Bin gerade mittem im Umbau, Elektrik ist soweit durch. Bilder konnte ich gerade nur mit dem Firmenhandy machen, die kommen erst nach meinem Urlaub, aber vorweg vielleicht eine Beschreibung, falls ich die Bilder doch nicht mehr nachliefern sollte...
Vorweg:
1. meine E 71 ist die letzte, die Roco zwischen 1998 und 2000 hergestellt hat, das Platinendesign entspricht nicht mehr dem Ursprung, was sehr gut ist und einiges vereinfacht.
Einfach mal ins ET Blatt schauen: https://z21app.roco.cc/doc/ET/1/DE/43816_9314.pdf
Mittig sind zwei Entstördrosseln verbaut und, ganz wichtig: es gibt zwei Kontaktfahnen für den Motor => Man muss da nichts basteln!
2. Mein Decoder ist nach Empfehlung hier der D&H PD10MU-3. Der stammt aus dem N Bedarf und entspricht dem, was man in H0 unter Micro verstehen würde, schafft aber 1A max am Motorausgang. (ist auch recht günstig und wenn er sich bewährt, wird der die Allzweckwaffe für normale Loks ohne Schnick und Schnack)
Beides Zusammen ergibt eine Ausgangssituation, die nicht mit den anderen Horrorgeschichten aus diversen Umbauberichten hier vergleichbar ist! Man muss nichts aufwendiges abbauen, nichts am Rahmen fräsen, nichts selber basteln!
Los gehts: Alle Teile, die man abbaut, an unsichtbahrer Stelle mit der zugehörigen Führerstands-Nummer markieren, damit nachher auch alles wieder richtig zusammen kommt, es ist nicht völlig egal!
Die "Drehgestelle" sind mit einer Schraube befestigt und gehen einfach ab, wenn man verstanden hat, dass eines mit einem unverschämt kurzen Kabel vebunnden ist => wenns hakt, das schwarze Kabel durchschneiden, das wirkt wunder! Schwarz ist Fahrstrom, Braun (haben eine Farbsehschwäche, das andere Kabel halt) ist Licht, ein drittes Kabel gibt es nicht, dafür muss das Gussgehäuse herhalten.
Einfach alles von der Platine ablöten. Wichtig: Die schwarzen Adern von den Drehgestellen kommen später auf der Platine wieder an die Stromschiene, die nicht mit dem Lokgehäuse verbunden ist! Macht man das falsch, geht die Zentrale später auf Störung und man darf wieder öffnen und umlöten.
Ein Kabel verschwindet nach oben, das ist Pantostrom und hängt an der Gehäuse-Stromschiene.
Die Richtungsdioden vom Licht werden natürlich auch runter geschmissen, die dürfen auf keinen Fall bleiben!
Nun zum Kern: wohin mit dem Decoder?
Hat man die Luftkessel-Attrappe entfernt, tauchen auf der Platine zwei recht dicke Drosseln auf, aber in der Attrappe ist viel Platz.
Erster Plan: Attrappe minimal aushölen und den D&H PD10MU-3 einfach darein werfen. Decoder reinhalten passt, kann man aber nicht montieren, die Drosseln sind doch zu fett. Die Attrappe weiter aushölen wollte ich auch nicht, denn frei nach "das Boot": "Irgendwann ist natürlich Schluss! Hält der Druckkörper nicht mehr! Dann wird das Boot vom Wasserdruck zerquetscht!". Bei mir weniger dramatisch, aber irgendwelche Löcher wären jetzt nicht so cool!
Und bevor jetzt jemand kommt und meint, die Drosseln braucht es nicht: Die Entstörmittel bleiben alle drin! @Stahlblauberlin hat das hier mal gut zusammen gefasst:
Entstörung von Motoren bei Digitalisierung
Nach Erfahrung mit einer Kato/Hobbytrain V 65, die ohne Entstörmittel einfach nicht läuft, bin ich davon geheilt, die alle ohne guten Grund rauszuwerfen!
Zweiter Plan: die Luftkessel sind innen zylindrisch hohl, die Drosseln sind auch zylindrisch, da muss sich doch was machen lassen! Also Drosseln von der Platine runter und in die Attrappe rein, Decoder drüber: es passt! Wenn nicht, den Mittelsteg in der Attrappe weiter schwächen und Platz für die Drosseln gewinnen.
