bevensen gab es bis um 1975 Läden, die nebenbei etwas Modellbahn verkauften. Von einer Stadt wie Hamburg ganz abgesehen, wo man als Kind in vielen Läden wie angenagelt an den Schaufenstern stehen konnte (Rasch, Brinkmann - und in jedem der Warenhäuser eine Spielwarenabteilung). Und eine Modellbahn war eben für das Kind auch ein Magnet, der andere Kinder anzog. Teppichbahning zu dritt oder viert mit robusten Märklin-Loks ein nachmittägliches Vergnügen, solange die Eltern noch bei der Arbeit waren. Aaaber: drei meiner damaligen Kumpel haben dann zwar den Beruf eines Ingenieurs in verschiedenster Richtung ausgeübt, aber eine Modellbahn hatte keiner.

Um nach dem Einschnitt zwischen 16 und 26 wieder Modellbahner zu werden, bedarf es wahrscheinlich eines Anstoßes. Als Kind ist es eher einfach - aber dabei zu bleiben?


Freundliche Grüße
Horst
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RE: Fehlender Nachwuchs

#233 von einheitslok44 , 11.04.2021 10:39

Hallo miteinander - was soll's? Das "Gejammer" von uns inzwischen in der Mehrheit der "alten Opas" über die Modellbahn der 50er bis 60er Jahre entspricht dem gesellschaftlichen Nachtrauern der älteren Generation um die positiven Seiten der Kindheit - und ist völlig normal. Den VW Käfer von Papi gibt es auch nicht mehr - ebensowenig wie den spießigen Einzelhändler hinter der Theke ( "Womit kann ich dienen?") - ich erinnere mich an den Loriotfilm. Mein Vater erinnerte sich noch mit Wohlgefallen daran, dass er bei der HJ Flugzeugmodelle basteln durfte und ein Hitlerauto unter dem Weihnachtsbaum vorfand, der Urgroßvater an die Kinderuniform und die Zinnsoldaten und die Omi an den Puppenherd. "Früher war alles besser - da waren die Gummistiefel noch aus Holz!" könnte man heraushören. Und ein Opfer der zeitlichen Evolution der Lebensumstände ist eben auch die Eisenbahn in groß und klein, weil sie in den Hintergrund des allgemeinen gesellschaftlichen Bewußtseins und damit des Interesses der Jugend gerutscht ist. Ausnahmen bestätigen die Regel und die Welt dreht sich weiter............


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RE: Fehlender Nachwuchs

#234 von Analogbahner , 11.04.2021 16:53

Das ist alles richtig. Doch wie man die Welt sieht und "benutzt", sieht man an den Folgen, mit denen wir uns nun rumschlagen müssen. Das heißt, die Mentalität, etwas selbst zu basteln, Dinge mehrmals zu verwenden oder mit wenig zufrieden zu sein, ergab sich aus dem Mangel. Man darf das wehmütig als "gute alte Zeit" betiteln (die Jugendjahre waren immer besser), es zeigt aber auch den Schwenk zum absoluten Kapitalismus und Individualismus, den wir heute verehren. Durch die Verschiebung unserer Ziele und Idole ändert sich das Verhalten. Eine Modellbahn ist das Brückenelement zwischen einer alten, biederen Zeit und dem neugewonnenen Stolz, sich etwas leisten zu können. Es haftet ihr durchaus ein gewisser Stillstand an, der heute verabscheut wird. Insofern zeigt Corona, was passiert, wenn es das "Draußen" nicht mehr gibt. Plötzlich sind die geforderten Werte nicht mehr erreichbar und die Menschen werden auf sich selbst zurückgeworfen. Die Modellbahn ist immer auch Zeitgeist gewesen, so wie der Kettcar oder der HulaHup-Reifen.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#235 von Railwolf , 11.04.2021 19:08

Hallo,

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Das Menschen wie Dein Vater ihr Wissen nicht weitergaben ist kann ich überhaupt nicht verstehen weil es dadurch nicht annähernd in dem Ausmass genutzt wird wie es bei einer Weitergabe der Fall wäre und er es so einfach mit ins Grab nimmt. Mich macht es glücklich das ich einige meiner Kenntnisse weitergeben konnte und trotz nicht vorhandener eigener Kinder einige "Ziehsöhne" habe die heute selbst technische Hobbies betreiben - das ich daran nicht sooo ganz unschuldig bin freut mich jedenfalls sehr...



Nun, hier muß ich für meinen Papa die Lanze brechen; er hat mir vieles beigebracht, was mir bis heute wichtig ist - und anderen auch; seine Schüler halten ihm ein hohes Andenken! - aber erstaunlicherweise nicht beim Gebrauch von Werkzeug. Das war auch nichts, was er gern machte. Ich muß sogar sagen, seine letzte Modellbahnanlage hat er ziemlich hingeschustert, mit zu dünnem Sperrholz und zu wenigen Stützen, da bogen sich die Trassen vor Lachen, wenn die 81 vorbeikam. Vermutlich wollte er da nur schnell was zusammenbringen, worauf die Züge fahren können.
Manche elektrischen Fummeleien an der Modellbahn habe ich mir bei ihm abgeguckt, und nachher kam er mal bei mir vorbei und staunte, was ich daraus gemacht hatte. Elektrik kann ich, auch dank ihm.
Außerdem gilt sicherlich auch dies, was Jochen geschrieben hat:
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Er dachte jedoch immer, dass Jungs solche Dinge einfach wissen, automatisch lernen, von Geburt haben ... wie auch immer. Er war auch ein "MacGyver" und merkte erst im Laufe der Zeit, dass dieses Wissen nicht immer vorhanden war. Er war dann regelrecht überrascht, wenn der Bub einfache Sachen nicht wissen konnte.



Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Diese Fertigkeiten kann man immer gebrauchen und eigentlich war Standard, dass Jungs erwarten konnten, dies von ihren Vätern zu lernen. Daher war es mir auch Verpflichtung, diese handwerklichen Standards an meine Söhne weiter zu geben, damit sie nicht mit zwei linken Händen durch das Leben laufen.



Horst, du bist von der Generation meines Vaters, der dieses Jahr 79 geworden wäre. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, was mein Großvater meinem Vater beigebracht hat. Sicherlich manches im Garten - aber der Garten, in dem meine Großeltern viel Zeit verbrachten, war für meinen Vater absolut kein Quell der Freude, wenn es daran zu arbeiten galt.
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

ein wenig Tischler, Elektriker, Gipser, Maler, Metallbauer


Elektrik konnte mein Papa (allerdings auf eine Art und Weise, daß niemand anders durchschaute; seine alte Eisenbahnanlage war bis zu seinem Umzug funktionsfähig gewesen, danach aber war es unmöglich, sie wieder herzurichten, weil er keine Kabelfarben respektiert hat und alle Kabel so zog, wie es gerade paßte und auf dem kürzesten Weg!); beim Tischlern wurde es schon schwierig. Gipsen nein, Metallbau nein. Malen nein. Kann ich auch nicht: ich bin farbfehlsichtig. Erbe vom Großvater mütterlicherseits. Ja, wir haben mal zusammen das Wohnzimmer gefliest; das war eine Freude für sich, aber das Ergebnis ist nicht schlechter als das Badezimmer vom ausgebildeten Handwerker (auch der hat hohle Fliesen gelegt, und die Fugenweite ist teilweise breiter als mein Finger).

Noch mal: Handwerkliches, das war für ihn eine lästige Pflicht. Und ganz ehrlich: du kannst nichts lehren, was du haßt. Wenn du es trotzdem versuchst, verbreitest du nur Widerwillen. Ich hatte eine Musiklehrerin, die zwar technisch super war, aber keine Freude an der Musik hatte. Ja, das gibt es: ein halbes und sogar dreiviertel Jahrhundert hat sie für die Musik gelebt, ohne Freude dran zu haben. Mit über 90 saß sie dann mal beinebaumelnd auf ihrem Bett und rief aus: "Fitscheln kann ja Spaß machen!" Tja, für mich war es zu spät, die Geige hat sie mir dauerhaft verleidet.

Und da sehe ich was, was wir hier ganz leicht vermitteln können, wir Foren-Modellbahnmeister und unsere Mittäter in den Modellbahnredaktionen: so einen gewissen Zwang von "so muß es richtig sein" und "so und nicht anders geht Modellbahn". Wie Jochen vorführt:
Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Und ja, so ein "Basisverständnis" braucht man für Modellbahn. Löten, kleben, sägen, feilen, bohren, malen... gehört alles dazu. Nebenbei noch ein "Auge" für Stimmigkeit. Die Lust an der Recherche. Und wahnsinnige Frusttoleranz bei Rückschlägen.


Nö. Braucht man alles nicht. Man kann auch einen Schienenkreis nach Gleisplanbuch zusammenstecken und Züge im Kreis fahren lassen, auf dem Fußboden, mit einer Anschlußleitung oder Anschlußbox von der CS1, man lädt Siku-Autos drauf oder Playmobil-Männchen, und hängt preußische Abteilwagen vom Opa hinter eine 101 von Onkel Sascha. Auch das ist Modellbahn. So wie das "Fitscheln" auf der Geige auch Musik ist, selbst wenn man damit keinen Musikwettbewerb gewinnen kann und selbst auf Youtube keine Likes bekommt. Ist doch wurschtegal.

Aber wir vermitteln genau das: es gibt eine "richtige" Art, Modellbahn zu betreiben, und alles andere ist falsch. Modellbahn ist nicht Spaß und Vergnügen, sondern eine Pflicht, beinah eine Qual. Wie Sickergrubenputzen. Macht unheimlich Spaß, sowas! Kinder, macht mit!

So müßt ihr bauen, so müßt ihr fahren, so müßt ihr denken - und dann wundert ihr euch, daß euch keine mündigen jungen Menschen entgegentreten?
Wenn ich solche Kataloge sehe, kriege ich Lust, laut zu schreien: kriegt mal euren Ladestock aus dem Hintern und fangt an zu leben! Werft eure Korsetts ab und atmet, lebt! Wir sind doch nicht mehr im 19. Jahrhundert, wo gesellschaftliche Konventionen alles vorschrieben, sogar welche Arschbacke man heben muß, wenn man furzt!
Hatte ich hier schon die armen Abiturienten erwähnt, die ihren Lehrer anbettelten: "Bitte, Herr Lehrer, sagen Sie uns: ist dieses Gedicht schön? Sie müssen uns das sagen!"

