Zitat von im Beitrag Preispolitik der Modellbahnhersteller
............................... Ich hatte euch ja mal den Vergleich zu 1956 angeboten. Da ich auch Eigenrecherche setzte gehe ich mal davon aus, dass sich keiner die Mühe gemacht hat, weil dies unbequemer ist als Unmutsäußerungen. Tätet ihr das, so würdet ihr erkennen, dass die MoBa-Bestände, wie sie bei einem durchschnittlichen Foristi vorhanden sind vor 63 Jahren für Besserverdienende unerreichbar gewesen waren. So etwas wäre nur der absoluten Oberschicht möglich gewesen. ................................
Hallo Matthias,
zu Deiner oben zitierten Äußerung muss ich, entgegen meiner Anmerkung aus dem Beitrag #299, doch noch mal den Ball aufgreifen.
Ein Vergleich heute zu 1956 empfinde ich als etwas gewagt.
Warum meine ich dies?
Ich habe mir mal die Zeit genommen und bin der Sache etwas auf den Grund gegangen.
11 Jahre nach Kriegsende waren noch lange nicht alle Kriegsschäden beseitigt und viele Menschen hatten sicherlich noch ganz andere Sorgen und Nöte, ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Der Wiederaufbau dauerte bis in die 60er Jahre auch wenn das Wirtschaftswunder sich bereits ab 1956 langsam zeigte.
Unruhen und Aufstände in Polen, der DDR und Ungarn trugen sicherlich zu einer gewissen Furcht bei, des Weiteren gab es zu dieser Zeit noch die 6 Tage Woche, erst ab Ende 1956 wurde die reguläre Arbeitszeit von 48 auf 45 Stunden reduziert.
Dies war den Gewerkschaften zu verdanken, die bereits ab 1.Mai 1954 den Slogan raus brachte “Samstag gehört Vati mir“ – von daher wird in dieser Zeit (1956) auch nicht so viel Freizeit für Hobby o.ä. zur Verfügung gestanden haben und die Modellbahn eher als etwas nicht Alltägliches zu sehen war. Zeit für die Familie war wohl eher maßgebend.
1948 hatte die MiBa eine Auflage von 7000 Stück zu einem Preis von 1,50 DM – 2013 ca. 45.000 Exemplare plus diverser Sonderauflagen zu einem Preis von 7,40€ (entspricht 14,49 DM) Auch hieran kann man erkennen, dass die Nachfrage wohl stetig gestiegen ist und man offensichtlich heute immer mehr Zeit für das Modellbahnhobby zur Verfügung hat.
Kommen wir nun zum durchschnittlichen Verdienst der verschiedenen Jahre ………….
1956 war der durchschnittliche Verdienst in etwa 360,- DM. Meine Eltern hatten 1956 in Hamburg-Rahlstedt ein Reihenhaus gekauft – ich hatte vor ein paar Wochen die alten Unterlagen ausgemistet und dabei ist mir der Kaufvertrag aus dieser Zeit in die Hände gefallen. Kaufpreis für das Haus 27.000,-DM (ohne Dachausbau aber unterkellert).
Ein alter Katalog der Marke Trix Express aus dem Jahr 1961 liegt mir noch vor, in dem mein Vater handschriftlich die Preise von einigen Lokomotiven eingetragen hatte.
Eine Dampflok der Baureihe 64 kostete damals 22,-DM – der Durchschnittslohn betrug ca. 450,-DM.
Bitte beachten, keine Märklin Artikel sondern Trix. Auch darf man nicht die heutigen Formen der Lokomotiven mit denen der 60er Jahre vergleichen - wie hoch der Aufwand war oder ist, diese herzustellen, ist mir nicht bekannt.
Sicherlich gibt es Listen oder Kataloge (Koll ?) die Aufschluß darüber geben – mir liegen sie leider nicht vor. Allerdings habe ich in einigen alten MiBa Preisangaben gesehen, die meine Ausführungen bestätigen.
Ok, Durchschnittslohn heißt, dass es Löhne drüber und auch drunter gab – so wie heute auch und heute (habe nur bis 2012 gefunden) liegt er bei 2450,-€.
Eine Umrechnung von Euro zu DM macht aus heutiger Sicht nicht wirklich Sinn – wir verdienen in Euro und geben Euro aus - damals eben genauso in DM.
Es zählt lediglich das Verhältnis zueinander.
Und zum Thema Bestände von Fahrzeugen aller Art - es gab damals sicherlich nicht derartige Varianten respektive Ausführungen, die der allgemeine Modellbahner, der vorrangig mit Sohnemann spielen wollte, als Sammlung anstrebte. Ausnahmen bestätigen sicherlich wie immer die Regel.
Hobby, egal welcher Art, ist immer eine kostspielige Angelegenheit – letztlich gibt es uns aber etwas zurück, was in all den Zeiten immer notwendig war bzw. ist – nämlich Entspannung vom Alltag.