Jetzt muss nur noch mein Nervenkostüm das Verkabeln abkönnen! Der Decoder kommt ja mit ausreichend langen, feinen, dünnen Litzen und das ging in der Tat ganz gut!
Banales Phrasendreschen: Wichtig ist immer, das alle Kabel lang genug sind und alles noch etwas Luft zur Bewegung hat, aber die Kabel in sinnlos langen Schleifen anecken und federn. Also einfach auf alles achten und keine Fehler machen, dann klappt das auch! (Ein Geheimrezept, dass wir mal im Studium entdeckt haben, seitdem läuft mein Leben auch viel besser!)
Auf den 2D Bildern wird man das im Kabelsalat eh nicht erkennen, deswegen beschreibe ich es:
1. Idee: Die Drosseln hätte man mit etwas Mühe direkt mit ihren Beinchen an den Decoder löten können, aber dann wäre das eine feste Einheite, die Null nachgibt. In so einer Situation, wo man erst die Lok wieder zusammen baut und ganz am Schluss hoffen muss, dass alles sauber unter diese Attrappe passt, fand ich das keine gute Idee.
2. Idee: Die Drosseln auf den Decoder zu legen und mit der kürzest möglichen Litze direkt anlöten ist zwar nicht starr, aber immer noch sehr kurz und biette wenig Spielraum.
Erfolgreiche Ausführung: Ich habe die Litze einmal auf der Rückseite des Decoders parallel zu den Drosseln entlang geführt und dann erst an die Drosseln gelötet. Durch dieses ~1cm lange Käbelchen haben die Drosseln jetzt etwas Spiel und baumeln sehr frei nach rechts und links, sind aber auf der richtigen Höhe!
Dann das Drossel/Decoder Paket dort auf die Platine gelegt, wo früher mal die Drosseln waren, denn dort sitzt ja die Kesselattrappe und dort muss auch alles wieder hin, und für jedes Kabeln einzeln einen schönen, nicht zu direkten Weg mit einem kleinen Bewegungs-S zum Lötpad gesucht und passend abgelängt.
Decoder Schwarz auf die Stromschiene ohne Gehäusekontakt, Rot auf die andere und Licht auf die nun freien Lötpads, die früher mal von den Dioden versorgt wurden => dort passen die Kabel der Drehgestelle ja auch sehr gut hin!
Als alles passen sollte, alle Kabel angelötet und dann der bange Moment: wird die Attrappe drüber passen? Werden die Drosseln freiwillig ihren Platz einnehmen, haben alle Kabel "die richtige" Länge?
Attrappe passt drüber, lässt sich noch verschieben, nichts spannt => es scheint geklappt zu haben! Nachtrag: manchmal ja, manchmal nein, werde die Attrappe weiter aushöhlen müssen, der Gesamtplatz ist zu gering. Aber die Konstruktion hält und fährt auch ohne die Attrappe.
Die Getriebe brauchen jetzt noch einen Service (in einem Drehgestell hakts im Getriebe, Stangen sind ab, es liegt an der Achse mit den Zahnrädern, aber das ist ein Job für morgen!), die Lok stammt aus einer Sammlung und ist noch nie gelaufen, aber ich bin guter Dinge, dass ich keinen groben Mist gebaut habe, der Decoder nicht abfackeln wird und die Lok dann ihre Runden dreht. Selbstverfreilich kommt noch ein Isolierpad in das Gehäuse, damit auch der zweite Motorpol sicher vom Gehäuse isoliert ist, aber das ist ja auch nichts dramatisches!
Alles in allem ist das heut zu Tage mit den winzigen Decodern und dieser späten Ausführung der Lok kein richtig schlimmer Umbau mehr! Man braucht ein bisschen Ruhe und muss ein bisschen mit den Kabeln tüfteln, Da finde ich jeden Einbau eines Decoders mit 8 poliger Schnittstelle nerviger: die ewig langen Strippen bis zur Schnittstelle, die man meist nicht braucht, aber trotzdem hat, sind da viel schlimmer wegzufummln!