Na ja, nicht ganz. Das war "tongue in cheek", wie die Angelsachsen sagen. An sich bin ich ein grosser Verfechter von Dampfloks; ich habe auch bisher 4 Stück davon in Echtdampf gebaut. Ich wollte allerdings immer mal eine "Echtdiesellok". Leider sind kleine Dieselmotore schwer zum Langsamlaufen zu bringen; sie klingen eher wie Kettensägen. Nun hatten sich zwei Dinge ereignet, die das Ganze ins Rollen brachten. Erstens konnte ich relativ preiswert eine langsam laufende sogenannte Hit & Miss Engine( Aussetzerregelung) aus China erwerben:
und zweitens hatte sich mein Freund Sanjaya (das war noch, als ich in den USA lebte) eine CNC Fräse/Drehmaschine zugelegt, für die er ein Projekt suchte. Er hatte sich ebenfalls so einen Motor zugelegt, sodass wir beschlossen, zwei Feldbahnloks daraus zu bauen.
Er kümmerte sich um die Herstellung der Räder und Kettenräder, während ich den Rahmen baute. Die Lok basiert auf einem alten Deutz Lanz, aber wir mussten etwas improvisieren, da der Motor natürlich etwas vom Vorbild abwich und ausserdem kein Diesel war. Aus der Grösse des Motors ergab sich ein Massstab von etwa 1:10. Hier eine Zeichnung des Vorbilds, die ich sicher zeigen kann, da sie aus einem über 100 jährigen Katalog stammt:
Nach kurzer Zeit hatten wir zwei kugelgelagerte Chassis:
Da der mitgelieferte Tank nicht zur Lok passte, wurde ein neuer gefertigt:
So konnte der erste Probelauf gestartet werden:
In der Folge wurde noch die Zündelektronik und die zugehörige Batterie in einer gelaserten Kiste untergebracht, ein Sitz mit Fahrer (Ersatzteil eines Rockcrawlers) ergänzt und später für die Mannschaft eine Bierkiste gelasert. Der Auspuff wurde durch ein mehr Lanz- ähnliches Gebilde ersetzt:
Die Probefahrten verliefen recht gut, allerdings war die Lok für meinen Geschmack zu schnell. Wir konnten nur eine Gesamtuntersetzung von 1:5 unterbringen, während 1:15 ideal gewesen wäre. Mein Freund war zufrieden mit seiner Lok, während ich darüber nachdachte, wie ich noch eine weitere Untersetzung unterbringen könnte. Ich dachte an ein Planetengetriebe und ein Bastelkollege hatte die zündende Idee: Wenn man das Sonnenrad antreibt und die Planeten als Abtrieb nimmt, bekommt man die richtige Übersetzung. Dabei muss das Hohlrad feststehen. Damit ergibt sich gleichzeitig die Möglichkeit, eine Kupplung zu realisieren. Ausgekuppelt: Das Hohlrad läuft frei. Eingekuppelt: Das Hohlrad wird gebremst. Nun aber woher günstig so ein Getriebe zu bekommen? Wieder half ein Kollege aus: Ein defekter Bohrschrauber lieferte genau die richtige Grösse:
Hier ein Blick auf das komplette Getriebe:
Inzwischen war ich wieder nach Deutschland zurückgekommen. Hier wurde dann noch ein Kupplungshebel und Anhängerkupplungen gefräst.
Übrigens sind einige Räder angerostet. Das lasse ich aber so, schliesslich ist das echter Rost aus Panama, als mein Container 3 Wochen im Regen stand. Wer hat das schon! So sieht das Maschinchen jetzt aus:
Inzwischen wurden noch die hässlichen Sechskantschrauben durch zierlichere Exemplare ersetzt. Einige Leitungen werden noch getarnt und die Bierkiste mit 3D-gedruckten Flaschen aufgefüllt. Die Lok ist bärenstark und lässt sich von Hand kaum anhalten. Eine Probefahrt auf meiner damaligen Anlage in den USA, die kurz vor der Stilllegung war, existiert auch noch:
Die Kupplung war damals noch in echter Feldbahnmanier ein Gummiband. Einige Bilder des Baus hatte ich schon mal in meinem Mammutthread gezeigt, aber es gehört eigentlich mehr in dieses Thema.
Und ja, Dampfloks sind definitiv nicht "out"!
Gruss