Das muß ich meinem Papa hoch anrechnen: er hat zwar einen Grundstock aufgebaut - da war ich auch erst sechs Jahre alt -, aber danach hat er mich machen lassen, wie ich wollte, solange ich nichts Gefährliches anstellte. Er hat nicht dreingeredet und mir erklärt, wie es "richtig" wäre. Das haben erst die eisenbahn_magazin-Redakteure gemacht...


Mit vielen Grüßen

Wolf 🐺


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RE: Fehlender Nachwuchs

#236 von Analogbahner , 11.04.2021 19:36

Dem möchte ich widersprechen. Es geht bei den genannten Fähigkeiten gar nicht darum, ein perfektes Bild der Wirklichkeit zu bauen, so wie das hier oftmals rüberkommt. Nein, nicht die 1000%ige Originaltreue muss es sein. Wer Spaß an der Modellbahn findet, bildet diese Fähigkeiten automatisch heraus. Denn die Herausforderungen wachsen, sobald eine Weiche an das Oval geklemmt wird. Das heißt, bereits im Spielen stellt sich heraus, wer ein Modellbahner wird und wer nicht. Die Modellbahn ist Beschäftigung mit bestimmten Dingen in einer bestimmten Art und Weise. Ebenso wie das RC-Fliegen bestimmte Fähigkeiten voraussetzt und fördert. Das gilt für alle Tätigkeiten, auch Reiten, Basteln, Ballett, Computerspiele, Fußball, Fotografieren, usw. usw. Natürlich muss man nicht zwingend Feinmotoriker sein. Aber das Interesse erlahmt, wenn die Resultate ausbleiben. Die geborenen Fußballspieler werden sich von der Modellbahn abwenden. Es ist etwas komplizierter als man denkt, weil Ursache und Wirkung ineinandergreifen, und ich möchte keineswegs Schwarzweiß-Malerei betreiben. Aber Menschen, denen diese Fähigkeiten komplett abgehen, werden auch keinen Spaß an der Modellbahn haben - jedenfalls nicht als ewiges Hobby. Das Aufbauen ab und zu, Rumspielen und Betrachten ist eine andere Sache.

Um auf die obengenannten Beispiele zu kommen: man gewinnt mit kratzendem Fiedeln keinen Musikwettbewerb, richtig. Aber man hat eine Geige in der Hand. Man muss sich mit Bogenhaltung, Magnesium, Saitenspannung, Tonhöhe und Akkorden beschäftigen. Wer auf all das keine Lust hat, wird auch nicht Fiedeln.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#237 von Family-MoBahner , 11.04.2021 19:45

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

tempora mutantur et nos in illis!


Ich höre den guten Ovid wohl, allein mir fehlt angesichts etlicher Beiträge ein wenig der Glaube an "nos in illis".


Grüße von Sven, dem Family-MoBahner

John 3:16! --- Denn der Mensch lebt nicht von MoBa allein


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#238 von maybreeze , 11.04.2021 19:48

Du hast mir ein wenig aus der Seele gesprochen, Wolf:

Jeder nach seiner Façon!

Es hängt vom persönlichen Willen ab, sich mit Modellbahn zu beschäftigen - "Umwelteinflüsse" sind wohl hilfreich, aber nicht entscheidend.

Mein Vater hat mir modellbahnerisch gar nichts beigebracht - er war begeisterter Tennisspieler (dafür konnte er mich nicht begeistern, selbst im hohen Alter erlernte er Golf und wollte mich zu diesem Sport begeistern - auch nicht gelungen). Lesen war auch nicht so seins - ich habe mich in die wenige Eisenbahnliteratur, die mir zur Verfügung stand, hineingestürzt und eingegraben, die MOBA-Bibliothek ist im Lauf der Jahre ziemlich angewachsen, mittlerweile ist das Internet eine ausgezeichnete Wissensquelle!

Alles, was ich heute modellbahnerisch weiß, habe ich gelesen, erforscht, erfragt, Lehrgeld bezahlt, Fertigkeiten erworben.

Warum ich heute noch Mobahner bin? Ich habe mit meiner Begeisterung für die kleine Schienenwelt meine Finanziers (Großmütter, Tanten und Onkels) angesteckt und meine Mutter ließ mich (trotz Staub) einfach Basteln. Das war's!


Liebe Grüße aus Wien
Klaus
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RE: Fehlender Nachwuchs

#239 von DR POWER , 11.04.2021 20:28

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

....... Aber Menschen, denen diese Fähigkeiten komplett abgehen, werden auch keinen Spaß an der Modellbahn haben - jedenfalls nicht als ewiges Hobby. Das Aufbauen ab und zu, Rumspielen und Betrachten ist eine andere Sache.



