Nun also die "Heizerseite". Sie steht inhaltlich im völligen Kontrast zur gegenüberliegenden Lokflanke, ganz im Gegensatz zu Rothenburg und Raubrittern, Rostbratwürsten und Romantik. Sie steht für das Nordbayern von Heute und Morgen, das innovative Hightech-Franken, Standort für Weltmarktführer und Technologieimpulsgeber.
Man hat so das Gefühl als höre man angesichts des letzten Satzes das bajuwarisch-brachiale Schenkelklopfen bis hierher krachen. Ja, da lacht der Burensohn, da grölt's durch Bayerns Tann: Hightech? In Franken? Bei denen? Nichtmal deren Dialekt kannst Du Restdeutschland zumuten - dachte sich das merkbefreite Mainzer ZDF wohl und verortete das oberfränkische Mödlareuth, in dem der Dreiteiler "Tannbach" spielt, sprachlich flugs ins Oberbayrische.
Und da - Hightech? In Nordbayern, bei die Parias unter den deutschen Ethnien? Der Franke, der - wie es Christoph Süß formulierte - "Kurde Bayerns"?
Doch aufgemerkt, wie Erwin Belzig sagen würde. 1866 schrieb Ludwig II. (er hielt sich gerade in Nürnberg auf) an Richard Wagner:
„In keiner Stadt fühlte ich mich so heimisch wie hier. Die Bevölkerung ist intelligent und durchaus edel, unterscheidet sich darin so vorteilhaft von dem Münchner Plebs.“
[zitiert aus: Reiser Rudolf: Zwei Jahrtausende Bayern in Stichworten. Daten, Namen, Fakten.
Ehrenwirth Verlag München 1988; S.249]
Ausgerechnet der so verehrte bayerische "Kini". *kicher* Das Schenkelklopfen erstirbt, es ruht im eben noch durchröhrten Tann. Tja - und hätte ihn sein Lebensweg nicht in den Starnberger See geführt, dann hätte er wohl noch - alles sauber belegt - Nürnberg zur Landeshauptstadt gemacht. Jo. Schön, dass wir das geklärt haben.
Und nun, wo wir eine paritätische Ausgangsposition eingenommen haben, möchte ich die Leuchtturmprojekte vorstellen, die ich nach umfangreicher Lektüre für "meine" Botschafterlok Frankens ausgewählt habe; zugegebenermaßen völlig unfachmännisch, völlig proporzfrei, völlig unrepräsentativ, um diesbezüglicher Kritik gleich vorab zu begegnen.
Bild
Beginnen wir von links. Unsere "Frankonia" hat zwei identische Lokfronten um einen konstant hohen Wiedererkennungsfaktor zu gewährleisten. Die Struktur von Behaims Erdapfel schließt bündig mit der jenseitigen Führerstandsschräge ab und wird daher nicht wieder aufgenommen.
Das Grundmuster dieser Lokseite ist das Hexagon. Dies nicht weil die Lok Werbung für die fränkische Imkerinnung fahren oder eine Hommage an "Dalli-Dalli" und Hänschen Rosenthal (der sehr wohl eine verdient hätte) sein soll; mitnichten. Das Hexagon ist das Symbol des "Netzwerk Nordbayerns", das Kontakte, Know-how und Kapital für wachstumsorientierte Gründer und Unternehmen in Franken bereitstellt. Mit Businessplänen, Finanzierungsnetzwerken, individuellem StartUp-Coaching und weiteren Dienstleistungen ist es diesem gelungen, seit 1996 über 1400 Unternehmen mit über einer Milliarde Euro Gesamtumsatz und mehr als 11.000 Arbeitsplätzen in Nordbayern anzusiedeln. Zusammen mit der südbayerischen Initiative evobis bildet das Netzwerk Nordbayern die Initiative BayStartUp, eine vom Bayerischen Wirtschaftsministerium und der Wirtschaft geförderte Institution für Gründung, Finanzierung und Wachstum in Bayern. So bildet das "Netzwerk Nordbayern" nicht nur den organisatorischen, sondern, auf unserer 146, auch den bildlichen Rahmen für manches Leuchtturmprojekt.
Das erste ist LPKF Laser & Electronics AG, Fürth. LPKF ist Weltmarktführer in verschiedenen Bereichen der Mikromaterialbearbeitung mit dem Laser.
Wenngleich der Geschäftssitz von LPKF Garbsen bei Hannover ist, sind nirgendwo besser als am Standort Fürth die Kompetenzen im industriellen Einsatz der Lasertechnologie und Laseroptik, der Präzisions-Antriebstechnik und der Steuerungstechnik vereint, wo diese Fähigkeiten in besonders leistungsfähige, wartungsarme und wirtschaftliche Lasersysteme auf Weltspitzenstandardniveau umgesetzt werden.
Der aus dem Sechseck "hervorschießende" Sportwagen steht stellvertretend für die Automobilzulieferbranche im Raum Aschaffenburg, und hier ganz speziell TRW. TRW Automotive, Michigan, zählt zu den führenden Automobilzulieferern der Welt. Das TRW-Zentrum für das europäische Lenkrad- und Fahrerairbaggeschäft befindet sich in Aschaffenburg. Von hier aus werden mit rund 750 Mitarbeitern jährlich 1,2 Millionen Lenkräder und 3,5 Millionen Airbag-Abdeckkappen produziert und damit ein Umsatz von 80 Millionen Euro p.a. Die im modernen Aschaffenburger Entwicklungszentrum entstandenen Innovationen und Lösungen für die Automobilindustrie werden weltweit umgesetzt.
