Heute ist es soweit, es steht
der große Fahrdrahttest der Pyrkerbahn
auf dem Programm!
Noch mal kurz die Anforderungen an das Fahrdrahtsystem:
- Tauglich für Module (d.h. leicht trennbar)
- Annähernd maßstäbliche Drahtdurchmesser (<<0,4 mm)
- Masten auch demontierbar, damit auch nicht-elektrifizierte Strecken darstellbar sind
- Sollbruchstellen, damit nicht alles zu Bruch geht, wenn an einer Stelle zu viel gezogen wird
Der folgende Test zeigt den Aufbau eines Prototypen eines solchen Fahrdrahtsystems. Das ist noch nicht die endgültige Lösung, es kommt ihr aber schon nahe
Ich hatte hier viewtopic.php?p=1393275#p1393275 schon mal über die möglichen Varianten einer modultauglichen Oberleitung nachgedacht. Damals hatte ich Variante E ausprobiert. Der Versuch hier entspricht jetzt jedoch Variante B
In Variante B werden die Fahrdrahtstücke zwischen den Masten eingehängt. Die Masten sind bei mir zusätzlich demontiertbar. Somit kann die gesamte Fahrleitung bei Bedarf verschwinden.
Nachdem die Fundamente nach oben gezeigter Technik vorbereitet sind, kann ich meine Testmasten einstecken.
Wenn sie zu locker sitzen, kann das Code-40-Profil etwas verbogen werden, dann hält es besser.
Obwohl die Testmasten mit 2 mm Durchmesser etwas klobig sind, fallen sie in der Pyrkerfelder Landschaft nicht sehr stark auf.
Jetzt kommt der spannende Teil: die Drähte. Ich habe mir je 2 Meter 0,1 und 0,15mm Federstahldraht besorgt. Teufelszeug. Macht man das Tütchen auf, macht es sprichwörtlich doooooooing, und der dünne Draht entwirrt sich von allein zu einem geraden Stück.
Der Vorteil des Federstahldrahtes gegenüber Nylonfäden oder weicheren Drähten ist, dass man wunderbar kleine Häkchen biegen kann, die einiges aushalten. Auf diese Weise entsteht bei mir ein Kettenwerk, dass durch die aus 0,3mm Federbroncedraht bestehenden Mastausleger federnd gelagert ist. Hier hängt das erste Stück Draht, gespannt durch die Masten links und rechts.
Ein Spezialwagen hilft bei der Höhenausrichtung (3,8 mm über SOK) und Zickzack (+/-2,5mm).
Im Tunnel findet eine Spezialabspannvorrichtung ihren Platz.
Die erste Lok mit höhenbegrenztem Pantographen unter dem Draht. Endlich ist es soweit! Jahre des Augezudrückens sind vorbei
Der erste Zug unter Draht macht Halt in Pyrkerfeld.
Wir erhaschen einen Blick durch die Bäume auf den Stromabnehmer.
Natürlich fehlt noch das Tragseil. Das Tragseil selbst sollte auch aus 0,1mm-Draht bestehen. Leider habe ich nicht mehr genug, daher sind einzelne Teile aus 0,15mm-Federstahldraht. Dieser hat sich aber als tendenziell zu steif herausgestellt und wird in Zukunft ersetzt werden.
Zur Anfertigung der senkrechten Tagseile habe ich mir eine Lehre mit den maßstäblichen Längen aus Blech geschnitten.
Um dieses Blech wird eine Einzelader aus einer dünnen Schaltlitze einmalig gewickelt und dann mit einem guten Seitenschneider die Enden knapp nach dem Knick abgetrennt. Den Winzling hänge ich dann mit einer pinzette zwischen Tragseil und Fahrdraht. Das Tragseil ist dabei (nach Augenmaß etwas weniger gespannt als der Fahrdraht.
Dieses Halteseil wird dann mit zwei Tropen Sekundenkleber fixiert. Wie dieses Bild zeigt, ist mir einiges etwas krumm und schief geraten, darauf muss ich bei der Neuanfertigung achten.
Aus dieser Perspektive fällt das schon gar nicht mehr so arg auf.
Hier ein Vergleich der Drahtdurchmesser: links 0,15 mm, rechts 0,10 mm. Optisch fällt der dickere Draht kaum mehr ins Gewicht. Die Entscheidung für den dünneren Draht erfolgte nur wegen seiner deutlich geriengeren Starrheit.
Hier ein Detailbild der Fahrdrahtaufhängung im Beispielmast. Wesentlich sind die zwei Auslegerdrähte aus 0,3 mm Federbroncedraht (Fohrmann). Tests mit 0,22 mm (Weinert) waren nicht so erfolgreich, der war zu dünn und damit zu schwach, um den Fahrdraht ausreichend zu spannen.
Den Abschluss macht dieses Bild von E41 unter Fahrdraht vor dem bekannten Pyrkerfelder Stellwerk.
Fazit
Das Expermiment ist geglückt. Die Mastfundamente erfüllen genau ihren Zweck, sind sehr unauffällig und leicht nachzurüsten (bis auf Ausnahmefälle). Die Mastkonstruktion selbst war nicht Gegenstand des Versuches. Die Ausleger aus 0,3 mm Federnbroncedraht erzeugen ausreichend Spannung. Die Tropenbildung beim Lackieren lässt sich ggf. durch vorsichtigeren Farbauftrag (weniger, öfter) vermeiden. Das Einhängen von Fahrdrahtstücken funktioniert ausgezeichnet. Die Optik des maßstäblich dünnen Drahtes ist aus meiner Sicht überzeugend. Der Aufbau sollte noch etwas akkurater erfolgen.
Was noch fehlt ist ein Auf- und Abbau-Test, und ein Zerstörungstest (Zupf....). Das traue ich mich vielleicht morgen, heute möchte ich noch genießen
Einen schönen Abend
Kupzinger