Liebe Gemeinde,
nach längerer Liebäugelei habe ich mir letztes Wochenende den Verbrennungstriebwagen der Baureihe VT 36.5 mit Steuerwagen VS 145 von Hobbytrain zugelegt. Normalerweise schreibe ich keine Testberichte, da hier aber bislang über diesen schönen Triebwagen bislang nur wenig geschrieben wurde, dachte ich, mache ich mich mal ans Werk.
Gegenstand dieses Berichts ist der Artikel H303801S, also die digitale AC-Version mit Loksound. UVP des Triebwagens in dieser Version ist 499,90 EUR. Bei MSL gibt es den Triebwagen derzeit für 449,91 EUR. Dies ist natürlich eine Hausnummer, wo sich jeder selber Gedanken machen muss, ob ihm/ihr dies das Geld wert ist...
Verpackung:
Das Modell kommt in einer stabilen Hartkarton-Umverpackung, die recht wertig ausschaut. Diese lässt sich leicht öffnen. Unter einer dünnen Schaumstoffschicht finden wir zunächst zwei Anleitungszettel von Hobbytrain sowie Anleitungen von ESU zum Loksound- bzw. Lokpilot-Dekoder (dazu später mehr). Die Modelle selber sind in einer Blister-Verpackung verstaut, dort selbst noch wieder mit kleinen Schaumstoff-Streifen gegen Verrutschen gesichert. Dies soll wohl dem Verdrehen der Modelle in der Verpackung Abhilfe schaffen, von dem bereits an anderer Stelle berichtet worden ist.
In der Blisterverpackung findet man auch zwei kleine Tütchen mit zusätzlichen Bremsschläuchen und Normkupplungen. Diese sind für den Fall, dass man entweder die Modelle für die Vitrine zurüsten möchte (eine Seite des Triebwagens bzw. des Steuerwagens sind nicht zugerüstet, da hier die Kupplung installiert ist), oder falls man auf beiden Seiten eine Kupplung anbauen möchte.
Auf der Blisterverpackung ist ein Hinweis aufgeklebt, dass bei der Programmierung des Dekoders ein Fehler unterlaufen ist, und dass ein CV auf einen anderen Wert gesetzt werden muss, um eine vorbildgerechte Endgeschwindigkeit zu erreichen. Im Auslieferungszustand soll diese zu gering sein.
Erster Eindruck:
Die Modelle sind m.E. sehr gut detailliert. Es fallen viele angesetzte Details auf, auch der Wagenboden ist reich mit angesetzten Bauteilen wie Toiletten-Auslässen, Batteriekästen und dergleichen ausgestattet. Auch die jeweils äußeren Wagenenden sind reich mit Bremsschläuchen, Steuerkabeln und dergleichen bestückt. Die Führerstandsfenster sind mit winzigen, angesetzten (nicht gravierten!!!) Scheibenwischern ausgestattet. Ein nettes Detail sind auch die teilweise heruntergelassenen Seitenfenster.
Führerstand und Fahrgastraum bieten freien Durchblick und sind mit Inneneinrichtung ausgestattet. Nur, wenn man es darauf anlegt, kann man im VS den Dekoder erkennen. Sowohl VT als auch VS sind mit Innenbeleuchtung ausgestattet, die mit warmweißen LEDs versehen ist.
Das Dreieck-Spitzensignal ist vorbildgerecht dargestellt, hier ist insbesondere das obere Licht erwähnenswert, welches freistehend und trotzdem per LED beleuchtet ist - SMD-Technik macht's möglich. Hier fällt leider auf, wie auch schon an anderer Stelle berichtet, dass die obere Laterne leicht schief ist, dies lässt sich aber mit etwas Fingerspitzengefühl leicht beheben. Um ein bekanntes Modellbahnmagazin aus einem anderen Testbericht zu zitieren: Hier kommt wohl der Formenbau an seine Grenzen...
Die Anleitung zu den Modellen besteht wie oben beschrieben aus zwei DIN A4-Zetteln. Ein doppelseitig bedruckter Zettel gibt Auskunft über Pflege und Wartung sowie zum Einbau eines Dekoders (für die analogen Ausführungen). Ein weiterer Zettel gibt Auskünft über die (sehr umfangreiche) Belegung des Digitaldekoders.
Inbetriebnahme:
Der Triebwagen ist mit einem ESU Loksound 4.0 mit RailcomPlus ausgestattet. Der Steuerwagen ist mit einem ESU LokPilot 4.0 ausgestattet. Es besteht also kein Zwang, per stromführender Kupplung dem Steuerwagen Strom zuzuführen - mit dem Nachteil, dass zumindest in der AC-Version durch den zusätzlichen Schleifer etwas mehr Rollwiderstand entsteht.
Der Triebwagen meldet sich dank RailcomPlus nach dem Aufgleisen und Anschalten des Digitalstroms selbsttätig an der Zentrale an. Meine Ecos vermeldete sogleich, dass die Werksadresse '3' bereits vergeben sei und schlug eine Adresse vor, diese kann man sodann übernehmen. Alle Digitalfunktionen des Triebwagens sind danach gleich fertig konfiguriert, eine manuelle Einstellung der diversen Funktionen ist nicht vonnöten. Ein nettes Gimmick, wie ich finde.