Hallo Jochen

Warum sollte jemand ohne die Fähigkeiten keinen Spaß am Modellbahnhobby haben?
Wenn ich mir Modelle kaufe die mir gefallen und sie in die Vitrine stelle zum betrachten, bin ich dann kein Modellbahner?
Baue ich nur ab und an für meine Modelle einen Testkreis auf, auch dann bin ich kein Modellbahner?
Fällst du da nicht auch durch dein eigenes Raster, so ganz ohne Anlage?
Es ist ein Hobby bei dem jeder selbst entscheiden sollte was für ihn richtig ist und wie intensiv er dieses Hobby betreiben möchte.


Liebe Grüße, Andre


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RE: Fehlender Nachwuchs

#240 von Railwolf , 12.04.2021 15:27

Hallo Jochen,

ganz kurz (weil der ganze Rest des Beitrags aus diesem Zitat hier sich ableitet):

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Die Modellbahn ist Beschäftigung mit bestimmten Dingen


Ja

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

in einer bestimmten Art und Weise.



Nein.


Mit vielen Grüßen

Wolf 🐺


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RE: Fehlender Nachwuchs

#241 von Analogbahner , 12.04.2021 17:10

In einer bestimmten Art und Weise.

Doch.

Damit ist NICHT gemeint, der Modellbahner müsste jeden Nagel exakt nachbilden. Damit ist gemeint: er muss Interesse an Modellen haben. Er muss Interesse an der Eisenbahn haben. Er möchte kleine Fahrzeuge auf kleinen Kreisen fahren sehen. Wie vorbildgetreu ist erstmal irrelevant. Er braucht Grundverständnis für das Bewegen von Modellen, sei es analog oder digital. Er möchte das Gefühl haben, die Wirklichkeit in klein nachzubauen. daraus ergibt sich früher oder später der Drang zur Naturtreue. Irgendwann achtet er auf Nieten und auf das Geräusch. Auch der Teppichbahner ohne Landschaft achtet irgendwann auf den korrekten Wagenpark. Wäre es anders, müssten die Modellbahnfirmen keine exakten Modelle herstellen, sondern könnten rosa Dieselloks mit 25 Rädern und Schornstein anbieten. Eine Modellbahn ist eine gewisse Art und Weise, die Realität zu sehen. Dieses Phänomen führt automatisch zum Perfektionismus. Plötzlich erfährt er, was eine Epoche ist. Welche Züge zusammenpassen. Warum einige Loks Stromabnehmer haben... Andernfalls verstaubt die Bahn auf dem Dachboden.


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#242 von Peter Müller , 12.04.2021 19:44

Wenn man den Nachwuchs so beeinflussen will, dass ihm Modellbahn Spaß macht, macht man schon den ersten großen Fehler. Man muss die Modellbahn so verändern, dass sie den Nachwuchs in seiner unbeeinflussten Erscheinungsform anspricht. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass will kaum jemand hier. Denn dann würde die Modellbahn zwar dem Nachwuchs gefallen, aber nicht mehr den bereits existierenden Modelleisenbahnern.

Gebt Euch mit den wenigen jungen Modelleisenbahnern zufrieden, die trotzdem zu uns gefunden haben.

Überlegt mal, wie viel Zwist es unter den Altmodelleisenbahnern gibt, wenn es um Kompatibilität über zwei Generationen geht. Dann noch junge neue Modelleisenbahner dazu gewinnen? Dann wird es ja noch wilder

Von mir aus, ich finde das spannend. Aber ich glaube nicht, dass Euch das Ergebnis gefällt.


Grüße, Peter

Bei campact.de per E-Mail abstimmen: 49-Euro-Ticket retten! ... das haben Stand 25.08.2023 um 20:45 Uhr schon 115.000 Menschen getan.

Und Aktionen bei campact.de wirken, siehe Wikipedia, da wird darüber berichtet.


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#243 von Frank 72 , 12.04.2021 19:57

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Nein.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs
Doch.

Oh!

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Eine Modellbahn ist eine gewisse Art und Weise, die Realität zu sehen. Dieses Phänomen führt automatisch zum Perfektionismus.


Diese Konsequenz kann ich nicht nachvollziehen.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Auch der Teppichbahner ohne Landschaft achtet irgendwann auf den korrekten Wagenpark. Wäre es anders, müssten die Modellbahnfirmen keine exakten Modelle herstellen, sondern könnten rosa Dieselloks mit 25 Rädern und Schornstein anbieten.


Gibt es doch - wenn auch nicht unbedingt in rosa und mit 25 Rädern. Aber es gibt doch Modelle für fast jeden Geschmack, vom einfachen Einsteigermodell bis hin zu detaillierten Modellen für "Perfektionisten". Es muss doch nicht ein Einheitsbrei für alle Geschmäcker sein. Also insofern ist die Welt bereits völlig in Ordnung.


Gruß Frank


 
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RE: Fehlender Nachwuchs

#244 von Analogbahner , 12.04.2021 20:47

Ich bringe mal einen Vergleich mit Briefmarkensammlern:

Man kann Briefmarken nach Farben sortieren. Nach Größe. Nach Thema. Man könnte sie auch falzen und als Hütchen aufstellen, Man könnte auch Briefmarken als Kollage verkleben oder daraus eine bunte Leimskulptur bauen.
Und nur der „Profi“ ordnet seine Briefmarken nach Land und Erscheinungstag, diszipliniert nach dem Michel gelistet.

