Hallo Stummis,
heute melde ich mich mal wieder zum Thema Weichenbau. Doch zuerst noch ein paar Bemerkungen zum Ätzen. Ich wollte ja mal ein Messingblech der Firma Bungard probieren. Die einzige Quelle für 0,3mm-Blech von Bungard, die ich gefunden habe, ist Conrad. Allerdings negativ beschichtet. Ich hab es trotzdem mal probiert, man muß halt die Vorlage invertiert ausdrucken, ansonsten ist es ja das Gleiche. Und funktioniert sehr gut. Mit 30sec Belichtung und (Negativ!)Entwickler mit 40°C kriegt man ein gestochen scharfes Bild. Ihr könnt sagen was Ihr wollt, Bungard ist in Sachen Fotobeschichtung für mich die Nr.1. Und noch ein Tip für Nachmacher: das Fotoresist läßt sich nur mit einer kräftigen NaOH-Lösung entfernen (Positiv-Entwickler oder zur Not auch NaOH-haltiger Abflußreiniger). Die gute alte Weisheit "mit Aceton geht alles ab" gilt hier nicht . Für die Vorlagenerstellung habe ich probehalber mal Overheadfolie und Tintendrucker probiert. Man muß die Vorlage zwei mal übereinander drucken (das funktioniert erstaunlicherweise wirklich, der Papiereinzug arbeitet wirklich so exakt), dann hat man eine ausreichende Schwärzung.
So ausgerüstet mit frischem Material hab ich mich mal an die Umsetzung einer Idee gemacht, die mir schon eine Weile im Kopf rumspukt. Nämlich die Kleineisen nicht einzeln, sondern in Form eines zusammenhängenden "Kleineisenrosts" zu ätzen. Dazu mußte zuerst als Ätzvorlage die Weiche komplett neu gezeichnet werden. Ausgehend von der Größe des Ätzbleches mußte ich die Weiche dann in zwei etwa gleich große Stücke teilen. Geätzt hab ich dann das ganze Blech mit meiner großen Küvette mit Luftzufuhr, diese beschleunigt den Vorgang noch mal ungemein. Das sollte man dann aber nur noch im Freien tun !
Und so sieht das Ergenis dann aus, zwei "Roste" für 6,5°-Linksweichen:
hier mal der Bereich des Herzstückes
und hier der Zungenbereich
Um jetzt daraus eine Weiche zu bauen, wurden die zwei Hälften mit wasserlöslichem Kleber (Prittstift) auf eine Hartfaserplatte geklebt. Beim nächsten mal werde ich aber etwas glatteres nehmen, Glas oder eine passende Fliese o.ä. Das Ablösen war nämlich dann etwas mühsam, man darf dabei keine große Kraft aufwenden, denn die Stege sind schließlich nur ca. 0,15mm dick und entsprechend empfindlich.
Hier ist nun schon die Herzstückspitze aufgelötet. So geht es nun weiter, wie beim Weichenbau mit Pertinaxschwellen auch. Da die Schienen eine klare Führung in den Kleineisen haben, ergeben sich die richtige Spurweite und die Rillenmaße von selber. Ist ein bißchen wie einen Bausatz zusammenbauen.
So sieht das Ganze dann nach dem Ablösen aus:
Im Prinzip schon eine funktionstüchtige Weiche, nur halt sehr labil. Jetzt kann man schon mal die Stellstange montieren, Kabel anlöten und evtl. schon farblich behandeln.
Ein passender Schwellenplan ist bei der Konstruktion mit abgefallen, zur Erleichterung des Schwellensägens hab ich an jede Schwelle die Länge mit drangeschrieben:
Nachdem die Schwellen auch farblich behandelt wurden, wird der "Rost" aufgelegt, ausgerichtet und an drei, vier Stellen fixiert. Nun kann man ganz entspannt bohren und nageln. Da die Kleineisen nicht jedes erst versäubert, ausgerichtet und fixiert werden müssen, geht das richtig flott. Wenn alles fertig ist, werden die dünnen Stege zwischen den Schienen entfernt. Ich hab dazu ein altes, ohnehin stumpfes Bastelmesser genommen, da der Seitenschneider zu groß war. Und fertig ist die Weiche, nur mit Holzschwellen, Bauzeit auch nicht viel länger als die klassische Pertinax-Methode.
Ja, das wars an Neuem von der Weichenbau-Front
Schönes Rest-Wochenende noch
wünscht Ulli