RE: Vorstellung: technische Wagentests

#1 von SAH , 27.12.2017 21:02

Guten Abend liebe Forenmitglieder,

bereits 2014 habe ich erste Überlegungen zu Wagentests in diesem Forum angestellt, dann kam lange Zeit Nichts mehr darüber. Inzwischen habe ich die Programmierung soweit umgestellt, dass ich die Wagentests in einem ersten Konzept vorstellen kann. Selbstverständlich sind Leistungsmessungen usw. bei Wagen nicht möglich, dafür aber andere Eigenschaften die den Betrieb betreffen. Auch Wertungen sind hinzugekommen. Doch der Reihe nach.
Zuerst musste die Frage geklärt werden, ob technische Wagentests überhaupt sinnvoll sind. Optisch gibt es mehr als genügend Publikationen. Technisch leider so gut wie keine, ausgearbeitete gar Keine. Dabei ist gerade das Verhalten der Wagen in Kurven, Steigungen, im Zugverband usw. Anlass zu manch einer Beschwerde, wenn es zu Entgleisungen kommt (Bsp.: die dreiachsigen Erz-Wagen der SJ/NSB in der Wendel). Daher sehe ich grundsätzlich einen (großen?) Bedarf an technischen Wagentests.
Nun stellte sich die Frage, welche Eigenschaften bzw. Angaben gesammelt werden sollen. Dazu habe ich folgende Aufstellung, die man auch aus den Erläuterungen zum Datenblattaufbau der Erfahrungsberichte bei Wagen entnehmen kann:

Allgemeines, also Angaben, die aus dem Katalog, durch Ablesen vom Modell oder einfachstes Nachmessen erhalten werden können. Da es auch um Tests geht, spielt selbstverständlich die Anzahl der getesteten Modelle (maximal 10, man muss ja nicht übertreiben), weil nur ein Modell nicht zur Beurteilung der Serie ausreicht.

Mechanik enthält die Angaben, für die man schon "etwas" genauer nachmessen muss: entweder mit dem Messschieber oder einfache Ausrollversuche. Mit integriert ist die Unterscheidung der Rolleigenschaften ohne bzw. mit Achslagerschmierung. Ein wenig Statistik ist auch dabei: je kleiner die prozentuale Schwankung, desto besser.

Rollfähigkeit mit allen relevanten Angaben und der statistischen Auswertungen dazu. Hintergrund: je besser das Rollverhalten, desto weniger wird eine Zuglok durch die Wagen belastet; auch hier wird auf die Toleranzen geschaut.

Kurvenverhalten: hier sind die Ergebnisse aus dem Onlinerechner Zugmassebestimmung für den jeweiligen Wagen zusammengefasst. Das geht von R0 bis R9 im Märklin-H0-System.

Die Zusammenfassung dieser gesammelten Daten als Bestandteil der Erfahrungsberichte sind noch im Aufbau. Vergleiche zwischen einigen ausgewählten Modellen können bereits unter
Datenvergleich zwischen Modellwagen angeschaut werden.


Im Zusammenhang mit den gesammelten Daten ist auch eine Beurteilung der Ergebnisse und damit des Modells möglich und wird daher von mir durchgeführt. Die Grundlagen zur Bewertung habe ich unter Bewertungsgrundlagen für Wagenmodelle zusammengefasst.

Wem dieses Dokument zu kompliziert ist, für den ist der folgende Abschnitt:
Bewertungskriterien für Wagenmodelle

Dokumentation
Dieser Teil umfasst die bereits bei meinen Loktestbewertungen genannten Punkte Packungsgröße vs. Modellgröße und die Dokumentation an sich. Letztere ist leider bei Wagen oftmals mangelhaft bis ungenügend (also gar nicht vorhanden!).

Konstruktion
Die ersten Bewertungspunkte umfasst ebenfalls wie bei den Loktests die Bewertung von Service, Didaktik und Wartung, das brauche ich (hoffentlich) nicht weiter zu erläutern.
Das zweite Bewertungskriterium ist die Toleranz der Masse (originale Ausstattung ohne Zurüstungen), hier habe ich für <+/- 2% 15 Punkte angesetzt (bei Vorbild sind es 3% ).
Drittes Kriterium ist die "Längenmasse", wie sie in der NEM 302 angegeben ist. In Ergänzung zur NEM 302 habe ich eine Obergrenze eingeführt, da zu schwere Wagen den Zugbetrieb genauso behindern können, wie zu leichte Wagen. Das könnte evtl. auch in die NEM einzug finden. :

Die letzten vier Punkte sind "etwas" statistiklastig:
konstruktive Toleranz (ohne und mit Achslagerschmierung)
Bei jedem Wagen werden die Ausrolleigenschaften ohne und mit Achslagerschmierung getestet, und dies jeweils 10 mal. Daraus ergibt sich eine prozentuale Standardabweichung. Bewertet wird der Mittelwert dieser Standardabweichungen aller getesteten Wagen eines Typs. So sind Ausreißer und starke Schwankungen in der Fertigung/Konstruktion leicht zu identifizieren. Die genannten 4% hören sich nach wenig an, ist zumindest bei den ersten Datensätzen viel.

Gesamttoleranz (ohne und mit Achslagerschmierung)
Hier wird die prozentuale Standardabweichung aller Rollstreckenmittelwerte beurteilt. Die geforderten 10% für maximale Punktezahl werden von den Probedatensätzen kaum erreicht.

Komfort
In diesem Abschnitt sind ebenfalls ein paar statistische, in der Mehrzahl jedoch praktisches Ausprobieren gefragt:

Verbesserung der Rollfähigkeit durch Schmierung
Verkleinerung der konstruktiven Toleranz in %
Verkleinerung der Gesamttoleranz
Diese drei Kriterien wurden (willkürlich) auf >20% für volle Punktzahl gesetzt, da eine Achslagerschmierung bei den vorhandenen Konstruktionen merkliche Verbesserungen ergibt, und Wälzlager in Nenngröße H0 nicht üblich sind.

Entgleisungssicherheit Kreisbogen vorwärts bzw. rückwärts
Entgleisungssicherheit S-Kurven vorwärts bzw. rückwärts
Die Punktezuteilung ist zugegebenerweise etwas unübersichtlich, doch zuerst kommt die Radiensicherheit und dann die Anzahl der Wagen. Unter Berücksichtigung der kleinen Spielanlagen wird hier mit R1 begonnen. Die vorhandenen Probedatensätze absolvieren die Schikanen mit Bravour. Bei Rlmms33 (4606 usw) wird dies anders aussehen.

Bis hierher sind es 16 Bewertungskriterien mit insgesamt 240 Punkten (15 * 16), wobei jeweils 43,8% auf Konstruktion und Komfort entfallen, die Dokumentation und Verpackung nur 12,5%.
Für die Probesatensätze kann man die Bewertungen unter Bewertungsvergleich für bis zu 10 Wagenmodelle ansehen.

In der Zwischenzeit habe ich ein paar Anregungen erhalten, die die Beurteilung der Fahreigenschaften bei Steigungen betreffen. Sofern ich das quantifizieren kann, werde ich das gerne aufnehmen.


Im Gegensatz zu den Loks können bei den Wagen alle interessierten systemunabhängig teilnehmen, weil keine komplizierten Messungen mit elektronischen Messgeräten erforderlich sind. Ich brauche nur die Angaben

mit freundlichen Grüßen,
Stephan-Alexander Heyn


Stephan-Alexander Heyn
www.sheyn.de/Modellbahn/index.php


SAH  
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