Das ist alles möglich. Aber allen gemeinsam ist: sie beschäftigen sich mit kleinen bunten Papierschnipseln. Wer keine kleinen bunten Papierschnipsel mag, ist hier falsch besetzt. Die Art und Weise, wie man mit Papierschnipseln umgeht, ist gleich: die meisten behandeln sie durchaus sorgsam, sonst hat man nicht lange etwas von ihnen, sie nutzen Pinzette und Album. Manche schielen auf Schäden, manche wollen nur Gestempelte, manche lassen sich jeden Monat die Neuerscheinungen zuschicken. Aber man muss ein Briefmarkensammler sein, um Briefmarken zu sammeln. Und der Umgang mit Briefmarken erfordert gewisse Fähigkeiten und Vorlieben.

Und dasselbe geschieht bei der Modellbahn auch. Ob Teppich oder perfekte Anlage: man muss ein Modellbahner sein, um gerne Modellbahn zu spielen. In 90% der Fälle, in denen das Hobby standhaft bleibt, ändert sich der Hobbyist zum „Profi“, er schaut, ob alle Zacken dran sind und ob er alle Werte von 10 Pfennig bis 5 Mark in grün und grau beisammen hat. Nicht bei jedem geht es so weit, aber die jahrelange Beschäftigung hat einen gewissen Trend. Als Briefmarkensammler benötigt er gewisse Eigenschaften, und wenn er die nicht mitbringt, sammelt er keine Briefmarken. Der Anstoß von außen ist immer nur ein Trigger.

Zitat
Oh!


Müsste das nicht heißen: Was? Oh!!


Gruß Analogbahner


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RE: Fehlender Nachwuchs

#245 von Djian , 12.04.2021 22:01

Moin Jungs,

gibt auch 'ne Menge Phantasiemodelle für etablierte Modellbahner: IC-weiße 103 zum Beispiel. Kosten m die 400,-€ und sind sicher nicht für Kinder gedacht ... jedenfalls nicht die ganz kleinen

Und das mit der zunehmenden Perfektion bei länger dauernder Beschäftigung mit der Materie: das mag auf einen Teil der Modellbahnfreunde zutreffen, von denen viele hier zu finden sind. Aber schaut mal ins Nachbarforum https://www.altemodellbahnen.de/ die meisten von denen sind nicht stehen geblieben, wie oft behauptet wird. Sie haben den Ausflug in das "alles geht" und die Perfektion schon wieder hinter sich gelassen und besinnen sich auf ihre Ursprünge und das, was ihnen am Hobby Freude bereitet; sind viele Kleinstanlagen darunter und trotzdem haben sie ihren Spaß, auch im gestandenen Alter. Natürlich gibt es dort, genauso wie hier, auch 150%ige, die nur ihre Lesart gelten lassen. Und die sind genau wie hier in der Minderheit, auch wenn sie das, dort wie hier, gerne mit Lautstärke kompensieren wollen.

Ich finde den Ansatz, was man alles schon können muss absolut kontraproduktiv im Sinne der Nachwuchsgewinnung, denn er hat so gar überhaupt nichts Spielerisches. Modellbahn macht Spaß und die paar Strippen hat man dank guter Anleitungen mit Wort und Bild nach wenigen Minuten verlegt. Und schon klackt die Weiche. So einfach ist das. Das ist wirklich keine Wissenschaft, das ist vom Grundsatz immer noch für die Dumpfbacken, die wir einst waren und wir haben das auch hingekriegt. Eure erste MoBa Aktion war doch sicherlich nicht gleich das Einmessen einer Lok mitsamt Soundprogrammierung, oder täusche ich mich da. Manchmal denke ich, dass einige sich bereits so tief in der Materie verirrt haben, dass sie den Ausgang und damit den Anfang nicht mehr finden. Wenn diese Leute auf den Nachwuchs losgelassen werden, versperren sie ihnen den Zugang. Sie scheinen schlichtweg nicht mehr "einfach" zu können.

Und bei "nein ... doch ... oh dachte ich spontan an diesen Klassiker der Filmgeschichte https://www.youtube.com/watch?v=w4aLThuU008

Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias


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RE: Fehlender Nachwuchs

#246 von Railwolf , 12.04.2021 22:20

Jochen, man kann Modelleisenbahner sein und sich einen Pups um Eisenbahnen scheren. Es gab da mal eine Umfrage "was ist euer Bezug zur Eisenbahn", da haben einige Kollegen geschrieben (ich fasse es mal pointiert zusammen), sie seien froh, ein Auto zu haben, weil sie mit dem System Eisenbahn in 1:1 nun absolut nichts anfangen können und nicht freiwillig mit der Bahn irgendwo hinfahren würden.
Man muß auch keinerlei Affinität haben, die Wirklichkeit im Kleinen nachbauen zu wollen. Ich weiß ja nicht, wo du lebst, aber die Wirklichkeit, in der ich lebe, habe ich noch auf keiner Eisenbahnanlage wiedergefunden. Und selbst wenn - das ist kein Zwang; man kann Modellbahn auch ganz anders gestalten. Hier im Forum gab es mal eine Anlage, die nur auf weißem Holz aufgebaut war. Eine andere aus Metallbaukasten-Teilen, oder Hans-Jürgen und Manus 0-Bahn, die auf Kniehöhe durchs ganze Wohnzimmer fährt. Hat nix mit Wirklichkeit im Kleinen zu tun.

