RE: Rennsemmeln zähmen

#1 von hjkoenig , 07.12.2018 10:55

Hallo,
auf meiner Spur N Kleinanlage fahren zur Zeit einige Kato Motorfahrgestelle (11-104, 11-105 und eine kleine Kato Straßenbahn. Ihren Fahrstrom bekommen sie von einem kleinen Piko Gleichstromfahrpult (5503-SC4.4) mit laut Aufprägung max 12V/ 450mA. Versorgt wird es vom zugehörigen Piko Schaltnetzteil (gleiche Leistung).

Nun ist mir folgendes aufgefallen: wenn ich den Fahrregler zur Hälfte aufdrehe, werden die Maschinchen zu Rennsemmeln, die im Geschwindigkeitsverhältnis jeden ICE schlagen. Für eine einigermaßen angemessene Geschwindigkeit brauche ich nur etwa ein Achtel des Fahrreglerausschlages.

Ich habe dann mit einem einfachen Multimeter an den Schienen nachgemessen (Einstellung für Werte bis max 20V Gleichstrom) für die langsame Geschwindigkeit sind laut Anzeige nur 3-4V nötig. Bei 7-8V geht die Raserei los (etwas mehr als ein Viertel Drehung mit dem Fahrregler). Die Spannung bei voll aufgedrehtem Regler habe ich dann lieber ohne Lok auf den Gleisen gemessen: ca 18V. Die Ergebnisse waren immer wieder nachvollziehbar.

Selbst wenn man nun Bedienungsfehler ausschließen kann und die Ungenauigkeiten eines einfachen Messgerätes einkalkuliert (z.B. bei den 18V den fehlenden Verbraucher berücksichtigt und sicherheitshalber die berühmten 1,4V zum Ergebnis dazuzählt), erscheint mir das Ganze sehr merkwürdig.

Vor diesem Hintergrund folgende Fragen:
- sind solche fragwürdigen „Leistungsreserven“ für so kleine Fahrgeräte üblich?
- Sind die kleinen japanischen Motoren für eine viel geringere max Voltzahl ausgelegt, als meine Stromversorgung mit dem Piko Fahrpult liefern könnte?

Und:
- wenn ich Digitalstrom für einen Fahrzeugdecoder in diesen Modellen brauche, welche Spannung sollte dann bei solchen Motörchen an den Gleisen anliegen? Zur Erläuterung: ich habe eine DSR von Hübsch zur Verfügung, die die Spannung am Gleis zuverlässig reduzieren kann, ohne Digitalsignale zu stören.

Gruß, Hajo König


Hans Joachim König, der seine Bahn im Frühjahr aufbaut und im Herbst wieder in die Kisten packt.


 
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RE: Rennsemmeln zähmen

#2 von Martin Lutz , 07.12.2018 12:46

Hallo Hajo,

Ich sehe da nur folgende Möglichkeiten:
- Motor austauschen gegen Motoren mit höherer Nennspannung, sonst baugleich.
- anderes Getriebe mit einer grösseren Übersetzung.
- Netzteile verwenden mit niedriger Ausgangsspannung (eventuell Märklin Miniclub Geräte, die haben, glaube ich nur max. 10V.

tiefere Gesamtspannung beschert dir unter Umständen schlechtere Fahreigenschaften, als bei grösserer Getriebeübersetzung


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RE: Rennsemmeln zähmen

#3 von hjkoenig , 07.12.2018 13:23

Hallo Martin,
da hilft dann wohl nur ausprobieren. Motor- oder Getriebewechsel wären für mich ein Aufwand, der sich bei den kleinen Maschinen nicht lohnt. Ich habe noch keine Loks der anderen großen Hersteller ausprobiert, außer der alten Minitrix T3, und die ist ja für ihre hervorragenden "Langsamfahr-Eigenschaften" geradezu berüchtigt.

Mich wundert allerdings weiterhin, dass das Piko Fahrpult fast 40% mehr Spannung liefert als offiziell vorgesehen, und dass diese Loks schon 12V wahrscheinlich gar nicht mehr vertragen (ich wollte das nicht ausprobieren).
Gruß, Hajo König


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RE: Rennsemmeln zähmen

#4 von volkerS , 07.12.2018 16:09

Hallo Hajo,
das Steckernetzteil liefert 12V Wechselspannung. Somit kann der Fahrtregler maximal 16V unter Last, deine Messung mit 18V ohne Last ist also korrekt.
Auf der Rückseite des Handreglers gibt es eine Einstellmöglichkeit mit der du die maximale Gleisspannung einstellen kannst. Bei dir steht dieser Einsteller (Pfeil) wahrscheinlich am + - Anschlag. Drehe mal bis zum Minus-Anschlag. (gegen den Uhrzeigersinn)
Volker


