Jetzt muss ich doch mal meinen Senf dazu geben. Es juckt mich seit Tagen einfach zu sehr in den Fingern.
Ja, der Märklin* ICE4 ist ein strittiges Thema und leider immernoch Gegenstand wilder Spekulationen, da noch nicht veröffentlicht. Die Preise ärgern mich ebenso, aber wir Modellbahner sind, was das betrifft ja irgenswie schon abgebrüht. Habt etwas Geduld und zerreißt das Produkt nicht schon vor der Geburt! Bald werden wir hier zwangsläufig Erfahrungsberichte erhalten. Und ich bin sicher nicht der Einzige, der sehr gespannt darauf hinfiebert.
Aber nun nochmal zum Piko ICE. Kurze Information: Ich betreibe meine Modelleisenbahn als eine mehrere Wochen aufgebaute Bodenanlage mit zahlreichen Steigungen und quäle meine Züge darin auch durch einige Märklin C-Gleis R1-Bögen (im schlimmsten Fall sogar durch S-Kurven, Bogenweichen mit Laterne in Steigungen etc). In gewisser Weise kann man vielleicht von Härtetest sprechen.
Beweisfoto 1: Meine ICEs haben meine Anlage bisher überlebt.
Erstmal zum Negativen (am Ende folgt eine sehr positive Überraschung):
Ja, man sollte keine Signale in den R1 stellen. Weder innen noch außen kommt der Zug vorbei (Aber so sollte man seine Signale sowieso niemals platzieren). Ansonsten waren Zugbegegnungen auf R1/R2 Orthogonalbögen absolut kein Problem.
Hier nochmal ein Foto, um ein Gefühl für die enormen Außmaße der Lichtraumprofilüberschreitung zu bekommen:
Der Zug schafft R1-Kurven zwar, es zwickt jedoch, Räder verkeilen sich und schrammen mit hohem Widerstand durch die Kurven. Spätestens im Anlageneinsatz hat sich das gute Stück als sehr betriebsunsicher herausgestellt: Drehgestelle wurden in R1-Steigungen aus dem Gleis gehoben und führten zu zahlreichen Entgleisungen.
Mir ist jedoch aufgefallen, dass die Entgleisungen immer an den gleichen Drehgestellen passierten. Also habe ich mich zusammen mit meinem Moba-Kumpel des Problems angenommen und den Zug genauer untersucht. Wenn man die Wagen einzeln durch den R1 schiebt, wird einem auffallen, dass die Powercars in der Kurve klemmen, während die (im Vorbild) nicht angetriebenen Wagen problemlos durch jede Kurve gleiten. Auch das Herausheben der Drehgestelle, konnte außerhalb des Zugverbandes an den Powercars reproduziert werden. Fährt man einen Zug ohne Powercars, haben wir plötzlich traumhafte Fahreigenschaften. Probiert es selbst, wenn ihr den Zug habt!
Also Drehgestell abgenommen und technisch analysiert. Ergebnis: An den Powercars existieren pro Drehgestell zwei Zapfen, die als sinnfreier Verdrehschutz dienen. Dieser Verdrehschutz ist aus völlig unverständlichen Gründen so ausgeführt, dass die Drehgestelle nur zu 98% in den R1-Radius ausschwenken können. Also haben wir einen Seitenschneider genommen und die beiden Zapfen an allen Powercars abgeschnitten. Siehe da, das Problem war weg. Haben sich die Ingenieure von Piko aus purer Unfähigkeit ins eigene Bein geschossen, oder liegt hier Absicht vor?
Bild 3: Oben am Drehgestell sind mit roten Pfeilen die Stellen markiert, an denen die Zapfen entfernt wurden. Am Wagenboden sieht man das Gegenstück des Verdrehschutzes. Ein dritter Zapfen auf der anderen Seite des Drehgestells wurde nicht entfernt. Dieser sorgt weiterhin dafür, dass das Drehgestell sich nicht um 360 Grad drehen kann und somit niemals versehentlich verkehrt herum stehen kann.
Bild 4: Woran erkennt man ein Powercar? Ganz einfach: Über den Drehgestellen befinden sich trapezförmige, abstehende Bleche.
Achtung! Ab hier rein subjektive eigene Meinung:
Auf dem vierten Bild außerdem schön zu erkennen ist die Vorbildtreue der Drehgestelle (Thema Hochbeinigkeit). Das spricht nach meinem Empfinden einfach für den Zug. An dieser Stelle muss aber keine erneute Diskussion über Vor- und Nachteile beider Züge losgetreten werden. Ich denke, dass alle treuen Leser dieses Threads diesbezüglich im Bilde sind.
Ich habe meinen Piko-Zug sehr liebgewonnen und möchte ihn auch nicht hergeben. Auf Berichte des Märklin* Zuges bin ich aus rein wissenschaftlichem Interesse dennoch sehr gespannt.
* aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die Nennung weiterer Markennamen des Hauses Märklin verzichtet