Der Triebwagen meldet sich nicht automatisch an, hier ist eine manuelle Programmierung der Digitaladresse nötig.
Ich habe dann noch die werkseitig installierte Schlabber-Bügelkupplung gegen eine Märklin-Kurzkupplung ausgetauscht. Hier fiel mir auf, dass die KK-Kulisse doch arg schlabberig ausgefallen ist, hier muss man sehr vorsichtig sein, dass man keinen Kollateralschaden anrichtet. Die "alte" Kupplung rutschte allerdings fast von selbst aus dem Normschacht, die Märklin-KK ging nur sehr schwer in den Schacht, aber dies ist ja nicht unbedingt schlimm. Man muss nur darauf achten, dass man mit dem Finger den Normschacht soweit fixiert, dass der Schacht nicht zu den Seiten und nach hinten "ausbüxen" kann.
Dann tat sich leider noch eine weitere Kalamität auf, die ich wiederum nicht so schön fand. Die Schleifer, die übrigens relativ fieselig wirken (die neuen Märklin-Schleifer übrigens auch...), sind ledigleich mit einem kleinen gesteckten Plastikbauteil am Drehgestell befestigt. Am Steuerwagen war bei meinem Modell dieses Plastikbauteil etwas lose, wodurch der Schleifer Spiel hatte und sich die Lötstelle, wo das Kabel an den Schleifer ging, gelöst hatte. Glücklicherweise, trotz kurzen Kabels, war aber auch hier schnell Abhilfe zu schaffen.
Sodann funktionierten nach einem ersten erfolgreichen Test am Steuerwagen plötzlich die Lichter nicht mehr, hier hatte sich wohl ein CV verstellt, der dafür sorgte, dass die Lichter nicht mehr funktionieren. Dieses Problem ist wohl dekoder-bedingt, dies hatte ich auch schon bei einem anderen ESU-Lokpiloten...
Probefahrt:
Die Anleitung empfiehlt das Modell eine halbe Stunde in jede Fahrtrichtung einzufahren. Gesagt getan, nur etwas schwierig auf einer Punkt-zu-Punkt-Anlage. Aber was soll's. Das Modell zeichnet sich durch einen ruhigen Motorlauf aus und fährt auch bei Kriechgeschwindigkeiten ruhig und ruckelfrei. Der Motor gibt ein leises sirrendes Geräusch von sich, das aber nicht störend auffällt.
Aktiviert man die Geräuschfunktionen, so fällt ein nicht zu lauter, aber satter Sound auf. Hier muss ich sagen, dass die Tonqualität schon recht gut ist. Hier tat einem so mancher "Brüllwürfel" anderer Hersteller schon eher im Ohr weh... Die Ausstattung mit abspielbaren Geräuschen ist sehr umfangreich ausgefallen, hier sind an die 17 Tasten belegt. Interessant ist u.a. die Möglichkeit sowohl einen Kaltstart als auch einen Warmstart des Motors zu simulieren. Gleichermaßen kann man Kurvenquietschen oder Schienenstöße simulieren. Letzteres Geräusch geht durch die üblichen Fahrtgeräusche inkl. "Schleiferschleifen" leider etwas unter. Es gibt mehrere Horn-Töne, Türenklappen, einen Schaffnerpfiff, zwei Bahnsteigansagen, eine Glocke und diverse "Technikgeräusche".
In der Fahrt, wie gesagt, läuft der Triebwagen ruhig. Was mir etwas negativ aufgefallen war, ist die Tatsache, dass bei geschobenem Steuerwagen in Steigungen mit Kurven die Traktion teilweise nicht ausreichte. Bei gezogenem Steuerwagen (also VS bergabwärts) ist die Bergfahrt kaum ein Problem. Übt man leichten Druck auf das Dach des VT aus, stellt man fest, dass das Antriebsdrehgestell wohl nicht genug Druck auf die Gleise ausübt. Hier muss wohl etwas Ballast her...
Mein Fazit:
Für den zugegebenermaßen recht stolzen Preis erhält man ein schönes Modell mit einigen kleineren Macken, die m.E. aber den positiven Gesamteindruck nicht nachhaltig zu trüben vermögen. Es ist auf jeden Fall ein Modell, welches nicht alltäglich ist und einen schönen "Spielwert" bietet, nicht zuletzt auch durch die schönen Soundeffekte.
Wünschenswert wäre, wenn die oberen Stirnlampen etwas besser befestigt wären und der Schleifer etwas stabiler wäre. Ansonsten bin ich aber für meinen Teil sehr zufrieden.
Entsprechende Bilder konnte ich noch nicht machen, werde sie aber ASAP nachreichen...
Ich hoffe, Euch hat der Testbericht ein bisschen gefallen, über konstruktive Kritik, Anmerkungen und Fragen würde ich mich sehr freuen!
Testende Grüße aus Oldenburg,
Sebastian