Hallo "Rammrolf",
damit die Sache nachvollziehbar wird, habe ich mal ein paar Bilder gezeichnet.
Zunächst einmal sind ein Brems- und ein Haltemelder nichts Besonderes. Das sind ganz gewöhnliche Schaltgleise, oder aber Reedkontakte, die durch einen Magneten unter der Lok ausgelöst werden. Oder, oder, ... Bei analogen Anlagen nutzt man solche Schaltgleise gerne, um etwa Weichen oder Signale zu stellen.
Bei der Digitaltechnik läuft das etwas anders. Bild 1 zeigt einen Gleisabschnitt, der vorne und hinten durch orangefarbene Gleise begrenzt ist: ein Block. Ein Block ist in der Regel so bemessen, dass sämtliche auf der Strecke verkehrende Züge komplett in ihn hineinpassen. Und zwar sollten sie im Grunde in den grauen Abschnitt passen, die orangefarbenen Gleise sind sozusagen der Sicherheits-Puffer.
Fährt nun eine Lok von links nach rechts, passiert zunächst noch nichts. Erst wenn sie am Übergang zwischen dem orangefarbenen und dem grauen Gleisbereich angekommen ist, ...
... passiert etwas: der dort installierte Gleiskontakt wird geschlossen (symbolisiert durch den jetzt roten Pfeil, welcher den Gleiskontakt symbolisiert). Dieses Ereignis (i.e. "geschlossener Gleiskontakt") wird vom Rückmelde-Baustein ausgewertet und an die Zentrale übermittelt: "Gleiskontakt links geschlossen". Diese Info wiederum wird von der Zentrale an den PC mit dem Steuerungsprogramm übermittelt. Der Besitzer hat nun dem Programm folgendes aufgetragen: "wenn eine Lok von links nach rechts fährt und dabei den linken Kontakt auslöst, dann leite eine Bremsung ein". Und genau das ...
... passiert auch: die Lok wird abgebremst. Dazu macht das Programm folgendes. Es kennt ja die Länge des grauen Gleisabschnittes, außerdem kennt es das gemessene Geschwindigkeitsprofil der Lok. Also rechnet das Programm aus, in welchem zeitlichen Abstand Befehle zur Geschwindigkeitsanpassung an die Lok gesendet werden müssen, und welche Geschwindigkeiten das sein müssen. Diese Infos werden dann vom Programm an die Zentrale übermittelt, welche die Lok dann in den vom Programm vorgegebenen Zeitabständen "anfunkt" und die zum Bremsen notwendigen Soll-Geschwindigkeiten übermittelt. Die Folge: die Lok wird innerhalb des grauen Gleisabschnitts von ihrer Anfangsgeschwindigkeit bis zur Kriechgeschwindigkeit abgebremst. Bei Erreichen des rechten Gleiskontaktes ...
... erhält der Rückmelde-Baustein die Info: "rechter Gleiskontakt geschlossen" (= rechter Pfeil rot). Dies wird wiederum an Zentrale und PC übermittelt, so dass das Programm jetzt weiß: "Lok ist am rechten Gleiskontakt angekommen". Daraufhin erzeugt das PC-Programm einen Befehl, der - über die Zentrale verschickt - den Halt der Lok auslöst.
Vorausgesetzt, der Abstand zwischen Brems- und Haltemelder ist exakt ausgemessen und vorausgesetzt, das Geschwindigkeitsprofil der Lok wurde korrekt vermessen, dann kann das PC-Programm aufgrund der Info der beiden Gleiskontakte die Lok absolut punktgenau abbremsen und zum Stehen bringen. Egal wie lang der Bremsabschnitt ist. Und egal mit welcher Anfangsgeschwindigkeit die Lok in den Bremsabschnitt fährt.
Übrigens geht das natürlich auch bei Fahrt von rechts nach links: das Programm vertauscht dann einfach die Rollen der beiden Kontakte: rechts = Bremskontakt, links = Halt-Kontakt.
Warum habe ich kein Programm genannt? Ich selbst benutze TrainController Gold und bin damit sehr zufrieden. Aber das, was ich geschildert habe, können wohl alle auf dem Markt befindlichen Programme: TrainController, WinDigipet, iTrain von Alexander Berros (übrigens auch unter Linux und Mac), RocRail (auch Linux und Mac), ... Die Auswahl des Programms ist ein wenig Sache des persönlichen Geschmacks. In vielen Fällen kann man Testversionen herunterladen und ausprobieren.
Übrigens: wer ein PC-Programm benutzt, der kann sich eine Zentrale mit Bildschirm schenken. Er braucht nur eine "Dose", die Befehle versenden kann - also z.B. eine IB-Com von Uhlenbrock, eine Lenz LZV100 oder Ähnliches. Und dazu ein Handgerät zum "Programmieren".
Noch Fragen? Vermutlich noch eine ganze Menge! Wenn ja: her damit! Digital ist längst nicht so schwer, wie "alte Analogos" am Anfang meinen. Ich war auch einer, aber irgendwann hat es "Klick" gemacht, und ich hatte die Vorteile der Digitaltechnik zumindest ansatzweise begriffen. Einmal angefangen, war dann kein Halten mehr. Und WEIL die Digitaltechnik so spannend ist, helfe ich gerne weiter.
Grüße, Randolf