Guten Tag Freunde der gepflegten Modelleisenbahn,
heute widme ich mich einem Thema, zu dem sich nur die wenigsten Modelleisenbahner weitreichende Gedanken machen; allerdings, zumindest behaupte ich das, ist das bestimmt dem ein oder anderen aufgefallen, wenn man zum Beispiel zwei verkehrsrote Modelle zweier verschiedener Hersteller gegenüberstellt: Vermutlich sind die beiden Modelle nicht im selben Farbton lackiert. Das ist nicht übermäßig ärgerlich (da man schon sehr genau hinschauen muss), aber selbstverständlich wäre es wünschenswert, wenn alle Modelle im selben Farbton lackiert werden.
Doch: Warum ist das so?
Denkt man an Deutschland, dann denkt man vermutlich an Rostbratwürstchen mit Sauerkraut, an Bier (bei dieser Gelegenheit möchte ich ausdrücklich betonen, dass Kölsch kein Bier ist!) oder an schöne Autos aus Stuttgart. Aber Deutschland ist auch für seine Normen bekannt, im alltäglichen Sprachgebrauch ist wohl das DIN-A4-Blatt am geläufigsten, doch selbst der Prüfkörper für Toiletten („Normschiss") hat Eingang in eine DIN EN gefunden.
Hier sind drei Rottöne gegenübergestellt: Mit welchem Farbton werden rote Züge lackiert?
Genauso gibt es für Farben eine Norm, sehr bekannt ist wohl RAL (vormals Reichsausschuss für Lieferbedingungen). Hier wurden Farbtöne verbindlich festgelegt mit dem Ziel, dass Kunde und Lieferant nur noch eine RAL-Nummer statt Farbmuster austauschen müssen.
Man könnte meinen, dass Hersteller von Modelleisenbahnen sich doch einfach daran orientieren können; RAL 3020 ist verkehrsrot, prinzipiell könnten also Märklin, Roco und Co. ihre Modelle mit einer genormten Farbe lackieren.
In welcher Farbe werden ICE-Züge lackiert? (Bild: Andreas Hackenjos)
Hier wird Reinweiß (9010) Lichtgrau (7035) gegenübergestellt. Mit Lichtgrau werden die Züge des Fernverkehrs lackiert.
Allerdings gibt es dabei ein Haken: Ein Modell, das in RAL-Farben lackiert wurde, wirkt vielen schlichtweg zu dunkel. Besonders deutlich ist es am ICE zu sehen, kaum einer glaubt, dass Lichtgrau derart dunkel ist, wie das Beispiel zeigt.
Für dieses Phänomen habe ich mir mittlerweile eine Erklärung bereitgelegt: Die wenigsten Modelle werden unter freiem Himmel betrieben wie das Vorbild. Anlagen werden in der Regel durch künstliche Lichtquellen beleuchtet, selten unterstützt durch ein Fenster mit Lichteinfall. Diese Lichtquellen sind sehr punktuell und erreichen bei Weitem nicht die Helligkeit von außen. Aus diesem Grund lackieren Hersteller ihre Modelle zu hell. Hier hat jeder Hersteller seinen eigenen Geschmack.
„Die wenigsten Modelle werden unter freiem Himmel betrieben."
Ein weiteres Problem dürfte auch die Farbtemperatur des Lichtes sein; Farben wirken je nach Farbtemperatur anders. Wir nehmen das überhaupt nicht wahr, denn das menschliche Auge ist durch die chromatische Adaption in der Lage, einen Weißabgleich durchzuführen. Eine Zitrone bleibt bei Kerzenschein, unter Glühlampenlicht, als auch bei direktem Sonnenlicht stets zitronengelb. Die Technik ist nur unzureichend dazu in der Lage (der automatische Weißabgleich von Kameras versagt bei Mischlicht kläglich), so dass wir auch hier eine Diskrepanz zwischen Eindruck und Realität haben.
Bei welcher Farbtemperatur wird das Rot der Lok korrekt dargestellt? Das Problem des Weißabgleichs.
Diese chromatische Adaption arbeitet allerdings frei von Normen, Farben werden subjektiv wahrgenommen. Auch hier liegt wohl einer der Gründe, weshalb die Farbtöne der verschiedenen Hersteller voneinander abweichen, gerade bei Kunst- und Mischlicht. In Foren wird durchaus lebhaft diskutiert, ob einzelne Teile eines Modells richtig lackiert sind.
Und wo soll nun das Problem liegen?
Für mich hat das Problem einen persönlichen Bezug: Für Umbauarbeiten ist es unter Umständen notwendig, einzelne Bereiche eines Bereichs eines Modells neuzulackieren. Möchte man also nicht das ganze Modell neu lackieren, so besteht die Schwierigkeit darin, den richtigen Farbton zu treffen.
Das ewige Leid mit der Lackierung
Ein weiteres Problem bei der vorbildgerechten Umsetzung von Modellen ist wohl die Lackierung eines Modells beziehungsweise dessen Beschaffenheit. Hier verfolgen die Hersteller keine einheitliche Linie, noch nicht einmal bei Modellen aus dem selbem Hause. Zwischen absolut matten Modellen bis zu speckig-glänzenden Modellen ist die Bandbreite groß. Der Plastikglanz, vor allem in Kombination mit der sogenannten "Orangenhaut", ist unter den Modelleisenbahner ebenfalls berühmt-berüchtigt.
Aufgrund meines Alters habe ich die Eisenbahn erst seit 2007, also seit Beginn der Epoche 6, wirklich bewusst erlebt. Seit der Liberalisierung der deutschen Eisenbahn ist der Markt mit über 400 Eisenbahnverkehrsunternehmen enorm heterogen. Doch was auffällt: Es gibt einige Verkehrsbetriebe, die enorm Wert auf gepflegte Eisenbahnfahrzeuge legen, das gilt auch für außen. Außerdem werden gerade Züge des Nahverkehrs mit einem Schutzlack versiegelt: Dieser schützt den darunterliegenden Lack und bietet einen Schutz gegen Graffiti; zum einen haftet die Farbe schlechter, zum anderen lässt sie sich einfacher entfernen. Als angenehmen Nebeneffekt verleiht dieser Schutzlack dem Fahrzeug einen Glanz. Weshalb sich diese Vorgehensweise insbesondere im Nahverkehr durchgesetzt hat, hat einen einfachen Grund: Die Aufgabenträger, die den Nahverkehr planen, finanzieren und kontrollieren, machen Vorgaben, wie schnell Graffiti zu entfernen sind: Bei der S-Bahn Stuttgart beispielsweise muss ein Graffito innerhalb von 24 Stunden entfernt sein, sonst fallen Strafzahlungen an. Im Fern- und Güterverkehr bestehen solche Regelungen nicht.
So präsentieren sich die Züge der Schwarzwaldbahn in der Regel.
Normalerweise wird ein starker Glanz eines Modells als Mangel ausgelegt. Doch gerade in der Epoche 6 gibt es eben Eisenbahnfahrzeuge, die stets wie aus dem Ei gepellt wirken. Tatsächlich störte ich mich zum Beispiel an meinem matten Modell der Baureihe 146.2 von Brawa derart, dass ich es seidenmatt lackieren ließ.
Doch die Frage bleibt: Was hält der gemeine Modelleisenbahner davon?
Das waren meine Gedanken zu diesem Thema. Was meint Ihr dazu?
Dieser Bericht ist Teil meines Umbaufadens. Schaut doch dort vorbei! Hier geht es entlang.
Grüße,
Viet