So kann man jedes deiner behaupteten Kriterien widerlegen, und mit den Kriterien fällt auch deine Schlußfolgerung in sich zusammen.

Glaub bitte nicht, Modellbahn wäre nur das, was hier im Forum und in den Modellbahnzeitschriften passiert. So schön das alles ist, es wäre traurig, wenn das alles wäre.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Wäre es anders, müssten die Modellbahnfirmen keine exakten Modelle herstellen, sondern könnten rosa Dieselloks mit 25 Rädern und Schornstein anbieten.


Das würde technisch nicht funktionieren, aber... die ganzen Phantasiemodelle, die etwa die böse schwäbische Marke anbietet, deren Name man nicht aussprechen kann (ich kann mir den Namen auch gar nicht Märklin), die werden hier im Forum immer böse zerrissen - und gehen im Handel weg wie geschnitten Brot. Eine preußische T3 war es neulich, in bayrischer Livree und als Gt3/3 oder sowas beschriftet. Nein, was ein Frevel... Und die Firma, die die Pufferbohle über den Schornstein hängt und ein Snowboard unter die Fahrzeuge montiert, macht mehr Umsatz als die nächsten drei Marktbewerber gemeinsam. Von wegen exakt.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Eine Modellbahn ist eine gewisse Art und Weise, die Realität zu sehen.



Manche Modellbahn ist eine gewisse Art und Weise, die Realität zu sehen. Aber selbst bei denen, wo es zutrifft, ist es für jede Anlage eine andere Art und Weise. Und andere Modellbahnen sind einfach nur eine Realität, ohne philosophische Überhöhung, ohne Abbildungsanspruch. Nur zum Spaß haben.
Aber du meine Güte, so wie du Modellbahn siehst, da müßte ja jeder Handy-Schnappschuß auf dem Niveau eines preisgekrönten Lichtbildes stehen.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Dieses Phänomen führt automatisch zum Perfektionismus. Plötzlich erfährt er, was eine Epoche ist. Welche Züge zusammenpassen. Warum einige Loks Stromabnehmer haben... Andernfalls verstaubt die Bahn auf dem Dachboden.



Ich sage im Gegenteil: gut, daß du Unrecht hast! Weißt du, wohin Perfektionismus führt? Zur Resignation. Weil Perfektion nicht existiert. Wer Perfektion anstrebt, kann folglich nur verzweifeln - und genau dann verstaubt die Bahn auf dem Dachboden. Oder wenn man lange genug vergeblich versucht hat, den Idealen anderer nachzuhängen, die einem - so wie du gerade - versuchen zu erklären, was wahre Modellbahn ist.

Meine Güte! Gerade dieses dogmatische Festhalten an einer bestimmten Vorstellung von (hier könnte Modellbahn stehen, Briefmarkensammeln, Tauben züchten, Campingurlaub machen, ...) durch verknöcherte Alte (was hier nur die inwendige Person meint, es gibt 20jährige Alte und 90jährige Junge!) sorgt doch dafür, daß der Nachwuchs sich mit Schaudern von diesen durch geistsklerotische Dogmatiker besetzt gehaltenen Beschäftigungen abwendet und lieber was macht, was Spaß macht - oder dasselbe einfach anders macht, aber so, daß es die Alten nicht mitkriegen.

[quote="Peter Müller" post_id=2278445 time=1618249442 user_id=1337]
Wenn man den Nachwuchs so beeinflussen will, dass ihm Modellbahn Spaß macht, macht man schon den ersten großen Fehler. Man muss die Modellbahn so verändern, dass sie den Nachwuchs in seiner unbeeinflussten Erscheinungsform anspricht. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass will kaum jemand hier. Denn dann würde die Modellbahn zwar dem Nachwuchs gefallen, aber nicht mehr den bereits existierenden Modelleisenbahnern.
[/quote]

Das würde ich nicht pauschalisieren. Aber du hast schon recht: Egal ob beim Taubenzüchten, Campen oder Modelleisenbahnern, wir verteidigen heute mit Klauen und Zähnen gegen die revolutionäre Jugend die Art und Weise, diese Hobbies durchzuführen, die wir seinerzeit von unseren Altvorderen erkämpfen mußten, die ihre Art gegen unsere Revolution verteidigten. Aber nur wenn die Jugend siegt, hat das jeweilige Hobby eine Zukunft.

P.S. Matthias, wenn schon, dann doch so:
https://www.youtube.com/watch?v=n0MFQKX1-4M


Mit vielen Grüßen

Wolf 🐺


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RE: Fehlender Nachwuchs

#247 von histor , 12.04.2021 22:41

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

(...) Weißt du, wohin Perfektionismus führt? Zur Resignation. Weil Perfektion nicht existiert. Wer Perfektion anstrebt, kann folglich nur verzweifeln - und genau dann verstaubt die Bahn auf dem Dachboden. Oder wenn man lange genug vergeblich versucht hat, den Idealen anderer nachzuhängen, die einem - so wie du gerade - versuchen zu erklären, was wahre Modellbahn ist.


