Hallo zusammen,
mit einem Rückblick geht die Geschichte weiter: Anfang der 1980er Jahre war die Energiekrise auch im Osten Deutschlands (DDR) angekommen. Der zeitliche Versatz zur Energiekrise im Westen Deutschlands (BRD) war in den langjährigen Lieferverträgen im RGW begründet. Hier einige Eckdaten zur Öl- bzw. Energiekrise jener Zeit:
im Westen:
- Ölkrise 1973 wegen Jom-Kippur-Krieg,
- zweite Krise 1979 nach iranischer Revolution.
im Osten:
- UdSSR erhöhte ab Mitte 1970er schrittweise ihre Öl-Preise auch für die RGW-Kunden
- für die DDR bedeutet das: 1975 Ölpreis +150% im Vergleich zu 1970,
- ab 1980 13facher Preis im Vergleich zu 1970 plus Drosselung der Liefermenge,
- im Gegensatz zum Westen keine alternativen Bezugsquellen
Auch dramatisch verfasste Bittbriefe Honeckers an Breschnew konnten daran nichts ändern. Sämtliche auf den Ausstieg aus der Braunkohleverfeuerung zielende Modernisierungen der letzten Jahre wie z.B. moderne Öl-Heizkraftwerke oder auf Ölfeuerung umgebaute Dampfloks hatten somit ihre Daseinsberechtigung verloren. Es ging nur noch darum Erdölprodukte wie z.B. Heizöl und Diesel einzusparen, wo immer dies möglich war. Konkrete, mir bekannte Maßnahmen waren:
- Reaktivierung kohlegefeuerter Loks wie z.B. BR50.35 (1980-85)
- div. Verordnungen den Straßengüterverkehr betreffend: PTO? TNAO? …welche solche Dinge regelten, wie das Fahren mit 2 LKW-Anhängern oder dass der Güterverkehr über 50km Entfernung über die Reichsbahn abzuwickeln war.
- Neubau kohlegefeuerter Heizkraftwerke (Fernwärme)
- Reaktivierung der Holzflößerei auf der Mecklenburgischen Seenplatte (1983-85 StFB Waren (Müritz))
Mit sogenannten Kettenaufzügen wurden die Baumstämme nach der Flößung aus dem Wasser gezogen und anschließend auf die Feldbahnloren (Gleis rechts zu sehen) verladen.
Fiktion: Um die angelandeten Baumstämme nun mit möglichst wenig (Energie-)Aufwand vom Ufer des Malchower Sees zum 700m entfernten Holzausformungsplatz (HAP) der Forst direkt am Bahnhof transportieren zu können, wurde die Feldbahn des Sägewerkes noch einmal um ein paar Gleisjoche verlängert. Das Feldbahngleis führt nun vorbei am Kohlehandel, vorbei am Lagerplatz der BHG und endet hinter einem Feldbahnübergang direkt am Holzausformungsplatz (HAP).
Bei einem Vororttermin möchte sich nun ein Mitglied der SED-Kreisleitung selbst eine Bild von den Öl-/Kraftstoff-Einsparmaßnahmen bei der Forst machen. Selbstredend erfolgt die Anreise nicht mit der Bahn, sondern mit dem komfortablen Wolga-Dienstwagen. Dieser gleitet hier geschmeidig über den Bahnübergang...
...Der Motor brabbelt noch einmal kurz auf, dann ist das Ziel erreicht. Aus der Gegenrichtung nähert sich pünktlich auf die Minute ein ranghoher Vertreter der Forst mit dem werksneuen UAZ.
Großes Hallo schon beim Aussteigen - man kennt sich im Kreis. Nur der Buchhalter steht etwas abseits... Er soll das Einsparpotenzial in Zahlen festhalten. Der RK3-Kran hat in der Zwischenzeit einen Baumstamm vom exMPSB-Ssw Wagen aufgenommen.
Der Forstmann in Uniform... von der Staatsjagd?
Ein paar erläuternde Worte...
Anschließender Fototermin für die Bezirkszeitung "Freie Erde". Der Buchhalter darf nicht mit ins Bild...
Hier werden die Baumstämme zwischengelagert. Ein neuer (Lager-)Polter mit Kettenförderer zur Einschnittsäge soll erst noch errichtet werden. Man beachte den Arbeitsscheinwerfer am RK3-Führerhaus und die große (Strassen)Lampe am Kranausleger.... so gesehen auf einem Foto vom Bahnhof Klötze (Altmark).
Viele Grüße
Martin