Liliput Lok IVh 4000 Heusingersteuerung

#1 von Karlheinz15 , 29.12.2023 18:24

Guten Abend zusammen.
Ich bin in der Reparatur von Loks noch ein Anfänger und hoffe auf Hilfe.
Mein Problem ist bei meiner schönen IVh Lok klemmt die Heusingesteuerung . Habe die Lok geerbt von meinem verstrobenen Schwager. Die Lok wird vom Antrieb im Tender über die Gleise geschoben. Da ich noch nie an der Steuerung gearbeitet habe und keine Erfahrung habe möchte ich vorher fragen bevor ich etwas kaputt mache.
Die Steuerung klemmt an einer bestimmten Stelle. Manchmal schafft es der Antrieb , dass die Lok-Steuerung sich kurz bewegt.
Ich freue mich über eure Hilfe


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RE: Liliput Lok IVh 4000 Heusingersteuerung

#2 von Dampf-Jo , 17.01.2024 00:51

Fussel, Tenderantrieb oder Vitrinenmodell sind einfach nur 08/15 Vermutungen von "Nicht IVh Besitzern".
Hier Fotos einzustellen ist sinnlos denn da sieht man einfach garnichts.

Die Lok muss auf den Rücken gelegt werden. Dann dreht man die Treibräder langsam durch und beobachtet
das Spiel bzw den Abstand zwischen dem Kurbelzapfen der ersten Achse, der Schwinge bzw Schwingenhalterung
und dem Kreuzkopf. Die Gegenkurbel hat einen Zapfen an der Unterseite sodaß sie bei der Montage in der richtigen
Stellung einrastet, aber klar, das ist natürlich alles mit Gewalt und Unwissen recht einfach zu zerstören.

Die Schwingenhalterung von Liliput Wien Loks unterscheidet sich in der Machart etwas von den China Loks,
die sind da einfach schlampiger gebaut. Sie kann leicht schräg stehen und muss ausgerichtet werden,
das reicht dann manchmal schon.
Falls die Gegenkurbel tatsächlich in der falschen Stellung steht kann natürlich auch das eine Ursache sein, aber s.o.

In der Regel ist die Ursache aber im Bereich Schwingenhalter, vordere Achse, Kreuzkopf zu suchen und auch zu finden.
Abhilfe dann individuell je nach Kenntnisstand, vorhandenem Werkzeug, etc. Vor z.T. radikalen Maßnahmen nicht
zurückschrecken, wie z.B. leichtes nach aussen drücken der kompletten Gleitbahn, die kann nämlich auch leicht
nach innen stehen was nicht gut ist. Dann aber die Halter der ganzen Geschichte etwas vom Rahmen lösen, Kessel
vorher abheben.
Die vordere Treibachse muss natürlich beim Drehen auch maximal seitlich
hin und herbewegt werden. Irgendwann werden die Räder dann wieder blockieren, jetzt nicht mit Gewalt weiter- oder
hin und herbewegen sondern den Druck leicht aufrechterhalten und ganz genau suchen wo es nicht mehr weitergeht.
Die Räder beim drehen nicht in die Federung drücken sondern wirklich nur durchdrehen. Evtl hilft auch ein trennen
von Lok und Tender, dann kann man die Lok auf einem Gleistück, am besten auch mit 42mm Bogen, hin und herschieben,
da zeigt sich dann manchmal auch schon was...

Grundsätzlich wurde die IVh nicht für 36 cm Radien gebaut. Ein Ausachsen und Nachmessen ist sehr empfehlenswert, ich
habe bei allen meinen IVh, egal ob Wien oder China, die Räder auf 14,1 zusammengedrückt, jetzt laufen sie
einwandfrei durch 42mm Radien. Nach dem Ausachsen kann dann auch gleich der feste Sitz der Räder auf den
Achsen geprüft werden, eine kleine Liliput Krankheit die aber leicht zu heilen ist.
Manchmal sind die Schwingenhalter auch einfach verzogen, da hilft dann Ausrichten nach Kesselabnahme.
Das alles ist eigentlich selbsterklärend, die IVh ist einfach zu zerlegen und auszuachsen, da brauchts nichtmal
eine Anleitung dafür...

Wenn die Lok nicht mehr läuft, der Motor aber schon, ist das eine andere Geschichte, aber typisch...