Das ist in der Tat eine der Gefahren, wenn man in Modellbahnforen mitliest. Hier beobachtet man einige derart perfekte Anlagen, die ganz ambivalente Gefühle hervorrufen können. Einerseits die faire Bewunderung und andererseits die Erkenntnis, selbst mit den im Laufe der Zeit geschulten modellbahnerischen Fertigkeiten und Ansprüchen nie dieses Niveau erreichen zu können.

Dann kommt es eben auf Seelenstärke und Stetigkeit des individuellen Modellbahners an. Manche werden in der Tat resignieren, weil sie es eben einsehen dass sie es nicht schaffen können, dass ihr Werk bewundert wird. Das ist eigentlich schade, weil das Hobby hautsächlich Spass machen sollte. Andere finden sich damit ab, dass sie eben nur zweitklassiges hinbekommen, machen aber dennoch unbekümmert weiter und hauen sogar hin und wieder ein richtig gutes Detail heraus. Anderen ist die Meinung Dritter ja so etwas von egal - die bauen in ihrem Stil und haben Freude damit. Gibt sicher noch weitere Typisierungen hinsichtlich eines Perfektionsanspruchs.

Es ist schon richtig, dass längere Erfahrung mit einer Sache eine Tendenz zur Perfektion hat. Wäre ja schlimm, wäre es nicht so. Da muss man sich dann als erfahrener Modellbahnen trotzdem einfach selbst hinsichtlich seines Perfektions-Levels realistisch einordnen.

Als "Nachwuchs" interessiert das aber alles noch nicht. Da ist einfach die Faszination der Bahn einerseits und das Spiel mit den Robustmodellen, sei es Brio, Lego, früher Biller und die einfachen elektrischen Komponenten.


Freundliche Grüße
Horst
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RE: Fehlender Nachwuchs

#248 von einheitslok44 , 13.04.2021 10:10

Hallo, ich glaube allerdings, dass die oft in den Foren schlechtdiskutierten Markterfolge dieser Firma doch der guten Qualität und dem Markennamen samt Tradition dieser Marke zu verdanken sind. Dies ähnlich wie Steiff, Porsche, Daimler usw. Da darf man auch mal "Böcke " schießen wie den mit der abstrus bepinselten T3 - die Leute kaufen sowas, eben , weil sie auch glauben, was wertbeständiges zu kaufen. Und was den Wertverlust der Schrankobjekte der "Opa-Sammler" betrifft, so hält er sich noch in Grenzen. Das ganze Getue und Geschreibe der Nietenzählerfraktion prallt wirkungslos an den Märklinisten ab - die Umsatzzahlen beweisen es. Wer denn zieht schon eine Plastiklok ( meist noch aus China !) für genau soviel Geld einer schweren Metallok vor, bei der "man was in der Hand hat " ? Und fragt man heute irgendwelche Leute, die mit unserem Hobby gar nichts mehr zu tun haben, so ist der Name der Göppinger ein direktes Synonym im Sprachgebrauch für den Begriff "elektrische (!) Eisenbahn geworden und geblieben - "Mein Vater hatte auch eine M....!" Das heißt, auch für den potentiellen Nachwuchs bedeutet der Name was - und das spielt sicher eine Rolle, wenn es um eine Neuanschaffung geht. Alles andere in den Foren ist doch Fachsimpelei unter uns Moba-Experten - mit Außenwirkung Null. Die Umsatzzahlen sprechen für sich und das ist das Entscheidende.


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RE: Fehlender Nachwuchs

#249 von Der Krümel , 13.04.2021 12:23

Hallo zusammen,

ich sehe einen der Hauptgründe für das "Wegbrechen des Nachwuchses" im Modellbahnhobby im Überangebot bei Spielzeugen.
Da wird, überspitzt gesagt, jede Woche eine andere Sau durchs Dorf getrieben, mit allen Mitteln beworben, am besten durch eine Fernsehserie oder andere Medien unterstützt, um möglichst schnell den größtmöglichen Gewinn rauszudrücken, indem man unter den Kindern einen Hype erzeugt, dem sich die Eltern kaum entziehen können.
Man will ja nicht, dass das Kind abgehängt ist oder Außenseiter, weil es das "In"-Spielzeug nicht hat.
Hier geht es meist um kurzlebige Sachen, deren Preis dann sicher (wegen Hype) gemessen am Gebotenen überhöht ist, aber nicht so teuer, dass sich Otto Normal das nicht leisten könnte.
Nach kurzer Zeit, wenn der Hype abgeebbt ist, liegt der Mist dann ohne weitere Beachtung herum, wird weitergegeben, ggf. auf Kinderflohmärkten (vor Corona) für einen Appel und ein Ei verkauft oder, wenn's auch für wenige Cents nicht weg geht, weggeworfen.

Viele Eltern kennen das Spielchen und haben es x-mal mitgemacht.

