Hallo,
der diesjährige Urlaub sollte uns rund um die Rocky Mountains bringen, Yellowstone National Park, Arches NP, Monument Valley, Devils Tower, das alles stand auf unserer Liste.
Dank einiger Recherche vorher sollten sich auch ohne grösseren Zeitaufwand schöne Bilder von rollendem Material machen lassen, dachte ich zumindest.
Aber Alles kam etwas anders...
Fangen wir mal klein an, gleich der erste Tag brachte uns auf den Pikes Peak, den ich etwas reizlos fand. Die Atmung fiel aufgrund der über 4000 Höhenmeter schwer, dafür erwischte ich einen Triebwagen der Manitou and Pike's Peak Railway.
1964 aus der Schweiz geliefert erstrahlen sie heute noch im neuen Glanz.
Es wird noch kleiner, nach einer Nacht in Durango wollte ich morgens vorm Frühstück die Durango and Silverton Narrow Gauge Railroad ablichten, aus Zeitgründen war das nur am Ortsausgang von Durango möglich. In Erwartung einer Dampflok war ich so perplex als dieses Gefährt vorbeigeknattert kam, das ich nur noch eine Mischung aus Mitzieher und Nachschuss zustande gebracht habe. Mit dieser Draisine wird scheinbar morgens erstmal die Strecke abgefahren, und zwar ziemlich flott.
Dann kam der Dampfer aber doch, leider drängte sich hinter Lok 481 noch ein LKW samt Radlader ins Bild.
Einige Tage später, irgendwo in Wyoming, fuhr mir der erst "richtige" Zug vor die Kamera, BNSF 1123 und 5224 vor einem Gemischtem, den sie leider selbst verdecken.
Dann gings später ins Powder River Basin, hier werden im Tagebau 40% der US-amerikanischen Steinkohle gefördert. Dementsprechend stark ausgelastet ist die stellenweise 4-gleisige Strecke in Richtung Süden, an den Minen selber lassen aber Absperrungen, Sichtblenden und viele Warnhinweise kaum Fotos der überdimensionalen Bagger und Kipplaster zu.
Zuerst gelang mir eine Seitenansicht der recht sauberen und gepflegten BNSF 9399.
Dann kamen die 2 Beladetürme (ja, es sind 2) der Black Thunder Mine in Sicht, diese Mine ist die Grösste im Basin. Ca. 80-90 Millionen Tonnen Kohle werden hier im Jahr gefördert.
Die Türme lassen den gerade zu beladenden, mit einer Canadian Pacific Lok bespannten Lok, geradezu spielzeughaft wirken. Das Bild zeigt aber auch die Sichtblende im direkten Bereich der Türme.
Zur Vereinfachung und Beschleunigung der Betriebs wird die Strecke in einer Wendeschleife zu den Türmen geführt. Hier hatte ich dann auch den ersten Kontakt mit dem Sicherheitsdienst der Mine.
Dann gings an die Strecke gen Süden, genauer gesagt an den Logan Hill, an dessen Scheitelpunkt eine Brücke über die 4 Gleise führt. Leider wurde das Wetter hier schon schlechter, zudem verhinderten hier Bauarbeiter und viele "No Tresspassing" Schilder Aufnahmen näher an den Gleisen.
Aber es ist beeindruckend, mit dem typischem donnerndem Motorengeräusch und ca. 10 km/h kriechen die beladenen Züge den Hügel hoch...
Noch ein Bild mit mehr Weitwinkel, man sowohl den schlechten Lackzustand von UP 5574 und 6964 als auch die akkurat verteilte Ladung der Wagen.
Mit jedem Wagen jenseits des Scheitelpunktes nimmt die Fuhre Fahrt auf. Komplett im Gefälle den Logan Hill wieder herunter wird der Zug schnell genug damit sich feiner Kohlenstaub in einer dichten Fahne selbst wieder abladen kann...
Die schwarze Kohlenstaubfahne sorgte auch dafür das ich an anderen Fotostellen weiter südlich auch mit reichlich kleinen schwarzen Punkten auf Kleidung, Haut und Haaren eingedeckt wurde.
