RE: Gützold V180 / BR 118 gesupert

#1 von Falcon99 ( gelöscht ) , 22.06.2012 17:45

Hallo,
wie jeder, den die V180 und deren Modelle interessiert, vielleicht weiß, gibt es dieses Modell in H0 von zwei Herstellern, Piko und Gützold. Das Piko-Modell ist seit Ende 2010 auf dem Markt, die Gützold-Maschine seit 1995, wobei die Gehäusekonstruktion aus den frühen 80ern und somit noch aus DDR-Zeiten stammt, und in den 90ern nochmals überarbeitet wurde. Die Behauptungen, die Gehäusekonstruktion sei bereits 40 Jahre alt, stimmen so nicht, denn Anfang der 80er wurde das Gehäuse nochmals überarbeitet oder sogar neu konstruiert. Dies sieht man sehr deutlich, wenn man der Modell der 118 117 mit dem älteren Modell der 118 142 vergleicht. Einen sehr schönen Vergleich dazu gibt es auf http://www.bahnwahn.de/pidr118ddr/Details/details.html

Eines der größten Mankos des Gützold-Modells, das immer wieder diskutiert wird, sind die angegossenen Griffstangen. Mich störte vor allem, dass Griffstangen fehlen. Als ich mir vor zwei Jahren das Gützold-Modell der 118 075 kaufte (eine seltene Sonderserie von 100 Stück für das Verkehrsmuseum Berlin, wo die echte 118 075 steht), bekam ich ein Modell mit freistehenden Griffstangen. Das heißt, die kleinen Griffstangen waren immer noch angegossen, aber die solchen unter den Führerständen waren hier zum Einen überhaupt mal vorhanden, und dann auch noch freistehend! Desweiteren hatte Gützold dem Modell vorbildgerecht zwischen den Führerstandsfenstern eine freistehende Griffstange spendiert.

Das Modell macht echt was her:


Im Vergleich dazu sah meine 118 714, die Erstauflage des Gützold-Modells, nun etwas blaß aus. Ich hatte dem Modell zwar immerhin schon Ringe um die Frontlampen spendiert (nicht einmal das war vorhanden!), aber dennoch fehlten mir im direkten Vergleich die Griffstangen. Die Griffstangen unter den Führerständen wurden beim Vorbild zwar erst später nachgerüstet, aber in der Ausführung als 118.7 (mit um 4 höherer Ordnungsziffer, also bereits remotorisiert auf 2x 1200 PS) sowie grauen Drehgestellblenden hatte das Vorbild diese Griffstangen bereits.



Ich entschloß mich also, nachzuforschen, welche Griffstangen die 118 075 ab Werk hatte. Das war gar nicht so leicht herauszufinden, aber schließlich wurde ich fündig:
Die Griffstangen unter den Führerständen sind die seitlichen von der Gützold 119, Art-Nr. 33100-28, und die kleinen Griffstangen zwischen den Führerstandsfenstern stammen vom Modell der V180 131 und haben die Art-Nr. 42100-14.



Also rüstete ich mein Modell der V180 damit auf, bestellte auch noch passende klare Fenstereinsätze, die mir besser gefielen als die originalen getönten. Zur genauen Positionierung der Griffstangen kann ich jetzt nicht so viel sagen, außer dass ich mich direkt an der 118 075 orientiert habe, um die Optik einheitlich hinzubekommen. Ich arbeitete mit einem feinen Rosenbohrer, die Griffstangen wurden mit Sekundenkleber verklebt, und danach weiß seidenmatt lackiert (waren vorher grau).

Das hier ist das Ergebnis:


Leider fiel mir erst nach Montage der Griffstange zwischen den Führerständen auf, dass diese beim Vorbild viel tiefer sitzt, quasi bündig mit dem Unterrand der Scheibe abschließt. Den selben Fehler hatte auch die 118 075 ab Werk. Und ich hatte diesen quasi mitkopiert auf mein umgebautes Modell... dies ging natürlich gar nicht.

Also nochmal ran, mit neuer Griffstange, und diese tiefer gesetzt. Dann aber kam mir die Idee, warum nicht eigentlich auch die Scheibenrahmen schwärzen? Das Vorbild hat das, das Piko-Modell auch, sogar die V180 131, obwohl dieses Modell wesentlich seltener ist als das der "normalen" V180. Diese Modellpolitik verstehe wer will, aber die Kritiken, die besagen, dass Gützold die normale V180 mal früher hätte überarbeiten sollen, die sind in jedem Fall angebracht!

Dieses Foto zeigt ein altes DDR-Modell der V200 1001 mit Glasfaserkanzel, das ich mit einem Nachwende-Fenstereinsatz ausgerüstet habe. Wie man sieht, sind hier die Gummidichtungen angedeutet. Warum also für diese Sondermodelle, aber nicht für das Volumenmodell der V180?


In dem Zusammenhang auch noch eine Anmerkung bzgl. der Lokschilder: Diese sind bei meiner Erstausgabe 118 714 von 1995 noch dreidimensional, bei meinem Modell der 118 075 aber flach und nur noch aufgedruckt. Ich bin kein Experte in Sachen Formenbau, aber falls Gützold dafür tatsächlich die Form verändert hat und nicht nur nach der Pressung manuell abgeschliffen (was viel Aufwand ist, aber bei einer Kleinserie evtl. noch zu vertreten), warum hat man dann nicht auch die Griffstangen mit entfernt???