Viel Erfolg

Dampf Jo


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RE: Liliput Lok IVh 4000 Heusingersteuerung

#3 von Karlheinz15 , 22.01.2024 18:11

Zuerst eimal vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. Ich werde mir die einzelnen Schritte vornehmen und wieder berichten.
Danke nochmal für die Mühe.
Karlheinz15


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RE: Liliput Lok IVh 4000 Heusingersteuerung

#4 von Karlheinz15 , 25.01.2024 17:17

Hallo Dampf-Jo,
vielen Dank nochmal für die ausfühlichen Abhilfemaßnahmen.
Ich habe gestern versucht herauszufinden was die Schwergängigkeit verursacht. Aber um es vorweg zu nehmen so richtig fündig bin ich nicht geworden.
Es gibt eine Position bei der leichte knarr Geräusche auftreten (rechte Seite, Gestänge gestreckt). Wenn ich diese Position überdrehe bewegt sich die dritte Achse vertikal. Ich habe aber an der Steuerung kein Stelle gefunden die irgendwo streift oder klemmt. Habe die Steuerung gesäubert und einen Probelauf gemacht. Vorwärts hat sich die Steuerung richtig bewegt. Aber Rückwärts klemmt die Steuerung (Gestänge gestreckt).
An der dritten Achse hat das Gestänge beidseitig Spiel. Dritte Achse sitz auch etwas lockerer als die Anderen Beiden.
Ich habe bis jetzt die Lok noch nicht zerlegt.
Hast Du noch einen Tipp?
Vielen Dank für die Mühe


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RE: Liliput Lok IVh 4000 Heusingersteuerung

#5 von Dampf-Jo , 26.01.2024 01:14

Hallo Karl Heinz,

ich vermute ganz stark dass dass die Räder der Lok locker auf den Achsen sitzen. Nicht ungewöhnlich, das sind ringisolierte Guss-
räder die einfach mit der Zeit locker werden. Also erste Maßnahme ausachsen, das ist einfach allerdings muss die ganze Steuerung
abgebaut werden. Zuerst den Kessel abheben, dann Gegenkurbeln abschrauben, abnehmen, Treibstangen abnehmen.
Jetzt kann die ganze Zylindergruppe mit Steuerung leicht angehoben werden, sie ist noch mit einer Schraube oben am Rahmen be-
festigt, wenn die weg ist können die Zylinder mit Steuerung ganz weggenommen werden. Vorsicht daß nicht alles aus den
Zylindern rausrutscht, geht zwar wieder rein ist aber fummlig.
Jetzt Kuppelstangen vollends abbauen, Rahmen auf den Rücken legen. Position und Einbaulage der Stangen notieren. Die Achsen
werden von einem Rahmenunterteil aus Kunststoff gehalten das mit zwei Schlitzschrauben befestigt ist, die Schrauben herausdrehen,
dann das Rahmenunterteil vorsichtig nach hinten schieben damit es aus seiner Rastung herausrutscht., Jetzt sind die Achsen frei
und können herausgenommen werden.Dabei auf die Federung aufpassen, nichts verlieren!

Jetzt vorsichtig probieren ob sich die Räder auf den Achsen drehen lassen, ist das der Fall Räder von Hand abziehen. Mit einer Rundfeile,
ich nehme nur Diamantfeilen, die Bohrung im Rad leicht aufrauhen, vorher reinigen/entölen. Achse ebenso behandeln und leicht aufrauhen.
Achse mit Rädern wieder zusammensetzen, das geht jetzt schwerer wegen des Aufrauhens. Zum vollständigen auf Maß zusammendrücken
habe ich einen sehr guten kleineren Paralellschraubstock mit Schwalbenschwanzführung. Dafür habe ich mir verschiedene Drückwerkzeuge
mit plangedrehter Oberfläche und Magnethalterung hergestellt damit die Räder nicht verkantet auf die Achsen gedrückt werden.
Vor dem endgültigen zusammendrücken müssen die Räder noch ausgerichtet werden damit nachher der Versatz der Kurbelzapfen stimmt,
es sollten 90 Grad sein, man kann sich an den Speichen sehr gut orientieren. Jetzt die Räder langsam auf 14,1 mm drücken, immer wieder
nachmessen. Da ich auch die angefaste Spitze der Achse aufrauhe entsteht ein kleiner Kapillarspalt, da läuft dann dünnflüssiger
Sekundenkleber gut rein und das Rad ist fest. Von Loctite Klebern für Fügeverbindungen kann ich nur abraten, die ziehen zu schnell und
müssen vor dem Zusammendrücken aufgebracht werden was ein Ausrichten unmöglich macht. Ich nehme 2Construct Industriekleber,
einwandfrei. Erste Achse wieder in den Rahmen setzen und kontrollieren ob sie beim Hin-und herbewegen an der Abdeckung der zweiten
Vorlaufachse schleift, wenn ja Ecke der Abdeckung etwas abfeilen. Alle Achsen wieder einsetzen, untere Rahmenabdeckung montieren.
Am hinteren Ende der unteren Rahmenabdeckung sind zwei Kunststoffnasen die die Nachlaufachse halten, die schneid ich immer ab damit
der Rahmen zusammenbleiben kann wenn man da was dran macht.

Der Steuerungsträger besteht aus einem vorderen bogenförmigen Kunststoff - und ebenso hinteren Metallteil, daran bleibt die erste Achse
mit der Schraube immer hängen. Durch das Ausrichten der Räder müsste das jetzt schon gut sein, man kann aber auch die Kante des
bogenförmigen Metallteils mit einem kleinen Diamantfräser anfasen und so dünner machen dann gleitet die Schraube da einfach darüber.