Wenn jetzt der Nachwuchs Interesse an der Modelleisenbahn zeigt, wird man skeptisch:
MoBa ist ungleich teurer als die meisten Spielzeuge, zieht nach dem Einstieg außerdem ggf. reichlich Folge-Anschaffungen nach sich.
Was, wenn es nur ein kurzer Hype ist und nach 1/2 Jahr in der Ecke liegt?
Dafür ist es dann zu teuer.
Also lieber nicht.
Da kaufen wir lieber wieder den nächsten Paw-Patrol-Artikel, Feuerwehrmann-Sam-Kram oder 10 Fidget-Spinner oder was auch gerade "in" ist.
Lego, Playmobil und Co. sind da eher die Felsen in der Brandung.

Grundsätzlich zieht die Faszination "technisches Modellspielzeug" oder in unserem Fall: Modelleisenbahn immer noch viele Kinder in den Bann.

Ich sehe das an unserem Pflegekind.
Gerade in der Corona-Zeit bin ich oft mit ihm entlang einer Bahnstrecke spazieren gegangen, weil das Treffen mit seinen Freunden meist ja nicht möglich war und das Spielen draußen mit mehreren Kindern.
So waren wir an der frischen Luft und unter uns und haben gleichzeitig die vorbeifahrenden Züge angeschaut.
Der Kleine ist wissbegierig, saugt alle informationen auf, die ich ihm gebe und fragt mir Löcher in den Bauch. Ihm fallen Details entlang der Bahnstrecke auf, zu denen er Fragen stellt, die ich oft kaum beantworten kann.
Zu Hause angekommen sitzt er anschließend über Märklin-Katalogen und findet dort vieles wieder, was er "in echt" auch gesehen hat.

Wenn das aber nicht gefüttert wird, ist das Interesse sicher auch schnell verflogen. Zu viel anderes verlangt Aufmerksamkeit und elektronische Medien verführen schnell.

Wenn der Fernseher läuft und ich unseren Kleinen frage "Sollen wir draußen spielen?", dann bekomme ich eine Abfuhr. Da ist die Glotze interessanter.
Wenn ich aber frage "Sollen wir zur Bahnstrecke? Züge anschauen?", dann ist er sofort Feuer und Flamme und merkt nachher gar nicht, dass er kilometerweit an der frischen Luft gelaufen ist.
Zur Begeisterung trägt auch bei, dass manche Lokführer gern mal hupen und/oder winken, wenn ein kleiner Junge ihnen zuwinkt.
Am Sonntag bin ich mit ihm mal zu einer Gleisbaustelle gefahren im Nachbarort.
Da hielt auf einem Ausweichgleis ein IC direkt vor unserer Nase (wir standen an einer parallel zur Bahntrasse verlaufenden kleinen Straße), der Lokführer öffnet die Tür und winkt dem Kleinen zu. Fand er super.
Unterwegs zurück kam dann die Frage vom Kleinen "Hast Du auch so eine Lok? Und solche Wagen? Wollen wir gleich Eisenbahn spielen?"
Dabei ist bei mir aktuell nur ein Test-Oval vorhanden und das Im-Kreis-Fahren eigentlich nicht wirklich spannend.


Viele Grüße
Hendrik


 
Der Krümel
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RE: Fehlender Nachwuchs

#250 von Frank 72 , 13.04.2021 13:34

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Und bei "nein ... doch ... oh dachte ich spontan an diesen Klassiker der Filmgeschichte https://www.youtube.com/watch?v=w4aLThuU008


Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrichtig! Ich nämlich auch.

Zitat von im Beitrag Fehlender Nachwuchs

Das ganze Getue und Geschreibe der Nietenzählerfraktion prallt wirkungslos an den Märklinisten ab - die Umsatzzahlen beweisen es. Wer denn zieht schon eine Plastiklok ( meist noch aus China !) für genau soviel Geld einer schweren Metallok vor, bei der "man was in der Hand hat " ? Und fragt man heute irgendwelche Leute, die mit unserem Hobby gar nichts mehr zu tun haben, so ist der Name der Göppinger ein direktes Synonym im Sprachgebrauch für den Begriff "elektrische (!) Eisenbahn geworden und geblieben - "Mein Vater hatte auch eine M....!" Das heißt, auch für den potentiellen Nachwuchs bedeutet der Name was - und das spielt sicher eine Rolle, wenn es um eine Neuanschaffung geht.


Och bitte, nicht schon wieder so ein Märklin-Spezial.
Ich habe keine Metall-Lok, das Material ist mir wurscht. Aus China kommt mittlerweile eh fast alles, wenn ich also eine Abneigung gegen dieses Land hätte, müsste ich ganz schön viel aus meinem Haus rausschmeißen (einige sogar ihre Frau ). Meine Loks halte ich auch gar nicht lange in der Hand, die stehen bei mir lieber auf dem Gleis. Und in meinen Breitengraden ist der Name Märklin sicherlich bei vielen nicht unbekannt, aber beim Thema Modellbahn hat man hier andere Namen im Kopf.

Es kommt also immer auf den Blickwinkel an. Nicht einfach von sich auf andere schließen.

[quote="Der Krümel" post_id=2278682 time=1618309384 user_id=23]
Unterwegs zurück kam dann die Frage vom Kleinen "Hast Du auch so eine Lok? Und solche Wagen? Wollen wir gleich Eisenbahn spielen?"
[/quote]
Mensch, Hendrik, pass bloß auf! Nicht, dass aus ihm noch ein Modellbahner wird...


Gruß Frank


 
Frank 72
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