Okay, zurück zur Superung:
Bzgl. der Scheibenrahmen zog ich mit Revell weiß Seidenmatt (301) die Stege zwischen den Fenstern nach, weil die originale Farbe etwas dünn war und nicht immer bis an die Gummidichtungsimitate heranreichte. Die hier oftmals geäußerte Kritik, die Stege seien beim Gützold-Modell zu schmal, kann mit dieser Maßnahme abgemildert werden. Bei Piko sind sie ja viel zu dick...

Als dies getrocknet war, wurden die Scheibenrahmen geschwärzt mit einem ultrafeinen Pinsel und Revell schwarz matt 8. Den Pinsel zog ich quer über die Gummiimitation. Da die Revell-Farbe sehr schnell trocknet, verdünnte ich diese mit Nitroverdünnung, aber immer darauf achtend, dass der Pinsel nicht zu sehr damit getränkt war, sonst könnte die Farbe auf dem Fenstereinsatz verlaufen und aller Aufwand wäre dahin. Immer einen Lappen oder Küchenpapier in der Nähe halten. Das ist insgesamt eine sehr zeitaufwendige Sache gewesen.

Auch die Rückleuchten wurden behandelt, durchsichtige Glaseinsätze ohne Einfärbung sind heutzutage einfach nicht mehr zeitgemäß. Dafür verwendete ich Revell rot transparent, die genaue Nummer habe ich gerade leider nicht da. Für die Lackierung der Glaseinsätze entfernte ich diese aus der Lok. Bei der 118 714 waren diese geklebt, bei der 118 075 zum Glück nur gesteckt und somit einfacher zu entfernen.

Und Puffer mit weißen Ringen bekam das Modell noch, auch Originalersatzteile. Weils einfach schön aussieht

Gut, hier ist das Endergebnis:





Ich finde, die Loks können sich absolut sehen lassen. Durch die mattschwarze Lackierung der Fenstereinsätze fällt zudem der Übergang zum Lokgehäuse nicht mehr so auf wie früher, wo doch ein deutlicher, häßlicher Spalt zu sehen war. Diesen gibt es jetzt nur noch im Bereich der Stege, was nicht mehr ansatzweise so schlimm ist.

Hier noch eine Anmerkung: Meine nachbestellten Fenstereinsätze hatte ALLE an der selben Stelle einen Gußgratfehler. An der mit dem Pfeil markierten Stelle ist an der Unterseite ein scharfkantiger Vorsprung. Bei meiner 118 714 beschädigte ich an dieser Stelle leider etwas die Lackierung des Gehäuses. Also vorher mit einem Skalpell entfernen!


Den Führerständen werde ich in Zukunft vielleicht noch etwas Farbe verpassen. Diese sind ja ein Schwachpunkt ggü. dem Modell von Piko, weil die quasi nur angedeutet sind.

Die ganze Anleitung habe ich verfaßt, weil Gützold ja momentan in Liquidation ist und es in absehbarer Zeit keine Ersatzteile mehr geben wird. Wer also Pläne hat, seine V180 ebenfalls zu supern, dem konnte ich hiermit vielleicht eine Anregung geben, samt der Verwendung von Original-Ersatzteilen. Bei der Gelegenheit am Besten auch gleich schwarze Zahnräder für die Antriebsachsen mitbestellen, da die originalen weißen ja immer wieder reißen. Die sind sogar kostenlos.


Falcon99

RE: Gützold V180 / BR 118 gesupert

#2 von berndm , 22.06.2012 22:48

Wie sieht es mit den weiteren Griffstangen beispielsweise an der Fahrzeugsfront aus?
Könnte man die auch noch freistehend bekommen ohne all zu großen Aufwand?


 
berndm
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RE: Gützold V180 / BR 118 gesupert

#3 von Knallfrosch139 , 22.06.2012 22:56

Hallo Johannes,

Toller Umbaubericht! Schön zum Nachmachen! Da hast Du die alte 118 ja auf den aktuellsten Stand gebracht, Respekt!
Danke dafür! Kann man die Scheibenrahmen auch mit einem Edding farblich überarbeiten?

Beste Grüße David


Viele Grüße, David


Knallfrosch139  
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RE: Gützold V180 / BR 118 gesupert

#4 von Falcon99 ( gelöscht ) , 23.06.2012 00:24

Zitat von berndm
Wie sieht es mit den weiteren Griffstangen beispielsweise an der Fahrzeugsfront aus?
Könnte man die auch noch freistehend bekommen ohne all zu großen Aufwand?



Das habe ich mir natürlich auch überlegt. Natürlich wäre es möglich, auch die angespritzten Griffstangen zu entfernen, und durch freistehende zu ersetzen. Ist eine Sache des Aufwands! Deswegen sind genau die fünf letzten Worte in deinem Beitrag die Wichtigsten.

Ich mich (noch?) nicht an die Griffstangen getraut. Auch wenn es gelingt, die Griffstangen exakt runterzuschleifen in genau dem Bereich, wo sie angespritzt sind, so wird man doch immer eine Lackausbesserung bzw. einen Übergang sehen. Und den kann auch die darüber liegende Griffstange nicht 100% kaschieren. Darauf habe ich keine Lust, denn ich mag es nicht, wenn etwas verbastelt aussieht.


Zitat von Knallfrosch139
Kann man die Scheibenrahmen auch mit einem Edding farblich überarbeiten?



Ja das sollte auch funktionieren und wahrscheinlich sogar einfacher sein! Nachteil ist natürlich, dass es unnatürlich stark glänzt.

Hat hier jemand gemacht, zumindest sieht es danach aus:
http://stummiforum.de/viewtopic.php?f=27&t=72107


Falcon99

   


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