Hallo Peter!
Zitat von Sgns 691 im Beitrag #51
im Prinzip liegst Du mit deinen Erkenntnissen richtig. Aber es war tatsächlich noch komplizierter. Der Gleisanschluß der (ehemaligen) Zuckerfabrik hatte außer der Anschlußweiche noch drei weitere einfache Weichen und eine Doppelkreuzungsweiche. Wenn Du mir per PM deine E-Mail Adresse sendest, dann würde ich dir den alten Plan zuschicken.
Bezüglich der Wagen und Zuglängen täuschen dich deine Erinnerungen. In 1984 wurden ausschließlich Eaos-Wagen beladen und Zuglok war die 332 252 (Köf III). Da waren also keine langen Züge möglich. Text bei DSO: "Die Köf hatte dort drei Wagen abzuholen."
Weißt Du, ob ganz früher mal Gleise auf das eigentliche Zuckerfabriksgelände geführt haben? Ich kann es mir wegen des Niveauunterschiedes eigentlich nicht vorstellen. Die Gleise liegen ja schätzungsweise 1,50 m höher als der Fabrikhof. In den ganz alten Zeiten werden also Kohle und Kalksteine sicherlich nicht per Bahn direkt bis zu Kessel und Kalkofen gelangt sein.
Wenn Deine Quelle sagt, daß da eine Köf III mit drei Eaos unterwegs war, dann wird das so gewesen sein. Ich habe dort jedenfalls weder Köf noch Eaos gesehen. Möglicherweise hat sich die Köf den Job mit richtigen Loks geteilt. Ich bin ja selber auf der 216 und der 218 mitgefahren bis Schladen. Nicht 1984, aber in den Jahren unmittelbar davor. Die Züge waren schon recht lang, jedenfalls deutlich länger als die 80 m vom Raiffeisenlager bis zur Verladung.
Folgende Überschlagsrechnung: der Einzugsbereich von Mattierzoll bestand aus drei Dörfern mit einer Ackerfläche von etwa 2400 ha. Davon maximal ein Drittel der Fläche mit Zuckerrüben bestellt, eher ein Viertel, also 600 bis 800 ha. Der Ertrag schwankte damals von 40 bis 55 t/ha, also 24.000 bis 33.000 t p.a. Der Erdanhang schwankte zwischen 10 und 25%, was "Schmutzrüben" von 26.400 bis 41.250 t ergibt, die jedes Jahr von Mattierzoll aus zur Fabrik transportiert werden mußten. Die Kampagne dauerte damals etwa 90 Tage. Die Sonntage abgerechnet waren es also etwa 77 Tage, an denen Rüben transportiert wurden. Pro Tag wurden demnach zwischen 370 und 580 t Schmutzrüben gefahren. Dazu hätte man täglich etwa 12 bis 19 E-Wagen oder 6 bis 10 Eaos gebraucht. Ich weiß nicht, wie oft die Köf täglich gefahren ist. Die 216/218 hätte einmal fahren müssen. Aber das ist jetzt nur Theorie. Ich bin dabei, bei ganz alten Menschen Informationen einzuholen
Zitat von Sgns 691 im Beitrag #51
Zur Geschichte der Rübenverladeanlagen: Ich vermute daß vor dem Krieg wohl nur einige wenige Hochrampen gebaut worden sind, aber auch dafür habe ich keine Beweise. Wann die Anlage in Mattierzoll gebaut worden ist weiß ich ebenfalls nicht. Es könnte aber gut sein daß sie Anfang der 50er Jahre entstanden ist, denn später wurden die Anlagen ja als reine Stahlbauten errichtet, wie diese Anlage in Wieren (bei Uelzen), zu sehen auf den ersten beiden Bildern und 1955 von Oppermann & Deichmann gebaut.
Eine Vorreinigung der Rüben wie in Mattierzoll war zu der Zeit etwas ganz seltenes. Das kam eigentlich erst viel später mit den Anlagen von Unsinn (Faller Modell).
Die Anlage in Mattierzoll wird tatsächlich Ende der 40er oder Anfang der 50er gebaut worden sein. Ich habe erfahren (ohne Gewähr), daß noch nach dem Krieg (!!!) die Rüben aus dem Mattierzoller Einzugsbereich in die Fabrik nach Hessen gebracht wurden. Teilweise mit Pferdefuhrwerken! Hessen und Mattierzoll sollen in den 1920ern fusioniert worden sein, mit anschließender Stillegung der Fabrik in Mattierzoll. Spätestens 1949 war natürlich Schluß mit der Verarbeitung von West-Rüben in der SBZ bzw. DDR. Ab dann wurden die Rüben der Mattierzoller Bauern nach Hornburg gefahren (bis 1965), und zwar mit der Bahn. Zu diesem Zeitpunkt, also um 1950, muß die Verladeanlage errichtet worden sein.
Die "Vorreinigung" in Mattierzoll war meines Erachtens mehr ein Nebennutzen der doch recht langen Förderwege. Ich würde mir den entsprechenden Teil der Anlage gerne aus der Nähe ansehen, um zu ermitteln, ob da vielleicht doch eine "echte", mit Absicht installierte Vorreinigung existierte, aber ich traue mich nicht auf das inzwischen recht marode Bauwerk. Die Abfuhr der abgereinigten Erde efolgte übrigens mit einem Deutz D9006A und einem Kippanhänger.
Gruß
Matze