Zitat
Ob wir wirklich so gut sind, es mit Städteplanern aufzunehmen, ich weis nicht...
Es gibt nur so ein paar Regeln die wir uns aufgestellt haben, die wichtig sind, wenn man in historischem Kontext Neues baut. Eine davon ist, die vorgegebenen Proportionen (Traufhöhen, Fenstermaße, Geschoßhöhen) zu respektieren. Trotzdem steht nichts gegen eine zeitgemäße, innovative oder auch völlig verrückte Fassadengestaltung! Auch wichtig finde ich das Vermeiden der reinen Kopie eines Vorgängers, das stupide Nachbilden von Fassaden bringt uns mMn. nicht weiter...
In den nächsten Posts (Modul "Kaufhaus") werden wir ein schon fast fertiges Gebäude, das nach diesen Richtlinien erdacht und gebaut wurde, vorstellen.
Hallo Carl,
Darüber ließe sich trefflich disputieren... ich weiß aber nicht, ob das hier in einem MoBa-Forum so angebracht ist...
Sinnvoll ist es in jedem Fall, moderne Gebäude in historischem Umfeld in den "Kontext einzubetten", historische Bauten und Fassaden -soweit noch vorhanden- zu rekonstruieren auch; als kompletten Neubau jedoch (s. Berliner Stadtschloss) :
...Heute würde besipielsweise niemand mehr ein freitragendes Gewölbe mauern, wo es doch ein einfacher Stahlträger auch tut...
Dennoch muss ich sagen, dass mir die "Neue Sachlichkeit" - hauptsächlich geprägt durch das Dessauer Bauhaus ("Proletarisierung der Architektur"), die ja das Ornament aus der Architektur verbannt hat, deutlich weniger zusagt als die "bürgerliche Wohlstandsarchitektur" der letzten Jahrhunderte.
Was Ihr bei Eurer Aufzählung vergessen habt (und leider auch viele Stadtplaner vergessen) ist die Dachform, die extrem viel zum Gesamtbild eines Hauses und v.a. einer Häuserzeile ausmacht.
Ich wähle jetzt mal ein Beispiel aus einer anderen, für Euch vielleicht weniger interessanten Periode:
Was wäre Paris oder Wien oder auch Berlin Charlottenburg ohne die prächtige Palais-Architektur des 18.Jh. mit ihren französischen Dächern (s. Francois Mansart, den Erfinder der gleichnamigen "Mansarde" - eigentlich eine Notlösung, um den Dachstuhl als Wohnraum nutzbar zu machen, vor allem in der damaligen Zeit für Dienst-Personal, ein "Fortschritt" für beide, Diener und Herren, weg vom Gesindehaus zum "Wohnen unter einem Dach", damit allerdings auch verknüpft die ständige Verfügbarkeit der Dienerschaft auf das Betätigen der berühmten Klingelschnur; somit auch Architektur als Ausdruck einer bestimmten Sozialstruktur), die trotz oder gerade wegen ihrer sehr gleichförmig strukturierten Fassaden über eine ganze Zeile hinweg einen harmonischen und gleichzeitig majestätischen Gesamteindruck vermittelt. Ein Neubau sollte sich in diesen Eindruck einfügen, ohne die Harmonie zu stören. Ein Flachdach, was natürlich aus wirtschaftlichen Gründen (Bestes Nutz-/Grundflächenverhältnis) favorisiert würde, schmälert hier den Gesamteindruck...
das ist natürlich meine persönliche Sichtweise und über Geschmack (will sagen "Ästhetik") läßt sich auch bis in die Unendlichkeit streiten - auch mit Professoren übrigens -
Gruß
uLi