Hallo Florian,
zum Thema Lötstation bzw. Löten möchte ich dir einige Anregungen mitgeben. Digitale Lötstationen haben zwar aber eine Temperaturanzeige, aber das kann bei Verwendung von verschiedenen Lötspitzen trotzdem zu Frust führen. Warum? Weil der Temperaturfühler eben nicht direkt in der Lötspitze sitzt, sondern irgendwo im Lötkolben (je nach Modell unterschiedlich). Und die tatsächliche Temperatur an der Lötspitze wird dir so eine digitale Anzeige nicht korrekt anzeigen können.
Beispiel: Ich verwende bei mir bleifreies Lötzinn mit einem Schmelzpunkt von ca. 215 Grad. Wenn ich meine Meißelspitze drauf hab, dann stell ich am Lötkolben ca. 260 Grad ein und ich komme damit auf 230 Grad an der Lötspitze. Verwende ich jedoch eine dünne Lötspitze (Bleistiftspitz 0,8mm), dann muss ich meine Lötstation auf 420 Grad (!) aufdrehen, damit vorne an der feinen Spitze die Ziel-Temperatur von 230 Grad erreicht wird! Warum ist das so? Je nach Form und Länge der Lötspitze geht unterschiedlich viel Wärme verloren. Ganz vorne kommt dann manchmal nur noch wenig Wärme an.
Daher mein Tipp, wenn du nicht ewig die richtige Temperatur für jede Lötspitze durch Probieren herausfinden willst: Lege dir ein Temperatur-Messgerät zu. Ich verwende das hier: Lötkolbentemperatur-Messgerät LTT 1 ... kann ich dir wärmstens empfehlen. Damit finde ich sofort raus, wie hoch ich die Temperatur für welche Lötspitze einstellen muss, damit ich ohne Probleme löten kann.
Wichtig ist natürlich, dass du den Schmelzpunkt deines Lötzinns kennst. Wenn der nämlich bei 215 Grad liegt (so wie bei meinem) und du mit 280 Grad an der Lötspitze ankommst, dann verdampft dir das Flussmittel sofort und du kriegst das Lötzinn nicht ordentlich ans Kabel bzw. auf die Platine. Als Faustregel nutze ich für mich die Formel: Maximale Temperatur an der Lötspitze = Schmelzpunkt + ca. 10% ... damit hab ich die besten Erfahrungen gemacht.
Allgemein solltest du bei der Wahl der Lötstation darauf achten, dass es Ersatz-Lötspitzen gibt (wurde ja schon erwähnt). Achte bei der Wahl der Lötstation bitte auf eine ordentliche Leistung. Damit machst du dir das Leben deutlich einfacher. Meine Lötstation hat eine Leistung von 60 W (Anheizleistung deutlich höher). Für den Modellbahnbereich sind 60 Watt absolut ausreichend und ich komme damit gut zurecht (auch dickere Drähte lassen sich damit noch gut löten).
Zur Wahl der Lötspitze kann ich dir nur folgendes raten: Dünne Lötspitzen haben ein hohes Frustpotential - vor allem für Anfänger. Warum? Weil je dünner die Lötspitze, desto kleiner ist die Fläche für die Wärmeübertragung von der Lötspitze zum Zielbauteil / Draht. Das heißt, du musst die Lötspitze manchmal sehr lange an einen Draht / Lötstelle halten, damit das Lot flüssig wird (was gefährlich für daran hängende Elektronikbauteile werden kann, wenn die zu lange zu viel Hitze abbekommen). Ich verwende für die meisten Lötarbeiten daher eine Standard-Meißelspitze (auch für SMD). Die Bleistiftspitzen kommen bei mir nur zum Einsatz, wenn ich an bestimmten Stellen auf der Platine nicht anders rankomme.
Viel wichtiger als eine dünne Lötspitze ist meiner Meinung nach einer möglichst dünner Lötdraht. Je dünner der Draht, desto schneller wird er flüssig (ich verwende Draht mit der Dicke 0,35mm). 0,5 mm dicker Draht ist für die meisten Arbeiten am angenehmsten. Die meisten Standard-Lötdrähte sind 1mm oder dicker... für Decoderlitzen meiner Meinung nach nicht optimal, da man dass Lötzinn schlechter dosieren kann, je dicker der Draht ist.
Ach ja, ich verwende übrigens eine Lötstation von ERSA: ERSA Analog 60 ... ist etwas teurer als 50€, aber wenn man öfters löten will, dann sollte man nicht am falschen Ende sparen. Die Qualität des Endprodukts wird auch von der Qualität des Werkzeugs mitbestimmt. Aber falls es dich beruhigt, ich hab meine ersten Platinen mit einem Standard-Lötkolben für 10€ gelötet... hat auch in den meisten Fällen problemlos funktioniert Also der Preis ist nicht alles.
So, ich hab jetzt mal ein bisschen erzählt, was mir zu dem Thema spontan eingefallen ist. War jetzt doch ein bisschen mehr als gedacht ... Wenn du noch weitere Fragen hast, dann kannst du gerne jederzeit auf mich zukommen!