Die Steuerungsträger können auch leicht nach aussen gebogen werden, das muss aber mit grösster Vorsicht geschehen bringt aber
die nötige Bewegungsfreiheit. Wenn ich schon mal dabei bin versehe ich das Vorlaufgestell noch gleich mit 2 Achsstromabnehmern,
die Kabel werden über eine 2mm Bohrung ,so nah am Drehpunkt wie möglich, durch den Rahmen geführt. Meine IVh haben alle Einzel LED
beleuchtung, in Reihe geschaltet mit 300 kOhm, neue Lampengläser aus Eigenproduktion. Im Inneren der Zylindergruppe ist genug Platz
für einen kleinen +/- Stromverteiler aus einer CU beschichteten Pertinaxplatte. Die Kabel zum Tender werden durch hochflexible ersetzt,
die L/T Steckverbindung wird im Nachlaufgestell über der Achse der Lok angeordnet, im Tenderrahmen wird das schwierig.

Zm Schluss gibts dann meistens noch einen Glockenanker mit den original Schnecken aber dann verkleinerter Schwungmasse(Drehbank).

Mehr ins Einzelne gehen will ich hier eigentlich nicht mehr, ich stelle auch keine Bilder ein weil ich ganz einfach während solcher Aktionen
und auch sonst keine mache. So eine Generalüberholung braucht viel Zeit, Geduld und Nerven aber auch gutes Werkzeug. Ich hab
mir das alles selbst angegeignet, Internet ist nicht so mein Ding und Foren schon gleich garnicht wegen dem vielen inhaltslosen Blabla
Dummsprech/Nachgeplapper. Ich mache mit meinen loks auch noch ganz andere Sachen, so kann man z.B. bei der IVh relativ einfach
eine Lok-Tender KK einbauen, die ist aber auch Eigenkonstruktion, kein Hersteller bietet sowas an, manche IVh Loks haben das aber auch
schon, vor allem die Liliput aber nicht die neueren Bachmannloks. Umbaubedarf gibts aber natürlich auch bei Roco, Brawa, Piko etc.

Summa summarum sind die Liliput Wien die besseren IVh Modelle, einfach zu remotorisieren und gut detailliert, die Räder!!!, Guß-
steuerung, nicht lieblos aus Blech gestanzt... Die Bachmann Loks haben einen zu grossen L/T Abstand, Riemenantrieb, ich hab
zwar eine auch schon "Verglockenankert", ist aber viel schwieriger wie bei den Loks aus Wien, die sind da total einfach.

Nach all den Arbeiten erhält man eine super laufende, sehr schöne Lok, stimmig in den Proportionen, freier Rahmendurchblick,
also eigentlich alles was man braucht. Die Lok zu digitalisieren ist Schwachsinn, es gibt keinen auch nur annähernd passenden Sound
egal von wem. Vor vielen Jahren gabs ja mal IVh Sound 1:1 zu hören, das wars für mich, für den Phantasiesound von heute geb ich
sicher kein Geld aus, kauf mir lieber nochmal eine IVh...

Ich denke das war jetzt mal das Gröbste was es zur Liliput Wien IVh zu sagen gibt, ein Hoch auf den Herrn Bücherl, der hat das
wirklich gut gemacht, damals...

DampfJo


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RE: Liliput Lok IVh 4000 Heusingersteuerung

#6 von Stahlblauberlin , 26.01.2024 10:20

Zitat von Dampf-Jo im Beitrag #6
Die Lok zu digitalisieren ist Schwachsinn, es gibt keinen auch nur annähernd passenden Sound egal von wem.

Mit dem Sound gebe ich dir absolut recht, es gibt für KEIN H0-Modell für meine Ohren erträglichen Sound, es fehlt in H0 schlicht und ergreifend das nötige Volumen das die Physik erzwingt.
Digitalisieren zum Fahren lässt sich das Modell einfach, und das ist auch sinnvoll. Mit gut eingestellter Lastregelung kann man auch hervorragend mit dem originalen Bühlermotoren leben, die brauchen allermeistens nur ein wenig Zuwendung in Form einer gründlichen Reinigung und fein geschliffenem Kollektor. Vom Laufverhalten unterscheiden die sich dann praktisch nicht mehr von den Glockenankermotoren, nur das Geräusch verrät sie dann noch.
Meine IVh fährt damit geräuschlos ohne Ruck an und schleicht mit umgerechnet 3 km/h vor sich hin. Dank dem wirklich guten, vollgefederten Fahrwerk auch ohne Pufferkondensator ohne jede Aussetzer oder auch nur Lampenflackern.


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RE: Liliput Lok IVh 4000 Heusingersteuerung

#7 von Karlheinz15 , 27.01.2024 14:36

Vielen Dank an alle Antworter. Besonderen Dank an Dampf-Jo für deine ausfühliche Beschreibung.
Da brauche ich einen ruhigen Tag um nach deinen Vorgaben die Lok zu zerlegen.
Melde mich dann.
Danke
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