Im Hexagon darüber finden wir das Exzellenzzentrum Medizintechnik der Medizinhauptstadt Erlangen, auch bezeichnet als Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg EMN (Wobei... die Pegnitzwiesen Erlangens als "Valley" zu bezeichnen schon weit jenseits allen Euphemismus ist). Es gehört sicherlich zu den fünf deutschen Spitzenclustern der Medezintechnik und in der Tat hieße es Eulen nach Athen zu tragen, verlöre man allzu viele Worte über die "Siemensstadt Erlangen". Das Medical Valley EMN wird getragen von über 40 innovativen Medizintechnikunternehmen, hochrangigen Forschungsinstitutionen wie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Fraunhofer-Institut, dem Uniklinikum Erlangen, den politischen Gremien der Metropolregion Nürnberg und des Freistaates sowie den auf Medizintechnik spezialisierten Netzwerken und sucht wohl nicht nur deutschlandweit Seinesgleichen.
Rechts daneben finden wir das Siemens Airport Center (SAC) Fürth; eine weltweit einzigartiges Simulationszentrum für Flughäfen (ob man in Berlin von dem Teil schonmal was gehört hat..? ). Das Siemens Airport Center (kurz SAC - war wohl ein Spaßvogel der meinte, es wäre keine andere Abkürzung möglich als die, die auch das amerikanische Strategic Air Command führt ) ist eine Simulations- und Trainingsanlage für die komplette technologische Infrastruktur eines Flughafens, wie es sie nirgendwo sonst gibt. Hier kann man Gepäckförderanlagen, Parkleitsysteme oder Andocksysteme für einen Flughafen in der Größe von London Heathrow betreiben. In nur acht Monaten Bauzeit hat Siemens das SAC errichtet und Ende 2005 eröffnet. In dieser Domäne ist Siemens Weltmarktführer - und in Franken zu Hause.
Rechts oberhalb des SAC und in Wirklichkeit oberhalb des Mains finden wir den Science-Park inklusive Innovations- und Gründerzentrum Würzburg. Der Science-Park ist ein 70.000 Quadratmeter großes Areal im Gewerbegebiet Würzburg-Ost, in dem sich seit 2001 Hightech-Firmen und Dienstleister ansiedeln. Durch die Verknüpfung mit dem Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) ergeben sich Synergieeffekte mit positiven Auswirkungen für die Wertschöpfung in der gesamten Region. Universität, Fachhochschule und zahlreiche Forschungseinrichtungen in der Nähe machen den Science-Park zu einem bevorzugten Standort für junge Unternehmen, die von diesem hervorragenden wissenschaftlichen Umfeld profitieren. IT-Firmen finden sich hier genauso wie das Verarbeitungstechnikum und das Technologie-Zentrum des Süddeutschen Kunststoffzentrums (SKZ), das sich mit der Erforschung und Anwendung von Hightech-Werkstoffen befasst.
Für Existenzgründer aus dem Bereich der Biotechnologie und Biomedizin hat sich der Science-Park Würzburg in Kombination mit dem IGZ als die optimale Startadresse erwiesen.
Auch der Gegenstand des nächsten - und letzten - Sechsecks liegt am Main: Es ist das Center Smart Materials (CeSMa), lokalisiert am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg. Hier sollen die wirtschaftlichen Potenziale von intelligenten elektromechanischen Materialien weiter ausgebaut werden, indem man neue Smart Materials entwickelt, die eine höhere Leistungsfähigkeit ihrer mechanischen Funktionen erlauben; neue Applikationen von Smart Materials durch innovative Designprinzipien und in Form von Demonstratoren erschließt und schließlich die neuen Technologien auf der Grundlage von Smart Materials durch Transferprojekte in die Industrie überträgt.
Soweit meine willkürlich von mir auserkorenen sechs "Leuchttürme", die mitnichten alles widerzuspiegeln vermögen was Nordbayern an Innovationstechnologien state of the art zu bieten hat; die Aktivitäten der Carbon- und Nanotechnologiefirmen Frankens (so sei z.B. nur auf H.C.Carbon, dem Spezialisten für Carbon- und Schichtmineralien mit Sitz in Rednitzhembach verwiesen) sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt.
Dem Zeitgeist geschuldet sind natürlich die ganzen Anglizismen - aber warum soll unsere Botschafterlok nicht auch Investoren aus dem englischsprachigen Raum ansprechen?
So weit, so gut. Ich hoffe, ich habe Euch mit meinem Begleittext nicht über Gebühr strapaziert - aber ich wollte nicht, dass der Eindruck einer einfach nur irgendwie futuristisch neonfarben bunten Lok entsteht. Ich wollte auch, dass das Konzept dahinter nachvollziehbar wird.
Das war's dann für dieses Mal. Und, was soll ich sagen? "Schauen Sie einfach wieder rein wenn's bei uns da nächste Mal heißt: 'Vorbildfrei - und Spaß dabei!!!' "
Grüße!
Christian