And now for something completely different. Ein Zitat aus einem großartigen Film - in diesem Falle aber nicht aus dem richtigen.
1862 entführt im Sezessionskrieg beim sogenannten "Andrews-Überfall" ein Sabotagetrupp der Nordstaaten einen Zug der Western & Atlantic Railroad, um die Eisenbahnverbindung in das von den Nordstaaten belagerte Chattanooga zu unterbrechen. Das Vorhaben mündet in der wahrscheinlich wildesten Lokomotivjagd der Geschichte - und wird für einen Mann, der angeblich niemals lacht, zur Vorlage eines der aufwändigsten und legendärsten Schwarzweißfilme aller Zeiten: Buster Keatons "General".
1926 stürzt sich der damals 31jährige Keaton in das enorm ambitionierte Vorhaben, die 64 Jahre zurückliegenden Ereignisse in Form einer, man möchte fast schon sagen "epischen Komödie" filmisch zu rekonstruieren. Eine Herausforderungen in jeder Hinsicht, strebt der Perfektionist (man sehe sich nur seine Stunts an!) Keaton nach maximaler Authentizität. Die Dampfloks, die man auftreiben kann, werden "historisiert" und erhalten sogar ihre alten "Link-and-pin"-Kupplungen wieder. Auch die Waggons werden auf vorhandenen Fahrwerken originalgetreu aufgebaut. Als auffälligstes Requisit gilt eine Kanone auf Schienen, die als Nachbau im Film zum Einsatz kommt und mitnichten eine Erfindung des Drehbuchautors ist; sie ist ein originalgetreuer Nachbau des Schienenmörsers "Dictator". Höhepunkt des Films ist die Szene, in der eine beschädigte Brücke unter der Last einer Dampflokomotive zusammenbricht und mit dieser in einen Fluss stürzt. Keine einzige der Brückeneinsturz-Einstellungen wurde mit Modellen gedreht; alles hat so in Wirklichkeit stattgefunden.
Und dann noch Keaton selbst mit seiner unnachahmlichen Nicht-Mimik und seinen unglaublichen Stunts - ohne Stuntman, ohne Computer, alles echt. Mehr als eine Einstellung hätte für Keaton fatal enden können. Wer setzt sich bitte auf die Kuppelstange einer anfahrenden Dampflok? Das "Making of" des "Generals" hätte das Zeug zu einem eigenen, abendfüllenden Film; allein das, was dazu im Netz zu finden ist, vermag den Leser nicht weniger zu bannen als der fertige Film selbst.
Keatons Genie, das er im "General" zeigt, blieb vielen seiner Zeitgenossen verborgen. Der Film bedeutete das Ende seiner künstlerischen Unabhängigkeit. Allein der Umstand dass Keaton es gewagt hatte, das Blutvergießen des Bürgerkriegs als Hintergrund für eine Komödie zu verwenden, stieß auf Ablehnung durch Publikum wie Kritik. Vielleicht war auch einfach die Zeit noch nicht reif.
Denn als 1949 der einflussreiche Filmkritiker James Agee mit einem Artikel im Life Magazine an den "stummsten aller Stummfilmstars" erinnerte, begann eine nicht für möglich gehaltene Wiederentdeckung von Keatons Werk - mit dem "General" vorneweg. 1962, drei Jahrzehnte nachdem das Werk gefloppt war, wurde der Film in Europa wiederaufgeführt - begleitet von einer "PR-Tour" mit der GKB-680. Und auch diese Tour ist, wie hier nachzulesen, eine Geschichte für sich.
Nun überschlugen sich die Kritiken: Jetzt galt "Der General" als „einmalig und vielleicht perfekt“, gemacht von einem Buster Keaton „auf der Höhe seines Könnens“, der sich „als vollkommener Komiker und vollkommener Regisseur“ zeige.
Auf meiner ganz persönlichen Liste der zehn besten Filme aller Zeiten ist "Der General" definitiv dabei. Und ich bin absolut der Auffassung, dass dieser Film es verdient hätte, wieder einmal etwas mehr in das Licht der Öffentlichkeit getragen zu werden. Was eignete sich dafür besser als das Medium Eisenbahn? 1962 fuhr die GKB-680 Werbung für den Film, heute gibt es Werbeloks. Eine solche zu kreiieren und damit die Botschaft dieses Filmes in die Gegenwart zu transportieren, war Anspruch für die Illustration, die ich Euch heute präsentiere. Keaton starb 1966. In die Fimgeschichte ging er ein als "der Mann, der niemals lachte". Nun gut. Aber würde er noch leben, vielleicht hätte ihm ja die Verehrung, die ich seiner Person und seinem Werk durch diese Lok zum Ausdruck bringen möchte, doch einen kleinen Schmunzler der Freude entlocken können.
Retusche nach einem Originalfoto mit freundlicher Genehmigung der Fa. Roco/ Modelleisenbahn Holding GmbH
Grüße!
Christian