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RE: Rennsemmeln zähmen

#5 von hjkoenig , 07.12.2018 21:24

Hallo,
diese Einstellmöglichkeit hatte ich völlig übersehen. Sie stand allerdings halb zwischen + und - als ich meine Messungen machte. Ich habe sie nun in beide Richtungen verdreht und das Ergebnis war trotzdem jedes Mal ca 18 V ohne Last, bei ca 4 Volt angemessene Geschwindigkeit und bei 7V irres Rasen. Merkwürdig, merkwürdig. Das Netzgerät liefert übrigens gemessene ca 15V AC. Für die Zuverlässigkeit dieser Messung würde ich aber nicht die Hand ins Feuer legen, obwohl ich den Multimeter richtig bedient habe.

Zweite Versuchsreihe: Netzgerät getauscht, max 1A / 12W Leistung, stufenweise Einstellmöglichkeit der Spannung zwischen 3 und 12 V:
- Einstellung 12V, Regler voll aufgedreht:
ca 8V ohne Last
mit zwei gekuppelten Loks: ca 7V, immer noch zu schnell aber keine aberwitzige Raserei mehr /
Regler halb auf: ca 5V normale Fahrt
Regler ein Viertel auf: 3-4V langsames Fahren

Selbst bei einer Netzgeräte-Einstellung auf 9VAC funktioniert alles noch, nur dass der Regler für die gleichen Spannungen weiter aufgedreht werden musste (max Spannung ca 7V)
Bei Einstellung 12 betrug die am Sekundärkabel des Netzgerätes gemessene AC Spannung: 20V. Vielleicht sollte man doch lieber nicht messen ...
Gruß Hajo König


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RE: Rennsemmeln zähmen

#6 von rufer , 07.12.2018 21:30

Wenn nur einzelne Modelle zu schnell sind:
Bei H0 Modellen ist ein guter Tip, einen Digitaldecoder einzubauen, dessen Lastregelung auch bei DC Analog aktiv ist. z.B. ESU Lokpilot Standard (auch ESU V4 oder Märklin MLD3, die sind aber teurer). Es gibt auch kleine ("nano" bei ESU) Varianten davon, ev. geht das für Spur N.
Dadurch werden die Loks schon mal ordentlich eingebremst. Und wenn sie immer noch viel zu schnell laufen, kann man durch Ändern der CV sie noch langsamer machen (mit den genannten Decodern auch im Analogbetrieb). Zum Ändern der CV ist halt ein Lokprogrammer oder ähnlich nötig. Oder jemand mit einer Digitalzentrale programmiert dir die Decoder um.

Positiver Nebeneffekt für Loks mit schwachen Motoren: Durch die aktive Lastregelung laufen sie in Steigungen auch mit kleiner Fahrstufe eher noch an als ohne Decoder.

Grüsse
Rufer


 
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RE: Rennsemmeln zähmen

#7 von volkerS , 08.12.2018 08:05

Hallo Hajo,
es gibt, nach Bildern im Web, noch zwei Trimmer im Inneren des Handreglers. Mit dem Trimmer W4 könntest du die Gleisspannung noch weiter reduzieren.
Keinesfalls W3 verstellen, dann stimmt der 0-Punkt (Stop) nicht mehr.
Volker


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RE: Rennsemmeln zähmen

#8 von hjkoenig , 08.12.2018 22:17

Hallo Volker,
ich habe noch einmal genau hingesehen und mit dem anderen (einstellbaren) Netzteil einen weiteren Versuch mit dem kleinen Trimmer des Piko Reglers gemacht. Das Niveau des Fahrstroms lässt sich damit tatsächlich beeinflussen.

Außerdem muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich mir dieses andere Netzteil doch nicht genau genug angesehen habe. Es liefert nämlich auf der Sekundärseite keinen Wechselstrom sondern Gleichstrom und den in einer Spannungshöhe (ohne Last), die ausreichend genau dem Aufdruck am Auswahlschalter entspricht. Die Messung weiter oben mit 25V war ein krasser Bedienungsfehler am Multimeter (ich hatte auf Messung von Wechselstrom geschaltet) - ganz schön schlampige Arbeit ...

Dein Tip mit dem Drehen am Trimmer des Reglers und der von Martin Lutz zur Verringerung der Versorgungsspannung haben mein Problem erst mal gut gelöst, jedenfalls solange ich analog fahre.
Gruß, Hajo König


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