Wen es interessiert, meine Freundin hat aus Langeweile die Wagen gezählt, 135 waren es (ohne Gewähr).
Nun nur ein besserer Notschuss bei schlechter werdendem Wetter, aber eine 5-fach Bespannung musste ich einfach haben.
Frei zugängliche Brücken über die Strecke gibt es zum Glück genug.
Auch fast 20 Jahre nach der Übernahme der Southern Pacific durch die Union Pacific gibt es noch Loks im alten Lack, wenn auch hier nur als Nachschuss.
Die Strecke wird von UP und BNSF gemeinsam betrieben, weshalb auch deren Farben hier vertreten sind, hier in Form eines Leerzuges.
Auch des alte Farbschema der BNSF konnte ich ablichten. Auch wenn es an ozeanblau-beige Zeiten der DB erinnert, ich finde es nicht gerade ansehnlich.
Sowohl alte, schwarz-grüne Burlington Northern Lackierungen als auch die Santa Fe Retrovarianten konnte ich zwar sehen, aber nicht auf den Kamerachip brennen.
Danach ging es weiter zum Sherman Hill, Wyoming, wo vor 70 Jahren die Big Boys der UP zeigen konnten was in Ihnen steckt. Viel ist nicht mehr übrig davon, die Stadt Sherman gibt es nicht mehr, die Strecke ist flacher trassiert worden und das Monument was am Scheitelpunkt der alten Strecke aufgestellt wurde steht allein inmitten der Pampa.
Abends als es eigentlich schon viel zu dunkel war fuhr mir in Laramie noch ein Fünfling vor die Linse, der angesichts des überschaubaren Wagenparks doch etwas überdimensioniert war. Hier hatte ich Erstkontakt mit der örtlichen Polizei.
Der nächste Tag am Sherman Hill war von Dauerregen geprägt, daher hat das einzige Bild eines Intermodal auch mehr dokumentarischen Charakter. Wenigstens die Russfahne macht Eindruck.
Dieser Regen sorgte dann auch in vielen Counties nördlich von Denver für die Flutkatastrophe, die tausende Häuser überflutete, dutzende Brücken, Strassen und Dämme einfach fortspülte und leider auch Menschenleben forderte.
Auch wenn am nächsten Tag das Wetter wieder OK war, der Rocky Mountain National Park wurde auch verwüstet und deswegen gesperrt und evakuiert. Unser Besuch dort fiel ins Wasser und auch meine Zeit am Moffat-Tunnel war erfolglos, denn auch die Strecke zwischen Denver und dem Tunnel war mehrfach unterspült und gesperrt. Ein Bild des Tunnelportals ohne Zug erspare ich den Stummis an dieser Stelle.
Also weg aus der Gegend und etwas weiter südlich zum Royal Gorge, der Park und alle seine Einrichtungen rund um die berühmte Brücke sind allerdings seit einem Waldbrand im Juni 2013 zerstört und gesperrt. Die Brücke selbst ist intakt, aber trotzdem gesperrt.
Die alte Bahnstrecke der Southern Pacific ist seit ca. 15 Jahren stillgelegt und überwuchert so langsam, die spektakulärsten 12 Meilen von Canon City durch die enge Schlucht bis kurz hinter der Brücke werden aber durch die Royal Gorge Route Railroad noch befahren.
So wirklich sortenrein ist der Zug durch die "neue" Lokomotive und die Vista Dome Cars aber nicht mehr.
Es ist wirklich eng in der Schlucht, ich kann die Mitfahrt nur empfehlen. Man kann sogar auf dem Führerstand mitfahren, das kostet dann aber 150$. da hat der offene Wagen mir dann doch gereicht.
Anbei noch eine Frontalaufnahme der neuen Bespannung, die alten, orangenen Loks der F-Serie habe ich leider nirgendwo herumstehen sehen.
Den Abschluss bildet ein Getreidezug irgendwo südlich von Denver.
Ich hoffe die Bilder gefallen, auch wenn das Wetter oft nicht mitgespielt hat.
Nächstes Jahr wollen wir dort wieder hin, hoffentlich ohne Regen und Flut, dafür mit offenen Park, Sonne und mehr grossen US-Dieseln.
Kai