ich habe ein Wissensdefizit zum Antrieb von Dampflokomotiven, hier im Speziellen zu den Zylindern.
Ich würde gerne folgendes herausbekommen. Wenn wir mit unserem Auto bergab fahren, vom Gas gehen oder in einen kleineren Gang schalten, dann wissen wir und merken wir, dass der Automotor das Fahrzeug durch das abwärtsfahren nicht beschleunigt, sondern der Motor bremst die ursprüngliche Geschwindigleit ab. Wie ist das bei Dampflokomotiven, wenn sie abwärts fahren ? Jedesmal wenn ich z.b. auf youtube fahrende Dampflokomotiven abwärts fahren sehe, kann man kaum einen Dampfausstoß bemerken, oder nur sehr geringen. Eine Dampflok hat kein Motorgetriebe wie beim Auto das abbremsen kann, aber es scheint mir, das die Dampflokzylinder auch in der Lage sind, eine abwärtsfahrende Dampflok abzubremsen, oder sie zumindest nicht schneller abwärts rollen zu lassen?
Hier sind sicher ehemalige Dampflokführer, die zu meiner FRage etwas erklärendes sagen können. Besten Dank
also als Spezialist sehe ich mich nicht, aber kann dir tortzdem ein paar Informationen geben. Also an einem Beispiel, auf der Höllentalbahn bei Freiburg, hatte man ja die bekannten 85 eingesetzt. Da dies ja eine Steilstrecke mit phuu nagel mich nicht fest aber ich glaube um die 35 pro Mille hat, brauchte man andere Möglichkeiten als den Zug mit der normalen durchgehenden Hauptluftleitung zu bremsen. Dazu ist auf den beiden Außenzylindern oben drauf ein Gegendruckventil installiert, (das hat Märklin übrigens auch nachgebildet seh ich grad). Bei der Gegendruckbremse kann man einstellen, wann die Luft aus dem Zylinder ausgelassen wird. Also wird praktisch die Luft im Zylinder komprimiert bis zu einem einstellbaren Wert, ist diese erreicht, öffnet die Gegendruckbremse das Ventil und die komprimierte Luft kann langsam abgelassen werden. Das wäre dann die Riggenbach Gegendruckbremse sie kam auch auf der Br 45 zum Einsatz, weitere Maschinen sind mir auf die schnelle nicht bekannt. Bei normalen Dampflokomotiven die diese Gegendruckbremse nicht haben ist ein bremsen mit dem Triebwerk nicht möglich, da sonst die komprimierte Luft in das Einströmrohr gelangt und dort sehr hohe Drücke erreichen kann. Deshalb werden geschleppte Dampfloks die auf Überführungsfahrten sind immer mit "Schmierdampf" gefahren, will heißen, dass immer etwas Dampf gegeben wird um ein Druckausgleich zu erreichen. Zudem kann dadurch die Zylinderschmierung sichergestellt werden. Bitte nagelt mich auf meine Aussagen nicht fest, wir haben nämlich keine Dampfloks mit Gegendruckbremse Mit den besten Grüßen Christian
#3 von
Laenderbahner
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gelöscht
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, 11.11.2010 20:04
Hallo ralfbayern, das Gegenstück zur Motorbremse beim Otto- Dieselmotor ist bei der Dampflok etwas komplizierter und nennt sich "Riggenbach-Gegendruckbremse".
Kurz - nicht ganz vollständig (sonst Fachbuch) - erklärt: Bei vorwärts fahrender Lok wird der Regler geschlossen und die Steuerung auf Rückwärtsfahrt ausgelegt. Um nun zu verhindern, dass die Lok aus der Rauchkammer Lösche und Ruß ansaugt, wird dabei mit einem Absperrschieber die Ausströmung (jetzt eigentlich Ansaugöffnung) zur Rauchkammer geschlossen und stattdessen die Ansaugung von Frischluft ermöglicht. Diese wird im Zylinder komprimiert, kann aber nätürlich nicht über den Hauptregler in den Dampfkessel gepresst werden, sondern wird über ein Drosselventil und einen Schalldämpfer ins Freie entlassen. Um zu Verhindern, dass bei den hohen Temperaturen bei der Luftverdichtung der Zylinderschmierfilm verbrennt wird Kesselwasser in die Ausströmkästen gespritzt. Das Wasser gelangt dann mit der angesaugten Luft in die Zylinder und kühlt durch Verdampfen den Zylinder. Die Loks mit der Riggenbach-Gegendruckbremse erkennt man auf den ersten Blick am Schalldämpfer, der hinter dem Schlot angebracht ist. Ich hoffe das hilft Dir weiter ..
#4 von
Laenderbahner
(
gelöscht
)
, 11.11.2010 20:18
Hallo, jetzt wirds doch intensiver...
Zitat von DampflokheizerBei der Gegendruckbremse kann man einstellen, wann die Luft aus dem Zylinder ausgelassen wird. Also wird praktisch die Luft im Zylinder komprimiert bis zu einem einstellbaren Wert, ist diese erreicht, öffnet die Gegendruckbremse das Ventil und die komprimierte Luft kann langsam abgelassen werden. Das wäre dann die Riggenbach Gegendruckbremse sie kam auch auf der Br 45 zum Einsatz, weitere Maschinen sind mir auf die schnelle nicht bekannt.
Das kenne ich so nicht .... die Bremswirkung kann nicht über den Ablasszeitpunkt der komprimierten Luft geregelt werden, sondern wird über die Menge der angesaugten Luft gesteuert. Dazu läßt sich der Ansaugquerschnitt vor dem Absperrschieber einstellen. Dabei muß sicher gestellt werden, dass nur soviel Luft angesaugt wird so dass der entstehende Zylinderdruck bei der Kompression 6bar nicht übersteigt - sonst könnte es zu Beschädigungen der Hauptreglers kommen. Das Ausströmen der komprimierten Luft erfolgt immer schlagartig - anders machens die Kobenschieber nicht - deswegen ist auch der Schalldämpfer nötig. Weitere Baureihen, die zumindest zeit-/ teilweise mit Riggenbach-Gegendruckbremse ausgerüstet wurden - ohne Anspruch auf Vollständigkeit: BR 96, BR 98.6, BR 59, Br 95, BR 94.5-17.
Das Gegenstück zur Gegendruckbremse findet man unter dem Begriff Druckausgleicher. Das sind spezielle Ventile oder Schieber, die verhindern, daß Luft gepumpt wird. Damit war die Mehrzahl der Dampfloks ausgerüstet.
Zitat von Dampflokheizer Also an einem Beispiel, auf der Höllentalbahn bei Freiburg, hatte man ja die bekannten 85 eingesetzt. Da dies ja eine Steilstrecke mit phuu nagel mich nicht fest aber ich glaube um die 35 pro Mille hat
Hallo Christian,
Die Höllentalbahn hat an der steilsten Stelle, sogar 56 Promille. Was bei solch einem extremen Gefälle geschehen kann, wenn alle technischen Stricke wie Gegendruckbremse und Co, wegen Überlastung nichtmehr greifen, kann man in diesem spannenden Bericht lesen. http://www.badische-hoellentalbahn.de/ho.../ereignisse.htm